Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Ulrike Müller FREIE WÄHLER vom 07.10.2013 Einsatz von veralteten Dieselloks auf der Bahnstrecke Immenstadt – Oberstdorf (alex) Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie entwickelte sich die Zahl der Zugbewegungen auf der Bahnstrecke Immenstadt – Oberstdorf in den letzten 25 Jahren, aufgeschlüsselt nach den jeweiligen Betreibern ? 2. Welche Triebfahrzeuge aus welchen Baujahren setzte die Vogtlandbahn GmbH als Betreiber des alex auf diesem Streckenabschnitt bis zum 22.05.2010 ein? 3. Welche Erkenntnisse über Lärm- und Abgasemissionen dieser Lokomotiven liegen der Staatsregierung vor? 4. Warum werden auf dieser Strecke seit 11.05.2010 relativ alte Triebfahrzeuge der Baureihe 2143 (Bauzeit von 1964 bis 1977) eingesetzt? 5. Welche Erkenntnisse über Lärm- und Abgasemissionen dieser Lokomotiven liegen der Staatsregierung vor? 6. Plant die Staatsregierung oder die Bayerische Eisenbahngesellschaft in absehbarer Zukunft, die Vorgaben für den Betrieb des alex auf der Strecke Immenstadt – Oberstdorf dahingehend zu verändern, dass die veralteten Triebfahrzeuge der Baureihe 2143 durch neuere Lokomotiven mit niedrigeren Lärm- und Abgasemissionen ersetzt werden müssen? Antwort des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr vom 21.01.2014 1. Wie entwickelte sich die Zahl der Zugbewegungen auf der Bahnstrecke Immenstadt – Oberstdorf in den letzten 25 Jahren, aufgeschlüsselt nach den jeweiligen Betreibern? Bereits durch die Einführung des Allgäu-Schwaben-Taktes im Jahr 1993 – des ersten Integralen Taktfahrplans im deutschen Regionalverkehr – und schließlich durch die Realisierung eines landesweiten Bayern-Takts im Zuge der Übernahme der Zuständigkeit für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) durch den Freistaat Bayern (1996) hat sich die Anzahl der Züge im Schienenpersonenverkehr im Allgäu allgemein erheblich erhöht. Seither ist der Angebotsumfang (Summe aus Fern- und Regionalverkehr, also SPFV und SPNV) weitgehend konstant , da die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) den fast vollständigen Rückzug des eigenwirtschaftlichen Fernverkehrs der Deutschen Bahn AG (verblieben sind lediglich zwei Intercity-Zugpaare von/nach Hamburg und Dortmund) in Form von Nahverkehrsbestellungen kompensiert hat. Nach der Einstellung der InterRegio-Linie Hof – München – Oberstdorf (Ende 2002) wurde zunächst ein Übergangskonzept bei DB Regio für ein Jahr bestellt, ehe in zwei wettbewerblichen Verfahren ab Ende 2003 bzw. Ende 2007 die Länderbahn (anfangs gemeinsam mit SBB) mit der Erbringung der heute zweistündlich verkehrenden Alex-Züge als Ersatz für den InterRegio beauftragt wurde. Angebotsausweitungen erfolgten zwischen Immenstadt und Oberstdorf im Frühverkehr. Neben dem alex verkehren weiterhin Nahverkehrszüge von DB Regio. Die Zugzahlen (in beiden Richtungen) der letzten knapp 25 Jahre sind nachstehender Tabelle zu entnehmen. Ausschließlich saisonale Verkehrsangebote sind nicht berücksichtigt . Einzelne Fernverkehrszüge sind für Reisende mit Nahverkehrsfahrscheinen freigegeben. Die mit „DB FV“ bzw. „DB Regio“ gekennzeichneten Angaben vor 1994 beziehen sich auf die damalige Deutsche Bundesbahn. Die Angaben für die Zeit vor Übernahme der SPNV-Zuständigkeit durch den Freistaat sind aus Kursbüchern der DB entnommen. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 28.02.2014 17/448 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/448 2. Welche Triebfahrzeuge aus welchen Baujahren setzte die Vogtlandbahn GmbH als Betreiber des alex auf diesem Streckenabschnitt bis zum 22.05.2010 ein? Für die gesamten Alex-Verkehre zwischen München und Oberstdorf sowie Lindau stehen insgesamt sieben Lokomotiven des Typs Siemens Eurorunner ER 20 ab Baujahr 2002 zur Verfügung. 