Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Ulrike Müller FREIE WÄHLER vom 23.12.2013 Rettungsmittelvorhaltung in Schwaben und TRUSTStudie Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Notfalleinsätze, in der die gesetzlich vorgegebene Hilfsfrist von bis zu 15 Minuten für Einsätze der Rettungswagen im Zeitraum seit 2001 in Schwaben nicht erfüllt wurde, aufgeschlüsselt nach: a) den einzelnen Jahren, b) den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten und c) in der Stadt Bad Wörishofen? 2. Wie lang ist die durchschnittliche Gesprächs- und Dispositionszeit der verschiedenen ILS in Schwaben bei Rettungseinsätzen, aufgeschlüsselt nach: a) den Notfalleinsätzen von Rettungswagen, b) den Notfalleinsätzen von Notarzteinsatzfahrzeugen und c) den Notfalleinsätzen von Feuerwehren? 3. In welcher Statistik werden derzeit Daten erfasst, in der eine ehrenamtliche Erstversorgung im Sinne des Art. 2 Abs. 16 Bayerisches Rettungsdienstgesetz stattfindet ? 4. Fand eine Ausschreibung vor der Vergabe des aktuellen TRUST-Gutachtens statt? Antwort des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr vom 30.01.2014 1. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Notfalleinsätze , in der die gesetzlich vorgegebene Hilfsfrist von bis zu 15 Minuten für Einsätze der Rettungswagen im Zeitraum seit 2001 in Schwaben nicht erfüllt wurde, aufgeschlüsselt nach: a) den einzelnen Jahren, b) den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten und c) in der Stadt Bad Wörishofen? Nach Art. 7 Abs. 2 Satz 5 des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes (BayRDG) ist bei der Planung der Versorgungsstruktur für die Notfallrettung die Einhaltung der Hilfsfrist zu gewährleisten. Standort, Anzahl und Ausstattung der Rettungswachen und Stellplätze sind nach § 2 Abs. 1 Satz 2 der Ausführungsverordnung zum Bayerischen Rettungsdienstgesetz (AVBayRDG) so zu bemessen, dass Notfälle im Versorgungsbereich einer Rettungswache in der Regel spätes tens 12 Minuten nach dem Ausrücken eines der in Art. 2 Abs. 6 Sätze 2 bis 4 und Abs. 7 des BayRDG genannten Rettungsmittels erreicht werden können. Die Differenzierung in Bereiche mit 12-Minuten-Hilfsfrist und 15-Minuten-Hilfsfrist in peripheren ländlichen Regionen ist mit der Novellierung der Ausführungsverordnung und deren Inkrafttreten zum 01.01.2011 zugunsten einer einheitlichen 12-Minuten-Frist entfallen. Die nachfolgenden vom Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) erstellten Tabellen zeigen neben der Entwicklung der Anzahl an Notfallereignissen auch die Entwicklung der Anzahl und des entsprechenden Anteils an Ereignissen mit Überschreitungen der 12-Minuten-Frist. Das INM hat hierbei alle Notfallereignisse im Regierungsbezirk Schwaben je Landkreis bzw. kreisfreier Stadt sowie in der Stadt Bad Wörishofen auf der Grundlage der ihm vorliegenden Daten berücksichtigt. Aufgrund lückenhafter bzw. fehlerhafter Datenerhebungen in den Jahren 2001 und 2002 ist eine aussagekräftige Auswertung der Daten nach Angaben des INM erst ab dem Jahre 2003 möglich. Die Daten aus dem Jahre 2013 liegen dem INM zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht vollständig vor. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 28.02.2014 17/571 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/571 Tabelle 1: Entwicklung der Anzahl der Notfallereignisse je Landkreis und Jahr im Regierungsbezirk Schwaben Gebiet Jahr 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Krfr. Stadt Augsburg 22.135 17.978 21.536 22.737 23.414 23.372 21.987 23.018 25.781 27.999 Krfr. Stadt Kaufbeuren 2.424 2.250 2.228 2.248 2.359 2.517 2.590 2.875 3.057 3.272 Krfr. Stadt Kempten (Allgäu) 3.953 3.863 3.641 3.492 3.619 3.881 3.920 4.704 5.031 5.395 Krfr. Stadt Memmingen 2.460 2.395 2.471 2.310 2.394 2.609 2.563 2.636 2.915 3.199 LK Aichach-Friedberg 5.040 4.815 5.208 5.609 5.677 5.987 6.408 6.423 6.931 7.046 LK Augsburg 11.560 10.171 11.528 12.330 12.533 13.817 13.413 13.478 14.793 15.719 LK Dillingen a. d. Donau 3.672 3.518 3.684 3.833 3.847 4.234 4.283 4.342 4.633 4.901 LK Donau-Ries 5.781 5.502 5.927 5.895 6.135 6.469 6.987 6.863 7.512 7.620 LK Günzburg 4.929 4.829 4.959 4.896 5.138 5.346 5.553 5.717 6.403 6.727 LK Lindau (Bodensee) 3.458 3.415 3.129 3.117 3.291 3.416 3.640 4.107 4.259 4.556 LK Neu-Ulm 7.182 6.981 7.310 7.255 7.302 7.796 7.998 8.645 9.249 10.131 LK Oberallgäu 7.149 6.721 6.780 6.518 6.967 7.552 7.684 8.499 9.167 9.470 LK Ostallgäu 5.499 5.180 5.021 4.976 5.115 5.364 5.585 6.188 6.577 7.021 LK Unterallgäu 5.072 5.085 5.068 5.210 5.283 5.479 5.839 5.861 6.566 7.180 Bad Wörishofen 1.131 1.127 1.118 1.110 1.157 1.221 1.260 1.239 1.430 1.468 Tabelle 2: Entwicklung der Anzahl der Überschreitungen der 12-Minuten-Frist je Landkreis und Jahr im Regierungsbezirk Schwaben Gebiet Jahr 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Krfr. Stadt Augsburg 364 302 280 235 188 188 234 274 200 267 Krfr. Stadt Kaufbeuren 32 26 35 33 44 42 38 52 32 50 Krfr. Stadt Kempten (Allgäu) 46 71 52 49 47 75 72 102 94 122 Krfr. Stadt Memmingen 22 14 18 16 20 19 29 30 19 15 LK Aichach-Friedberg 297 294 341 387 366 401 369 382 361 435 LK Augsburg 660 495 665 700 660 672 696 838 791 1.015 LK Dillingen a. d. Donau 384 334 449 450 441 450 298 320 279 394 LK Donau-Ries 357 292 341 320 358 392 408 514 453 584 LK Günzburg 447 434 466 430 457 500 482 531 452 568 LK Lindau (Bodensee) 130 165 165 139 122 131 177 146 159 197 LK Neu-Ulm 319 280 348 322 305 379 362 392 362 484 LK Oberallgäu 763 814 910 834 823 885 945 871 1.049 1.164 LK Ostallgäu 352 411 400 390 372 372 392 477 536 637 LK Unterallgäu 518 550 583 579 514 597 676 654 608 660 Bad Wörishofen 56 48 63 64 41 62 53 43 49 71 Tabelle 3: Entwicklung des Anteils der Notfallereignisse mit Überschreitung der 12-Minuten-Frist je Landkreis und Jahr im Regierungsbezirk Schwaben Gebiet Jahr 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Krfr. Stadt Augsburg 1,6 % 1,7 % 1,3 % 1,0 % 0,8 % 0,8 % 1,1 % 1,2 % 0,8 % 1,0 % Krfr. Stadt Kaufbeuren 1,3 % 1,2 % 1,6 % 1,5 % 1,9 % 1,7 % 1,5 % 1,8 % 1,0 % 1,5 % Krfr. Stadt Kempten (Allgäu) 1,2 % 1,8 % 1,4 % 1,4 % 1,3 % 1,9 % 1,8 % 2,2 % 1,9 % 2,3 % Krfr. Stadt Memmingen 0,9 % 0,6 % 0,7 % 0,7 % 0,8 % 0,7 % 1,1 % 1,1 % 0,7 % 0,5 % LK Aichach-Friedberg 5,9 % 6,1 % 6,5 % 6,9 % 6,4 % 6,7 % 5,8 % 5,9 % 5,2 % 6,2 % LK Augsburg 5,7 % 4,9 % 5,8 % 5,7 % 5,3 % 4,9 % 5,2 % 6,2 % 5,3 % 6,5 % LK Dillingen a. d. Donau 10,5 % 9,5 % 12,2 % 11,7 % 11,5 % 10,6 % 7,0 % 7,4 % 6,0 % 8,0 % LK Donau-Ries 6,2 % 5,3 % 5,8 % 5,4 % 5,8 % 6,1 % 5,8 % 7,5 % 6,0 % 7,7 % LK Günzburg 9,1 % 9,0 % 9,4 % 8,8 % 8,9 % 9,4 % 8,7 % 9,3 % 7,1 % 8,4 % LK Lindau (Bodensee) 3,8 % 4,8 % 5,3 % 4,5 % 3,7 % 3,8 % 4,9 % 3,6 % 3,7 % 4,3 % LK Neu-Ulm 4,4 % 4,0 % 4,8 % 4,4 % 4,2 % 4,9 % 4,5 % 4,5 % 3,9 % 4,8 % LK Oberallgäu 10,7 % 12,1 % 13,4 % 12,8 % 11,8 % 11,7 % 12,3 % 10,2 % 11,4 % 12,3 % LK Ostallgäu 6,4 % 7,9 % 8,0 % 7,8 % 7,3 % 6,9 % 7,0 % 7,7 % 8,1 % 9,1 % LK Unterallgäu 10,2 % 10,8 % 11,5 % 11,1 % 9,7 % 10,9 % 11,6 % 11,2 % 9,3 % 9,2 % Bad Wörishofen 5,0 % 4,3 % 5,6 % 5,8 % 3,5 % 5,1 % 4,2 % 3,5 % 3,4 % 4,8 % Drucksache 17/571 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 2. Wie lang ist die durchschnittliche Gesprächs- und Dispositionszeit der verschiedenen ILS in Schwaben bei Rettungseinsätzen, aufgeschlüsselt nach: a) den Notfalleinsätzen von Rettungswagen, b) den Notfalleinsätzen von Notarzteinsatzfahrzeu- gen und c) den Notfalleinsätzen von Feuerwehren? Nachfolgende vom INM erstellte Tabelle stellt die Mittelwerte der Leitstellenintervalle bei Notfalleinsätzen im Regierungsbezirk Schwaben für Rettungswagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) dar. Die Dauer des Leitstellenintervalls wurde über die in den Integrierten Leitstellen (ILS) dokumentierten Zeitstempel „Meldungseingang“ und „Alarmierung“ abgegrenzt. Berücksichtigt wurden alle von den Leitstellen im Regierungsbezirk Schwaben dokumentierten Notfalleinsätze von RTW und NEF. Als Beobachtungszeitraum wurde die Zeitspanne vom 01.01.2012 bis zum 31.12.2012 gewählt. Feuerwehren führen in der Regel keine Notfalleinsätze durch. Sofern mit „Notfalleinsätzen von Feuerwehren“ die Einsätze der organisierten Erste Hilfe, d. h. bei Feuerwehren die als solche nicht dem Rettungsdienst unterfallenden Einsätze der First Responder und bei Hilfsorganisationen die Einsätze der Helfer vor Ort gemeint sind, können hierüber mangels vollständiger und einheitlicher Erfassung (v. a. der Zeitintervalle) bei den ILS keine aussagekräftigen Auswertungen getroffen werden. In der Regel dürfte jedoch von ähnlichen Zeitintervallen auszugehen sein, da die Einsatzmittel der organisierten Ersten Hilfe immer zusammen mit den Einsatzmitteln des Rettungsdienstes eingesetzt werden. Leitstelle Median des Leitstellenintervalls [mm:ss] RTW NEF ILS Allgäu 02:11 02:19 ILS Augsburg 02:04 02:23 ILS Donau-Iller 02:04 02:19 3. In welcher Statistik werden derzeit Daten erfasst, in der eine ehrenamtliche Erstversorgung im Sinne des Art. 2 Abs. 16 Bayerisches Rettungsdienstgesetz stattfindet? In der Datenbank des INM werden derzeit auch Einsatzzahlen über Organisationen der organisierten Ersten Hilfe, d. h. Helfer vor Ort und First Responder erfasst, sofern diese von der ILS dokumentiert werden. 4. Fand eine Ausschreibung vor der Vergabe des aktuellen TRUST-Gutachtens statt? Der Auftrag für die Durchführung der Trend- und Strukturanalyse für den Rettungsdienst in Bayern (TRUST-Studie II) wurde in einem offenen Verfahren nach § 3 a VOL/A vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr gemeinsam mit den Sozialversicherungsträgern in Bayern vergeben. Zum ordnungsgemäßen Ablauf dieses Vergabeverfahrens hat die Staatsregierung aus Anlass einer Schriftlichen Anfrage vom 15.12.2005, LT-Drs. 15/4647, ausführlich Stellung genommen.