Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Florian von Brunn SPD vom 23.04.2014 Förderung von Schneekanonen in bayerischen Skigebieten : volkswirtschaftlicher Nutzen und arbeitsmarktpolitische Bedeutung vor dem Hintergrund des Klimawandels I Die Genehmigung des Ausbaus des Skigebietes Sudelfeld mit künstlicher Beschneiung durch das Landratsamt Miesbach wirft vor dem Hintergrund des Klimawandels und einschlägiger Studien zur Schneesicherheit bayerischer Skigebiete durch OECD, IHK München und Oberbayern und zuletzt 2013 den Deutschen Alpenverein die Frage auf, ob die Förderung von künstlicher Beschneiung volkswirtschaftlich sinnvoll und klimapolitisch vertretbar ist. Daher frage ich die Staatsregierung: 1. Wie hoch war die staatliche Förderung bzw. waren die eingesetzten staatlichen Finanzmittel für künstliche Beschneiung in Skigebieten in den letzten 10 Jahren im Freistaat Bayern, ausgewiesen nach einzelnen Jahren? 2. Wie hoch war die staatliche Förderung bzw. waren die eingesetzten staatlichen Finanzmittel für nachhaltigen, also umweltverträglichen Tourismus in den letzten 10 Jahren im Freistaat Bayern, ausgewiesen nach einzelnen Jahren? 3. Welchen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung leistet der Wintertourismus derzeit a) in Bayern insgesamt? b) in den bayerischen Landkreisen, in denen kommerzi- eller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die jeweiligen Landkreise? 4. Welchen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung leistet der Tourismus insgesamt, also auch der Sommertourismus, a) in Bayern insgesamt? b) in den bayerischen Landkreisen, in denen kommerzi- eller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die einzelnen Landkreise? 5. Wie hoch ist die Arbeitslosenquote derzeit in den bayerischen Landkreisen, in denen kommerzieller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die jeweiligen Landkreise, im jährlichen Durchschnitt und saisonal in der Sommer- und Wintertourismus-Saison? 6. Wie viele Arbeitsplätze gibt es derzeit im Wintertourismus bzw. die vom Wintertourismus direkt abhängen a) in Bayern insgesamt? b) in den bayerischen Landkreisen, in denen kommerzieller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die jeweiligen Landkreise? 7. Wie viele der Arbeitsplätze im Wintertourismus sind sozialversicherungspflichtige unbefristete Arbeitsverhältnisse , wie viele befristete oder saisonale Arbeitsverhältnisse und wie viele geringfügige Arbeitsverhältnisse ? Antwort des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie vom 26.05.2014 1. Wie hoch war die staatliche Förderung bzw. waren die eingesetzten staatlichen Finanzmittel für künstliche Beschneiung in Skigebieten in den letzten 10 Jahren im Freistaat Bayern, ausgewiesen nach einzelnen Jahren? 2004: - 2005: 429 T€ 2006: 39 T€ 2007: 25 T€ 2008: 508 T€ 2009: 1.450 T€ 2010: 1.616 T€ 2011: 1.139 T€ 2012: 105 T€ 2013: 591 T€ 2. Wie hoch war die staatliche Förderung bzw. waren die eingesetzten staatlichen Finanzmittel für nachhaltigen , also umweltverträglichen, Tourismus in den letzten 10 Jahren im Freistaat Bayern, ausgewiesen nach einzelnen Jahren? Im Rahmen der Bayerischen Regionalförderprogramme werden nur anhaltend wirkungsvolle Vorhaben gefördert, die u. a. in Einklang mit den Belangen des Umweltschutzes sowie der Raumordnung und Landesplanung stehen. Insofern können diese Vorhaben durchaus als nachhaltig und umweltverträglich bezeichnet werden. Bei der Förderung von Seilbahnen und Beschneiungsanlagen zum Beispiel ist Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 18.07.2014 17/2190 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/2190 die Einbindung der zuständigen Naturschutz- und Forstbehörden sowie eine positive Umweltverträglichkeitsprüfung unabdingbare Fördervoraussetzung. In den vergangenen 10 Jahren hat der Freistaat Bayern im Rahmen der touristischen Regionalförderung folgende Fördermittel bereitgestellt: 2004 39.210 T€ 2005: 40.930 