3. Welche Erkenntnisse über Lärm- und Abgasemissionen dieser Lokomotiven liegen der Staatsregierung vor? Nach Angaben des Eisenbahnverkehrsunternehmens (Länderbahn ) erfüllen die Lokomotiven des Typs ER 20 die EUAbgasnormen der Stufe II und waren zum Zeitpunkt ihrer Zulassung nach Herstelleraussagen die leisesten Triebfahrzeuge ihrer Klasse. 4. Warum werden auf dieser Strecke seit 11.05.2010 relativ alte Triebfahrzeuge der Baureihe 2143 (Bauzeit von 1964 bis 1977) eingesetzt? Auf der Strecke Immenstadt – Oberstdorf kommt seit 2010 bei den Alex-Zügen vor allem eine Lokomotive der ehemaligen Baureihe 2143 der Österreichischen Bundesbahnen (Baujahr 1970) zum Einsatz. Sie dient zur Verstärkung der ER20-Flotte und damit der Qualitätssteigerung des AlexVerkehrs (Entspannung der Zugumläufe durch Verfügbarkeit einer weiteren Lokomotive). Die im Vergleich zur Siemens ER 20 schwach motorisierte Lokomotive kann auf diesem Streckenabschnitt mit einem Geschwindigkeitsprofil von unter 100 km/h wirtschaftlich eingesetzt werden. 5. Welche Erkenntnisse über Lärm- und Abgasemissionen dieser Lokomotiven liegen der Staatsregierung vor? Nach Angaben des Eisenbahnverkehrsunternehmens (Länderbahn ) lauten die Lärm- und Abgaswerte der Lokomotive der ÖBB-Baureihe 2143 wie folgt: 75 dB(A), Gesamtkohlenstoff 0,032 mg/m³ und Kohlenstoff elementar 0,014 mg/m³. 6. Plant die Staatsregierung oder die Bayerische Eisenbahngesellschaft in absehbarer Zukunft, die Vorgaben für den Betrieb des alex auf der Strecke Immenstadt – Oberstdorf dahingehend zu verändern, dass die veralteten Triebfahrzeuge der Baureihe 2143 durch neuere Lokomotiven mit niedrigeren Lärm- und Abgasemissionen ersetzt werden müssen? Der Verkehrsvertrag über den Betrieb der Linie IR 25 Süd (alex Süd) München – Lindau/Oberstdorf läuft aktuell bis Dezember 2017. Aufgrund der (voraussichtlich bis zum Jahr 2020) verzögerten Fertigstellung der Elektrifizierung (München – )Geltendorf – Memmingen – Lindau, mit der auch eine Neuordnung des gesamten Schienenpersonennahverkehrs im Allgäu einhergeht, soll das derzeitige AlexBetriebskonzept über 2017 hinaus bis 2020 fortgeführt werden . Die Verkehrsleistungen gehen danach im Los 2 des Wettbewerbsprojektes „D-Netz Allgäu“ auf. Das Ergebnis der Ausschreibung ist derzeit offen. Aufgrund des langen Kalkulationszeitraums geht die Staatsregierung davon aus, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen aus eigenem wirtschaftlichem Interesse moderne, energieeffiziente Fahrzeuge anbieten werden. Jahr DB FV (IR/IC/FD/D) DB Regio (RE, RB) Länderbahn (ALEX) Summe SPFV + SPNV Mo-Fr Sa So Mo-Fr Sa So Mo-Fr Sa So Mo-Fr Sa So 1991/92 6 8 8 43 38 36 49 46 44 1992/93 6 8 8 43 38 36 49 46 44 1993/94 16 16 16 40 48 47 56 64 63 1994/95 16 16 16 40 48 47 56 64 63 1995/96 16 16 16 38 46 46 54 62 62 1996/97 16 16 16 48,2 46 45 64,2 62 61 1997/98 16 16 16 48,2 46 45 64,2 62 61 1998/99 16 16 16 48,2 48 48 64,2 64 64 1999/00 16 15 15 48,2 48 48 64,2 63 63 2000/01 16 16 16 48 48 48 64 64 64 2001/02 16 18 16 48 48 48 64 66 64 2002 16 18 16 48 48 48 64 66 64 2003 4 6 6 59 57 57 63 63 63 2004 4 4 4 45 42 42 14 14 14 63 60 60 2005 4 4 4 46 42 42 14 14 14 64 60 60 2006 4 4 4 46 42 42 14 14 14 64 60 60 2007 4 4 4 46 42 42 14 14 14 64 60 60 2008 4 4 4 45 36 36 14 14 14 63 54 54 2009 4 4 4 45 36 36 14 14 14 63 54 54 2010 4 4 4 44 36 36 14 14 14 62 54 54 2011 4 4 4 44 37 37 14 14 14 62 55 55 2012 4 4 4 45 40 41 16 16 16 65 60 61 2013 4 4 4 45 40 41 16 16 16 65 60 61 2014 4 4 4 45 40 41 16 16 16 65 60 61 Erläuterungen: ab Juni 1993 Allgäu-Schwaben-Takt; Einführung InterRegio (IR) ab Juni 1996 Bestellung des SPNV durch BEG ab Dezember 2002 bestellter IR-Ersatzverkehr nach Einstellung des IR ab Dezember 2003 Vergabe des IR-Ersatzverkehrs im Wettbewerb