Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Klaus Adelt SPD vom 19.11.2014 Finanzermittler in den KPI(Z) Seit einigen Jahren sind in den Kriminalpolizeiinspektionen mit Zentralaufgaben KPI(Z) Beamte speziell mit Finanzermittlungen und mit der Vermögensabschöpfung betraut. Ich frage daher die Staatsregierung; 1. Wie viele „Finanzermittler“ sind in den KPI(Z) in Bayern tätig (bitte aufgeschlüsselt nach den Jahren 2011, 2012 und 2013 sowie Polizeipräsidien)? 2. a) Wie viele Straftaten konnten die KPI(Z) im Bereich Finanzermittlung in den Jahren 2011, 2012 und 2013 aufdecken (bitte aufgeschlüsselt nach Polizeipräsidien und Straftatbeständen)? b) Wie viele Gelder konnten die „Finanzermittler“ der KPI(Z) in den Jahren 2011, 2012 und 2013 im Zuge der Vermögensabschöpfung, also dem Einzug von Gewinnen aus Straftaten, sicherstellen (bitte aufgeschlüsselt nach Polizeipräsidien)? 3. a) Wie viele Gelder gingen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 direkt an die Geschädigten zurück? b) Wie viele Gelder flossen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 in den Staatshaushalt? 4. a) Wurden der Polizei von den beschlagnahmten Geldern zusätzliche Mittel z. B. für technische Ausstattung zur Verfügung gestellt? b) Falls ja, wie viel (aufgeschlüsselt nach den Jahren 2011, 2012 und 2013 sowie nach Polizeipräsidien)? 5. Welche Straftatbestände lagen den abgeschöpften Vermögen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 zugrunde (bitte aufgeschlüsselt nach Polizeipräsidien)? Antwort des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr vom 09.01.2015 Die Schriftliche Anfrage wird im Einvernehmen mit dem Staatsministerium der Justiz wie folgt beantwortet: Einleitend darf ich darauf hinweisen, dass nicht alle Präsidien der Bayer. Landespolizei über eine Kriminalpolizeiinspektion (Z) verfügen. In den Polizeipräsidien München und Mittelfranken wurden aufgrund der Besonderheiten eines Ballungsraumes davon abweichende Organisationsstrukturen geschaffen und auf die Einrichtung von Kriminalpolizeiinspektionen (Z) verzichtet. Die in diesen beiden Polizeipräsidien für Finanzermittlungen und Vermögensabschöpfung zuständigen Dienststellen sowie das Bayer. Landeskriminalamt werden in der Beantwortung der Fragen dennoch berücksichtigt. Des Weiteren ist voranzustellen, dass die Schriftliche Anfrage zwei grundsätzlich getrennt voneinander zu betrachtende Themenfelder beinhaltet. Der Bereich der Finanzermittlungen umfasst strafrechtliche Ermittlungen, die aus Geldwäscheverdachtsanzeigen resultieren und nach Abschluss des sogenannten Clearingverfahrens eingeleitet werden. Vermögensabschöpfungen betreffen hingegen die parallel zum Strafverfahren geführten Ermittlungen mit der Zielrichtung, rechtswidrig erlangte Vermögensvorteile dem Täter zu entziehen. 1. Wie viele „Finanzermittler“ sind in den KPI(Z) in Bayern tätig (bitte aufgeschlüsselt nach den Jah ren 2011, 2012 und 2013 sowie Polizeipräsidien)? Aufgrund der thematischen Nähe zwischen Finanzermittlungen und Vermögensabschöpfung ist eine Trennung dieser beiden Bereiche nicht möglich. Die nachfolgende Tabelle enthält insoweit die bei den Präsidien der Bayer. Landespolizei und beim Bayer. Landeskriminalamt eingesetzten Dienstkräfte im Bereich Finanzermittlungen/Vermögensabschöpfung . 