T€ 2006: 26.680 T€ 2007: 31.270 T€ 2008: 32.250 T€ 2009: 51.040 T€ 2010: 47.230 T€ 2011: 31.220 T€ 2012: 53.040 T€ 2013: 64.840 T€ 3. Welchen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung leistet der Wintertourismus derzeit a) in Bayern insgesamt? b) in den bayerischen Landkreisen, in denen kom- merzieller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die jeweiligen Landkreise? Der Wintertourismus ist eine der tragenden Säulen des Tourismus in Bayern: Rund 40 % der Übernachtungen im Freistaat finden im Winterhalbjahr statt, mit steigender Tendenz. Dabei ist Bayern im Gegensatz zu anderen Destinationen ein Ganzjahresurlaubsland: Das Leistungsangebot der Tourismusregionen ist durchgängig nicht auf eine Saison beschränkt, sondern erstreckt sich über den gesamten Jahresverlauf . Gemäß der amtlichen Übernachtungsstatistik findet in allen Landkreisen des Freistaates Bayern kommerzieller Wintertourismus statt. Kommerzieller Wintersporttourismus auf Basis von touristisch betriebenen Skianlagen wird in größerem Umfang in den Landkreisen Lindau, Oberallgäu, Ostallgäu , Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Ebersberg, Freyung-Grafenau, Regen, Straubing-Bogen, Cham, Tirschenreuth, Neustadt an der Waldnaab, Bayreuth, Hof und Rhön-Grabfeld angeboten. Aktuell erwirtschaftet der Tourismus in Bayern einen Bruttoumsatz von mehr als 31 Milliarden Euro im Jahr. Aufgrund der hohen Wertschöpfungsintensität des Wintertourismus ist davon auszugehen, dass mehr als 40 % bzw. mehr als 12 Milliarden Euro davon im Winterhalbjahr generiert werden. Eine landkreisscharfe Gliederung der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung aus dem Wintertourismus liegt der Bayerischen Staatsregierung nicht vor. 4. Welchen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung leistet der Tourismus insgesamt, also auch der Sommertourismus, a) in Bayern insgesamt? b) in den bayerischen Landkreisen, in denen kom- merzieller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die einzelnen Landkreise? Bayern ist im Sommer wie im Winter das Tourismusland Nr. 1 in Deutschland. Aufgrund seiner Wertschöpfung und der zahlreichen Verflechtungen mit anderen Wirtschaftsbranchen (z. B. Handel, Handwerk, Dienstleistungen) ist der Tourismus eine Leitökonomie und ein bedeutender Arbeits- und Wirtschaftsfaktor für den Freistaat Bayern. Aktuell erwirtschaftet der Tourismus in Bayern einen Bruttoumsatz von mehr als 31 Milliarden Euro im Jahr. Dies entspricht rund 18,5 % der touristischen Wertschöpfung Deutschlands. Eine landkreisscharfe Gliederung der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung aus dem Tourismus liegt der Bayerischen Staatsregierung nicht vor. 5. Wie hoch ist die Arbeitslosenquote derzeit in den bayerischen Landkreisen, in denen kommerzieller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die jeweiligen Landkreise, im jährlichen Durchschnitt und saisonal in der Sommer- und Wintertourismus -Saison? Zur Beantwortung der Frage wird auf Anlage 1 verwiesen, die eine Übersicht über die Arbeitslosenquote auf Landkreisebene für das Gesamtjahr 2013, die Sommersaison 2013 und die Wintersaison 2013/2014 gibt. Landkreise, in denen touristisch genutzte Skianlagen betrieben werden, sind farblich hervorgehoben. 6. Wie viele Arbeitsplätze gibt es derzeit im Wintertourismus bzw. die vom Wintertourismus direkt abhängen a) in Bayern insgesamt? b) in den bayerischen Landkreisen, in denen kom- merzieller Wintertourismus betrieben wird, ausgewiesen für die jeweiligen Landkreise? Der Tourismus sichert mehr als 560.000 Einwohnern in Bayern ein Einkommen in Höhe des landesweiten Durchschnitts . Allein im Gastgewerbe finden über 350.000 Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Die Mehrzahl der Arbeitsplätze liegt im ländlichen Raum. Aufgrund der jahreszeitlich vergleichsweise ausgewogenen Verteilung des Tourismusaufkommens ist davon auszugehen , dass die Zahl der Arbeitsplätze im Tourismus