Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Markus Rinderspacher SPD vom 03.01.2018 Stau in Bayern 2017 Ich frage die Staatsregierung: 1.1 Wie lange standen Autofahrer im Jahr 2017 auf Bay erns Autobahnen durchschnittlich im Stau (bitte Anga be in Stunden)? 1.2 Wie lange standen Autofahrer im Jahr 2017 auf Bay erns Bundesstraßen durchschnittlich im Stau (bitte An gabe in Stunden)? 1.3 Wie hoch war die verkehrsbedingt verursachte durch schnittliche Stauzeit (bitte aufgeteilt nach Autobahnen/ Bundesstraßen, verkehrsbedingten Ursachen, Pan nen/Unfälle, Baustellen/Tagesbaustellen, Grenzkon trollen etc.)? 2.1 Wie viele Staukilometer gab es auf Bayerns Autobah nen im Jahr 2017? 2.2 Wie viele Staukilometer gab es auf Bayerns Bundes straßen im Jahr 2017? 3.1 Wie hoch war die Anzahl der Staus auf bayerischen Autobahnen im Jahr 2017? 3.2 Wie hoch war die Anzahl der Staus auf bayerischen Bundesstraßen im Jahr 2017? 4.1 Wie viele Staus gab es auf bayerischen Autobahnen im Jahr 2017 durchschnittlich am Tag? 4.2 Wie viele Staus gab es auf bayerischen Bundesstra ßen im Jahr 2017 durchschnittlich am Tag? 5.1 Welche Autobahnabschnitte waren in Bayern 2017 be sonders häufig von Staus betroffen? 5.2 Welche Abschnitte von Bundesstraßen waren in Bay ern 2017 besonders häufig von Staus betroffen? 5.3 Zu welchen Zeitpunkten (Uhrzeiten, Wochentagen und Saison) war das Staurisiko mit Blick auf die Fragen 5.1 und 5.2 am größten? 6.1 Welche Hauptursachen sieht die Staatsregierung zur Stauentwicklung im Jahr 2017? 6.2 Wie hoch beziffert die Staatsregierung den volkswirt schaftlichen Schaden durch staubedingte Verzögerun gen in Bayern im Jahr 2017? 6.3 Welche Stauschwerpunkte erwartet die Staatsregie rung für 2018? 7.1 Welche Maßnahmen hat die Staatsregierung 2017 er griffen, Staus auf bayerischen Bundesfernstraßen zu vermeiden? 7.2 Welche konkreten Haushaltsmittel hat die Staatsre gierung seit 2013 zur Stauvermeidung in Bayern zur Verfügung gestellt? 7.3 Welche konkreten Haushaltsmittel wird die Staatsre gierung in den Jahren 2018 ff. zur Stauvermeidung in Bayern zur Verfügung stellen? Antwort des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr vom 10.04.2018 Vorbemerkung: Am 29.08.2017 wurde die Schriftliche Anfrage des Abge ordneten Markus Rinderspacher (SPD) vom 22.06.2017 betreffend Staus auf bayerischen Autobahnen seit 2012 (Drs. 17/18135) beantwortet. Die dort aufgeführten Stau auswertungen erfolgten für die Jahre 2012 bis 2016 sowie für die ersten vier Monate des Jahres 2017 auf Basis der bei der Polizei angesiedelten Verkehrsmeldestelle Bayern generierten TrafficMessageChannelVerkehrsmeldungen (TMCMeldungen). In der nun vorliegenden Schriftlichen Anfrage wird die Stauauswertung für das gesamte Jahr 2017 vorgelegt. Auf grund einer Softwareumstellung erfolgt die Auswertung auf der nachfolgend erläuterten veränderten Datenbasis. a) Für die nun vorgelegte Stauauswertung für das Jahr 2017 wurden ebenfalls die TMCMeldungen der Verkehrsmel destelle herangezogen. Allerdings konnte während der Softwareumstellungsphase die Verkehrsmeldestelle Bay ern seit Mai 2017 die automatisch generierten Verkehrs meldungen der Verkehrsinformationszentrale Bayern, die der Verkehrsmeldestelle als zusätzliche Information zur Generierung ihrer TMCMeldungen zur Verfügung gestellt werden, nicht verarbeiten. Insofern fällt der TMCMeldungsumfang zwischen Mai und Dezember 2017 geringer aus als in den