Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Horst Arnold SPD vom 11.03.2015 Entwicklung der Schweinezucht in Bayern Vielerorts wird beklagt, dass die Ferkelproduktion in Bayern durch die Einführung der Gruppenhaltung massiv eingebrochen ist. Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie entwickelte sich die Zahl der in Bayern gehaltenen Zuchtschweine (Darstellung für den Zeitraum 2005 bis 2014, aufgeschlüsselt nach Landkreisen und Regierungsbezirken )? 2. Wie entwickelte sich die Zahl der bayerischen Schweinezuchtbetriebe (Darstellung analog 1)? 3. a) Wie entwickelte sich die Zahl der notwendigen Ferkel in Bayern? b) Wie viele Ferkel wurden nach Bayern importiert (Darstellung des Zeitraums 2005 bis 2014)? 4. Woher stammten die nach Bayern importierten Ferkel (ungefähre prozentuale Darstellung der Länder/Bundesländer )? 5. Wie beurteilt die Staatsregierung den Einfluss der Pflicht zur Gruppenhaltung im Bereich der Zuchtsauenhaltung auf die Zahl der Schweinezuchtbetriebe und die Ferkelproduktion im Gesamten? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 05.05.2015 1. Wie entwickelte sich die Zahl der in Bayern gehaltenen Zuchtschweine (Darstellung für den Zeitraum 2005 bis 2014, aufgeschlüsselt nach Landkreisen und Regierungsbezirken)? Laut Bayerischem Landesamt für Statistik liegen vergleichbare Daten auf Landkreisebene für den gewünschten Zeitraum nicht vor. Daher konnten in den Tabellen zu den Fragen 1 und 2 die Daten nur auf Bezirksebene dargestellt werden. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass die Vergleichbarkeit der Daten im Zeitablauf nur begrenzt gewährleistet ist. Augenfällig sind hierbei insbesondere die gravierenden Veränderungen bei der Zahl der Zuchtsauenhalter (siehe Antwort zu Frage 2) vom Jahr 2009 auf das Jahr 2010 durch das deutliche Anheben der statistischen Erfassungsgrenzen . Zahl der gehaltenen Zuchtsauen Regierungsbezirk Jahr Zuchtsauen 50 kg oder mehr Lebendgewicht Bayern gesamt 2005 409.400 2006 382.500 2007 388.500 2008 343.700 2009 326.400 2010 313.900 2011 309.400 2012 272.600 2013 262.200 2014 259.200 Oberbayern 2005 --- 2006 --- 2007 51.300 2008 --- 2009 --- 2010 40.200 2011 36.300 2012 33.600 2013 31.700 2014 28.800 Niederbayern 2005 --- 2006 --- 2007 119.300 2008 --- 2009 --- 2010 96.400 2011 92.400 2012 80.400 2013 80.000 2014 74.900 Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 17.06.2015 17/6561 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/6561 Regierungsbezirk Jahr Zuchtsauen 50 kg oder mehr Lebendgewicht Oberpfalz 2005 --- 2006 --- 2007 36.400 2008 --- 2009 --- 2010 31.600 2011 31.200 2012 27.500 2013 26.200 2014 27.100 Oberfranken 2005 --- 2006 --- 2007 27.100 2008 --- 2009 --- 2010 22.200 2011 23.800 2012 19.700 2013 18.900 2014 22.200 Mittelfranken 2005 --- 2006 --- 2007 55.100 2008 --- 2009 --- 2010 44.900 2011 42.800 2012 38.700 2013 37.400 2014 36.000 Unterfranken 2005 --- 2006 --- 2007 45.500 2008 --- 2009 --- 2010 35.000 2011 39.500 2012 29.800 2013 30.400 2014 30.300 Schwaben 2005 --- 2006 --- 2007 53.900 2008 --- 2009 --- 2010 43.600 2011 43.500 2012 42.900 2013 37.700 2014 39.700 --- = kein Wert vorhanden 2. Wie entwickelte sich die Zahl der bayerischen Schweinezuchtbetriebe (Darstellung analog 1)? Zahl der Schweinezuchbtbetriebe Regierungsbezirk Jahr Zuchtschweinehalter Bayern gesamt 2005 --- 2006 8.800 2007 8.700 Regierungsbezirk Jahr Zuchtschweinehalter 2008 7.100 2009 6.400 2010 4.300 2011 3.900 2012 3.300 2013 2.900 2014 2.700 Oberbayern 2005 --- 2006 --- 2007 1.300 2008 --- 2009 --- 2010 600 2011 500 2012 500 2013 400 2014 400 Niederbayern 2005 --- 2006 --- 2007 2.200 2008 --- 2009 --- 2010 1.300 2011 1.200 2012 1.000 2013 900 2014 800 Oberpfalz 2005 --- 2006 --- 2007 1.000 2008 --- 2009 --- 2010 500 2011 400 2012 400 2013 300 2014 300 Oberfranken 2005 --- 2006 --- 2007 800 2008 --- 2009 --- 2010 300 2011 300 2012 