Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Markus Ganserer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 20.05.2014 Ausbildung Forstwirt in Bayern Der Wald braucht, unabhängig seiner Besitzform, qualifizierte Fachkräfte, denn die Qualität des Waldbaus und der Holzernte wird maßgeblich durch die Arbeit des Forstwirts vor Ort bestimmt. Es sollte daher im Interesse der Forst- und Holzwirtschaft sein, die Holzernte durch ausreichend qualifiziertes Personal durchzuführen und durch guten Nachwuchs die Arbeitsqualität zu halten. Einem Bericht des Qualifizierungsfonds für Forstwirtschaft e.V. vom April 2014 zur Folge werden in Bayern, gemessen an der Waldfläche und im Vergleich mit den anderen Bundesländern, die wenigsten Forstwirte ausgebildet. Ich frage die Staatsregierung: 1. a) Wie lässt sich erklären, dass Bayern im bundesweiten Vergleich mit den anderen Bundesländern bei der Waldflächenquote (Größe der Waldfläche in Bezug zur Zahl der Auszubildenden) den mit Abstand letzten Platz belegt? b) Ist aufgrund der derzeitigen Ausbildungsquote der zukünftige Bedarf an qualifizierten Forstwirten in Bayern gesichert? 2. a) Wie viele Menschen üben in Bayern derzeit den Beruf als Forstwirt/Waldarbeiter in Bayern aus? Angaben bitte für Staatswald, Privatwald, Körperschaftswald und Forstunternehmer getrennt. b) Wie wird sich die Anzahl der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren entwickeln? c) Wie viele Forstwirte müssten in den nächsten Jahren ausgebildet werden, um den Bedarf an qualifiziertem Personal zu decken? 3. a) Wie viele Auszubildende kamen in den letzten fünf Jahren aus dem Privatwald? b) Wird die Ausbildungsleistung von privaten Waldbesitzern als ausreichend angesehen? c) Gibt es Bestrebungen, die privaten Waldbesitzer dahingehend zu motivieren, dass diese ihre Ausbildungsleistung steigern? 4. a) Wie viele Forstwirte wurden in den letzten Jahren von forstlichen Unternehmern ausgebildet? b) Wird die Meinung des Qualifizierungsfonds Forstwirtschaft geteilt, der die Ausbildungsleistung der forstlichen Unternehmer als unzureichend einstuft? c) Gibt es Bestrebungen, die forstlichen Unternehmer dahingehend zu motivieren, dass diese ihre Ausbildungsleistung steigern? 5. a) Wie hoch ist der jährliche Eigenbedarf der Bayerischen Staatsforsten an neu ausgebildeten Waldarbeitern in den nächsten 10 Jahren? b) Wie viele Forstwirte werden die Bayerischen Staatsforsten in den nächsten Jahren ausbilden? c) Sind die Bayerischen Staatsforsten bereit, die Ausbildungsleistung in den nächsten Jahren zu erhöhen? 6. a) Wie wird die Attraktivität des Berufs Forstwirt bei der Berufswahl unter den Jugendlichen gesehen? b) Wie hat sich die Anzahl der Bewerbungen im Verhältnis zu den angebotenen Ausbildungsplätzen bei den Bayerischen Staatsforsten in den letzten 10 Jahren entwickelt? c) Sind für eine aktive Nachwuchswerbung für den Beruf als Forstwirt übergeordnete Aktionen mit der gesamten Branche und den Vertretern der Waldbesitzarten geplant? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 03.07.2014 1. a) Wie lässt sich erklären, dass Bayern im bundesweiten Vergleich mit den anderen Bundesländern bei der Waldflächenquote (Größe der Waldfläche in Bezug zur Zahl der Auszubildenden) den mit Abstand letzten Platz belegt? Der Bayerischen Staatsregierung ist es ein großes Anliegen , dass auf ganzer Fläche gut qualifiziertes Personal für die Bewirtschaftung der Wälder zur Verfügung steht. Wir setzen uns stetig dafür ein, weitere Ausbildungsmöglichkeiten im Beruf Forstwirt zu schaffen. Angebot und Nachfrage an forstlichen Fachkräften stehen erfreulicherweise zurzeit in einem ausgewogenen Verhältnis. Die Zahl der Auszubildenden bemisst sich neben der Zahl der Interessenten für die Ausbildung auch an der Zahl geeigneter Ausbildungsbetriebe mit ausreichender Flächen- und Personalausstattung. So muss vor allem gewährleistet sein, dass die Auszubildenden kontinuierlich von Fachpersonal angeleitet werden können. Zudem müssen geeignete Betriebsstätten (z. B. Werkstatt und Regenarbeitsplatz) und Waldflächen vorhanden sein. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 08.08.2014 17/2560 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/2560 In Bayern scheiden aufgrund dieser Anforderungen ca. 30 % der Kommunalwaldfläche mit gut 85.000 Hektar Wald und mindestens 85 % der Privatwaldfläche (Kleinprivatwald) mit ca. 1,18 Millionen Hektar Wald für eine Ausbildung aus. Damit stehen für die Ausbildung effektiv nur ca. 50 % der gesamten Waldfläche zur Verfügung. In der Waldflächenquote wird für Bayern außerdem nicht die Anzahl der Forstwirte berücksichtigt, die nach einer Mindestzeit im Beruf (nach § 45 Abs. 2 des Berufsbildungsgesetzes ) die Abschlussprüfung ablegen. In anderen Bundesländern spielt dieser Weg zum Berufsabschluss praktisch keine Rolle. In Bayern aber haben sich in den letzten fünf Jahren zu den 292 erfolgreichen Prüfungsteilnehmern nach regulärer Ausbildung 34 Prüfungsteilnehmer als sogenannte Seiteneinsteiger zum Forstwirt qualifiziert. Die Zahl der Berufsabschlüsse liegt im Durchschnitt 12 % über der Zahl der Ausbildungsverhältnisse. Da für Bayern wichtige Faktoren gar nicht bzw. entscheidende Kenngrößen nur fehlerhaft in die sogenannte Waldflächenquote eingehen, besitzt sie nur eine sehr eingeschränkte Aussagekraft. b) Ist aufgrund der derzeitigen Ausbildungsquote der zukünftige Bedarf an qualifizierten Forstwirten in Bayern gesichert? Der zukünftige Bedarf an Forstwirten lässt sich nicht zuverlässig ermitteln. Einerseits werden insbesondere in großen Forstbetrieben nach wie vor Stellen abgebaut, andererseits ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt insgesamt in den letzten Jahren positiv. Forstwirte sind gefragt und bekommen in Bayern nach der Ausbildung in der Regel zeitnah eine Arbeitsstelle in ihrem Beruf. Offene Stellen können regelmäßig auch besetzt werden, da Bedarf und Angebot an gut ausgebildeten Forstwirten im Einklang stehen. Um eine ggfs. steigende Nachfrage nach qualifizierten Forstwirten bedienen zu können, fördert die Bayerische Waldbauernschule als zuständige Stelle nach Berufsbildungsgesetz aktiv die Anerkennung weiterer Ausbildungsbetriebe und schafft dadurch weitere Ausbildungsstellen. Bayern ist das einzige Bundesland, das seit dem Jahr 2000 – im Gegensatz zum rückläufigen Trend in den anderen Bundesländern – einen kontinuierlichen Zuwachs an Ausbildungsverhältnissen verzeichnet. Für 2014 wird die Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverhältnisse nach derzeitigem Stand bei über 70 liegen. 2. a) Wie viele Menschen üben in Bayern derzeit den Beruf als Forstwirt/Waldarbeiter in Bayern aus? Angaben bitte für Staatswald, Privatwald, Körperschaftswald und Forstunternehmer getrennt. Zum 30. April 2014 waren bei den Bayerischen Staatsforsten 1.493 Personen als Waldarbeiter und Waldarbeiterinnen beschäftigt. Für Privat- und Körperschaftswald sowie für Forstunternehmen liegen uns keine Zahlen vor. b) Wie wird sich die Anzahl der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren entwickeln? Nach Angabe der Bayerischen Staatsforsten wird die Anzahl der Arbeitsplätze für Waldarbeiter trotz eines soliden Einstellungskorridors in den nächsten Jahren aufgrund der zahlreichen altersbedingten Abgänge kontinuierlich zurückgehen . Die von Vorstand und Gesamtpersonalvertretung geschlossene „Soziale Abrede II“ sieht einen Abbau von 2012 bis 2021 von 300 Stellen vor. Für Privat- und Körperschaftswald sowie für Forstunternehmen liegen uns keine Zahlen vor. c) Wie viele Forstwirte müssten in den nächsten Jahren ausgebildet werden, um den Bedarf an qualifiziertem Personal zu decken? Nachdem der Bedarf sich nicht quantifizieren lässt, gibt es auch keine Zielgröße für die Anzahl an Ausbildungsverhältnissen . Die Bayerische Waldbauernschule reagiert aber auf konkreten Fachkräftebedarf. Sie versucht erfolgreich, Betriebe mit Personalbedarf zur Ausbildung von Forstwirten zu motivieren. Wie bereits in Frage 1 b dargestellt, deckt das derzeitige Ausbildungsangebot den Bedarf aber vollkommen ab. 3. a) Wie viele Auszubildende kamen in