Vorjahren. Das kann sich auf die Angaben zur Stauanzahl, Staulänge und Stau dauer sowie auf die Verteilung der Stauursachen und Stauereignisse nach Uhrzeiten, Wochentagen und Sai sons/Monaten auf den betrachteten Strecken für 2017 auswirken. Um die Stauauswertung des Jahres 2017 mit den vorangegangenen Jahren vergleichen zu können, wurde daher der Umfang von Stauanzahl, Staudauer und Staulänge für die Zeiträume Januar bis April bzw. Januar bis Dezember der Vorjahre ermittelt. Es zeigt sich, dass der Umfang von Stauanzahl, Staudauer und Staulän ge für die Monate Januar bis April eines Jahres jeweils rd. 25 Prozent des Gesamtjahres ausmachen. Auf dieser Basis wurden, ausgehend von den TMCMeldungen der Monate Januar 2017 bis April 2017, Staudauer und Stau länge für das gesamte Jahr 2017 abgeschätzt. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de–Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 20.08.2018 Drucksache 17/21673 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/21673 b) Generell liegen für Bundesstraßen keine automatisch ge nerierten TMCMeldungen zur Stauauswertung vor. 1.1 Wie lange standen Autofahrer im Jahr 2017 auf Bayerns Autobahnen durchschnittlich im Stau (bitte Angabe in Stunden)? Auf Bayerns Autobahnen wurden im Jahr 2017 rd. 16.000 Staustunden ermittelt. Es handelt sich dabei um die Summe, wie viele Stunden es auf Bayerns Autobahnen jährlich Staus gegeben hat, und nicht, wie viele Stunden die Verkehrsteilnehmer in Staus zugebracht haben. Informatio nen darüber, wie lange der einzelne Verkehrsteilnehmer in Bayern durchschnittlich von einem Stau betroffen war, lie gen nicht vor. 1.2 Wie lange standen Autofahrer im Jahr 2017 auf Bayerns Bundesstraßen durchschnittlich im Stau (bitte Angabe in Stunden)? 2.2 Wie viele Staukilometer gab es auf Bayerns Bundesstraßen im Jahr 2017? 3.2 Wie hoch war die Anzahl der Staus auf bayerischen Bundesstraßen im Jahr 2017? 4.2 Wie viele Staus gab es auf bayerischen Bundesstraßen im Jahr 2017 durchschnittlich am Tag? 5.2 Welche Abschnitte von Bundesstraßen waren in Bayern 2017 besonders häufig von Staus betroffen ? Hierzu liegen der Staatsregierung keine Informationen vor, da Staudaten von Bundesstraßen nicht erfasst werden (sie he Vorbemerkung b). 1.3 Wie hoch war die verkehrsbedingt verursachte durchschnittliche Stauzeit (bitte aufgeteilt nach Autobahnen/Bundesstraßen, verkehrsbedingten Ursachen, Pannen/Unfälle, Baustellen/Tagesbaustellen , Grenzkontrollen etc.)? In der nachfolgenden Übersicht werden die Hauptursachen für die Stauentwicklung auf Autobahnen in Bayern, basie rend auf der durchschnittlichen Stauzeit für Verkehr, Unfall, Baustelle, Pannenfahrzeuge, Hindernisse und Sonstiges, in Prozent angegeben. Staus können oft mehrere Ursachen haben, was eine eindeutige Zuordnung erschwert. Verkehrs und unfallbedingte Staus können z. B. durch Baustellen her vorgerufen werden. Tabelle zu Frage 1.3 Verkehr [%] Unfall [%] Baustelle [%] Panne [%] Hindernisse [%] Sonstiges [%] 50 33 14 2 0 1 2.1 Wie viele Staukilometer gab es auf Bayerns Autobahnen im Jahr 2017? Auf Bayerns Autobahnen wurden im Jahr 2017 rd. 78.000 Staukilometer ermittelt. 3.1 Wie hoch war die Anzahl der Staus auf bayerischen Autobahnen im Jahr 2017? Auf Bayerns Autobahnen wurden im Jahr 2017 rd. 9.000 Staus ermittelt. 4.1 Wie viele Staus gab es auf bayerischen Autobahnen im Jahr 2017 durchschnittlich am Tag? Auf Bayerns Autobahnen wurden im Durchschnitt 25 Staus pro Tag ermittelt. 