Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Florian Streibl FREIE WÄHLER vom 27.11.2013 Pflege und Bewahrung der Dialekte in Bayern – Rolle der Bildungseinrichtungen Ich frage die Staatsregierung: 1. Welche Rolle spielen die einheimischen Dialekte im Rahmen des Schulunterrichts an Bayerns Schulen, aufgeschlüsselt nach: a) Verankerung der Dialekte in den jeweiligen Lehrplänen der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen? b) Verankerung der Dialekte in den Bildungs- und Erziehungsplänen für den Bereich der Kindertageseinrichtungen ? c) Verankerung der Dialekte in Forschung und Lehre an Fachhochschulen, Hochschulen und Universitäten in Bayern? 2. In welchem Umfang bietet die Staatsregierung bzw. die nachgeordneten Einrichtungen und Behörden Fortbildungen und Schulungsmaßnahmen für Beschäftigte an, um die Vermittlung von Wissen über Dialekte und das Pflegen von Dialekten zu fördern, aufgeschlüsselt nach: a) den jeweiligen Fortbildungsangeboten im Bereich des Kultusministeriums? b) den jeweiligen Fortbildungsangeboten im Bereich des Heimatministeriums? c) den jeweiligen Fortbildungsangeboten im Bereich des Sozialministeriums? 3. Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, welche Dialekte in Bayern vom Aussterben bedroht sind, aufgeschlüsselt nach: a) den jeweiligen Dialekten und ihrer regionalen Verbreitung und b) der Anzahl der aktiven Sprecher dieser Dialekte? 4. Welche finanziellen Ressourcen nimmt die Staatsregierung in die Hand, um den Erhalt und die Pflege von Dialekt in den nächsten Jahren zu fördern, aufgeschlüsselt nach den jeweiligen Mitteln in den einzelnen Ressorts? 5. Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, in welcher Weise der Dialekt bei Einstellungstests für Beamtinnen und Beamte beim Freistaat eine Rolle spielen? 6. Nachdem der Rektor der Realschule in Penzberg, wie im Münchner Merkur am 25.11.2013 berichtet, es nicht für die Aufgabe von Lehrern hält, den Dialekt zu fördern , da dieser am besten in der Familie aufgehoben sei, aber im Unterricht nichts verloren habe, frage ich die Staatsregierung: a) Ist die hier geäußerte Einschätzung offizielle Linie des Kultusministeriums? b) Wie bewertet das Ministerium diese Stellungnahme? 7. Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, in welchem Umfang Lehrkräfte, die Dialektsprecher sind, auch in den jeweiligen Herkunftsregionen eingesetzt werden, um bei der Vermittlung des Dialekts mithelfen zu können? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 23.01.2014 Diese Anfrage wird unter Einbeziehung von Beiträgen des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration (StMAS) und des Staatsministeriums der Finanzen , für Landesentwicklung und Heimat (StMFLH) wie folgt beantwortet: 1. Welche Rolle spielen die einheimischen Dialek- te im Rahmen des Schulunterrichts an Bayerns Schulen, aufgeschlüsselt nach: a) Verankerung der Dialekte in den jeweiligen Lehrplänen der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen? 1. Grundsätzliches Die Sprachsituation im deutschsprachigen Raum ist durch das Nebeneinander von Hochsprachen und Mundarten gekennzeichnet. Immer wieder auftretenden Äußerungen, in welchen Mundarten als minderwertige, funktionsuntüchtige Sprachstufen diskreditiert werden, tritt das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst bei allen sich bietenden Gelegenheiten deutlich entgegen . Dialekte sind vielmehr ein parallel zur Hochsprache bestehendes Kommunikationssystem mit charakteristischen Strukturen und hohem sprachlichen Eigenwert. Sie spielen nach wie vor eine bedeutende Rolle in der direkten, mündlichen Kommunikation. Unbestritten kommt den bayerischen Mundarten eine besondere Bedeutung durch ihre klare Verbindung zur „Heimat“ und die spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten dieses sprachlichen Registers zu. Allerdings kann eine moderne, hochindustrialisierte Gesellschaft gleichzei- Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 28.02.2014 17/567 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/567 tig auf den Gebrauch und die fehlerfreie Beherrschung der Standardsprache nicht verzichten. Daher ist in den Schulen Hochdeutsch Unterrichtssprache, die fehlerfreie Beherrschung des Hochdeutschen muss eingefordert werden. Anknüpfend an den Auftrag der Bayerischen Verfassung ist es aber daneben eine wichtige Aufgabe, an den Schulen in Bayern bei allen Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein dafür zu schärfen, Dialekt als Wurzel und bereicherndes Element der deutschen Sprache wahrzunehmen. Die in Bayern gesprochenen Mundarten sind ein unverzichtbarer Teil der Sprachkultur einer großen Anzahl von Schülerinnen und Schülern und tragen damit ganz entscheidend zu ihrer bayerischen Identität bei. Der Dialekt ist als wesentlicher Bestandteil jugendlicher Erfahrungswelt auch Gegenstand des Sprachunterrichts. Er wird im schulischen Bereich in seinem Eigenwert und als zusätzliches, bereicherndes sprachliches Register der Dialektsprecher von allen Verantwortlichen anerkannt und wertgeschätzt. 2. Aktivitäten zur Mundart- und Dialektförderung an den Schulen in Bayern 2.1 Dialekt im Schulbereich 2.1.1 Unterrichtssprache und Sprachrichtigkeit Aus den skizzierten Eingangsüberlegungen ergibt sich für die Schulen ein klarer Auftrag: Unterrichtssprache ist das Hochdeutsche. Gerade in Zeiten hoher Mobilität ist die fehlerfreie Beherrschung der Standardsprache im Mündlichen wie im Schriftlichen für alle Schulabgänger unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Lehre, für ein Studium und für das spätere Berufsleben. Den Schülerinnen und Schülern müssen die bestmöglichen Startbedingungen für einen ohnehin stark umkämpften Arbeitsmarkt mit auf den Weg gegeben werden. Die fehlerfreie Verwendung des Hochdeutschen muss daher eingefordert werden. In schriftlichen wie mündlichen Leistungskontrollen aller Fächer wird daher auf sprachliche Richtigkeit gleichermaßen Wert gelegt . Hinsichtlich der Praxis des Faches Deutsch lässt sich feststellen, dass die grundlegende Erziehung zur Hochsprache bereits in der Grundschule stattfindet und dialektbedingte Sprachverstöße (vgl. z. B.: der Butter, die Bach, mit die Bücher statt mit den Büchern) nur dort eine ins Gewicht fallende Frage darstellen. 