Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Thorsten Glauber FREIE WÄHLER vom 23.06.2014 Mobile Reserven Für die bayerischen Grund-, Haupt- und Mittelschulen gibt es sog. Mobile Reserven, die wegen Krankheit oder sonstigen Gründen ausfallende Lehrkräfte vertreten. Oft ist es jedoch so, dass diese Mobilen Reserven bereits zum jeweiligen Schuljahresbeginn fest für Vertretungen eingeplant werden (müssen) und dann in Notfällen nicht zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund frage ich die Staatsregierung: 1. Wie viele Mobile Reserven sind derzeit im Einsatz (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? 2. Wie ist der Altersdurchschnitt aller Mobilen Reserven in den jeweiligen Regierungsbezirken? 3. Wie ist der Altersdurchschnitt der Lehrkräfte in den o. g. Schulen in den jeweiligen Regierungsbezirken? 4. Wie viele Lehrkräfte der Mobilen Reserve sind dauerhaft (bis zum Ende des Schuljahrs 2013/14 bzw. voraussichtlich auch für das Schuljahr 2014/15) im Einsatz (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? 5. Wie viele Vertretungen sind derzeit wegen fehlender Mo- biler Reserven nicht möglich (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? 6. Wie viele Mobile Reserven wird es im Schuljahr 2014/15 geben (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? 7. Werden die Altersstrukturen in den Regierungsbezirken und Schwangerschaften und (längerfristige) Erkrankungen bei den Berechnungen des Vertretungsbedarfs berücksichtigt ? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 27.08.2014 1. Wie viele Mobile Reserven sind derzeit im Einsatz (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? Im Einsatz war am Erhebungsstichtag 30.06.2014 die folgende Anzahl an Mobilen Reserven (in „Köpfen“): OBB NDB OPF OFR MFR UFR SCHW Gesamt 925 306 279 199 383 181 441 2714 2. Wie ist der Altersdurchschnitt aller Mobilen Reserven in den jeweiligen Regierungsbezirken? Mobile Reserven sind in der Regel Lehrkräfte, die nach einigen Jahren Unterrichtserfahrung zwei Jahre ohne feste Klassenführung als Vertretung zur Verfügung stehen. Darüber hinaus erhalten im Rahmen der Aufstockung der Mobilen Reserven auch Lehrkräfte, die bisher keine Einstellung erhalten konnten, in den Monaten November, Januar und Februar befristete Verträge. Die Entscheidung, welche Lehrkraft im Rahmen der Mobilen Reserve eingesetzt wird, trifft nicht das Staatsministerium selbst. Darüber entscheidet das Staatliche Schulamt in Absprache mit den Schulleitungen im jeweiligen Landkreis. Systematische Erhebungen über die Altersstruktur dieser Gruppe finden nicht statt, da sie infolge der wechselnden Einflussfaktoren des Entscheidungsprozesses vor Ort keinen schuljahresbezogenen Vergleich zulassen würden. 3. Wie ist der Altersdurchschnitt der Lehrkräfte in den o. g. Schulen in den jeweiligen Regierungsbezirken? Die Altersdurchschnitte der Lehrkräfte an den im Vorspruch der Anfrage genannten Schularten stellt sich zum Erhebungsstichtag 01.10.2013 (Amtliche Schuldaten) wie folgt dar: Altersdurchschnitt GS/MS Bayern 46,98 OBB 44,29 NDB 48,13 OPF 49,45 OFR 50,00 MFR 47,51 UFR 49,39 SCHW 47,29 4. Wie viele Lehrkräfte der mobilen Reserve sind dauerhaft (bis zum Ende des Schuljahrs 2013/14 bzw. voraussichtlich auch für das Schuljahr 2014/15) im Einsatz (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken )? Das Konzept der Mobilen Reserve sieht neben einer Grundversorgung ab Schuljahresbeginn regelmäßige Aufstockungen in den Monaten November, Januar und Februar Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 03.10.2014 17/2969 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/2969 vor. Seit Jahren kommt eine konstante Anzahl von bayernweit 1.900 Vollzeitstellen im Bereich Lehramt Grundschule und Lehramt Mittelschule sowie 212 Vollzeitkapazitäten für Fachlehrer für die Mobile Reserve ab Schuljahresbeginn zum Einsatz, obwohl die Klassenzahl bayernweit seit Jahren rückläufig ist. Die konstante Versorgung bedeutet damit eine jährliche Verbesserung der Situation. Die Zahl der Mobilen Reserven wird jährlich in bewährter Weise im Monat November um 150 Vollzeitkapazitäten und im Monat Januar um 80 Vollzeitkapazitäten erhöht. Im Februar wird zusätzlich jeweils der gesamt Ersatzbedarf für die im ersten Schulhalbjahr in den Ruhestand eingetretenen oder anderweitig ausgeschiedenen Lehrkräfte sichergestellt . Dabei werden Mobile Reserven