den letzten fünf Jahren aus dem Privatwald? Die Anzahl der Berufsabschlüsse nach Ausbildung im Privatwald lag zwischen 2009 und 2013 bei 43. b) Wird die Ausbildungsleistung von privaten Waldbesitzern als ausreichend angesehen? Die Ausbildung setzt geeignete Rahmenbedingungen voraus (s. Antwort zu Frage 1 a). Viele Betriebe können daher gar nicht ausbilden. c) Gibt es Bestrebungen, die privaten Waldbesitzer dahingehend zu motivieren, dass diese ihre Ausbildungsleistung steigern? Unabhängig von der Waldbesitzart arbeitet die Bayerische Waldbauernschule kontinuierlich daran, die Zahl der anerkannten Ausbildungsbetriebe und der Ausbildungsstellen zu erhöhen. Auch im Privatwald konnte sie in den letzten Jahren einige neue Ausbildungsbetriebe anerkennen. 4. a) Wie viele Forstwirte wurden in den letzten Jahren von forstlichen Unternehmern ausgebildet? Die Anzahl der Berufsabschlüsse nach Ausbildung bei Forstunternehmern lag zwischen 2009 und 2013 bei 21. b) Wird die Meinung des Qualifizierungsfonds Forstwirtschaft geteilt, der die Ausbildungsleistung der forstlichen Unternehmer als unzureichend einstuft ? Die Lage stellt sich ähnlich dar wie im Privatwald (s. Antwort zu Frage 3 b). Auch bei vielen Unternehmern liegen die Rahmenbedingungen für die Ausbildung nicht vor. Trotzdem ist eine steigende Anzahl ausbildender Forstunternehmen festzustellen. c) Gibt es Bestrebungen, die forstlichen Unternehmer dahingehend zu motivieren, dass diese ihre Ausbildungsleistung steigern? Siehe Antworten zu den Fragen 3 c und 4 b. 5. a) Wie hoch ist der jährliche Eigenbedarf der Bayerischen Staatsforsten an neu ausgebildeten Waldarbeitern in den nächsten 10 Jahren? Nach Auskunft der Bayerischen Staatsforsten ist entsprechend der von Vorstand und Gesamtpersonalvertretung geschlossenen „Sozialen Abrede II“ geplant, bis 2021 durch- Drucksache 17/2560 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 schnittlich 15 Auszubildende nach der Abschlussprüfung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zu übernehmen. b) Wie viele Forstwirte werden die Bayerischen Staatsforsten in den nächsten Jahren ausbilden? Die Bayerischen Staatsforsten werden jährlich ca. 35 Ausbildungsplätze in ganz Bayern zur Verfügung stellen. c) Sind die Bayerischen Staatsforsten bereit, die Ausbildungsleistung in den nächsten Jahren zu erhöhen? Die Bayerischen Staatsforsten bilden bereits heute deutlich über den eigenen Bedarf hinaus aus (s. Antworten zu den Fragen 5 a und 5 b). Eine Erhöhung ist nicht geplant. 6. a) Wie wird die Attraktivität des Berufs Forstwirt bei der Berufswahl unter den Jugendlichen gesehen? Nach Erfahrungen der Bayerischen Waldbauernschule wie auch der Bayerischen Staatsforsten ist der Beruf Forstwirt vor allem für männliche Jugendliche aus ländlichen und vom Wald geprägten Regionen attraktiv. Vergleichsweise wenig Interesse an einer Ausbildung zum Forstwirt zeigen Jugendliche aus Ballungsräumen. b) Wie hat sich die Anzahl der Bewerbungen im Verhältnis zu den angebotenen Ausbildungsplätzen bei den Bayerischen Staatsforsten in den letzten 10 Jahren entwickelt? Die Einstellungsverfahren für die Auszubildenden führen die Forstbetriebe eigenverantwortlich durch. Eine zentrale Statistik erfasst nur die abgeschlossenen Ausbildungsverträge . Eine Aussage zur Bewerbersituation auf die Ausbildungsplätze der Bayerischen Staatsforsten ist daher nicht möglich. c) Sind für eine aktive Nachwuchswerbung für den Beruf als Forstwirt übergeordnete Aktionen mit der gesamten Branche und den Vertretern der Waldbesitzarten geplant? Die Bayerische Waldbauernschule ist regelmäßig auf überregionalen Veranstaltungen wie z. B. der Berufsbildungsmesse präsent und informiert bzw. wirbt für den Beruf Forstwirt. Werbeaktionen mit der gesamten Branche und Vertretern der Waldbesitzarten sind bislang nicht geplant, da aktuell der Bedarf in qualitativer und quantitativer Hinsicht abgedeckt wird. Die Waldbauernschule strebt jedoch eine noch engere Zusammenarbeit mit Vertretern des Privat- und Körperschaftswaldes und der forstlichen Unternehmen an.