Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Michael Piazolo FREIE WÄHLER vom 04.02.2015 Hochschulmedizin in München – Masterplanung für den Standort Großhadern: Betrieb, Bauzeiten und Kosten In einem Bericht an den Bayerischen Landtag zur Neuord nung der Hochschulmedizin am Standort München und der Masterplanung für den Standort Großhadern hat der Bay erische Staatsminister für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst die der aktuellen Planung zugrunde liegenden Varianten aufgezeigt und dargelegt, dass der Ministerrat da rauf aufbauend sich für eine Neubaulösung ausgesprochen hätte. Bezüglich der Bauzeiten und Baukosten wird in den Be urteilungen der einzelnen Varianten von Gesamtbauzeiten zwischen 24 Jahren bei einem Neubau bzw. 29 Jahren für Sanierungsvarianten und für jede der drei untersuchten Ver sionen Kosten von etwa einer Milliarde Euro angenommen. Ich frage die Staatsregierung: 1. Woraus ergeben sich – aufgeschlüsselt nach wesent lichen Planungs bzw. Bauabschnitten – diese doch erstaunlich langen Bauphasen zwischen 24 und 29 Jahren Gesamtbauzeit. 2. Welche Optionen gäbe es, diese langen Bauzeiten si gnifikant zu verkürzen? 3. Inwieweit fließen bei derart langen Bauzeiten auch ggf. notwendige zwischenzeitliche Maßnahmen für die Weiternutzung der bisherigen Liegenschaften in die Kostenkalkulation der Neubau bzw. Sanierungskon zepte und Varianten ein? a) Mit welchen zwischenzeitlichen Maßnahmen wird ge rechnet? b) Welche Kosten und Zeitpläne sind dafür bereits jetzt angesetzt? 4. Inwieweit wurden oder werden für derart umfangreiche Vorhaben auch Erfahrungen aus vergleichbaren Vor haben an anderen Standorten in Bayern und Deutsch land herangezogen? a) Welche vergleichbaren Vorhaben waren dies ggf. im Falle der Masterplanung für den Standort Großha dern? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 20.03.2015 1. Woraus ergeben sich – aufgeschlüsselt nach wesentlichen Planungs- bzw. Bauabschnitten – diese doch erstaunlich langen Bauphasen zwischen 24 und 29 Jahren Gesamtbauzeit. Am Standort Großhadern befinden sich 29 klinische Ein richtungen, 1.229 Betten und 51 Stationen – mit steigender Tendenz, da weitere Einrichtun gen aus der Innenstadt nach Großhadern verlagert werden. Die bauliche Neuge staltung des Klinikums der Universität München, Campus Großhadern, ist somit ein extrem umfangreiches und kom plexes Großprojekt, das eine Fläche von insgesamt rund 145.000 m² Nutzfläche umfasst (IstZustand). Die Bauzeiten von 24 Jahren (Neubaulösung) bzw. 29 Jahren (Sanierung/ Teilsanierung mit Neubau) sind Ergeb nis der Schätzungen von Experten bei der Erarbeitung des zugrunde liegenden Konzepts. Die endgültige Aufteilung und Dauer der einzelnen Bauabschnitte innerhalb dieser Gesamtbauzeit steht noch nicht fest und wird in dem anste henden Planungs und Ideenwettbewerb konkretisiert. Die relativ lang erschei nenden Bauzeiten begründen sich zum einen durch die Größe und Komplexität des Projekts. Zum anderen führt die Tatsache, dass die Umgestaltung bei lau fendem Betrieb stattfinden muss, zu einer tendenziell länge ren Realisierungszeit als bei Bauten auf der „grünen Wiese“. Bei der Neubaulösung ist zu beachten, dass bereits mit der Fertigstellung jedes Bauabschnittes, also nicht erst nach Abschluss aller Maßnahmen am Ende der geschätzten Ge samtbauzeit, neue Liegenschaften und Strukturen bezogen und baulich getrennt von den übrigen Altbeständen genutzt werden können. Die vergleichsweise längeren Bauzeiten der Sanierungs lösung sind insbesondere darauf zurückzuführen, dass für die einzelnen Abschnitte die Errichtung von Ausweichflä chen, der Umzug in Ausweichflächen, Umzüge innerhalb des Gebäudes, Rückzüge ausgelagerter Einheiten in sa nierte Flächen und anschließend das Herrichten der Aus weichflächen für die Aufnahme der nächsten während der Sanierung auszulagernden Einheiten erforderlich und in die Betrachtung eingeflossen sind. Dieses zwangsläufig sehr aufwendige Vorgehen erfordert im Vergleich zu einem schrittweisen Neubau und Umzug der jeweiligen Einheiten in die für sie errichteten neuen Räumlichkeiten deutlich mehr Zeit. Bei einer Sanierungslösung wären weiterhin über die gesamte Bauzeit Beeinträchtigungen innerhalb des Altbestandes – auch in den bereits sanierten Bereichen – z. B. durch Lärm, Staub, Umwege etc. hinzunehmen. Die se Lösung wird vom Klinikum, vom Aufsichtsrat des Klini kums und dem Ministerrat auch deshalb nicht weiterverfolgt. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 24.04.2015 17/5841 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/5841 2. Welche Optionen gäbe es, diese langen Bauzeiten signifikant zu verkürzen? Eine Verkürzung der geplanten Bauzeit liegt im Interesse aller Beteiligten. Bei der jetzt anstehenden konkreten Pla nung und Durchführung wird eine weitere Optimierung der Bauzeit eine wichtige Rolle spielen. In dieser Hinsicht hat die Neubaulösung einen erheblichen Vorteil, da bei dieser – im Gegensatz zu einer Sanierung, die an die starren be stehenden Strukturen gebunden ist – eine flexible und opti mierte Gestaltung der Bauabschnitte im Sinne einer raschen Durchführung möglich ist mit allen damit verbundenen Vor teilen für Patienten und Mitarbeiter. Voraussetzung hierfür ist eine entsprechende Bereitstellung der notwendigen Mit tel in der Anlage S. 3. Inwieweit fließen bei derart langen Bauzeiten auch ggf. notwendige zwischenzeitliche Maßnahmen für die Weiternutzung der bisherigen Liegenschaften in die Kostenkalkulation der Neubau- bzw. Sanierungskonzepte und Varianten ein? Sämtliche erforderlichen Baumaßnahmen werden bei lau fendem Klinik betrieb erfolgen. Die bestehenden Strukturen müssen noch bis zum endgültigen Auszug aus den bishe rigen Liegenschaften eine universitäre Hochleistungsmedi zin ermöglichen. Aus diesem Grund ist es weiterhin unum gänglich, vorhandene Sicherheits und Brandschutzdefizite im Altbestand durch entsprechende Maßnahmen zu redu zieren und die hierfür erforderlichen Baumaßnahmen durch zuführen. Dies erfolgt selbstverständ lich unter dem Gebot der Sinnhaftigkeit und Sparsamkeit, um „verlorene Aufwen dungen“ so weit wie möglich zu vermeiden. Es werden also nur zwingend erforderliche Maßnahmen umgesetzt sowie die Notwendigkeit und der Umfang immer in Relation zum Stand der Umsetzung der Masterplanung gesetzt und be wertet. Die Kosten für diese Sicherheits und Erhaltungsmaßnah men sind nicht in den Kosten für die bauliche Weiterentwick lung enthalten. Diese sind in allen drei geprüften Szenarien notwendig. a) Mit welchen zwischenzeitlichen Maßnahmen wird gerechnet? Welche konkreten Maßnahmen im Altbestand in den nächs ten 20 Jahren noch notwendig sein werden, steht derzeit nicht abschließend fest. Bauliche Notwendigkeiten erge ben sich insbesondere aus den Erforder nissen des Brand schutzes, um die Sicherheit von Patienten, Mitarbeitern und Besuchern gewährleisten zu können, sowie dem notwendi gen Erhaltungsaufwand und den notwendigen Ersatzinves titionen zur Aufrechterhaltung des Betriebs. Aufgrund der verbleibenden Nutzungs dauer des Altbestands von ca. 20 Jahren sind dies auch keine verlorenen Investitionen. b) Welche Kosten und Zeitpläne sind dafür bereits jetzt angesetzt? Hierzu können derzeit keine konkreten Angaben gemacht werden. (s. auch oben 3 a) Alle Maßnahmen werden auf ihre Notwendigkeit geprüft. 4. Inwieweit wurden oder werden für derart umfangreiche Vorhaben auch Erfahrungen aus vergleichbaren Vorhaben an anderen Standorten in Bayern und Deutschland herangezogen? Die weitreichende Entscheidung über den langfristigen Umgang mit dem Altbestand des Klinikums am Standort Großhadern wurde unter Berück sichtigung aller Beson derheiten des konkreten Einzelfalls getroffen. Dabei sind selbstverständlich im Rahmen des intensiven Prozesses zur Prüfung möglicher baulicher Varianten für den Campus Großhadern auch Erfahrun gen aus anderen großen Kli niken im europäischen Raum herangezogen und bewertet worden. Allerdings sind die Strukturen und baulichen Zu sammenhänge am Standort Großhadern in weiten Teilen so besonders, dass eine unmittelbare Vergleichbarkeit mit Sanierungs/Neubaumaß nahmen anderer Häuser nur sehr eingeschränkt möglich ist. a) Welche vergleichbaren Vorhaben waren dies ggf. im Falle der Masterplanung für den Standort Großhadern ? Im Rahmen der Prüfung möglicher baulicher Varianten für den Standort Großhadern sind u. a. die CharitéUniversitäts medizin Berlin, das Klinikum Augsburg oder das Inselspital in Bern (CH) in die Betrachtungen eingeflos sen.