Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Gisela Sengl BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 13.05.2014 Landwirtschaft und Gartenbau in bayerischen Justiz­ vollzugsanstalten Viele bayerische Justizvollzugsanstalten bieten auch landwirtschaftlich oder gärtnerisch erzeugte Produkte an. Da die Staatsregierung plant, den Anteil der ökologischen Landwirtschaft zu verdoppeln, ergäbe sich hier im direkten staatlichen Zugriff die Möglichkeit, mit gutem Beispiel voranzugehen . Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie viel Hektar Fläche werden von jeweils welcher bayerischen Justizvollzugsanstalt a) landwirtschaftlich, b) forstwirtschaftlich, c) gärtnerisch bewirtschaftet? 2. Wie teilt sich die landwirtschaftliche Bewirtschaftung jeweils auf (Milcherzeugung, Ackerbau, sost. Futterbau , Veredelung, Dauerkulturen, Verbundbetrieb)? 3. Wie teilt sich die gärtnerische Bewirtschaftung jeweils auf die verschiedenen Bereiche (Zierpflanzen, Obst, Gemüse, Landschaftsbau, nachwachsende Rohstoffe, etc.) auf? 4. Wie viele Flächen sind davon jeweils ökologisch bewirtschaftet ? 5. Bestehen konkrete Planungen, die ökologisch bewirtschafteten Flächen zu erweitern, wenn ja, für welche Justizvollzugsanstalten? 6. Wie viele Fördermittel aus den EU-Agrarzahlungen haben die einzelnen Justizvollzugsanstalten in den letzten drei Jahren jeweils a) an Direktzahlungen, b) an Agrar-Umweltmaßnahmen, c) an Agrarinvestitionsförderung erhalten? 7. Wird aus dem eigenen Anbau die jeweilige Justizvollzugsanstalt versorgt oder wird alles verkauft? 8. Welche Einnahmen wurden aus den Bereichen Landwirtschaft und Gartenbau für die jeweiligen Justizvollzugsanstalten in den letzten drei Jahren erzielt? Antwort des Staatsministeriums der Justiz vom 16.07.2014 1. Wie viel Hektar Fläche werden von jeweils welcher bayerischen Justizvollzugsanstalt a) landwirtschaftlich, b) forstwirtschaftlich, c) gärtnerisch bewirtschaftet? Von den bayerischen Justizvollzugsanstalten werden Flächen wie folgt bewirtschaftet: Justizvollzugsanstalt Bewirtschaftung von Flächen der Landwirtschaft ha Forstwirtschaft ha Gärtnerei ha Aichach – – 2 Amberg – – 1 St. GeorgenBayreuth 98 – 4 Bernau 229 5 5 Ebrach 105 – 1 Kaisheim 85 – 5 Landsberg a. Lech a) Gut Spötting 81 – – b) Rothenfeld 69 23 – Laufen-Lebenau 42 2 – München – – – Niederschönenfeld 103 – – Nürnberg 61 1 1 Straubing 61 – 3 Der Landwirtschaftsbetrieb der Justizvollzugsanstalt Niederschönenfeld wird zum Ende des Jahres aufgelöst. Aufgrund der Errichtung eines Sitzungssaalgebäudes auf dem bisher von der Gärtnerei der Justizvollzugsanstalt München genutzten Gelände können seit dem letzten Jahr keine Flächen mehr gärtnerisch bewirtschaftet werden. 2. Wie teilt sich die landwirtschaftliche Bewirtschaf­ tung jeweils auf (Micherzeugung, Ackerbau, sost. Futterbau, Veredelung, Dauerkulturen, Verbundbe­ trieb)? Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung teilt sich wie folgt auf: Justizvollzugsanstalt Aufteilung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung Milch­ erzeu­ gung ha Acker­ bau ha Son­ stiger Futter­ bau ha Vere­ delung ha Dau­ erkul­ turen ha Ver­ bund­ betrieb ha St. GeorgenBayreuth 81 – – 17 – – Bernau – 67 – 162 – – Ebrach – 47 – 55 3 – Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 29.08.2014 17/2813 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/2813 Justizvollzugsanstalt Aufteilung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung Milch­ erzeu­ gung ha Acker­ bau ha Son­ stiger Futter­ bau ha Vere­ delung ha Dau­ erkul­ turen ha Ver­ bund­ betrieb ha Kaisheim – 13 72 – – – Landsberg a. Lech a) Gut Spötting – 79 2 – – – b) Rothenfeld – 9 60 – – – Laufen-Lebenau – 22 10 9 1 – Niederschönenfeld – 103 – – – – Nürnberg – 52 9 – – – Straubing – 57 – – 4 – 3. Wie teilt sich die gärtnerische Bewirtschaftung jeweils auf die verschiedenen Bereiche (Zierpflan­ zen, Obst, Gemüse, Landschaftsbau, nachwach­ sende Rohstoffe, etc.) auf? Die gärtnerische Bewirtschaftung teilt sich wie folgt auf: Justizvollzugsanstalt Aufteilung der gärtnerischen Bewirtschaftung Zier­ pflanzen ha Obst ha Gemüse ha Land­ schaftsbau ha Nach­ wachsende Rohstoffe ha Aichach 1 – 1 – – Amberg – – 1 – – St. GeorgenBayreuth – 1 3 – – Bernau 1 – 4 – – Ebrach – – 1 – – Kaisheim 1 – 4 – – München – – – – – Nürnberg – – 1 – – Straubing – 1 2 – – 4. Wie viele Flächen sind davon jeweils ökologisch bewirtschaftet? Ökologisch werden folgende Flächen bewirtschaftet: Justizvollzugsanstalt Ökologisch bewirtschaftete Flächen Landwirtschaft ha Forstwirtschaft ha Gärtnerei ha Aichach – – – Amberg – – 1 St. Georgen-Bayreuth – – – Bernau – – – Ebrach – – – Kaisheim 75 – 5 Landsberg a. Lech a) Gut Spötting 81 – – b) Rothenfeld 69 – – Laufen-Lebenau 42 2 – München – – – Niederschönenfeld – – – Nürnberg – – – Straubing – – – 5. Bestehen konkrete Planungen, die ökologisch be­ wirtschafteten Flächen zu erweitern, wenn ja, für welche Justizvollzugsanstalten? In den Landwirtschaftsbetrieben und Gärtnereien, die nicht komplett auf eine ökologische Bewirtschaftung umgestellt sind, werden bisher schon die Erzeugnisse möglichst naturschonend hergestellt. In den Gärtnereien der Justizvollzugsanstalten werden z. B. zur Schädlingsbekämpfung Nützlinge eingesetzt, die Unkrautbekämpfung erfolgt mechanisch durch Gefangenenarbeitskräfte . Zur Düngung wird bevorzugt organischer Dünger (Kompost, Mist) verwendet. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen werden seit jeher extensiv bewirtschaftet. Teilweise wird auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger verzichtet. Hinzu kommen Maßnahmen, um eine naturnahe, abwechslungs - und artenreiche Landschaft zu schaffen und zu erhalten (z. B. Anlage von Schutzstreifen entlang von Gewässern und Waldrändern, Anpflanzung von Hecken, Anlage von Blühstreifen an Ackerrändern als Bienenweide, Anlage von Streuobstwiesen). Derzeit prüft konkret die Justizvollzugsanstalt Ebrach im Benehmen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bamberg eine mögliche Umstellung des Landwirtschaftsbetriebs auf den ökologischen Landbau. Bevor weitere Landwirtschaftsbetriebe komplett umgestellt werden , werden das Ergebnis der Prüfung und die für eine Umstellung zu ergreifenden Maßnahmen abgewartet. 