zu knüpfen. Queer-Net RLP e.V. ist Gründungsmitglied im „Netzwerk diskriminierungsfreies Rheinland-Pfalz“, einem Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen, die auf der Grundlage des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes (AGG) arbeiten und sich offensiv für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen. Zu den Kooperationspartnern gehören neben dem Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Rheinland-Pfalz, der Beauftragte der Landesregierung für Migration und Integration , der Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung, die Antidiskriminierungsstelle Rheinland-Pfalz, das Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz, das Netzwerk Integration durch Qualifizierung sowie das Treffen der kommunalen Behindertenbeauftragten . Im „Projekt Familienvielfalt“ geht es darum, die Vielfalt von sexueller Orientierung und Geschlecht, Familien- und Rollenbildern als Querschnittsthema in Bildungseinrichtungen zu verankern und pädagogisches Personal darin zu unterstützen , sich für die Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten und Familienformen zu öffnen. Sie sollen in die Lage versetzt werden, mit kompetenten Handlungsmöglichkeiten Vorurteilen entgegenzuwirken und Ratsuchenden geeignete Beratungsangebote zu vermitteln. Zu diesem Zweck bietet QueerNet RLP e.V. u. a. kostenfreie Fortbildungen und Inhouseschulungen an. Der speziell für pädagogisches Personal in Kindertageseinrichtungen entwickelte Kita-Koffer „Familien- und Lebensvielfalt“ enthält Materialien für die pädagogische Arbeit mit 2 bis 6-jährigen Kindern, vor allem zum Thema „Regenbogenfamilien“ (schwule und lesbische Paare mit Kindern). Darüber hinaus werden Medien u.a. zu den Themen „Patchwork-Familien“, „Alleinerziehende“, „Adoption“ und „Migrationshintergrund“ angeboten. Kindertageseinrichtungen in Rheinland-Pfalz können die Koffer jeweils für mehrere Wochen kostenlos ausleihen. Art. 10 des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes (BayKiBiG) führt den Auftrag zur Bildung, Erziehung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen wie folgt aus: „Kindertageseinrichtungen bieten jedem einzelnen Kind vielfältige und entwicklungsangemessene Bildungsund Erfahrungsmöglichkeiten, um beste Bildungs- und Entwicklungschancen zu gewährleisten, Entwicklungsrisiken frühzeitig entgegenzuwirken sowie zur Integration zu befähigen .“ Im Vordergrund aller pädagogischen Bemühungen muss deshalb das einzelne Kind mit seinen speziellen Bedürfnissen stehen. Vor diesem Hintergrund und auf der Grundlage des AGG und dessen Ziel, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft , des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 22.04.2015 17/5785 Bayerischer Landtag Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Doris Rauscher SPD vom 09.02.2015 Projekt Familienvielfalt – Kita-Koffer Das Projekt Familienvielfalt von QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. hat mit Förderung durch das Ministerium für Integration , Familie, Kinder, Jugend und Frauen in Rheinland-Pfalz einen Kita-Koffer entwickelt, der Kindern von Beginn an vielfältige Familien- und Lebensmodelle näherbringt. Da die Nachfrage nach dem Kita-Koffer in rheinland-pfälzischen Kindertageseinrichtungen enorm ist, frage ich die Staatsregierung: 1. Wie bewertet die Staatsregierung dieses Projekt? 2. Hält die Staatsregierung dieses Projekt für unterstützenswert auch für Bayern? 3. Welche staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten könnten im Freistaat zur Verfügung gestellt werden, um das Projekt zu verbreiten und zu unterstützen? Antwort des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration vom 06.03.2015 1. Wie bewertet die Staatsregierung dieses Projekt? Das „Projekt Familienvielfalt“ wird seit 2012, gefördert durch das rheinland-pfälzische Ministerium für Integration, Familie , Kinder, Jugend und Frauen, von der Initiative QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. (QueerNet RLP e.V.) landesweit durchgeführt . QueerNet RLP e.V. ist eine Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine landesübergreifende Vertretung von queeren, d.h. die Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen bzw. Transidenten betreffenden Interessen aufzubauen. Ziel ist es, ein Netzwerk verschiedenster Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Transsexuellen - und