2011 2012 2013 Bayer. Landeskriminalamt 23 24 25 PP München 6 6 6 PP Oberbayern Süd 3 3 3 PP Oberbayern Nord 3 3 3 PP Niederbayern 3 3 3 PP Oberpfalz 3 3 3 PP Schwaben Süd/West 4 4 3 PP Schwaben Nord 6 6 6 PP Oberfranken 4 4 4 PP Mittelfranken 6 6 6 PP Unterfranken 3–4 3 3–4 Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 06.03.2015 17/4921 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/4921 2. a) Wie viele Straftaten konnten die KPI(Z) im Bereich Finanzermittlung in den Jahren 2011, 2012 und 2013 aufdecken (bitte aufgeschlüsselt nach Poli zeipräsidien und Straftatbeständen)? Wie bereits einleitend dargestellt, sind „Finanzermittlungen“ die aus Geldwäscheverdachtsanzeigen resultierenden Ermittlungsverfahren. Die Geldwäscheverdachtsanzeigen werden zentral für die gesamte Bayer. Polizei vom Bayer. Landeskriminalamt entgegengenommen und im Rahmen des Clearingverfahrens vorgeprüft. Hierzu führt das Bayer. Landeskriminalamt eine entsprechende Statistik. Für eine Aufgliederung, welcher Polizeiverband und welche Dienststelle die nachfolgenden Ermittlungen geführt hat, wäre eine manuelle Auswertung aller Ermittlungsvorgänge erforderlich, was mit vertretbarem Aufwand in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich ist. Die nachfolgende Tabelle stellt daher die Fallzahlen sowie die jeweils zugrunde liegenden Straftatbestände für die gesamte Bayer. Polizei dar: eingeleitete Ermittlungsverfahren 2011 2012 2013 Arzneimittelgesetz 2 1 Außenwirtschaftsgesetz 1 1 Betäubungsmittel 20 7 8 Betrug 967 838 1.004 Diebstahl 5 4 5 Erpressung 1 5 Geldfälschung inkl. Wertzeichenfälschung 7 4 4 Geldwäsche 659 631 765 Hehlerei 1 3 2 illegale Beschäftigung 15 10 11 Insolvenzdelikt 28 57 40 keine Angabe möglich 2 Korruption 2 Markengesetz/Urheberrecht 1 2 1 Menschenhandel 2 1 1 Raub 1 sonstiger Verbrechenstatbestand 44 8 Sonstiges 37 1 4 Steuerdelikt 28 36 22 unerlaubtes Glücksspiel 4 2 2 Unterschlagung 1 1 Untreue 25 43 31 Urkundenfälschung 61 69 86 Waffengesetz 1 Zolldelikt 1 b) Wie viele Gelder konnten die „Finanzermittler“ der KPI(Z) in den Jahren 2011, 2012 und 2013 im Zuge der Vermögensabschöpfung, also dem Einzug von Gewinnen aus Straftaten, sicherstellen (bitte auf geschlüsselt nach Polizeipräsidien)? 2011 2012 2013 Bayer. Landes kriminalamt 30.066.325 € 19.249.694 € 4.500.336 € PP München 10.070.228 € 23.783.643 € 7.039.776 € PP Oberbayern Süd 1.579.092 € 1.816.560 € 3.055.138 € PP Oberbayern Nord 679.920 € 2.898.996 € 140.765 € PP Niederbayern 959.156 € 1.616.782 € 3.456.412 € PP Oberpfalz 976.158 € 87.034 € 267.729 € PP Schwaben Süd/ West 1.590.552 € 1.148.632 € 803.072 € PP Schwaben Nord 13.699.946 € 9.355.692 € 8.082.017 € PP Oberfranken 1.969.131 € 1.044.167 € 7.578.183 € PP Mittelfranken 14.361.855 € 520.237 € 4.954.060 € PP Unterfranken 6.637.319 € 1.359.322 € 547.283 € 3. a) Wie viele Gelder gingen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 direkt an die Geschädigten zurück? Statistische Daten liegen hierzu nicht vor, da die an die Geschädigten zurückgezahlten Beträge weder gesondert im Justizhaushalt noch in polizeilichen Statistiken erfasst werden . b) Wie viele Gelder flossen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 in den Staatshaushalt? Einnahmen aus zugunsten der Staatskasse eingezogenen oder verfallenen Vermögenswerten werden im Justizhaushalt bei Kap. 04 04 Tit. 119 21-7 verbucht. Eine Unterscheidung zwischen „eingezogenen“ und „verfallenen“ Gegenständen oder einzelnen Verfahrensbereichen ist nicht möglich. In den vergangenen drei Jahren wurden insgesamt folgende Beträge vereinnahmt: Einnahmen Staatshaushalt Epl. 04 hier: Bust. 0404/119 21 – 7: Einnahmen aus zugunsten der Staatskasse eingezogenen Vermögenswerten 2011 50.121.595,94 € 2012 3.764.523,92 € 2013 5.896.475,44 € Gesamt: 59.782.595,30 € Die hohe im Jahr 2011 dem Staatshaushalt aufgrund Verfalls zugeflossene Summe erklärt sich aus drei Großverfahren der Staatsanwaltschaft München I (einmal 35 Mio. €, einmal 10 Mio. €) und der Staatsanwaltschaft Regensburg (1,5 Mio. €). 4. a) Wurden der Polizei von den beschlagnahmten Gel dern zusätzliche Mittel z. B. für technische Aus stattung zur Verfügung gestellt? Der Polizei wurden von den gesicherten Geldern keine Mittel zur Verfügung gestellt. Im Zuge des Haushaltsgrundsatzes der strikten Trennung von Einnahmen und Ausgaben stehen der Polizei zur Aufgabenwahrnehmung entsprechende (Ausgabe-)Mittel im Haushaltsplan zur Verfügung. Eine Verstärkung dieser Ansätze mit Einnahmen aus gesicherten Geldern ist haushaltsrechtlich nicht möglich. b) Falls ja, wie viel (aufgeschlüsselt nach den Jahren 2011, 2012 und 2013 sowie nach Polizeipräsidien)? Entfällt. 