200 2013 200 2014 300 Mittelfranken 2005 --- 2006 --- 2007 1.400 2008 --- 2009 --- 2010 600 2011 600 2012 500 2013 400 2014 300 Unterfranken 2005 --- 2006 --- 2007 1.000 Drucksache 17/6561 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Regierungsbezirk Jahr Zuchtschweinehalter 2008 --- 2009 --- 2010 400 2011 400 2012 300 2013 300 2014 300 Schwaben 2005 --- 2006 --- 2007 1.000 2008 --- 2009 --- 2010 500 2011 500 2012 400 2013 300 2014 300 --- = kein Wert vorhanden 3. a) Wie entwickelte sich die Zahl der notwendigen Ferkel in Bayern? Die Zahl der notwendigen Ferkel (Ferkel zur Mast und zum Nachersatz ausscheidender Zuchtsauen) wird nicht in den amtlichen Statistiken erfasst. Nach Berechnungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) stieg sie von 5.624.000 Ferkeln im Jahr 2005 auf 6.731.000 im Jahr 2014 an. Jahr Notwendige Ferkel 2005 5.624.000 2006 5.626.000 2007 5.912.000 2008 5.907.000 2009 6.083.000 2010 6.543.000 2011 6.480.000 2012 6.760.000 2013 6.510.000 2014 6.731.000 b) Wie viele Ferkel wurden nach Bayern importiert (Darstellung des Zeitraums 2005 bis 2014)? Die Zahl der nach Bayern importierten Ferkel wird nicht in den amtlichen Statistiken erfasst. Es liegen daher lediglich Schätzungen der LfL vor. Demnach wurden im Jahr 2005 rund 776.000 Ferkel in Bayern mehr geboren, als für die Mast benötigt wurden. Dieser Überschuss wurde außerhalb Bayerns vermarktet. Der Überschuss nahm im folgenden Jahr noch auf etwas über eine Million zu. In den Folgejahren nahm er ab. Seit dem Jahr 2010 besteht in Bayern ein Ferkelfehlbedarf. Das heißt, es mussten Ferkel eingeführt werden, um die Mastkapazitäten bedienen zu können. Dieser Fehlbedarf ist bis zum Jahr 2014 auf rund 1,6 Millionen Ferkel angestiegen. Jahr Ferkelüberschuss/-fehlbedarf 2005 776.000 2006 1.020.000 2007 689.000 2008 507.000 2009 57.000 2010 -548.000 2011 -703.000 2012 -1.499.000 2013 -1.439.000 2014 -1.631.000 4. Woher stammten die nach Bayern importierten Ferkel (ungefähre prozentuale Darstellung der Länder/Bundesländer)? Daten zu den Warenströmen der Ferkelzufuhren aus anderen Regionen nach Bayern liegen nicht vor. Nach Expertenschätzung stammt der größte Teil aus den fünf ostdeutschen Bundesländern, gefolgt von Zufuhren aus Baden-Württemberg , anderen westdeutschen Bundesländern sowie den EU-Nachbarländern Niederlande und Dänemark. 5. Wie beurteilt die Staatsregierung den Einfluss der Pflicht zur Gruppenhaltung im Bereich der Zuchtsauenhaltung auf die Zahl der Schweinezuchtbetriebe und die Ferkelproduktion im Gesamten ? Infolge des massiven Preiseinbruchs am Ferkelmarkt bei gleichzeitig stark angestiegenen Futterkosten haben bereits seit dem Jahr 2008 überproportional viele Betriebe im Vergleich zu den Vorjahren die Zuchtsauenhaltung aufgegeben (siehe Antwort auf die Fragen 1 und 2). Zahlreiche Betriebe konnten und wollten allerdings auch den Aufwand und die Kosten der Umstellung auf Gruppenhaltung finanziell nicht tragen und haben deshalb zeitnah mit Auslaufen der Übergangsfrist die Ferkelerzeugung eingestellt. Der Großteil der verbleibenden Betriebe hat in den Jahren 2012 und 2013 bei den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wegen betriebsindividueller Umbau- und Neubaulösungen um eine Beratung nachgefragt. Im Rahmen der vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten initiierten „Schwerpunktberatung Zuchtsauenhaltung“ wurden für über die Hälfte der Betriebe mit Umstellungsbedarf individuelle Zukunftslösungen erarbeitet. Insgesamt ist die Zahl der erzeugten Ferkel weniger stark zurückgegangen, da überwiegend kleinere und leistungsschwache Bestände aufgegeben wurden. Zudem ist durch eine weitere maßvolle Verbesserung der Fruchtbarkeitsleistung der Sauen ein Teil der Sauenbestandsabstockungen kompensiert worden. Der Rückgang der Zahl der erzeugten Ferkel ist deshalb nicht proportional zum Rückgang des Zuchtsauenbestandes.