Transidenten-Gruppen (LSBTTI-Gruppen) Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/5785 einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen, bewertet die Bayerische Staatsregierung das Ziel des „Projekts Familienvielfalt“ als Akzeptanz von Vielfalt grundsätzlich positiv. Im Einsatz des Kita-Koffers wird dagegen die Gefahr gesehen, dass statt eines vielfältigen pädagogischen Angebots zum Querschnittsthema „Vorurteilsbewusste Pädagogik“ ein vorgegebenes, ohne Beteiligung der Kinder und Eltern entstandenes Programm abgearbeitet wird. 2. Hält die Staatsregierung dieses Projekt für unterstützenswert auch für Bayern? Auf der Grundlage des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans (BayBEP) und dem Paradigma der Inklusion arbeiten staatlich geförderte Kindertageseinrichtungen im Sinne einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung. Diese zielt auf eine Lebenswelt ohne Ausgrenzung und begreift Diversität und Heterogenität als Normalfall, Bereicherung und Bildungschance. Tatsächlich nehmen viele pädagogische Fachkräfte an, dass jüngere Kinder noch nicht zu Vorurteilen und Verallgemeinerungen neigen. Diese Annahme ist jedoch nur mit Einschränkungen richtig. Zwar reagieren jüngere Kinder im Vergleich zu älteren Kindern oder Erwachsenen spontan auf konkrete Situationen, bilden aber gleichzeitig aufgrund von Erfahrungen und Beobachtungen in der Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Welt verallgemeinernde Konzepte. Diese spiegeln gesellschaftliche Bewertungen wider z. B. im Hinblick auf Geschlecht, Behinderung, soziale Herkunft, Religion , Hautfarbe, Sprache und sexuelle Orientierung. Forschungsergebnisse aus den USA (Mac Naughton 2006) zeigen , dass Kinder bereits ab drei Jahren Vorurteile in Bezug auf Hautfarbe, Gender, Behinderung und sozioökonomische Vielfalt aus ihrer sozialen Umwelt übernommen haben. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig es ist, dass pädagogische Fachkräfte eine vorurteilsbewusste Pädagogik entwickeln und dabei an den Alltagserfahrungen des einzelnen Kindes ansetzen. Es geht darum, •   die Entwicklung der Ich-Identität des einzelnen Kindes  und seiner Bezugsgruppen-Identität zu stärken, •   den einfühlsamen Umgang mit Menschen zu ermöglichen , die unterschiedlichste Erfahrungshintergründe und Lebensformen haben, •   das kritische Nachdenken über Vorurteile und Ausgrenzungen anzuregen und •   die  Fähigkeit  zu  fördern,  angesichts  von  Diskriminierung für sich selbst und für andere einzutreten. Der Einsatz eines Kita-Koffers wird hierfür als wenig zielführend gewertet. 3. Welche staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten könnten im Freistaat zur Verfügung gestellt werden, um das Projekt zu verbreiten und zu unterstützen? Unstrittig ist die hohe Bedeutung von Fortbildungsangeboten für pädagogisches Personal zur Weiterentwicklung von Kompetenzen für eine vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung . Auch die Bereitstellung von Supervision und Coaching kann dazu beitragen, die pädagogische Alltagspraxis kontinuierlich auf Vorurteile und deren Auswirkungen hin professionell zu reflektieren und so die Optimierung der pädagogischen Prozesse in der Einrichtung voranzubringen. Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration ist für die Fort- und Weiterbildung von pädagogischem Personal in Kindertageseinrichtungen zuständig , bietet jedoch selbst keine Fortbildungsveranstaltungen an. Diese werden insbesondere von Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege bzw. beauftragten Institutionen durchgeführt. Für kommunale Träger wird neben städtischen Fortbildungsinstituten vor allem die Bayerische Verwaltungsschule tätig. Der Freistaat unterstützt jedoch die Fortbildungen durch Zuschüsse oder Projektförderung und nimmt im Rahmen der Förderung der Regelfortbildung auch Einfluss auf Fortbildungsinhalte. So werden aktuell Fortbildungen zu den Themen „Inklusion“ (im Sinne von Diversity), „Partizipation “ und „Pädagogische Haltung“ als Schwerpunktthemen mit dem Förderfaktor 3 gefördert. Diese Themen unterstützen allesamt die Ziele einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung. Darüber hinaus kann das im Rahmen des Modellversuchs „Pädagogische Qualitätsbegleitung in Kindertageseinrichtungen “ stattfindende Coaching wesentlich zur vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung beitragen.