5. Welche Straftatbestände lagen den abgeschöpften Vermögen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 zu grunde (bitte aufgeschlüsselt nach Polizeipräsidi en)? Die nachfolgenden Tabellen stellen die Sicherungssummen der einzelnen Polizeiverbände, aufgeschlüsselt nach Delikten dar: Fälle Sicherungssumme Bayer. Landeskriminalamt ArzneimittelG 1 23.090 € BtmG 9 1.501.883 € Drucksache 17/4921 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Fälle Sicherungssumme Diebstahl 1 1.603.000 € Geldwäsche 6 446.219 € Steuerdelikte 59 22.659.277 € Untreue 5 27.582.886 € PP München ArzneimittelG 11 408.660 € Betrug 98 6.089.113 € BtmG 94 1.429.887 € Diebstahl 21 2.314.188 € Geldwäsche 16 1.986.369 € Hehlerei 9 352.508 € Insolvenzdelikte 1 39.000 € Korruption 2 6.395 € OWiG 1 3.345 € Polizeirecht 57 521.858 € Steuerdelikte 4 85.302 € Unerlaubtes Glücksspiel 1 19.075 € Unterschlagung 3 12.374 € Untreue 15 463.208 € UrheberrechtsG 1 60.000 € Wertpapierdelikte 9 26.575.901 € Sonstige 10 526.464 € PP Oberbayern Süd ArzneimittelG 1 7.000 € AufenthaltsG 4 2.800 € Betrug 20 3.717.136 € BtmG 28 834.909 € Diebstahl 1 236.169 € Geldwäsche 1 313.206 € Hehlerei 5 112.896 € Korruption 1 22.985 € Unterschlagung 1 2.500 € Untreue 1 433.689 € Sonstige 1 767.500 € PP Oberbayern Nord Betrug 11 861.207 € BtmG 3 144.685 € Korruption 1 1.920.000 € Untreue 1 793.789 € PP Niederbayern ArzneimittelG 2 39.945 € AufenthaltsG 1 8.402 € Betrug 6 3.005.847 € BtmG 29 535.543 € Diebstahl 4 387.119 € Erpressung 1 4.500 € Geldwäsche 2 510.440 € Hehlerei 6 199.047 € Insolvenzdelikte 1 20.000 € Polizeirecht 1 10.000 € Raub 1 350 € Umweltdelikte 1 1.500 € Untreue 5 1.284.817 € WaffenG 2 2.500 € Wertpapierdelikte 2 22.340 € Fälle Sicherungssumme PP Oberpfalz Betrug 9 1.006.380 € BtmG 31 221.675 € Diebstahl 5 52.488 € Korruption 1 5.550 € Raub 1 5.937 € Tötungsdelikte 1 28.628 € Untreue 1 400 € Urkundendelikte 2 9.863 € PP Schwaben Süd/West ArzneimittelG 7 186.081 € AufenthaltsG 3 7.075 € Betrug 18 327.165 € BtmG 56 286.587 € Diebstahl 97 1.270.162 € Erpressung 1 269 € Geldwäsche 2 10.477 € Hehlerei 11 189.955 € Menschenhandel 1 25.000 € OWiG 2 6.084 € Raub 3 2.901 € Tötungsdelikte 2 88.118 € Unerlaubtes Glücksspiel 7 219.252 € Unterschlagung 7 126.305 € Untreue 5 356.920 € Urkundendelikte 2 74.800 € WaffenG 1 30.000 € Sonstige 2 335.105 € PP Schwaben Nord ArzneimittelG 2 47.841 € Betrug 27 3.226.575 € BtmG 34 2.836.296 € Diebstahl 1 1.600 € Geldwäsche 2 762.680 € Insolvenzdelikte 16 6.154.004 € Korruption 20 10.851.930 € Raub 1 114.265 € Steuerdelikte 15 5.196.711 € Unterschlagung 2 744.357 € Untreue 5 1.201.396 € PP Oberfranken ArzneimittelG 1 117.144 € Betrug 26 2.839.117 € BtmG 26 228.858 € Diebstahl 50 968.621 € Geldwäsche 5 929.857 € Korruption 1 64.516 € OWiG 1 2.430 € Sittendelikte 1 1.750 € Unlauterer Wettbewerb (UWG) 3 88.750 € Unterschlagung 3 54.000 € Untreue 10 5.140.488 € Wertpapierdelikte 1 60.000 € Sonstige 3 96.352 € PP Mittelfranken ArzneimittelG 10 422.954 € Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/4921 Fälle Sicherungssumme AufenthaltsG 1 4.000 € Betrug 152 17.930.598 € BtmG 254 1.099.800 € Diebstahl 77 109.907 € Geldwäsche 9 182.194 € Korruption 7 48.124 € Unterschlagung 3 5.171 € Untreue 14 33.402 € PP Unterfranken Betrug 21 6.393.671 € BtMG 10 164.880 € Fälle Sicherungssumme Diebstahl 9 264.098 € Erpressung 3 29.187 € Geldwäsche 7 1.027.952 € Hehlerei 3 143.991 € Korruption 1 50.000 € Raub 2 13.590 € Unterschlagung 1 150.330 € Untreue 4 270.116 € Urkundendelikte 1 7.000 € Sonstige 2 29.109 €