in der Regel für zwei Jahre in dieser Funktion eingesetzt. Auf eigenen Wunsch oder aufgrund unabweislicher dienstlicher Notwendigkeit kann dieser Zeitraum auf ein drittes Jahr verlängert werden. Erhebungen dazu erfolgen nicht. Ganzjährig wurden im Schuljahr 2013/2014 folgende Vollzeitkapazitäten (GS, MS und Fachlehrer) für die einzelnen Regierungsbezirke eingesetzt: Regierungsbezirk Obb Ndb Opf Ofr Mfr Ufr Schw Vollzeitkapazitäten 729 213 186 168 277 213 326 5. Wie viele Vertretungen sind derzeit wegen fehlender Mobiler Reserven nicht möglich (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? Zum Stichtag 30.06.2014 waren bayernweit von mehr als 30.000 Klassen 28 Klassen mittelfristig über schulhausinterne Maßnahmen zu versorgen, davon 1 in Oberbayern, 11 in Niederbayern, 3 in der Oberpfalz, 7 in Oberfranken und 6 in Mittelfranken. Trotz der oben dargestellten umfangreichen Bereitstellung von Lehrkräften für Vertretungsfälle lässt sich nicht restlos ausschließen, dass es im Einzelfall zu unvorhersehbaren Engpässen kommt. Hier sind flexible Lösungen erforderlich . Dazu zählen schulhausinterne Maßnahmen sowie die gegenseitige Unterstützung benachbarter Schulämter. Unterrichtsausfall stellt nur die letzte denkbare Fallgestaltung dar und kommt nur in vergleichsweise geringem Umfang vor, was eine repräsentative Untersuchung an ausgewählten Schulen Bayerns ergeben hat. Demnach lag der Prozentsatz der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden an Grund- und Mittelschulen im Schuljahr 2012/2013 bei lediglich 1,1%. Eine Auswertung für das Schuljahr 2013/2014 liegt noch nicht vor. 6. Wie viele Mobile Reserven wird es im Schuljahr 2014/15 geben (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken )? Die ganzjährigen Mobilen Reserven stehen im Schuljahr 2014/2015 im gleichen Umfang und in der gleichen Verteilung wie im Vorjahr zur Verfügung (vgl. die Antwort zu Frage 4). 7. Werden die Altersstrukturen in den Regierungsbezir- ken und Schwangerschaften und (längerfristige) Erkrankungen bei den Berechnungen des Vertretungsbedarfs berücksichtigt? Die Kontingente der Mobilen Reserve werden entsprechend der Schüleranteile auf die Regierungsbezirke verteilt und von dort den Schulämtern unter Berücksichtigung von Erfahrungswerten zugewiesen. Der Umfang ist dabei grundsätzlich so bemessen, dass neben kurzfristigen auch langfristige Erkrankungen sowie Vertretungen aufgrund von Mutterschutz, Erziehungsurlaub oder Ausscheiden von Lehrkräften während des Schuljahres abgedeckt werden können. Ein Teil der Lehrkräfte ist daher auch über einen längeren Zeitraum in einem Einsatz gebunden. Im Rahmen des Modells der Flexiblen Mobilen Reserve erfolgen weitere Aufstockungen in den Monaten November , Januar und Februar, die jeweils bedarfsorientiert auf der Grundlage regelmäßiger Stichtagserhebungen vorgenommen werden, d. h. aktuelle Entwicklungen der Vertretungssituation (z. B. längerfristige Erkrankungen, Schwangerschaften , etc.) werden bei der jeweiligen Zuweisung der zusätzlichen Stellenkontingente an die Regierungen berücksichtigt . Damit kann die Mobile Reserve unter Bezugnahme auf die konkreten Vertretungssituationen dem steigenden Bedarf während des Schuljahres angepasst werden. Die Altersstruktur der Lehrkräfte in einem Schulamtsbezirk kann durch die Schulverwaltung nur sehr bedingt beeinflusst werden. Bei über Jahre rückläufigen Schülerzahlen in bestimmten Regionen und damit einhergehend einer sinkenden Zahl von Klassen ist in einigen Landkreisen von einem stabilen Personalbestand und damit von neuen Personalzuweisungen in eingeschränktem Umfang auszugehen. Es gibt allerdings auch keine gesicherten Daten, ob und in welchem Umfang ältere Lehrkräfte häufiger längerfristig ausfallen als junge Lehrkräfte. Zwar kann vermutet werden, dass bei älteren Lehrkräften die Zahl der krankheitsbedingten Fehlzeiten steigt; umgekehrt sind jedoch bei jüngeren Lehrerinnen (an Grund- und Mittelschulen sind über drei Viertel der Lehrkräfte weiblich) in nicht unerheblichem Maße Ausfälle infolge von Schwangerschaften bzw. Mutterschutz zu verzeichnen. Darüber hinaus wird der geringer werdenden Belastbarkeit älterer Lehrkräfte durch die Gewährung von Altersermäßigungen (1 bis 3 Unterrichtsstunden, steigend ab dem 58. Lebensjahr) Rechnung getragen; die dadurch fehlenden Stunden werden selbstverständlich bei der Berechnung des Personalbedarfs berücksichtigt.