Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Florian von Brunn SPD vom 09.01.2014 Ökologische Bedeutung von Walchensee und Jochberg Der Walchensee ist der größte und einer der tiefsten Alpenseen in Bayern. Er stellt wertvolles Brutgebiet für seltene und gefährdete Wasservögel wie den Gänsesäger dar und beherbergt gefährdete Fischarten wie Seeforelle oder Rutte . Für Touristen ist der Walchensee und seine Umgebung ein großer Anziehungspunkt. Durch das Wasserkraftwerk kann der Wasserspiegel um mehrere Meter schwanken. Die Belas tung des Wassers mit Schwermetallen nimmt zu. In diesem Kontext müssen auch die Pläne zur Errichtung eines Pumpspeicherkraftwerks in die Gesamtbetrachtung mit einbezogen werden. Ich frage daher die Staatsregierung: 1. Wie beurteilt die Staatsregierung den ökologischen Wert und die Schutzbedürftigkeit des Walchensees und dessen Umgebung? 2. Welche Auswirkungen sind während der Bauphase eines Pumpspeicherkraftwerks auf dem Jochberg a) auf die Ökologie, Flora und Fauna speziell des Jochbergs , b) auf die Ökologie, Flora und Fauna des Walchensees und dessen weitere Umgebung, zu erwarten? 3. Welche Auswirkungen sind während des Betriebes eines Pumpspeicherkraftwerks auf dem Jochberg a) auf die Ökologie, Flora und Fauna speziell des Jochbergs , b) auf die Ökologie, Flora und Fauna des Walchensees und dessen weitere Umgebung, c) auf den Wasserhaushalt der betroffenen Seen und Flüsse zu erwarten? Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 11.02.2014 1. Wie beurteilt die Staatsregierung den ökologischen Wert und die Schutzbedürftigkeit des Walchensees und dessen Umgebung? Der Walchensee ist mit seinen 16,4 km2 und 192 m Tiefe der größte Gebirgssee Bayerns bzw. der größte deutsche See in der alpinen biogeografischen Region. Aufgrund seiner Lage und seiner weitgehend unbebauten Ufer ist das Landschaftsbild des Walchensees und seiner Umgebung von besonderer Schönheit und Eigenart, das Gebiet stellt eine bedeutende Erholungslandschaft dar. Der See und Teile seiner Umgebung sind daher als Landschaftsschutzgebiet geschützt. Nach den Bewertungskriterien der Wasserrahmenrichtlinie gilt der Walchensee als kalkreicher, geschichteter Alpensee (Seewasserkörper) und wird als Salmonidengewässer bezeichnet. Er ist ein sogenannter erheblich veränderter Wasserkörper, da infolge der energiewirtschaftlichen Nutzung größere Wasserstandsschwankungen auftreten können . Das Potenzial des Seewasserkörpers ist bei den Parametern chemischer Zustand, Phytoplankton, Makrophyten und Phytobenthos sowie bei der Fischfauna „gut“, das ökologische Potenzial wird insgesamt als gut und besser bezeichnet . Die Umweltziele „guter chemischer Zustand“ und „gutes ökologisches Potenzial“ gelten als erreicht. In der Umgebung des Sees sind Gebiete des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 vorhanden, nämlich FFH-Gebiete „Kesselberggebiet“ (8334-373), das FFHGebiet „ Jachenau und Extensivwiesen bei Fleck“ (8434-372) und das europäische Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet) „Estergebirge “ (8433-471). In diesen Gebieten sind größere Vorkommen von Arten und Lebensraumtypen entsprechend der FFH-Richtlinie und der europäischen Vogelschutz-Richtlinie vorhanden, für welche ein Verschlechterungsverbot gilt. Die Insel Sassau im Walchensee ist Naturschutzgebiet. Von Bedeutung ist das Gebiet auch als Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten. Im Bereich der Jocher Alm und des Walchenseeufers sind zahlreiche nach § 30 Abs. 2 Bundesnaturschutzgesetz geschützte Biotope vorhanden. In der Alpenbiotopkartierung wurden im Bereich der Jocher Alm u. a. die geschützten Biotoptypen Felsvegetation, Alpiner Rasen, Großseggenriede und Moore erfasst. An das Walchenseeufer grenzen Feuchtbiotope u. a. mit Nasswiesen, Flachmooren, Initialvegetation nasser Standorte und Großseggenriede an. Auch hier sind Arten der Roten Listen Bayerns und Deutschlands nachgewiesen. Der Walchensee bietet Lebensraum für eine typische Fischfauna alpiner Seen mit seltenen Arten wie z. B. der Seeforelle und dem Seesaibling, welche sich hier natürlich fortpflanzen. Er ist ein wertvolles Brutgebiet für Wasservögel und ein wichtiges Durchzugs- und Überwinterungsquartier insbesondere für Tauchenten. 2. Welche Auswirkungen sind während der Bauphase eines Pumpspeicherkraftwerks auf dem Jochberg a) auf Ökologie, Flora und Fauna speziell des Jochbergs , b) auf Ökologie, Flora und Fauna des Walchensees und dessen weitere Umgebung, zu erwarten? Bisher liegen keine konkreten Verfahrensunterlagen vor, sodass die Frage nur allgemein beantwortet werden kann. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 02.04.2014 17/702 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/702 Es ist davon auszugehen, dass der Bau eines Pumpspeicherkraftwerks , insbesondere die Herstellung einer Kraftwerkskaverne , der erforderlichen Ein- und Auslaufbauwerke sowie der Stromzuführung und -ableitung sowie eines Oberbeckens mit erheblichen und nachhaltigen Eingriffen in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild verbunden sein dürften. Dabei ist auch zu beachten, dass das vorhandene Wege- und Straßennetz für den baubedingt notwendigen Schwerlastverkehr wohl nicht ausreichend sein wird. Die konkreten Auswirkungen des Vorhabens können erst nach Vorlage konkreter Planungsunterlagen bei den zuständigen Behörden bewertet werden. 3. Welche Auswirkungen sind während des Betriebes eines Pumpspeicherkraftwerks auf dem Jochberg a) auf Ökologie, Flora und Fauna speziell des Jochbergs , b) auf Ökologie, Flora und Fauna des Walchensees und dessen weitere Umgebung, c) auf den Wasserhaushalt der betroffenen Seen und Flüsse zu erwarten? Bisher liegen keine konkreten Verfahrensunterlagen vor, sodass die Frage nur allgemein beantwortet werden kann. Es ist davon auszugehen, dass der Betrieb eines Pumpspeicherkraftwerks am Walchensee mit weiteren Wasserstandsschwankungen einhergehen wird. Die konkreten Auswirkungen des Vorhabens können erst nach Vorlage konkreter Planungsunterlagen bei den zuständigen Behörden bewertet werden.