Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Rosi Steinberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 12.05.2015 Glyphosateinsatz in Bayern II Zu den bereits bekannten schädigenden Wirkungen des Herbizids Glyphosat nahm die WHO im März 2015 eine Neubewertung von Glyphosat vor. Aufgrund von Studien der IARC (International Agency for Research on Cancer), die im Tierversuch ausreichende Belege für eine Kanzerogenität lieferten, stufte die WHO Glyphosat, eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Herbizide, als Wirkstoff der Gruppe 2A (wahrscheinlich krebserzeugend) ein. Vor diesem Hintergrund frage ich die Staatsregierung: 1. Gibt es von der Landesanstalt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Untersuchungen zu Glyphosatkonzentrationen im menschlichen Urin, wenn ja, mit welchen Ergebnissen? 2. Bei welchen Produkten sieht das LGL die Haupteintragspfade von Glyphosat in den menschlichen Organismus ? 3. Ist die Untersuchung auf Glyphosat bei den Wasserversorgern Standard? 4. a) Wurde in den letzten drei Jahren bei allen Grundwasser -Messstellen das Grundwasser auf Glyphosat untersucht ? b) In welcher Höhe wurden glyphosathaltige Herbizide und deren Metaboliten im Grundwasser nachgewiesen ? c) An wie vielen und welchen Messstellen wurde der Trinkwassergrenzwert bzw. die Grundwasserqualitätsnorm der Europäischen Union für Glyphosat überschritten ? 5. a) Wo wurden in den letzten drei Jahren an Fließgewässern Untersuchungen auf Glyphosat und dessen Metaboliten durchgeführt? b) Wo und mit welchen Messwerten wurden hierbei Glyphosat und dessen Metaboliten nachgewiesen? Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 16.06.2015 Die Schriftliche Anfrage wird im Einvernehmen mit dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz wie folgt beantwortet: 1. Gibt es von der Landesanstalt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Untersuchungen zu Glyphosatkonzentrationen im menschlichen Urin, wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Dazu liegen am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) keine Untersuchungen vor. 2. Bei welchen Produkten sieht das LGL die Haupteintragspfade von Glyphosat in den menschlichen Organismus? Nach Einschätzung des LGL erfolgt eine Exposition mit Glyphosat hauptsächlich über den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln. Das LGL hat im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung in den Jahren 2013 und 2014 Lebensmittel aus der Gruppe der Gemüse, Hülsenfrüchte , Getreide und Getreideprodukte, sowie Säuglings- und Kleinkindernahrung auf Rückstände des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat untersucht. Insgesamt wurden nur in neun der 275 untersuchten Lebensmittelproben, darunter 161 Proben an Getreide und Getreideprodukten, Glyphosatrückstände in geringen Spuren, weit unter dem zulässigen Rückstandshöchstgehalt, nachgewiesen. 3. Ist die Untersuchung auf Glyphosat bei den Wasserversorgern Standard? Eine Abfrage bei den bayerischen Gesundheitsämtern ergab , dass Glyphosat bisher kein standardmäßiger Untersuchungsparameter in bayerischen Wasserversorgungen ist. Meist wird dieser Parameter anlassbezogen im Trinkwasser untersucht, lediglich in einzelnen Wasserversorgungen geschieht dies regelmäßig. Grenzwertüberschreitungen wurden bisher nicht beobachtet. 4. a) Wurde in den letzten drei Jahren bei allen Grundwasser -Messstellen das Grundwasser auf Glyphosat untersucht? b) In welcher Höhe wurden glyphosathaltige Herbizide und deren Metaboliten im Grundwasser nachgewiesen ? c) An wie vielen und welchen Messstellen wurde der Trinkwassergrenzwert bzw. die Grundwasserqualitätsnorm der Europäischen Union für Glyphosat überschritten? Die Fragen 4 a, b und c werden im Zusammenhang beantwortet . In den Jahren 2009 bis 2013 wurde das Grundwasser im Rahmen des staatlichen landesweiten Monitorings an Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 24.07.2015 17/7163 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/7163 insgesamt 310 Messstellen auf Glyphosat untersucht. Im Grundwasser von ca. 99 % der Messstellen konnte Glyphosat nicht nachgewiesen werden, eine Überschreitung des Schwellenwertes nach Trinkwasserverordnung von 0,1 µg/l wurde an keiner Messstelle festgestellt. 5. a) Wo wurden in den letzten drei Jahren an Fließgewässern Untersuchungen auf Glyphosat und dessen Metaboliten durchgeführt? b) Wo und mit welchen Messwerten wurden hierbei Glyphosat und dessen Metaboliten nachgewiesen ? Die Fragen 5 a und b werden im Zusammenhang beantwortet . Der Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glyphosat und dessen Metabolit Aminomethylphosphonsäure (AMPA) werden in Fließgewässern bayernweit im Rahmen verschiedener Messprogramme untersucht. Die seit 2009 auf Glyphosat und AMPA untersuchten Fließgewässer sind mit Angabe des Minimal-, Maximal und Mittelwertes in Tabelle 1 dargestellt (Abkürzungen: BG = Bestimmungsgrenze). Glyphosat (µg/l) AMPA (µg/l) Mst-Nr. Gewässer Min-Wert Max-Wert Mittelwert Min-Wert Max-Wert Mittelwert Zeitraum Regierungsbezirk 3707 Altmuehl 0,025 0,19 0,0805 0,72 4,9 2,39 2012 Mittelfranken 106489 Bibert 0,015 0,54 0,0928 0,16 0,836 0,474 2014 Mittelfranken 16365 Fraenkische Rezat 0,015 0,15 0,0491 0,17 0,85 0,446 2014 Mittelfranken 16567 Gaensbach