5.1 Welche Autobahnabschnitte waren in Bayern 2017 besonders häufig von Staus betroffen? Folgende Autobahnabschnitte waren bayernweit in 2017 am häufigsten von Stauungen betroffen. Der Abschnitt von/ bis gibt die betreffende Fahrtrichtung an; AS bedeutet An schlussstelle, AK bedeutet Autobahnkreuz, AD bedeutet Au tobahndreieck: Autobahnabschnitt A 3 AS Weibersbrunn bis AK Biebelried A 3 AK Biebelried bis AS Hösbach A 3 AK Fürth/Erlangen bis AS Geiselwind Autobahnabschnitt A 6 AS Neuendettelsau bis AK Altdorf A 6 AK Nürnberg Süd AS Ansbach A 8 AD Inntal bis AK München Süd A 8 AK München Süd bis AD Inntal A 9 AD Holledau bis München A 99 AK München Ost bis AD MünchenAllach A 99 AD München Süd/West bis AK München Nord 5.3 Zu welchen Zeitpunkten (Uhrzeiten, Wochentagen und Saison) war das Staurisiko mit Blick auf die Fragen 5.1 und 5.2 am größten? In der nachfolgenden Tabelle sind die vom Stau am stärks ten betroffenen Streckenabschnitte dargestellt und ange geben, zu welchen Zeitpunkten (Uhrzeit, Tag, Monat) das Staurisiko am größten war. Autobahnabschnitt Uhrzeit Wochentag Monat A 3 AS Weibersbrunn bis AK Biebelried 17–19 Fr. Okt. Drucksache 17/21673 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Autobahnabschnitt Uhrzeit Wochentag Monat A 3 AK Biebelried bis AS Hösbach 7 Do. Feb.1) A 3 AK Fürth/Erlangen bis AS Geiselwind 12–14 Di. Jul. A 6 AS Neuendettelsau bis AK Altdorf 14 Fr. Apr.1) A 6 AK Nürnberg Süd bis AS Ansbach 15–16 Mo., Di. Mrz.1) A 8 AD Inntal bis AK München Süd 15 Sa., So. Jan.1) A 8 AK München Süd bis AD Inntal 10–13 Sa. Feb.1) A 9 AD Holledau bis München 7 Sa. Feb.1) A 99 AK München Ost bis AD MünchenAllach 16–18 Di., Do., Fr. Mrz.1) A 99 AD München Süd/West bis AK München Nord 7–8 Di., Do., Fr. Mrz.1) 1) Bezogen auf die Monate Januar 2017 bis April 2017 (siehe Vorbemerkung) 6.1 Welche Hauptursachen sieht die Staatsregierung zur Stauentwicklung im Jahr 2017? Hauptursache für die Stauentwicklung im Jahr 2017 ist das hohe Verkehrsaufkommen. In 33 Prozent der Fälle werden Staus durch Unfälle verursacht, in 14 Prozent der Fälle sind es Baustellen. Da Unfälle auch baustellenbedingt auf treten, ist davon auszugehen, dass der Anteil von Staus durch Baustellen höher ist. Durch die stetige Verkehrszu nahme und den begrenzten Verkehrsraum wirken sich Un fälle, Baustellen und erhöhtes Verkehrsaufkommen in den Hauptverkehrszeiten stärker auf den Verkehrsfluss aus. Ins besondere in Ballungsräumen sind die Autobahnen durch die Berufspendler hoch belastet. Unabhängig aus welchem Grund (Unfall, Baustelle, Pannenfahrzeug etc.) eine Ein schränkung der Straßenkapazität vorliegt, ist für die Entste hung eines Staus letztlich die Höhe des Verkehrsaufkom mens entscheidend. In verkehrsarmen Zeiten wirken sich kapazitätseinschränkende Ereignisse deutlich weniger auf den Verkehrsfluss aus. 6.2 Wie hoch beziffert die Staatsregierung den volkswirtschaftlichen Schaden durch staubedingte Verzögerungen in Bayern im Jahr 2017? Die volkswirtschaftlichen Kosten werden mithilfe eines Aus wertetools für Floating Car Data (FCD) in Kombination mit Verkehrsmengen aus Dauerzählstellen ermittelt. Die dafür erforderlichen Daten für 2017 liegen noch nicht vor. Die Aus wertung wird voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2018 abgeschlossen. 