2.1.2 Gründe für die Beschäftigung mit dem Dialekt im Deutschunterricht Da der Dialekt ein wichtiger Bestandteil kindlicher und jugendlicher Erfahrungswelt ist, ist er Gegenstand des Sprachunterrichts, denn die Schule ist im Bereich der Sprache gehalten, die Schülerinnen und Schüler „dort abzuholen “, wo sie sich befinden. In weiten Teilen Bayerns haben die Schülerinnen und Schüler Sprache in Familie, Kindergarten und Freundeskreis zunächst als Mundart oder zumindest mundartlich geprägt kennengelernt. Von daher kann die Beschäftigung mit der Mundart auch dazu beitragen, die Haltung dialektgeprägter Kinder zur Institution Schule und deren Lernzielen positiv zu beeinflussen. Die Lehrkräfte sollen sich der „inneren Mehrsprachigkeit“, wie die Sprachwissenschaftler die bereichernde Funktion des Dialekts für den Einzelnen bezeichnen, bewusst sein und den Schülern deutlich machen, dass der Dialekt keine defizitäre Sprache ist. Gerade Kinder mit mundartlicher Kompetenz lernen schon früh, den ihnen zur Verfügung stehenden Reichtum der Sprache zu nutzen und zwischen verschiedenen Sprachebenen zu unterscheiden. Von die- sem sprachanalytischen Verständnis können sie später profitieren. Ein wesentlicher Gesichtspunkt für die Berücksichtigung des Dialekts im Unterricht ergibt sich neben diesen pädagogischen Überlegungen auch aus Artikel 131 Abs. 3 der Bayerischen Verfassung, dem Artikel 1 Abs. 1 Satz 4 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen entspricht: „Die Schüler sind (...) in der Liebe zur bayerischen Heimat (...) zu erziehen.“ Dies betrifft auch die Beschäftigung mit dem Dialekt in den Schulen. 2.1.3 Dialekt im Unterricht Die genannten Umstände in ihrer Gesamtheit verlangen vom Deutschunterricht, dem Phänomen „Dialekt“ Aufmerksamkeit zu widmen, zumal eine angemessene Behandlung dieses Themas mehr Verständnis für die soziale und kulturelle Geltung der Standardsprache wecken kann. Unter dem Gesichtspunkt des situativen Sprachgebrauchs findet Dialekt im Unterricht als bedeutsames sprachliches Register und Bereicherung der Ausdrucksfähigkeit vor allem im informellen Bereich Berücksichtigung. Schülerinnen und Schülern ist daher ein Sprachbewusstsein zu vermitteln, das der realen Differenzierung der Sprache und des Sprachverhaltens gerecht wird, sie zu Toleranz gegenüber unterschiedlichen Sprachverwendungsformen erzieht und Vorurteile abbaut. Die Heranwachsenden sollen dazu veranlasst werden, das eigene Sprachverhalten zu reflektieren sowie Mundart und Standardsprache funktions-, situationsgerecht und partnerbezogen einzusetzen. Im sozialen Raum der Klasse können sie lernen, inwiefern die Verwendung unterschiedlicher Sprachstile an die jeweilige Kommunikationssituation gebunden ist und entsprechend der jeweiligen Situation angemessen zu sprechen. Die schulische Arbeit in diesem Bereich wird durch die „Dialektrenaissance“ und das Aufblühen der Mundartliteratur seit der Mitte der Siebzigerjahre unterstützt, die sich für den Literaturunterricht fruchtbar machen lassen. Sie sind als Teil einer Bewegung zu sehen, die sich um die aktive Aneignung und Bewahrung regionaler Lebensformen, Denk- und Kommunikationsweisen bemühen. Sie bewirken ein verstärktes kulturelles Identitätsgefühl bei den Mundartsprechern und bedingen den Wunsch, die Mundart zu pflegen und ihre besonderen Stärken zu nutzen. Auch das Kabarett in Bayern befindet sich seit Jahren fest in den Händen von Mundartsprechern: Gerhard Polt, Frank-Markus Barwasser (Erwin Pelzig), Helmut Schleich und Luise Kinseher sind nur einige der Namen, die man hier erwähnen kann. 2.1.4 Dialekt und Lehrplan Lehrpläne wie Schulbücher fordern aus den oben genannten Gründen eine angemessene Beachtung des Themas „Mundarten“ im Unterricht. Die Situation in den verschiedenen Schularten stellt sich dar wie folgt: 2.1.4.1 Grundschule Der aktuell gültige Lehrplan für die Grundschulen in Bayern sieht es als eine primäre Aufgabe der Grundschule an, die Schülerinnen und Schüler an die Hochsprache heranzuführen . Dem Alter der Kinder entsprechend orientieren sich die Themen des Lehrplans und der Unterricht in der Grundschule vorrangig am direkten Umfeld und an der Erfahrungs- und Erlebniswelt der Schüler. Die Mundart als fester Bestandteil der Sprachwirklichkeit vieler Kinder in der Grundschule er- Drucksache 17/567 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 fährt darüber hinaus angemessene unterrichtliche Berücksichtigung . Der Entwurf des zum Schuljahr 2014/2015 in Kraft tretenden LehrplanPLUS Grundschule, der sich derzeit in der Verbändeanhörung befindet, weist im Bildungs- und Erziehungsauftrag mehrfach auf die Bedeutung der Mundart hin: „Die Grundschule knüpft an die biografischen und sprachlichen Erfahrungen sowie die sozialen Kompetenzen aller ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler an. (...) Zur Familiensprache , auch zu ihrer Mundart, haben Kinder einen starken emotionalen Bezug. Durch die Einbeziehung der Familiensprache in Unterricht und Schulleben, ggf. auch der Gebärdensprache und der Blindenschrift, erfahren mehrsprachige Kinder eine Wertschätzung ihrer vielfältigen sprachlichen Ressourcen und Unterstützung in ihrer sprachlichen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. In der Klassen- und Schulgemeinschaft schafft das Aufgreifen und Vergleichen von Elementen verschiedener Sprachen, Dialekte und Schriften ein Interesse für Sprache, erhöht die Sprachbewusstheit, erweitert den persönlichen Lernhorizont und das Weltwissen aller Kinder. (...) Die Schülerinnen und Schüler untersuchen Besonderheiten und Unterschiede von Mundart, Alltags- und Bildungssprache und entwickeln ein Gespür für eine jeweils situationsangemessene Verwendung.“ Im Fachprofil des Faches Deutsch wird das Thema Mundart in verschiedenen Zusammenhängen aufgegriffen: „Verschiedene Erstsprachen und die Mundarten der Schülerinnen und Schüler werden als Bereicherung gesehen . Sie geben den Impuls für einen freudvollen und aufgeschlossenen Zugang zu Sprache und Literatur und unterstützen die Wertschätzung kultureller Vielfalt. Die Grundschule knüpft sowohl an die unterschiedlich ausgeprägten sprachlichen Kompetenzen als auch an das jeweilige kulturelle Vorwissen der Schülerinnen und Schüler an und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Erweiterung . (...) Zu ihrer jeweiligen Erstsprache, Mundart und Umgangssprache haben die Schülerinnen und Schüler einen besonderen emotionalen Bezug. Hohe Bedeutung kommt daher den persönlichen Sprachvarietäten wie der Mundart zu, in der die Schülerinnen und Schüler sich nuancenreich und differenziert ausdrücken. Im Laufe der Grundschulzeit verwenden sie situationsbezogen auch zunehmend die Standardsprache. (...) Der Vergleich der Standardsprache mit Dialekten und mit anderen Sprachen und Schriftsystemen fördert Sprachbewusstheit. So erweitern Schülerinnen und Schüler zunehmend ihre eigenen sprachlichen Verständnis- und Ausdrucksmöglichkeiten , nicht nur was Wortschatz, sondern auch sprachliche Strukturen betrifft, vor allem auch mit Blick auf Bildungs- und Fachsprache.