6. Wie viele Fördermittel aus den EU­Agrarzahlungen haben die einzelnen Justizvollzugsanstalten in den letzten drei Jahren jeweils a) an Direktzahlungen, b) an Agrar­Umweltmaßnahmen, c) an Agrarinvestitionsförderung erhalten? An Direktzahlungen wurden geleistet: Justizvollzugsanstalt Direktzahlungen 2011 € 2012 € 2013 € Aichach 572 508 514 Amberg 37.316 36.941 397 St. Georgen-Bayreuth 35.558 34.764 34.215 Bernau 41.712 40.364 69.651 Ebrach 32.525 30.071 35.412 Kaisheim 11.003 12.109 19.260 Landsberg a. Lech a) Gut Spötting 21.005 22.788 26.289 b) Rothenfeld 15.846 18.346 20.656 Laufen–Lebenau 33.032 27.651 16.189 München 109 117 – Niederschönenfeld 33.978 33.242 32.913 Nürnberg 13.154 16.332 16.710 Straubing 19.801 20.040 19.685 Der Landwirtschaftsbetrieb der Justizvollzugsanstalt Amberg wurde im Jahr 2012 aufgelöst. Die Gärtnerei der Jus tizvollzugsanstalt München erhält seit dem Jahr 2013 keine Fördermittel mehr, weil wegen der Errichtung eines Sitzungssaalgebäudes keine Flächen mehr bewirtschaftet werden. Sonstige EU-Fördermittel wurden an die Justizvollzugsanstalten nicht ausbezahlt. 7. Wird aus dem eigenen Anbau die jeweilige Justiz­ vollzugsanstalt versorgt oder wird alles verkauft? Nach den einschlägigen Vorschriften ist der Bedarf der Justizvollzugsanstalten möglichst durch Gefangenenarbeit zu decken. Bei der Verpflegung der Gefangenen sind grund- Drucksache 17/2813 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 sätzlich die von den Betrieben der Arbeitsverwaltungen der Justizvollzugsanstalten produzierten Lebensmittel zu beziehen . Die Landwirtschaftsbetriebe und Gärtnereien beliefern die Anstalten in unterschiedlichem Umfang u. a. mit Fleisch, Gemüse, Eiern, Kartoffeln, Obst und Milch. Weizen und Roggen werden vermahlen und in den anstaltseigenen Bäckereien zu Brot für die Gefangenenverpflegung verarbeitet (z. B. wurden im Jahr 2013 insgesamt 110 t Weizen und Roggen, die vom Landwirtschaftsbetrieb der Justizvollzugsanstalt Straubing erzeugt wurden, vermahlen und das Mehl an die Anstaltsbäckerei für die Brotherstellung geliefert. Auf diese Weise wurde der gesamte Bedarf der Bäckerei an Mehl gedeckt). 8. Welche Einnahmen wurden aus den Bereichen Landwirtschaft und Gartenbau für die jeweiligen Justizvollzugsanstalten in den letzten drei Jahren erzielt? In den letzten drei Jahren haben die Landwirtschaftsbetriebe Einnahmen wie folgt erzielt: Justizvollzugsanstalt Einnahmen Landwirtschaft 2011 € 2012 € 2013 € Amberg 185.584 396.560 – St. Georgen-Bayreuth 261.261 284.792 298.992 Bernau 422.000 550.900 458.031 Ebrach 207.718 193.753 214.057 Kaisheim 89.077 88.909 90.124 Landsberg a. Lech a) Gut Spötting 106.784 118.075 87.847 b) Rothenfeld 205.218 217.277 226.340 Laufen-Lebenau 140.010 184.586 132.320 Niederschönenfeld 101.362 260.873 80.041 Nürnberg 223.000 234.544 253.158 Straubing 146.287 198.482 158.476 In den letzten drei Jahren haben die Gärtnereien Einnahmen wie folgt erzielt. Justizvollzugsanstalt Einnahmen Gärtnereien 2011 € 2012 € 2013 € Aichach 101.268 100.625 89.183 Amberg 35.035 38.879 37.095 St. Georgen-Bayreuth 226.469 217.946 227.338 Bernau 93.494 88.594 88.316 Ebrach 82.971 97.649 85.125 Kaisheim 162.700 174.169 180.580 München 3.604 3.425 – Nürnberg 178.293 181.012 192.560 Straubing 55.881 60.128 55.544 In den Einnahmen der Gärtnereien sind auch Einnahmen aus anderen Bereichen als dem Gartenbau enthalten. Z. B. werden von den Gärtnereien auch Blumengebinde und Trauergestecke gefertigt. In einer Gärtnerei werden auch Einnahmen aus dem Verkauf von Honig erzielt. Von der Erhebung der Höhe entsprechender Einnahmen wurde wegen des damit verbundenen erheblichen Verwaltungsaufwands abgesehen. Die Erträge aus der Lieferung von Produkten der Landwirtschaftsbetriebe und Gärtnereien für die Gefangenenverpflegung sind ebenfalls in den Einnahmen enthalten.