6.3 Welche Stauschwerpunkte erwartet die Staatsregierung für 2018? Neben den in den vergangenen Jahren schon immer hoch belasteten Autobahnabschnitten, wie z. B. dem Autobahn ring A 99 sowie den ein und ausfallenden Autobahnen in den Ballungsräumen, wird aufgrund von größeren Baumaß nahmen in folgenden Bereichen mit temporären Verkehrs behinderungen gerechnet: Autobahnabschnitt A 3 AS Aschaffenburg – AS Bessenbach/Waldaschaff (Instandsetzung) A 3 AS RegensburgUniversität – AS RegensburgOst (6streifiger Ausbau) A 9 AS Denkendorf – AS Lenting (grundhafte Erneuerung) A 73 AK NürnbergSüd – AS NürnbergHafenOst (6streifiger Ausbau) A 96 AS Germering – AS Oberpfaffenhofen (6streifiger Ausbau) 7.1 Welche Maßnahmen hat die Staatsregierung 2017 ergriffen, Staus auf bayerischen Bundesfernstraßen zu vermeiden? Zur Vermeidung von Staus müssen leistungsschwache Autobahnabschnitte verkehrsgerecht ausgebaut sowie die Verkehrsabwicklung durch intelligente Verkehrssteuerungs methoden weiter verbessert werden. Ausbaumaßnahmen zur Kapazitätserweiterung: Im Jahr 2017 wurden folgende von 4 auf 6 Fahrstreifen aus gebaute Autobahnabschnitte für den Verkehr freigegeben: A 6 AK NürnbergSüd – AK NürnbergOst A 3 AS Markheidenfeld – AS Helmstadt Verkehrstelematische Systeme: Seit Mitte 2017 ist die temporäre Seitenstreifenfreigabe auf der Autobahn A 9 von der Tank&RastAnlage Holledau bis AK Neufahrn vollständig in Betrieb genommen. In der dynamischen Verkehrsbeeinflussung werden die eingesetzten Algorithmen laufend optimiert und qualitäts gesichert, um die Schaltungen der Verkehrs und Strecken beeinflussungsanlagen noch besser an die jeweilige Ver kehrssituation anzupassen und damit den Verkehrsfluss zu verbessern. Verkehrsinformation: Als weiterer Aspekt des Verkehrsmanagements und damit auch der Stauvermeidung informiert die Staatsregierung mit dem Verkehrsinformationsportal BayernInfo stets über die aktuelle Verkehrslage, Staus, Baustellen etc. Arbeitsstellenintegrationssystem: Mit Einführung des neuen Arbeitsstellenintegrationssystem (ArbIS) werden Baumaßnahmen noch effizienter koordiniert und abgewickelt, sodass Verkehrsbehinderungen reduziert und der Verkehrsfluss weiter verbessert werden können. Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/21673 7.2 Welche konkreten Haushaltsmittel hat die Staatsregierung seit 2013 zur Stauvermeidung in Bayern zur Verfügung gestellt? Von 2013 bis einschließlich 2017 wurden insgesamt Haus haltsmittel in Höhe von 2 Mrd. Euro zur Stauvermeidung in Bayern investiert. Diese Mittel setzen sich zusammen aus Planungs und Baumitteln für Neu und Ausbaumaßnahmen auf Bundesfernstraßen zur Kapazitätserweiterung sowie für Verkehrsbeeinflussungsanlagen einschließlich temporärer Standstreifenfreigabe sowie weitere Verkehrstelematikpro jekte, wie z. B. telematisch gesteuerte LkwParkraumma nagementsysteme auf Autobahnen, Bereitstellung von inter modalen Verkehrsinformationen unter www.bayerninfo.de, Arbeitsstellenintegrationssystem, Landesverkehrsmodell Ba yern für Verkehrsuntersuchungen etc. 7.3 Welche konkreten Haushaltsmittel wird die Staatsregierung in den Jahren 2018 ff. zur Stauvermeidung in Bayern zur Verfügung stellen? Für das Jahr 2018 gilt bis zur Verkündung des Bundeshaus halts 2018 durch die neue Bundesregierung eine vorläufige Haushaltsführung nach Art. 111 Grundgesetz, wonach keine neuen Maßnahmen begonnen werden dürfen. Die tatsäch lichen Mittel für neue Maßnahmen werden daher u. a. vom weiteren Verlauf der parlamentarischen Behandlung des Bundeshaushalts abhängen.