“ Im Fachlehrplan Deutsch wird Folgendes ausgewiesen: Jgst. 1 und 2: D1/2 1.2 Zu anderen sprechen Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler ... – setzen ihre Sprechabsichten in der persönlichen Sprach- varietät um (z. B. im Dialekt) und orientieren sich zunehmend an der Standardsprache. D1/2 4.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprachen entdecken Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler ... – beschreiben Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache bezüglich Wortwahl und Satzbau , auch im Hinblick auf Dialekt. – vergleichen andere Sprachen und Schriftsysteme (z. B. Dialekte, andere Muttersprachen der Mitschülerinnen und Mitschüler, Schriften anderer Schriftsprachen der Herkunftsfamilien) um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken sowie Vielfalt wertzuschätzen. Jgst. 3 und 4: D3/4 Lernbereich: 1 Sprechen und Zuhören D3/4 1.1 Verstehend zuhören Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler ... – benennen die Gründe für ihr Nicht-Verstehen (z. B. un- klarer Zusammenhang, Fremdwörter, nicht geläufige Dialektausdrücke, standard- oder bildungssprachlicher Wortschatz oder Strukturen) und nutzen Rückmeldungen gezielt zur Erweiterung ihres Wortschatzes und ihrer Verstehensmöglichkeiten . D3/4 1.2 Zu anderen sprechen Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler ... – setzen ihre Sprechabsichten mit angemessenem Wort- schatz in der persönlichen Sprachvarietät (z. B. im Dialekt , in der Jugendsprache) sowie in der Standard- und Bildungssprache um. D3/4 4.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprachen entdecken Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler ... – beschreiben anhand von Beispielen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprachen und Schriftsystemen im eigenen Umfeld (z. B. von Standardsprache, Dialekten, Jugendsprache, unterschiedlichen Herkunftssprachen, Englisch, Blindenschrift, Gebärdensprache) und nutzen ihre Einsichten zur Erweiterung ihrer Sprachbewusstheit. Auch im Fachlehrplan Musik sind im Lernbereich „Sprechen – Singen – Musizieren“ in allen Jahrgangsstufen Kompetenzerwartungen ausgewiesen, die sich auf das Singen von Liedern, auch in Mundart, beziehen. 2.1.4.2 Mittelschule Die Förderung der bairischen Sprache und der Mundarten hat auch an den bayerischen Mittelschulen einen vom Lehrplan fest verankerten Platz im Unterricht. Demzufolge gilt als Grundlage und Leitlinie für den Unterricht, der Mundart angemessen Raum zu geben. Auch hier ist und bleibt die Fähigkeit der Schüler, sich in der Standardsprache zu verständigen, ein wichtiges Ziel. Zugleich haben Mundart, Umgangssprache und Gruppensprachen , auch die verschiedenen Muttersprachen, für ihre Identität einen besonderen Wert. Ihrem Einbezug in den Unterricht kommt deshalb besondere Bedeutung zu. Vielfältige Anknüpfungspunkte finden sich insbesondere in den Jahrgangsstufen 5 mit 9, wenn beispielsweise die Verwendung verschiedener Sprachebenen untersucht wird oder auch Jugendsprache oder Dialekt Gegenstand der Sprachbetrachtung sind. Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/567 2.1.4.3 Realschule Die Schülerinnen und Schüler werden im Unterricht an den Realschulen – analog zu den anderen Schularten – dazu angehalten, die Standardsprache zu verwenden. Sie sollen lernen, sich im privaten Alltag, in Schule und Berufsleben sowohl mündlich als auch schriftlich situationsgerecht, sachgerecht und angemessen auszudrücken und zu erfassen, was andere gesprochen und geschrieben haben. Dabei erkennen sie aber auch den Eigenwert der Mundart und die Möglichkeiten ihrer Verwendung. Sie erleben, dass Sprache als Mittel der Verständigung immer in einem sozialen Zusammenhang zu sehen ist. Insbesondere im Deutschunterricht finden sich daher zahlreiche Anknüpfungspunkte zum Thema Dialekt, v. a. in den Jahrgangsstufen 5 bis 10: Während in Jahrgangsstufe 5 beispielsweise die unterschiedliche Verwendung von Standardsprache und Dialekt erprobt wird, wird in der Mittelstufe – in Jahrgangsstufe 7 und 8 – der Wandel der Sprache thematisiert und man untersucht unterschiedliche Sprachebenen. In Jahrgangsstufe 10 schließlich versuchen die Schüler im Rahmen kreativer Schreibprozesse selbst Texte in Mundart zu verfassen oder vorhandene in Mundart umzuwandeln. Zudem wird in der Vorschriftensammlung für Schulleitungen der Realschulen darauf hingewiesen, dass das Thema „Heimat bewusst erleben“ ein Unterrichtsprinzip darstellt. Es wird dargelegt, dass neben geschichtlichen, kunsthistorischen, wirtschaftlichen und naturkundlichen Gegebenheiten des Heimatraumes auch Brauchtum, Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Mundart miteinbezogen werden sollen. 2.1.4.4 Gymnasium In Jahrgangsstufe 8 des Gymnasiums wird im Fachlehrplan Deutsch unter Punkt 8.3 „Sprache untersuchen, verwenden und gestalten – Sprachbetrachtung“ der Aspekt „Untersuchen der Merkmale und Leistungen von Mundart: regionale Besonderheiten erkennen, Mundartliteratur kennenlernen“ thematisiert. Die Schüler vertiefen ihre Fähigkeit, die Leistungen von gesprochener und geschriebener Sprache zu untersuchen und Sprache funktional zu verwenden. In sach- und situationsbezogenen Übungen wenden sie Grundwissen und operationale Fertigkeiten an. Sie erproben und üben insbesondere die sprachlichen Mittel der sachlichen Distanzierung sowie der einfachen Argumentation und erkennen den Eigenwert von Mundart. Das Thema „Dialekt“ ermöglicht neben dem – im Zentrum stehenden – sprachdidaktischen auch einen literarischen Zugriff, etwa indem Mundarttexte erschlossen und gedeutet sowie Funktion und Wirkung der Mundart in der Dichtung erkannt und beurteilt werden. Bei den Lektürevorschlägen finden sich passend hierzu in Jahrgangsstufe 8 für das Fach Deutsch mundartliche Texte wie: • Jgst. 8: F. Kusz: Schweig, Bub! L. Thoma: Die Lokalbahn K. Wilhelm: Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben. In der Oberstufe des Gymnasiums (Jahrgangsstufe 12) kann unter Punkt 12.3 des Fachlehrplans Deutsch der Dialekt bei der Sprachbetrachtung erneut aufgegriffen werden. Die Schülerinnen und Schüler begreifen Sprache als zentrales Mittel der Welterfahrung. Sie machen sich die Bedeutung sprachlicher Regeln und Normen sowie der Pflege der deut- schen Sprache bewusst zu eigen. Es werden ausgewählte Probleme der Gegenwartssprache untersucht, Sprachvarietäten und Bedeutungswandel sollen erkannt werden. In diesem Zusammenhang können Aspekte von Mundart erneut thematisiert werden. Das Angebot wird bereichert durch die Möglichkeit, in Seminaren der Oberstufe das Thema Mundart aufzugreifen. Ein hierzu im Auftrag des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus erarbeitetes Konzept steht allen Gymnasien zur