Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Gabi Schmidt FREIE WÄHLER vom 05.10.2017 Waschbären in Bayern Ich frage die Staatsregierung: 1.1 Wie viele Waschbären gibt es derzeit in Bayern? 1.2 Wie hat sich deren Anzahl in Bayern im Vergleich zu 1990 entwickelt? 2. Wo kommen Waschbären in Bayern vor? 3.1 Welche Probleme bereiten Waschbären in Bayern für Mensch und Natur, bitte ggf. nach Regionen? 3.2 Werden andere Tierarten durch den Waschbären bedroht ? 4.1 Entstehen wirtschaftliche Schäden durch den Waschbären ? 4.2 Falls ja, in welchen Wirtschaftszweigen (bitte auch Orte und Größenordnung angeben)? 5. Wie haben sich die Abschusszahlen bei Waschbären in Bayern in den vergangenen fünf Jahren entwickelt (bitte nach Jahren und Regionen)? 6.1 Gibt es in Bayern ein Waschbären-Management (bitte inklusive Bestandszielen, Schadensausgleich etc.)? 6.2 Falls nein, denkt die Staatsregierung über die Einführung eines Managements nach? 6.3 Falls nein, warum nicht? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Einvernehmen mit dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz vom 13.12.2017 1.1 Wie viele Waschbären gibt es derzeit in Bayern? Eine exakte Bestandesermittlung existiert für den Waschbären nicht. Einen Weiser für den Populationsstatus bilden längerfristige Zeitreihen der Zahl der jährlich erlegten Tiere. Der Waschbär hat sich demnach in den letzten Jahrzehnten in Bayern stark vermehrt. Dies zeigen die stetig steigenden Abschusszahlen (Jagdjahr 1983/1984: 45; 1990/1991: 96; 2016/2017: 1.892 erlegte Waschbären). Einzelheiten zu den Streckenzahlen des Waschbären sind im Wildtierportal Bayern (http://www.wildtierportal.bayern.de) über interaktive Karten abrufbar. 1.2 Wie hat sich deren Anzahl in Bayern im Vergleich zu 1990 entwickelt? Siehe Antwort zu Frage 1.1. 2. Wo kommen Waschbären in Bayern vor? Die Jagdstrecken der vergangenen Jahre belegen einen Schwerpunkt des Waschbärvorkommens im Regierungsbezirk Unterfranken. Grund für die hohen Vorkommen in den nordbayerischen Landkreisen ist die räumliche Nähe zum Bundesland Hessen, in dem erste Freilassungen des Waschbären bereits 1934 erfolgten. Gegenwärtig ist eine zunehmende Ausbreitung des Waschbären von Nord- in Richtung Südbayern zu beobachten (siehe auch Antwort zu Frage 5). Eine weitere Ausbreitung und Etablierung ist demnach zu erwarten. 3.1 Welche Probleme bereiten Waschbären in Bayern für Mensch und Natur, bitte ggf. nach Regionen? Der Waschbär stellt eine omnivore und ökologisch äußerst anpassungsfähige Art dar und besiedelt sowohl ländliche als auch urbane Lebensräume. Neben negativen Auswirkungen auf die heimische Tierwelt (siehe Antwort zu Frage 3.2) können ebenso Konflikte mit dem Menschen auftreten. Insbesondere Ausbreitungen des Waschbären im urbanen Bereich verlaufen nicht immer problemfrei. Innerhalb von Siedlungsbereichen können Verschmutzungen, Belästigungen bis hin zu wirtschaftlichen Schäden auftreten, z. B. durchwühlte Mülltonnen, Verkotungen, Schäden an Dachdämmungen oder das Aufsuchen von Tierfütterungen durch den Waschbären. Hinsichtlich landwirtschaftlicher Schäden können vom Waschbären grundsätzlich ähnliche Probleme wie von Schwarzwild oder Dachs ausgehen. Der Waschbär kann den ebenfalls aus Nordamerika eingeschleppten Spulwurm Baylisascaris procyonis auf Menschen übertragen. Krankheitsfälle sind in Deutschland allerdings bislang extrem selten. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de – Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 20.04.2018 Drucksache 17/19649 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/19649 3.2 Werden andere Tierarten durch den Waschbären bedroht? Der Waschbär ist ein Nahrungsgeneralist, in dessen Nahrungsspektrum sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung fällt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Prädation durch den Waschbären bedrohte Tierarten zusätzlich gefährden kann. Für diese Annahme gibt es bislang aus wissenschaftlicher Sicht keine eindeutigen Belege. 4.1 Entstehen wirtschaftliche Schäden durch den Waschbären? Siehe Antwort zu Frage 3.1. 4.2 Falls ja, in welchen Wirtschaftszweigen (bitte auch Orte und Größenordnung angeben)? Eine zentrale Statistik über wirtschaftliche Schäden existiert nicht. 5. Wie haben sich die Abschusszahlen bei Waschbären in Bayern in den vergangenen fünf Jahren entwickelt (bitte nach Jahren und Regionen)? Tabelle 1 zeigt die Entwicklung der Abschusszahlen der vergangenen fünf Jahre des Waschbären in Bayern. Dargestellt sind die Jagdjahre 2012/2013 bis 2016/2017. Tabelle 1: Abschusszahlen des Waschbären in Bayern. Jahr Bayern Regierungsbezirk Unterfranken Mittelfranken Oberfranken Oberpfalz Niederbayern Schwaben Oberbayern 2012/13 1.018 892 43 48 20 5 6 4 2013/14 932 808 16 41 28 9 17 13 2014/15 1.268 1.101 57 48 35 3 11 13 2015/16 1.646 1.445 55 73 25 12 11 25 2016/17 1.892 1.598 101 114 21 17 22 19 6.1 Gibt es in Bayern ein Waschbären-Management (bitte inklusive Bestandszielen, Schadensausgleich etc.)? Gemäß Art. 19 der VO (EU) Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten sind für weit verbreitete invasive Arten Managementmaßnahmen zu entwickeln. Der Waschbär zählt gemäß der „Unionsliste“ der Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 vom 13.07.2016 zu den invasiven Arten und ist in Deutschland weit verbreitet. Daher wurden u. a. für den Waschbären bundesweit abgestimmt die notwendigen und möglichen Managementmaßnahmen entwickelt, die sich derzeit in der öffentlichen Auslegung befinden (vgl. www.anhoerungsportal.de). 6.2 Falls nein, denkt die Staatsregierung über die Einführung eines Managements nach? Siehe Antwort zu Frage 6.1. 6.3 Falls nein, warum nicht? Siehe Antwort zu Frage 6.1.