Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Thomas Mütze BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 17.12.2013 Aktueller Stand der Cluster-Politik in Bayern Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie viele Cluster gibt es zzt. in Bayern? Gibt es Planungen für weitere Cluster? Wenn ja, wel- che? Wie würde sich dies auf die finanzielle Förderung durch den Freistaat auswirken? 2. Wie hoch ist der Anteil von mittelständischen Unternehmen in den einzelnen Clustern? 3. Welche Verbesserungen sind seit der Evaluation durch das Frauenhofer ISI insbesondere bei den schlecht bewerteten Clustern zu verzeichnen? 4. Wie hoch waren die Zuwendungen, die die einzelnen Cluster in den letzten fünf Jahren erhalten haben (bitte Cluster und Jahr einzeln auflisten)? Wie hat sich der Anteil, den die Unternehmen jeweils finanzieren, jeweils entwickelt (bitte nach Cluster und Jahr einzeln auflisten)? In welcher Höhe plant die Staatsregierung Mittel für die Clusterförderung nach Auslaufen der aktuellen Förderperiode 2015? 5. Bis wann ist geplant, dass sich die Cluster selbst finanzieren ? 6. Wie beurteilt die Staatsregierung die Initiative BadenWürttembergs , Handwerksbetriebe wesentlich stärker in die Cluster mit einzubeziehen? Welche Aktivitäten sind seitens der Staatsregierung geplant, um auch Handwerksbetriebe für die Cluster zu interessieren? Antwort des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie vom 16.01.2014 1. Wie viele Cluster gibt es zzt. in Bayern? Zurzeit werden in Bayern 16 Cluster direkt gefördert. Dies sind die Cluster Aerospace, Informations- und Kommunikationstechnik , Umwelttechnologie, Automotive, Chemie, Sensorik, Leistungselektronik, Ernährung, Forst und Holz, Finanzdienstleistungen, Druck und Printmedien, Energietechnik , Bahntechnik, Nanotechnologie, Mechatronik und Automation, Neue Werkstoffe. Darüber hinaus existieren ohne explizite Clusterförderung Netzwerkaktivtäten in den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik , Logistik und audiovisuelle Medien. Alle Cluster und Netzwerkaktivitäten werden unter der Marke „ClusterOffensive Bayern“ vermarktet. Daneben gibt es noch die drei Spitzencluster „m4-Personalisierte Medizin und zielgerichtete Therapien“, „Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg“ und „M-A-I Carbon“, die im Wesentlichen vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gefördert werden. Gibt es Planungen für weitere Cluster? Wenn ja, welche? Wie würde sich dies auf die finanzielle Förderung durch den Freistaat auswirken? In der aktuellen Förderperiode gibt es keine Planungen für weitere Cluster. Welche Konsequenzen sich aus der im zweiten Halbjahr 2014 anstehenden Evaluierung der bayerischen Cluster ergeben, ist offen. 2. Wie hoch ist der Anteil von mittelständischen Unternehmen in den einzelnen Clustern? Die nachfolgende Tabelle zeigt für geförderte Cluster in Bayern den Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen an den Cluster-Kernakteuren (Unternehmen). Cluster Anteil 1 Aerospace 93 % 2 IuK 75 % 3 Umwelttechnologie 90 %* 4 Automotive 31 % 5 Chemie 59 % 6 Sensorik 62 % 7 Leistungselektronik 46 % 8 Ernährung 97 % 9 Forst und Holz 87 % 10 Finanzdienstleistungen 31 % 11 Druck und Printmedien 83 % 12 Energietechnik 55 % 13 Bahntechnik ca. 40 %* 14 Nanotechnologie 80 % 15 Mechatronik und. Automation 66 % 16 Neue Werkstoffe 48 % * Schätzung des Clusters Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 21.02.2014 17/441 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/441 3. Welche Verbesserungen sind seit der Evaluation durch das Fraunhofer ISI insbesondere bei den schlecht bewerteten Clustern zu verzeichnen? Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Gutachter (Fraunhofer ISI und Pöchhacker Innovation Consulting) bei der Evaluierung 2011 die Cluster-Offensive sehr gut bewertet haben und hierin angesichts des deutlichen Mehrwerts für die Unternehmen ein wichtiges Element des bayerischen Innovationssystems sehen. Entsprechend der Empfehlung der Gutachter wird eine weitere Erhöhung der Eigenfinanzierung der Cluster (auf 50% bis 2015), eine Intensivierung der Akteursbindung und eine weitere Schärfung der Clusterstrategien (thematische Fokussierung, Stärkung Projektarbeit ) in der Förderperiode ab 2012 realisiert. Auf Grundlage der Evaluierungsempfehlungen wurde ab 2012 die Förderung von drei Clustern (Medizintechnik, Biotechnologie und Logistik) sowie des Teilclusters audiovisuelle Medien eigestellt. Auch die nicht mehr geförderten Cluster werden allerdings als Marken in der übergreifenden Öffentlichkeitsarbeit weiter abgedeckt. Die Clusterarbeit wird auf diesen Feldern durch andere Netzwerke übernommen. Neu ausgerichtet wurden die beiden Cluster Chemie (u. a. gezielte Erschließung von Anwendungsbranchen für bayerische Chemieindustrie) und Automotive (u. a. Stärkung des Themas Elektromobilität) und 2013 mit Erfolg einer internen Zwischenevaluation unterzogen. 4. Wie hoch waren die Zuwendungen, die die einzelnen Cluster in den letzten fünf Jahren erhalten haben (bitte Cluster und Jahr einzeln auflisten)? Wie hat sich der Anteil, den die Unternehmen jeweils finanzieren, jeweils entwickelt (bitte nach Cluster und Jahr auflisten)? Vgl. Tabelle im Anhang. Die erste Förderperiode von 2006 bis 2011 ist in Summe dargestellt. Eine einheitliche Darstellung nach Kalenderjahren ist hier nicht möglich, da die Cluster nach clusterindividuellen Wirtschaftsjahren abgerechnet wurden. Im Monitoring der einzelnen Cluster werden die Eigenmittel der Cluster erfasst, die den Finanzierungsbeitrag der Unternehmen, Sponsoring und eingeworbene Projektmittel (z. B. der EU) umfassen. In welcher Höhe plant die Staatsregierung Mittel für die Clusterförderung nach Auslaufen der aktuellen Förderperiode 2015? Im zweiten Halbjahr 2014 ist eine Evaluation der ClusterOffensive geplant. Diese Evaluation soll die Grundlage für Beschlüsse der Staatsregierung zur weiteren Finanzierung der einzelnen Cluster bilden. 5. Bis wann ist geplant, dass sich die Cluster selbst finanzieren? Die Cluster übernehmen auch allgemein wirtschaftsfördernde Aufgaben (z. B. im Ansiedlungsbereich), zu deren Finanzierung die Unternehmen in den Clustern nicht unmittelbar bereit sind. Es ist deshalb davon auszugehen, dass eine Grundförderung der Cluster auch zukünftig erforderlich sein wird. 6. Wie beurteilt die Staatsregierung die Initiative Baden-Württembergs, Handwerksbetriebe wesentlich stärker in die Cluster mit einzubeziehen? Welche Aktivitäten sind seitens der Staatsregierung geplant, um auch Handwerksbetriebe für die Cluster zu interessieren? Die bayerischen Cluster sind landesweit aufgestellt und auf für die bayerische Wirtschaft besonders wichtige Technologiefelder fokussiert. Damit sind die bayerischen Clusterstrukturen nur schwer mit den deutlich kleinteiligeren Strukturen in Baden-Württemberg vergleichbar. Die Angebote der Cluster in Bayern stehen grundsätzlich Unternehmen jeder Größe und unabhängig vom Typus offen. Handwerksunternehmen sind in Clustern dann besonders aktiv, wenn die Clusterthemen für Handwerksunternehmen besonders relevant sind. Dies ist beispielsweise für den Cluster Forst und Holz der Fall. Von den derzeit ca. 230 Cluster-Akteuren sind gut die Hälfte Handwerksbetriebe, die sich finanziell, organisatorisch oder personell in die Clusterarbeit einbringen. Die Betriebe finden direkt Vernetzungsmöglichkeiten vor Ort über aktuell 13 regionale Netzwerke in Forst und Holz, die von der Cluster-Geschäftsstelle mitinitiiert und betreut werden (z. B. Netzwerk Forst und Holz Bayernwald, Netzwerk Forst und Holz Unterfranken oder Netzwerk Holzbau Augsburg ). Im Cluster Ernährung ist der Anteil von Handwerksbetrieben mit 60 Prozent sogar noch höher.