Verfügung. Es findet sich als Anregung und Hilfestellung auf der Internetseite des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung unter dem Link http://www.isb.bayern.de/ gymnasium/materialien/dialekte-untersuchen/. Das Staatsministerium unterstützt folgende Preise: 1. durch regelmäßige Informationen der Schulen den von der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft gestifteten Förderpreis für Seminararbeiten, die zu mundartbezogenen Themen verfasst werden; 2. durch regelmäßige Information der Schulen und Dienststellen der Ministerialbeauftragten für die Gymnasien sowie Vorbereitung der und Teilnahme an den Auswahlsitzungen der Jury den jährlich vom Bayerischen Club verliehenen Preis für Seminararbeiten mit bayerischem Bezug. Im Rahmen der Verleihung des „Preises des Bayerischen Clubs zur Förderung bayerischer Kultur“ am 18.12.2013 im Bayerischen Landtag wurden folgende Schüler jeweils als Bezirkssieger durch Frau Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Herrn Prof. Dr. Albert Scharf, Vorsitzender des Bayerischen Clubs, öffentlich ausgezeichnet: • Jonas Edlhuber, Abiturient des Schyren-Gymnasiums Pfaffenhofen: Dialektförderung zur allgemeinen Sprachförderung bei Kindern – Bezirkssieger Oberbayern; • Andreas Öser, Abiturient des Donau-Gymnasiums Kelheim : Bointnerisch – Eine Sprache zwischen zwei Stühlen – Bezirkssieger Niederbayern. 2.1.4.5 Berufliche Schulen Schülerinnen und Schüler beruflicher Schulen befinden sich in der beruflichen Erstausbildung, in der schulischen Weiterbildung ; sie können auch eine Hochschulreife erwerben. Insofern spielt die Behandlung von Dialekten im Deutschunterricht dort eine untergeordnete Rolle. Sie ist aber gleichwohl im Deutschlehrplan aller beruflichen Schulen explizit oder implizit enthalten. 2.1.5 Übersicht aktueller Beispiele – Vielfalt unterrichtlicher Behandlung Möglich sind zusätzlich zur Behandlung im Unterricht Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen des freien Wahlunterrichts und im Bereich von Volksmusik-Arbeitsgemeinschaften. Auch Dialekt-Lesungen und Volksmusik-Veranstaltungen finden an einer ganzen Reihe von Schulen statt. Für die Oberstufe des Gymnasiums werden, wie erwähnt, Forschungen und Dokumentationen des Dialekt-Sprachstands im Umfeld der Schulen in Form von Seminaren angeregt. 2.2 Maßnahmen und Initiativen über den Unterricht hinaus • In ihrer sprachwissenschaftlichen Ausbildung werden die angehenden Deutschlehrerinnen und -lehrer mit Methoden und Ergebnissen synchroner und diachroner Sprachforschung vertraut gemacht. Hierzu gehören auch die Bereiche Standardsprache und Dialekte. Im Rahmen von Lehrerfortbildungsmaßnahmen wird das Drucksache 17/567 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 5 Thema immer wieder aufgegriffen, um den Lehrerinnen und Lehrern bei der Bewältigung ihrer diesbezüglichen Aufgaben Hilfen anzubieten. • Mit Unterstützung des Kulturfonds Bayern (10.000,- €) konnte durch den Arbeitskreis für gemeinsame Kulturarbeit bayerischer Städte e.V. eine regionale Literatur-Datenbank aufgebaut werden, die eine Fülle von Autorinnen und Autoren der Vergangenheit und Gegenwart mit den bayerischen Städten unter biografischen sowie werkspezifischen Gesichtspunkten verknüpft. Das Bayerische Leseportal www.leseforum.bayern.de, zentrale Kommunikationsplattform für Lese- und Literaturförderung in Bayern , bietet insbesondere in der Rubrik „Leseland Bayern “ zahlreiche Informationen und Links zu regionalen und überregionalen Einrichtungen und Veranstaltungen, die sich auch mit dem Thema „Dialekt“ beschäftigen. • Im Rahmen der Initiative zeit.raum@bayern wurde in mehreren Projekten die Mundart thematisiert. Aus allen eingereichten bayerischen Schulprojekten wurden von der Jury elf „Freude an der Mundart – Schulen“ für eine finanzielle Unterstützung ausgewählt. Dabei wurden für das Haushaltsjahr 2013 für die „Freude an der Mundart – Projekte“ Mittel in Höhe von 10.650 € zur Verfügung gestellt. • Das Unterfränkische Dialektinstitut der Julius-Maximilians -Universität Würzburg arbeitet zum Thema Dialekt eng mit Schulen zusammen. Das Institut ist zuständig für die Erstellung der bayerischen Dialektdatenbank (BayDat ) und gibt eine Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer („Dialekt und ...“) heraus. Als Institut der Universität Würzburg erfolgt die Finanzierung durch den Freistaat Bayern und die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Hier zeigt sich auch die gemeinsam wahrgenommene Verantwortung des Freistaats Bayern und der Bezirke für die Dialektpflege. • Zum Tag der Muttersprache am 21.02.2011 wurde der MundArt-Wettbewerb „higschaugt – zug’horcht – mitgschwätzt “ unter der Schirmherrschaft von Herrn Staatsminister Dr. Spaenle in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. sowie mit Unterstützung des Bayerischen Rundfunks durchgeführt. • Die Handreichung „Dialekte in Bayern“, die durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk im Jahr 2006 entstanden ist und allen Schulen zur Verfügung gestellt wurde, wird 2014 in einer aktualisierten Auflage neu erscheinen. In diesem Zusammenhang wird nochmals bayernweit der Eigenwert der Mundarten hervorgehoben . • Im Rahmen der Initiative art.131 setzen sich immer wieder Projekte mit dem Thema Mundart auseinander. • Das 2012 erschienene Werk „Dialektpflege in Bayern. Ein Handbuch zu Theorie und Praxis“ von Dr. Ludwig Schießl und Siegfried Bräuer setzt einen deutlichen Akzent als eine zeitgemäße Plattform für die Dialektpflege in Bayern . Die dazu notwendige Recherche wurde durch das Staatministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst unterstützt. • Am 12.07.2012 erfolgte der Projektstart des Bayernbundes zum Thema „Mundart, Kunst, Kultur und Brauchtum “ mit einer Rede von Herrn Staatssekretär Sibler zum Thema „Mundart heute“. • Am 07.10.2012 hielt Herr Staatssekretär Sibler die Festrede beim 22. Bairischen Mundarttag in Deggendorf. • Im Rahmen des Wertebündnis Bayern wird derzeit das Projekt „MundART – WERTvoll“ konzipiert, das sich der Dialektpflege an den Schulen auf unterschiedliche Art und Weise widmet. Solche Initiativen werden kontinuierlich fortgesetzt. 