Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Bernhard Pohl FREIE WÄHLER vom 27.07.2018 Bayerisches Armeemuseum Das Bayerische Armeemuseum in Ingolstadt wird auf Grund lage eines angeblich neuen Konzepts umgestaltet. Ich frage hierzu die Staatsregierung: 1.1 Wer hat das neue Konzept erarbeitet? 1.2 Wie hat sich die Staatsregierung hierzu positioniert? 1.3 Steht dieses Konzept mit den Leitlinien der Politik der Staatsregierung zu dem besonderen Stellenwert von Heimat, Tradition und eigenen Überlieferungen im Ein klang? 2. Stehen die Königlich Bayerische Armee, die bayeri sche Geschichte und bayerische Soldaten in Frieden und Krieg nach wie vor im Zentrum des Konzepts? 3.1 Mit welchem Zeitplan sollen bauliche und sonstige Veränderungen vorgenommen werden (bitte auch Kosten nennen)? 3.2 Wer ist für die Genehmigung von Konzept und Kosten zuständig? 3.3 Welchen Einfluss hat die Staatsregierung hierauf? 4.1 Durch wen wird der Leiter des Armeemuseums beru fen? 4.2 Nach welchen Kriterien und Qualifikationen wird der Leiter des Armeemuseums berufen? 4.3 Gab es bei der Auswahl des derzeitigen Leiters Beam te des Freistaates Bayern, die sich ebenfalls auf diese Stelle beworben haben? 5. Wer übt die fachliche Dienstaufsicht über den Leiter des Armeemuseums aus? 6. Wie ist gewährleistet, dass die Grundlinien der Politik der Staatsregierung – Heimat und Tradition – auch im Armeemuseum umgesetzt werden? Antwort des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst vom 29.08.2018 Vorbemerkung: Das Bayerische Armeemuseum versteht sich als ein histo risches Museum mit dem Fokus auf der kritischen wissen schaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte der bewaffneten öffentlichen bzw. staatlichen Gewalt sowie all gemein mit dem Krieg in der Geschichte. Der Schwerpunkt liegt auf der Region des ehemaligen Königreichs Bayern, die Sammlungen reichen aber weit darüber hinaus, sodass eine Darstellung im europäischen Kontext möglich ist. Der Bogen spannt sich von der Geschichte des Alten Reiches bis in die Gegenwart. Das Museum besteht derzeit aus drei Häusern: – dem Haupthaus im Neuen Schloss Ingolstadt, in dem die Geschichte bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges thematisiert wird, – dem Museum des Ersten Weltkrieges im Reduit Tilly so wie – dem Bayerischen Polizeimuseum im Turm Triva. Von der grundlegenden Neukonzeptionierung ist die Aus stellung im Haupthaus betroffen. Die Neukonzeptionierung erfolgt in engem Zusammenhang mit dem derzeit laufenden großen Sanierungsvorhaben, dessen erster Abschnitt vor dem Abschluss steht. Das aus dem Jahr der Museumseröffnung 1972 stam mende Präsentationskonzept folgte wesentlich ästhetischen Kriterien und verzichtete weitgehend auf eine historische Einordnung und didaktische Aufbereitung. Gerade die Zeit des Königreichs Bayern fand hier nur eine sehr vorläufige Darstellung. Die Neukonzeption folgt einerseits modernen wissenschaftlichen Fragestellungen und rückt andererseits die Sammlungsobjekte in ihrer individuellen Bedeutung und Geschichte in den Fokus. Neben die Erzählung und Vermitt lung der Geschichte tritt die Frage, wie und warum die jewei ligen Objekte in Bayern gesammelt wurden. 1.1 Wer hat das neue Konzept erarbeitet? Die Erarbeitung der Grundlinien des Konzepts ist wesentlich Aufgabe des Museumsleiters, die Ausarbeitung im Einzel nen obliegt den zuständigen Kuratoren. Es wurde zudem ein international besetzter wissenschaftlicher Beirat benannt. Ferner fanden mehrere Workshops mit dem Museumspä d agogischen Zentrum München statt, um der Didaktik den gebührenden Stellenwert zu geben. Die Konzeption erfolgt in mehreren Schritten. Sie ist also noch keineswegs abge schlossen, da sie verbunden ist mit einer Neuerforschung der Sammlungsgeschichte. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www . bayern . landtag . de – Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www . bayern . landtag . de – Aktuelles / Sitzungen / Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 19.11.2018 Drucksache 17/23668 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/23668 1.2 Wie hat sich die Staatsregierung hierzu positio niert? Die Staatsregierung unterstützt die Neukonzeptionierung durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln. Auch durch die Bayerische Landesausstellung 2015 „Bayern und Napo leon“, die in den Räumen des Neuen Schlosses stattfand, wurde die Neukonzeptionierung befördert. 1.3 Steht dieses Konzept mit den Leitlinien der Politik der Staatsregierung zu dem besonderen Stellen wert von Heimat, Tradition und eigenen Überliefe rungen im Einklang? Für die Staatsregierung sind keine Anhaltspunkte ersichtlich, die darauf schließen lassen, dass die Neukonzeptionierung nicht den hohen Stellenwert der Pflege von Heimat, Tradi tion und eigenen Überlieferungen berücksichtigt. 2. Stehen die Königlich Bayerische Armee, die baye rische Geschichte und bayerische Soldaten in Frieden und Krieg nach wie vor im Zentrum des Konzepts? Die Königlich Bayerische Armee bestand von 1806 bis 1919. Das Armeemuseum beherbergt auch bedeutende Samm lungen aus früherer sowie späterer Zeit. Neben den Soldaten in Krieg und Frieden spielt in einem modernen historischen Museum auch deren Einbettung in die jeweilige Gesellschaft eine zentrale Rolle. Darüber hi n aus finden vor allem auch die Opfer kriegerischer (oder auch polizeilicher) Handlungen eingehende Würdigung. Die Landesgeschichte Bayerns ist in ihrer historisch ge wachsenen Heterogenität und Komplexität im europäischen Kontext vorrangiges Thema. Vorarbeiten bilden die Son derausstellungen „Bayern und Napoleon“ (2015) und „Der Deutsche Krieg. Bayern 1866“ (2016 bis 2019). In die glei che Richtung wird die Ausstellung „Friedensbeginn? Bayern 1918–1923“ (ab November 2018) weisen. 3.1 Mit welchem Zeitplan sollen bauliche und sonstige Veränderungen vorgenommen werden (bitte auch Kosten nennen)? Im September 2018 kann der Abschluss des ersten von drei großen Bauabschnitten gefeiert werden. Der zweite Abschnitt ist in Angriff genommen. Der erste Bereich der erneuerten ständigen Ausstellung im Neuen Schloss (das Museum des Ersten Weltkriegs und das Bayerische Poli zeimuseum sind davon unberührt) wird 2019 eröffnen und ein knappes Drittel des insgesamt Geplanten umfassen. Aufgrund der intensiven begleitenden Arbeit an den Samm lungen versteht sich das Gesamtprojekt ausdrücklich als fortlaufender Prozess. 3.2 Wer ist für die Genehmigung von Konzept und Kosten zuständig? Die Kosten fallen im Haushalt des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst an, das Konzept wird mit dem wis senschaftlichen Beirat sowie dem Staatsministerium abge stimmt. 3.3 Welchen Einfluss hat die Staatsregierung hierauf? Die Neukonzeptionierung gehört zu den genuinen Aufgaben der Museumsleitung vor Ort. Die Staatsregierung nimmt da rauf grundsätzlich keinen Einfluss. 4.1 Durch wen wird der Leiter des Armeemuseums be rufen? Der Leiter des Armeemuseums wird durch das Staatsminis terium für Wissenschaft und Kunst berufen. 4.2 Nach welchen Kriterien und Qualifikationen wird der Leiter des Armeemuseums berufen? Ausschlaggebend für die Berufung ist allein die durch ent sprechende Universitätsabschlüsse, wissenschaftliche Ar beit und Berufserfahrung erworbene wissenschaftliche und museumsfachliche Qualifikation. 4.3 Gab es bei der Auswahl des derzeitigen Leiters Beamte des Freistaates Bayern, die sich ebenfalls auf diese Stelle beworben haben? Aus persönlichkeits und datenschutzrechtlichen Gründen kann das Personaltableau, aus dem der Leiter des Ar meemuseums ausgewählt wurde, nicht mitgeteilt werden. 5. Wer übt die fachliche Dienstaufsicht über den Lei ter des Armeemuseums aus? Der Leiter des Armeemuseums untersteht – wie alle Leite rinnen und Leiter der staatlichen Museen des Freistaates Bayern – unmittelbar dem Staatsministerium für Wissen schaft und Kunst. 6. Wie ist gewährleistet, dass die Grundlinien der Po litik der Staatsregierung – Heimat und Tradition – auch im Armeemuseum umgesetzt werden? Über die inhaltliche Ausgestaltung der museumsfachlichen Arbeit entscheidet ausschließlich der Museumsleiter. Die Staatsregierung nimmt hierauf grundsätzlich keinen Einfluss.