im Jahresverlauf keinen ungewöhnlichen Schwankungen ausgesetzt ist. Für Oberbayern errechnete das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München (dwif e.V.) in der Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus in Oberbayern“ einen Beschäftigungseffekt von 88.000 Personen durch den Tourismus im Winterhalbjahr, dem ein Beschäftigungseffekt von 112.000 Personen im Sommerhalbjahr gegenübersteht. Eine landkreisscharfe Gliederung der Beschäftigungseffekte aus dem Wintertourismus liegt der Bayerischen Staatsregierung nicht vor. 7. Wie viele der Arbeitsplätze im Wintertourismus sind sozialversicherungspflichtige unbefristete Arbeitsverhältnisse, wie viele befristete oder saisonale Arbeitsverhältnisse und wie viele geringfügige Arbeitsverhältnisse? Der Staatsregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. Die amtliche Erwerbstätigenstatistik gibt über diese Frage keinen Aufschluss. Drucksache 17/2190 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Anlage 1: Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – in % – Landkreis bzw. kreisfreie Stadt Mai – Okt. 2013 Jahresdurchschnitt 2013 Nov. 2013 – April 2014 Ingolstadt, Stadt 3,4 3,5 3,7 München, Landeshauptstadt 5,1 5,2 5,4 Rosenheim, Stadt 4,8 5,0 5,2 Altötting 3,3 3,6 3,7 Berchtesgadener Land 3,5 4,1 4,9 Bad Tölz-Wolfratshausen 2,8 3,0 3,1 Dachau 2,3 2,5 2,6 Ebersberg 2,3 2,4 2,6 Eichstätt 1,3 1,3 1,5 Erding 2,0 2,1 2,3 Freising 2,4 2,5 2,7 Fürstenfeldbruck 3,0 3,1 3,2 Garmisch-Partenkirchen 3,4 4,0 4,3 Landsberg am Lech 2,8 2,9 3,1 Miesbach 2,6 2,9 3,3 Mühldorf a. Inn 3,6 3,9 4,2 München 3,0 3,0 3,1 Neuburg-Schrobenhausen 2,1 2,3 2,4 Pfaffenhofen a. d. Ilm 2,0 2,1 2,2 Rosenheim 2,6 2,8 2,9 Starnberg 2,8 2,9 3,1 Traunstein 2,8 3,2 3,6 Weilheim-Schongau 2,6 2,8 3,0 Landshut, Stadt 4,7 4,8 5,0 Passau, Stadt 5,1 5,6 5,6 Straubing, Stadt 5,3 5,7 6,1 Deggendorf 2,9 3,3 3,6 Freyung-Grafenau 2,9 3,9 4,6 Kelheim 2,5 2,9 3,2 Landshut 2,4 2,6 2,9 Passau 3,0 3,8 4,3 Regen 2,7 3,8 4,6 Rottal-Inn 3,1 3,5 3,9 Straubing-Bogen 2,4 2,9 3,2 Dingolfing-Landau 2,3 2,5 2,9 Amberg, Stadt 5,8 6,1 6,0 Regensburg, Stadt 4,6 4,7 4,7 Weiden i. d. OPf., Stadt 6,8 7,0 7,1 Amberg-Sulzbach 3,0 3,2 3,4 Cham 2,7 3,5 4,1 Neumarkt i. d. OPf. 2,2 2,4 2,5 Neustadt a. d. Waldnaab 3,7 4,1 4,2 Regensburg 2,4 2,6 2,6 Schwandorf 3,1 3,5 3,6 Tirschenreuth 4,3 4,7 4,9 Bamberg, Stadt 4,9 5,1 5,2 Bayreuth, Stadt 6,0 6,3 6,5 Coburg, Stadt 5,9 6,1 6,0 Hof, Stadt 6,5 6,9 7,1 Bamberg 2,7 2,9 3,2 Bayreuth 3,3 3,7 4,0 Coburg 3,9 4,1 4,1 Forchheim 3,0 3,2 3,3 Hof 4,1 4,5 4,6 Kronach 4,0 4,4 4,7 Kulmbach 4,6 4,9 5,2 Lichtenfels 4,3 4,4 4,7 Wunsiedel im Fichtelgebirge 4,8 5,2 5,8 Ansbach, Stadt 4,7 4,9 5,3 Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/2190 Landkreis bzw. kreisfreie Stadt Mai – Okt. 2013 Jahresdurchschnitt 2013 Nov. 2013 – April 2014 Erlangen, Stadt 4,0 4,1 4,2 Fürth, Stadt 6,8 6,9 6,8 Nürnberg, Stadt 7,6 7,8 7,8 Schwabach, Stadt 4,5 4,6 4,4 Ansbach 2,8 3,0 3,4 Erlangen-Höchstadt 2,3 2,4 2,4 Fürth 3,3 3,4 3,3 Nürnberger Land 3,0 3,1 3,2 Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim 2,4 2,6 2,8 Roth 3,0 3,1 3,1 Weißenburg-Gunzenhausen 3,0 3,3 3,7 Aschaffenburg, Stadt 6,3 6,4 6,1 Schweinfurt, Stadt 6,0 6,2 6,0 Würzburg, Stadt 4,7 4,8 4,8 Aschaffenburg 3,2 3,3 3,3 Bad Kissingen 3,8 4,0 4,0 Rhön-Grabfeld 3,0 3,2 3,3 Haßberge 3,3 3,5 3,6 Kitzingen 3,0 3,2 3,4 Miltenberg 3,5 3,5 3,6 Main-Spessart 2,6 2,8 2,8 Schweinfurt 2,7 2,8 2,9 Würzburg 2,7 2,8 2,8 Augsburg, Stadt 6,3 6,4 6,5 Kaufbeuren, Stadt 5,9 6,1 6,1 Kempten (Allgäu), Stadt 4,6 4,8 4,8 Memmingen, Stadt 3,6 3,8 4,0 Aichach-Friedberg 2,4 2,6 2,8 Augsburg 2,7 2,8 2,9 Dillingen a. d. Donau 2,5 2,6 2,6 Günzburg 2,8 3,0 3,1 Neu-Ulm 3,3 3,4 3,3 Lindau (Bodensee) 2,7 3,0 3,2 Ostallgäu 2,5 2,7 2,9 Unterallgäu 2,0 2,1 2,3 Donau-Ries 2,0 2,1 2,2 Oberallgäu 2,8 3,1 3,3 Bayern 3,6 3,8 4,0 Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit, teilweise vorläufig; eigene Berechnungen StMWI