1. b) Verankerung der Dialekte in den Bildungs- und Erziehungsplänen für den Bereich der Kindertageseinrichtungen ? Die Erst- und Familiensprache des Kindes ist diejenige Sprachform, in der es das persönliche Denken und Fühlen am liebsten und besten ausdrückt, da die Entwicklung von Sprache und kultureller Identität zusammengehören. Deshalb legt der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan Wert darauf, dass die Familiensprachen, also auch die Dialekte, diese Wertschätzung erfahren. Wichtig ist auf jeden Fall, dass pädagogische Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen jede Sprache der Kinder achten und es dem Kind ermöglichen, eine positive Einstellung zu seiner eigenen Sprache zu entwickeln. In Kindertageseinrichtungen soll sowohl Hochdeutsch als auch Dialekt gefördert werden. Die Einbettung des Dialekts in authentische Situationen im pädagogischen Alltag ist – sofern die pädagogische Fachkraft selbst Dialektsprecherin ist – durchaus sinnvoll. Der Sprachinput im Hochdeutschen ist aber für alle Kinder wichtig. Insbesondere im Kontext der frühen Literacy-Erziehung (z. B. beim Vorlesen), die auf den Schriftspracherwerb und die Bildungssprache vorbereitet, kann auf die Verwendung des Hochdeutschen – auch im Hinblick auf immer mehr Kinder mit unterschiedlichen Sprachen in den Herkunftsfamilien – nicht verzichtet werden. Studien des Staatsinstituts für Frühpädagogik zur Sprachentwicklung zeigen, dass die Kinder, die sowohl Standarddeutsch als auch Dialekt beherrschen und mühelos von einer Sprachform in die andere wechseln können, denjenigen Kindern, die ausschließlich Dialekt verwenden, in der Grammatikkompetenz überlegen sind. 1. c) Verankerung der Dialekte in Forschung und Lehre an Fachhochschulen, Hochschulen und Universitäten in Bayern? Universität Augsburg: An der Universität Augsburg wurden bzw. werden mehrere dialektologische Großprojekte betreut. Neben dem Sprachatlas von Bayrisch-Schwaben und dem aktuell laufenden interdisziplinären DFG-Projekt „Neue Dialektologie mit Methoden der stochastischen Bildanalyse“ auch solche, die dialektologische Forschungsergebnisse der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen sollen (Sprechender Sprachatlas von Bayern, Kleiner Sprachatlas von Bayrisch-Schwaben, Kleiner Bayerischer Sprachatlas; siehe die Übersicht auf http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germanistik/ sprachwissenschaft/projekte/). Seite 6 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/567 Einen besonderen gegenwärtigen Schwerpunkt in Forschung und Lehre bilden die Stigmatisierung der Dialekte und die Diskriminierung von Dialektsprechern in (Süd-) Deutschland. Durch die Neubesetzung des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft – das Berufungsverfahren ist im Gange – wird die dialektologische Position verstärkt. Darüber hinaus wurde eine W2-Lehrprofessur mit Schwerpunkt DaF/DaZ und Variationslinguistik ausgeschrieben, die derzeit noch nicht besetzt ist, jedoch vertreten wird. Der historische Gesichtspunkt wird außerdem durch die W2- Professur für Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt Bayern berücksichtigt. Universität Bamberg: 1. Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS) Die Einführung in Geschichte und Geografie der Dia- lekte sowie in die sprachsoziologische Gliederung des Deutschen in Schriftsprache, Umgangssprache und Dialekte gehört zum grundlegenden Konzept jeder wissenschaftlichen Einführung in die deutsche Sprache und findet auch an der Universität Bamberg statt. Zum Erhalt der bairischen Dialekte trägt am ZEMAS insbesondere zunächst einmal ihre Erforschung bei, vor allem auch unter historischer Perspektive. Einschlägige Forschungsvorhaben an der Universität Bamberg beziehen das Bairische ein. Das gilt etwa für die Erforschung von bairischen Einzelwörtern in mittelalterlichen lateinischen Texten wie bairischen Denkmälern des Alt- und Mittelhochdeutschen wie auch für Rechtstexte aus Bayern (bis 07/2015 laufendes DFG-Projekt, Volumen rund 260.000 EUR, Leitung Prof. Stefanie Stricker). Daneben sind in der sprachhistorischen Forschung des Bereichs deutsche Sprachwissenschaft den ostfränkischen Ortsnamen und der ostfränkischen althochdeutschen Überlieferung bereits zahlreiche Arbeiten gewidmet worden. Die Beschäftigung mit den „bairischen“ und im Gebiet des heutigen Bayern beheimateten mittelalterlichen Autoren von Weltruhm wie Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide oder Wirnt von Gravenberg gehört ebenso zu den zentralen Positionen der Ausbildung. Gerade deshalb werden Autoren wie Wolfram oder auch das Nibelungenlied auch weiterhin bereits in der Schule vermittelt. In diesem Sinne liefern die historischen Fachanteile der germanistischen Literatur- und Sprachwissenschaften und darüber der Geistes- und Kulturwissenschaften an der Universität Bamberg insgesamt, wie sie im Bamberger Zentrum für Mittelalterstudien gebündelt sind, einen wesentlichen Beitrag zu Erforschung, Bewahrung und Wertschätzung der bairischen Dialekte und ihrer jeweils eigenen literarischen Kultur. 2. Professur für Germanistische Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt Grammatik Vorlesungen Syntax und Phonologie (in jedem Semester eine) mit dialektologischen Anteilen werden hier angeboten . In Bamberg gibt es einen ausgeprägten sprachhistorischen und daher auch dialektologischen Schwerpunkt – Sprachgeschichte bedeutet immer Dialektologie, die Texte sind dialektal. 3. Sprachenzentrum Das Sprachenzentrum bietet folgende Veranstaltung an: Bamberg und der fränkische Dialekt – Integration ausländischer Studierender in einem mundartlich geprägten Umfeld. Universität Bayreuth: 1. Sprachatlas Diesen verantwortete Professor Dr. Hinderling (ehemaliger Lehrstuhlinhaber Germanistische Linguistik). 2012 erfolgte die Übergabe des Sprachatlasmaterials an die Universität Regensburg. Das ostfränkische Wörterbuch mit Dr. Klepsch wanderte ebenfalls 2012 nach Erlangen ab. 2. Sonstiges Apl. Prof. Hubert Klausmann vertritt die Dialektologie am Lehrstuhl Germanistische Linguistik (Venia Lehre und Forschung). Derzeit leitet Prof. Hubert Klausmann zusammen mit Prof. Dr. Bernhard Tschofen am LudwigUhland -Institut der Universität Tübingen das Projekt „Sprachalltag in Nord-Baden-Württemberg“. Hierbei geht es u. a. um die Sprachgrenze zu Bayern. Prof. Klausmann betreut außerdem eine Doktorarbeit an der Uni Bayreuth mit dem Titel: Wörterbuch von Nordostbayern (Frau Krauch). Universität Erlangen-Nürnberg: 1. Interdisziplinäres Zentrum für Dialekte und Sprachvaria- tion (IZD), das sich allerdings auch mit außerbairischen Dialektvarianten beschäftigt (siehe unter: http://www. dialektforschung.phil.uni-erlangen.de/). 2. Achtbändiger Sprachatlas für Mittelfranken (Munske) 3. Ostfränkisches Wörterbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Klepsch) Ludwig-Maximilians-Universität München: An der Ludwig-Maximilians-Universität München (Department I – Germanistik, Komparatistik, Nordistik, Deutsch als Fremdsprache in der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften ) finden – auch zukünftig – regelmäßig über mehrere Semester verteilte Seminare und Vorlesungen zur Dialektologie statt. So wurden in letzter Zeit die folgenden Lehrveranstaltungen angeboten: Im Sommersemester 2011 fanden zwei Hauptseminare „Die Dialekte Bayerns im Spiegel der Sprachatlanten“ bzw. „Nomen est omen!?“ sowie zwei Proseminare „Dialektologie“ bzw. „Eigennamen“ statt und im Wintersemester 2008/2009 eine Vorlesung „Geschichte und Vorgeschichte der deutschen Wörterbücher“ sowie ein Proseminar „Einführung in die Dialektologie“. Im Sommersemester 2012 wurden zwei Proseminare „Soziolinguistik und Dialektologie“ bzw. „Dialektgeografie des Oberdeutschen“ angeboten, worauf im Wintersemester 2012/2013 die Vorlesung „Geschichte der deutschen Sprache in Bayern“ und das Proseminar „Namenforschung“ folgten. Auch im Sommersemester 2013 fand eine Vorlesung „Einführung in die Dialektologie“ und ein Proseminar „Sprachliche Varietäten“ statt. Universität Passau: 1. Sprachatlas Oberbayern Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Ludwig M. Eichinger, ehemaliger Professor für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Passau und heute Direktor des Instituts für Deutsche Sprache – IDS, hat an der Universität Passau das DFG-Projekt „Sprachatlas Oberbayern“ betreut (Projekt Drucksache 17/567 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 7 abgeschlossen). 2. Interreg-Projekt Das INTERREG-Projekt „ONiG – Die ältesten Ortsnamen im bayerisch-tschechischen Grenzraum“ ist auch bereits abgeschlossen. 3. Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen (IKON) Die dort angebotenen Veranstaltungen sind einsehbar unter: http://www.phil.uni-passau.de/forschung/ forschungseinrichtungen/ikon/startseite.html 4. Projekte zur Sprachraumforschung finden sich unter: http:// www.phil.uni-passau.de/de/die-fakultaet/lehrstuehle- professuren/germanistik/deutschesprachwissenschaft/ forschung/sprachraumforschung.html – ABÖN-Tagung zu „Namen in Grenzräumen“ – Ortsnamenforschung: – ONiG – Die ältesten Ortsnamen im bayerisch-tsche- chischen Grenzraum (FRG/Prachatice) – BLO – Integration der Sprechenden Atlanten „Nieder- bayern“ und „Bayerischer Wald und Böhmerwald“ in den Online-Sprachatlas der Bayerischen Landesbibliothek – SiGBuB – Siedlungsnamen im Grenzraum Bayerischer Wald und Böhmerwald (Projekt abgeschlossen) – Sprachgeografie: SBuB – Sprachatlas Bayerischer Wald und Böh- merwald (Projekt abgeschlossen) SNiB – Sprachatlas Niederbayern (Projekt abge- schlossen) SPRIG – Untersuchungen zur Sprachsituation im thüringisch-bayerischen Grenzgebiet (DFG-Projekt ) (Projekt abgeschlossen) Projektleiter: Prof. Dr. Rüdiger Harnisch (ONiG, SiGBuB , SBuB, DFG-Projekt) Prof. em Dr. Hans-Werner Eroms (SNiB) 5. Kleiner Sprachführer für Niederbayern für Erstsemester www.uni-passau.de/index.php?id=3497 Universität Regensburg: 1. Regensburger Dialektforum Das Regensburger Dialektforum (siehe unter http://www. uni-regensburg.de/forschung/dialektforum/) kümmert sich seit 2001 um Dialektforschung und um deren Vermittlung an eine breitere Öffentlichkeit. Dort besteht eine Schriftenreihe mit aktuell 18 erschienenen Bänden sowie zahlreiche Veranstaltungen, zuletzt am 19. März 2013 ein Arbeitstreffen bayerischer Dialektologen. 2. Sprachatlas von Nordostbayern Teilprojekt im Rahmen des Bayerischen Sprachatlasses für Oberpfalz und Oberfranken, Leitung: Prof. Dr. Hermann Scheuringer; vorher an der Universität Bayreuth, nach einer längeren Unterbrechung seit 2011 fortgesetzt an der Universität Regensburg. Band 1 ist noch von Bayreuth aus erschienen, aktuell fertiggestellt ist der Einleitungsband (erscheint im Frühjahr 2013), drei Bände sind in Bearbeitung. 3. Atlas der historischen deutschen Mundarten in der Tschechischen Republik (ADT) DFG-gefördertes Teilprojekt, Leitung: Prof. Dr. Albrecht Greule; 2005–2013. Aktuell vor der Fertigstellung stehen die Bände 1–4, 6 und 7 des Gesamtwerks 4. Atlas der historischen deutschen Mundarten in der Tschechischen Republik (ADT) FWF (Wien)-gefördertes Teilprojekt Südböhmen-Südmähren (bairische Dialekte), Leitung: Prof. Dr. Hermann Scheuringer. Aktuell vor der Fertigstellung steht der dazugehörige Band 5 des Gesamtwerks 5. Lehre Zahlreiche Lehrveranstaltungen in den letzten Jahren durch * Prof. Dr. Hermann Scheuringer (Arbeitsschwerpunkt Sprache in Bayern) * Dr. Armin Bachmann * PD Dr. Nicole Eller-Wildfeuer * Prof. Dr. Rupert Hochholzer * Dr. Alfred Wildfeuer * Prof. Dr. Ludwig Zehetner * Prof. Dr. em. Bernhard Gajek (Ludwig Thoma) Julius-Maximilians-Universität Würzburg: Unterfränkisches Dialektinstitut (UDI) An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg gibt es das sog. Unterfränkische Dialektinstitut, das von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Richard Wolf geleitet und von der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken unterstützt wird. • UDI ist das einzige Zentrum für Dialektforschung in Un- terfranken, das auch in Zukunft die Dialektsituation dokumentiert . • UDI führt die Arbeit des Sprachatlas von Unterfranken (SUF) weiter und betreut dessen Publikation. • UDI betreut die Arbeiten an BayDat, der bayerischen Dialektdatenbank , die Sprachatlasdaten aus ganz Bayern zusammenfasst, speichert und abrufbar macht. • UDI ist die Anlaufstelle für fundierte Auskünfte zu dialektologischen Fragen zum unterfränkischen Dialekt. • UDI sammelt, überprüft, systematisiert und archiviert bereits existierende Sammlungen von Mundarttexten und -wörtern und macht sie als Mundartarchiv der Öffentlichkeit zugänglich. • UDI gibt dialektologische Hilfestellung für Mundartdichter, Heimatpfleger, Lehrer, Schüler und alle, die sich für den unterfränkischen Dialekt interessieren. An den Hochschulen für angewandte Wissenschaften werden geisteswissenschaftliche Fächer nicht unterrichtet; daher findet dort keine Forschung und Lehre im Bereich Dialekt statt. 2. In welchem Umfang bietet die Staatsregierung bzw. die nachgeordneten Einrichtungen und Behörden Fortbildungen und Schulungsmaßnahmen für Beschäftigte an, um die Vermittlung von Wissen über Dialekte und das Pflegen von Dialekten zu fördern, aufgeschlüsselt nach: a) den jeweiligen Fortbildungsangeboten im Bereich des Kultusministeriums? In der Lehrerfortbildung stellt die Dialektpflege seit Jahren ein Thema dar, zu dem regelmäßig Fortbildungen angeboten werden. Staatliche Lehrerfortbildungen werden in Bayern auf vier Seite 8 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/567 Ebenen angeboten: an der zentralen Lehrerfortbildungsstätte , der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen (ALP), auf regionaler, lokaler und schulinterner Ebene. Ein Schwerpunkt bei den Fortbildungsangeboten rund um das Thema Mundart ist auf der lokalen Ebene, also auf der Ebene der Schulämter, festzustellen. Dort fanden beispielsweise Veranstaltungen zu folgenden Themen statt: – Staatliches Schulamt Fürstenfeldbruck: „Bayrisch gredt und gspuit“ (06.05.2013) – Staatliche Schulämter Passau: „Volksmusik für Kinder“ (29.11.2012) – Staatliche Schulämter Passau: „Volksmusik und Volks- tanz für Kinder“ (11.01.2012) – Staatliche Schulämter Passau: „Boarisch gsunga, gspuit und tanzt – Alte und neue Lieder in bairischer Mundart für den Schulgebrauch“ (23.11.2011) – Staatliches Schulamt Lkr. Weilheim Schongau: „Dialekt im Unterricht – Bairisch durch Herbst und Winter“ (02.03.2011, 27.10.2011) – Staatliches Schulamt Lkr. Starnberg: „Dialekt im Unterricht – Bairisch durch Herbst und Winter“ (02.03.2011, 27.10.2011) – Staatliches Schulamt Lkr. Rosenheim: „Unser Bairisch – ein unverzichtbares Kulturgut: ‚Freude an der Mundart wecken und verstärken‘“ (09.04.2011) – Staatliches Schulamt Lkr. Haßberge: „Wie sprechen wir? Wie sprechen andere?“ (18.06.2007, 19.06.2007) Aber auch in der Regionalen Lehrerfortbildung (RLFB) werden Veranstaltungen rund um das Thema Dialekt angeboten , beispielsweise: – Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in der Ober- pfalz: „RLFB Deutsch: Dialekt als Gegenstand von W- und P-Seminaren“ (22.11.2012) – Regierung von Niederbayern: „Jahrestagung Praktikumslehrkräfte für Studierende der Universität Passau“ (05.– 07.03.2012) mit dem Vortrag „Integratives Unterrichtskonzept zu einem Mundart-Gedicht?“ – Regierung von Niederbayern: „Bairisch-deutsche Sprachwerkstatt “ (21.10.2011) Die zentrale Lehrerfortbildung an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen (ALP) widmet sich im Auftrag des Staatsministeriums insbesondere im Rahmen von Tagungen im Fach Deutsch ebenfalls dem Thema Dialekt, auch wenn das Stichwort selbst nicht immer direkt im Titel aufscheint, wie folgendes Beispiel zeigt: ALP: „58. Fortbildungstagung für Deutsch- und Geschichtslehrkräfte an den Gymnasien: Sprache in der Wirklichkeit – Wirklichkeit in der Sprache“ (02.–05.09.2013); Auszug aus der Lehrgangsbeschreibung: „Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Rolle des Dialekts in Literatur, Gesellschaft und Schule dar [...]“ Diese staatlichen Fortbildungen werden ergänzt durch Angebote sog. externer Anbieter, die sich der Dialektpflege vielfach in Kombination mit Volksmusik widmen: – AfS Bayern (Arbeitskreis für Schulmusik und allgemei- ne Musikpädagogik e. V.): „Volkstanz mit den Biermösl Blosn“ (19.02.2014) – Bayerische MusikAkademie Schloss Alteglofsheim: „Blues auf Bairisch – oder wer bluest mit wem und wa- rum?“ (20.–21.11.2013, 17.04.–18.04.2013) – Universität Würzburg: „Dritte Würzburger Tagung zur För- derung der Lesekompetenz“ (25.04.2009); Workshop 5: „Unterfränkisches Dialektinstitut: Lyrik-Dialekt-Lesen“ 2. b) den jeweiligen Fortbildungsangeboten im Bereich des Heimatministeriums? Ziel von Fortbildung ist es, die berufliche Handlungsfähigkeit zu erhalten und anzupassen oder zu erweitern und beruflich aufzusteigen. Fortbildung im Bereich der Verwaltung soll bei der Erfüllung von Dienstaufgaben unterstützen, auf die Übernahme neuer Aufgaben vorbereiten, die Qualifikation, Flexibilität und Eigenverantwortung steigern und die Entwicklungsmöglichkeiten fördern. Schulungsmaßnahmen für Beschäftigte zur Vermittlung von Wissen über Dialekte und die Pflege von Dialekten werden vor diesem Hintergrund im Geschäftsbereich des StMFLH nicht angeboten. 2. c) den jeweiligen Fortbildungsangeboten im Bereich des Sozialministeriums? Das StMAS bietet für das pädagogische Personal in Kindertageseinrichtungen keine Fortbildungen an. Die einschlägigen Fortbildungen werden von den jeweiligen Trägern in eigener Verantwortung angeboten und vom StMAS nach den Richtlinien für die Förderung von Fortbildungsmaßnahmen für das pädagogische Personal in Tageseinrichtungen für Kinder vom 24. Januar 2005 gefördert. 3. Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, welche Dialekte in Bayern vom Aussterben bedroht sind, aufgeschlüsselt nach: a) den jeweiligen Dialekten und ihrer regionalen Verbreitung und b) der Anzahl der aktiven Sprecher dieser Dialekte? Dazu liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. 4. Welche finanziellen Ressourcen nimmt die Staatsregierung in die Hand, um den Erhalt und die Pflege von Dialekt in den nächsten Jahren zu fördern, aufgeschlüsselt nach den jeweiligen Mitteln in den einzelnen Ressorts? 1. Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Die Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW) führt ein Akademieprojekt „Bayerisches Wörterbuch“ und seit dem Jahr 2012 ein Akademieprojekt „Fränkisches Wörterbuch “ (vormals „Ostfränkisches Wörterbuch“). Die Ausstattung für das Bayerische Wörterbuch beträgt im Jahr 2013: 23.240 Euro Sachmittel. Außerdem verfügt das Projekt über 1 Stelle E 15, 1 Stelle E 14, 2 Stellen E 13 und 1 Stelle E 6. Die Ausstattung für das Fränkische Wörterbuch beträgt im Jahr 2013: 26.000 Euro für die Digitalisierung + 6.000 Euro Sachmittel. Das Projekt verfügt außerdem über 1 Stelle E 14 und 0,5 Stellen E 5. Zusätzlich erhielt das Fränkische Wörterbuch einmalig 30.411,87 € von der Oberfrankenstiftung und 3500 € von der Mittelfrankenstiftung zur Digitalisierung der Daten. Das Fränkische Wörterbuch ist seit 2012 an der Universität Erlangen-Nürnberg in Fürth untergebracht. Der Umzug von Bayreuth nach Fürth war ein wichtiger Schritt zur Anbindung des Wörterbuchs an die Universität, die dortige Dialektologin , Prof. Habermann, ist seit 2012 auch Projektleiterin, was sich als Glücksfall darstellt. Insgesamt kann festgestellt Drucksache 17/567 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 9 werden, dass sich durch die Neustrukturierung des Fränkischen Wörterbuchs das Projekt deutlich positiver entwickelt. Beide Wörterbücher sind wichtige Stützen der Forschung im weiten Umgriff der Landesgeschichte und Landeskunde aber auch zur Unterstützung der bayerischen Sprache. Das StMBW hat keinen Einfluss auf die Ausgestaltung der Ausstattungen ; hier handelt die BAdW autonom, innerhalb der BAdW ist dies die zuständige Kommission in Eigenregie. Die Aktivitäten des vom Staatsministerium unterstützten Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege e.V. im Dialektbereich konzentrieren sich weniger auf Projekte als auf stetige Vortrags-, Informations- und Bildungsarbeit, beispielsweise in den Zeitschriften „Schönere Heimat“ (SH) und „Volksmusik in Bayern“ (Aufsätze, Buchbesprechungen, „Mundartecke“). Als grundlegende neuere Beiträge sind beispielhaft zu erwähnen : • Boarisch gred - boarisch gschribn. Zur Orthographie des Boarischen, Leopold Auburger, SH 2010/1, S. 31–34 • „Der is bonand wie a Bräuochs.“ Zum Braugewerbe und seinen mundartlichen Ausdrücken, Josef Denz, SH 2009/4, S. 221–222 • Vom „Bams“ bis zum „Zwackerl“. Bairische Bezeichnungen für Kinder, Barbara Pausch, SH 2007/3, S. 174–178 • Das Wasser – ein sprachlicher Streifzug durch das Bairische, Josef Denz, SH 2007/3, S. 172–173 • Der mundartliche Reichtum Bayerns. Zum Erscheinen des „Kleinen Bayerischen Sprachatlas“, Ludwig Zehetner , SH 2006/1, S. 31–34 • Sprach-Heimat und Heimat-Sprache. Glanz und Gefährdung der Mundart in Bayern, Reinhard Wittmann, SH 2005/3, S. 179–186. Auch das beim Landesverein herausgegebene Lexikon „Vom Abbrändler zum Zentgraf. Wörterbuch zur Landesgeschichte und Heimatforschung in Bayern“ (Reinhard Heydenreuter, Wolfgang Pledl, Konrad Ackermann (Hrsg.), München (Volk-Verlag) 2009) ist als wichtiger und in hoher Auflage verbreiteter Beitrag zur bayerischen Sprachkultur zu werten. Hinzu kommen die insbesondere als langfristiger Arbeitsschwerpunkt zwischen 1980 und 2005 durchgeführten Aktionen zur Pflege des Volksschauspiels und der Mundartliteratur und die Herausgabe entsprechender Veröffentlichungen . Auch die intensive und breitenwirksame Pflege des Volkslieds durch den Landesverein hat als einen erheblichen Zusatzeffekt dialektpflegerische Wirkung. Der Landesverein für Heimatpflege wurde im Jahr 2013 mit insgesamt 1,391 Mio. € vom StMBW gefördert. Das StMBW fördert aus Mitteln der Literaturpflege mit 137.000 € jährlich das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg, zu dessen zentralen Aufgaben die Sammlung, Ordnung und Archvierung von Materialien zur deutschsprachigen Literatur seit 1945 gehört. Außerhalb der Sammlung von Walter Höllerer besitzt das Archiv u. a. Schenkungen aus dem Bereich der Mundartliteratur. Hier ist insbesondere der Spielekritiker, Mundartdichter, Zeichner und Verleger Eugen Oker (1919–2006) zu nennen, dessen Nachlass das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg mit Unterstützung des Freistaats Bayern erwerben konnte. Mit der Erschließung dieser Bestände leistet das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg einen erheblichen Beitrag zur Pflege bairischer Mundarten. Der „Sprechende Sprachatlas“ der Bayerischen Landes- bibliothek online (BLO), der in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek entwickelt wurde, dokumentiert den Reichtum und die Vielfalt der bayerischen Dialekte an ausgewählten Beispielen. Die Bayerische Landesbibliothek online wird gefördert durch das StMBW. Die Nutzung dieses besonderen Mediums wird Lehrkräften empfohlen. Betrieb und laufende Betreuung der BLO werden mit insgesamt rd. 150 T€ pro Jahr durch das StMBW gefördert. 2. Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration Das StMAS bezuschusst Fortbildungsmaßnahmen für das pädagogische Personal in Tageseinrichtungen für Kinder nach Maßgabe Richtlinie für die Förderung von Fortbildungsmaßnahmen für das pädagogische Personal in Tageseinrichtungen für Kinder (vom 24. Januar 2005, Az.: VI 4/73643/12/04, zuletzt geändert durch Bekanntmachung vom 13. Juli 2006). Die einschlägigen Fortbildungen werden im Rahmen der Regelfortbildung von den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege und der Bayerischen Verwaltungsschule als Anbieter der öffentlichen Wohlfahrtspflege von den jeweiligen Trägern in eigener Verantwortung angeboten (vgl. auch die Antwort zu Frage 2 c). 2012 stellte das StMAS für Fortbildung insgesamt rd. 1,9 Mio. Euro bereit. Eine Aufschlüsselung des Betrages, wie viel davon für den Erhalt und die Pflege von Dialekt aufgewendet wurde, ist nicht möglich. 3. Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat Im Geschäftsbereich des StMFLH werden keine Haushaltsmittel zum Erhalt bzw. der Pflege von Dialekten verausgabt. 5. Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, in welcher Weise der Dialekt bei Einstellungstests für Beamtinnen und Beamte beim Freistaat eine Rolle spielen? Regelbewerber für den Einstieg in der 2. bzw. 3. Qualifikationsebene müssen regelmäßig eine Einstellungsprüfung in Form eines von der Geschäftsstelle des Landespersonalausschusses durchgeführten besonderen Auswahlverfahrens ablegen (Art. 22 Abs. 2 Satz 2, Abs. 4 LlbG). Neben der Berücksichtigung von Schulnoten haben die Bewerber eine schriftliche Prüfung abzulegen. Bestandteil des Tests ist die Anfertigung eines kurzen Aufsatzes. Der Geschäftsstelle des Landespersonalausschusses liegen keine Erkenntnisse vor, ob in diesen Aufsätzen Dialekt verwendet wird. Darüber hinaus ist Dialekt kein Prüfungsgegenstand. Für den Einstieg in der 4. Qualifikationsebene gelten die Ersten Staatsprüfungen, die Erste Juristische Prüfung, die Hochschulprüfungen und die Ersten Lehramtsprüfungen als Einstellungsprüfung i. S. des LlbG. Daneben eröffnet Art. 22 Abs. 1 Satz 2 Alternative 2, Abs. 8 LlbG die Möglichkeit, das Vorliegen der persönlichen Eignung im Rahmen von gesonderten wissenschaftlich fundierten Auswahlverfahren (z. B. Assessment-Center, Strukturierte Interviews) zu prüfen. Hierbei werden insbesondere soziale Kompetenzen, Kommunikationskompetenz sowie Organisationskompetenz abgefragt. Dabei spielt Dialekt keine Rolle. Die Herkunft einer Bewerberin oder eines Bewerbers stellt im Übrigen nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz grundsätzlich ein unzulässiges Differenzierungskriterium dar. Seite 10 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/567 6. Nachdem der Rektor der Realschule in Penzberg, wie im Münchner Merkur am 25.11.2013 berichtet, es nicht für die Aufgabe von Lehrern hält den Dialekt zu fördern, da dieser am besten in der Familie aufgehoben sei, aber im Unterricht nichts verloren habe, frage ich die Staatsregierung: a) Ist die hier geäußerte Einschätzung offizielle Linie des Kultusministeriums und b) Wie bewertet das Ministerium diese Stellungnahme ? Der in Frage 6 zitierte Artikel des Münchner Merkur gibt ein Interview des Schulleiters der Realschule Penzberg in sehr verkürzter Form und missverständlich wieder. Die Äußerung „Dialekt habe im Unterricht nichts verloren“ ist von dem Schulleiter nicht getätigt worden. Die in der Frage geäußerte Einschätzung ist somit weder die offizielle Linie des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (vgl. auch die Antwort zu Frage 1 a) noch die Meinung des Schulleiters der Realschule Penzberg. 7. Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, in welchem Umfang Lehrkräfte, die Dialektsprecher sind, auch in den jeweiligen Herkunftsregionen eingesetzt werden, um bei der Vermittlung des Dialekts mithelfen zu können? Da bei der Einstellung von Lehrkräften der Dialekt dienstrechtlich keine Rolle spielt und keine Daten zur Dialektkompetenz erhoben werden, liegen der Staatsregierung zu diesem Sachverhalt keine Informationen vor.