Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Verena Osgyan BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 01.06.2015 Neubau eines Chemikums in Erlangen Jüngsten Medienberichten zufolge entpuppt sich der Neubau des Chemikums an der Friedrich-Alexander-Universität als Problembaustelle des Freistaats. Ich frage die Staatsregierung: 1. Welche zeitliche Planung lag dem Bau des Chemikums zugrunde (bitte detailliert und chronologisch auflisten )? 2. Wie gestaltet sich die Bauchronologie tatsächlich (bitte detailliert und chronologisch auflisten)? 3. Welche Kosten waren der ursprünglichen Planung zugrunde gelegt? 4. Welche Kosten sind bis dato tatsächlich entstanden? 4.1 Wodurch sind die Kostenveränderungen zu begründen ? 5. Mit welchen weiteren Planveränderungen ist zu rechnen ? 5.1 Im Bereich des zeitlichen Ablaufs. 5.2 Im Bereich der Kosten. Antwort des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr vom 13.07.2015 1. Welche zeitliche Planung lag dem Bau des Chemikums zugrunde (bitte detailliert und chronologisch auflisten)? Am 1. Oktober 2007 wurde der Planungsauftrag für den Neubau des Chemikums auf Grundlage des Bauantrags vom 24. Juli 2006 der FAU erteilt. Mit der haushaltsrechtlichen Vorlage der haushaltsrechtlichen Entwurfsplanung (HU-Bau) im Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen im Juli 2008 ging folgende Zeitplanung einher: Erstellung der Ausführungsplanung ca. 9 Monate Voraussichtliche Bauzeit ca. 36 Monate 2. Wie gestaltet sich die Bauchronologie tatsächlich (bitte detailliert und chronologisch auflisten)? Nach Vorbereitung des Baufelds im Herbst 2009 begannen im März 2010 die Rohbauarbeiten, die bis Juli 2011 im Wesentlichen abgeschlossen waren. Die Ausbauphase erstreckte sich aufgrund von Verzögerungen und insolvenzbedingten Störungen im Bauablauf bis Ende 2013. Im Jahr 2014 begann die Inbetriebnahmephase, die gemeinsam mit dem Technischen Dienst der FAU in Form von Abnahmen, Mängelbegehungen und Probeläufen der technischen Anlagen durchgeführt wurde. Ein Teil der Anlagen wurde noch in 2014 an den Betreiber übergeben. Aufgrund von Störungen bei der komplexen Laborlüftung wurde im Herbst 2014 seitens der Bauverwaltung ein gutachterliches Verfahren eingeleitet und ein Lösungskonzept zur abschließenden Mängelbeseitigung entwickelt, das noch im Juli 2015 baulich umgesetzt wird. 3. Welche Kosten waren der ursprünglichen Planung zugrunde gelegt? Die Entwurfsplanung wurde im Rahmen des Sonderprogramms „Zukunft Bayern 2020“ im Juli 2008 mit einer Gesamtsumme von 80 Mio. € (Programmanteil 26,9 Mio. €) zur Realisierung freigegeben. Aufgrund von konjunkturell bedingten Kostensteigerungen, zusätzlichen Nutzerwünschen, aber auch aufgrund der Mehrkosten für insolvenzbedingte Planungs- und Bauzeitverlängerungen und den daraus zu erwartenden Folgekosten (siehe zu 4.1) wurde am 5. Dezember 2014 ein Nachtrag zur HU-Bau in Höhe von 11,4 Mio. € genehmigt und die Gesamtkosten auf 91,4 Mio. € festgesetzt. 4. Welche Kosten sind bis dato tatsächlich entstanden ? Von dem genehmigten Kostenrahmen in Höhe von 91,4 Mio. € sind bis Juni 2015 rund 87 Mio. € verausgabt. 4.1 Wodurch sind die Kostenveränderungen zu begründen ? Zu Beginn der Baumaßnahme war die schlechte Tragfähigkeit des Baugrunds, die trotz umfangreicher Baugrundsondierung nicht vorhersehbar war und zu einem Mehraufwand bei der Bohrpfahlgründung führte, ein wesentlicher Störfaktor. Neben den konjunkturbedingten Baupreissteigerungen bei den Lohn- und Materialkosten kam es während der mehrjährigen Bauphase zu zwingenden Anpassungen und Modifizierungen der genehmigten Planungsinhalte und damit zu Änderungen der Rahmenbedingungen gegenüber der ursprünglichen HU-Bau. Auch die Erhöhung der Anforderungen an Barrierefreiheit gemäß dem Bayerischen Aktionsplan zur Behindertenrechtskonvention i. V. m. der neuen DIN 18040 vom 1. Januar 2012 führte zu zusätzlichen Maßnahmen. Insbesondere der für Chemiegebäude höchst anspruchsvolle Brandschutz erforderte eine flexible Fortschreibung des Brandschutzkonzepts, gemeinsam mit der örtlichen Feuerwehr. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 11.09.2015 17/7661 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/7661 Diese veränderten Rahmenbedingungen trugen wesentlich zur Verzögerung des Bauablaufes und zur Kostenmehrung bei. Aufgrund der Insolvenz des Fachplaners der Technischen Gebäudeausrüstung, der für die rund 10.000 m² hoch technisierter Nutzfläche eine Schlüsselrolle innerhalb der Planungs - und Ausführungsprozesse innehat, kam es zu einem deutlichen zeitlichen Verzug und zur Unterbrechung der Planungskontinuität . In der Folge entstanden erhebliche kostenrelevante Terminverzögerungen von bis zu 15 Monaten, insbesondere bei den nachfolgenden Ausbaugewerken. Die Erhöhung der Baunebenkosten begründet sich durch zusätzliche Honorarkosten aufgrund gestiegener anrechenbarer Kosten gemäß HOAI (Stand 2009). 5. Mit welchen weiteren Planveränderungen ist zu rechnen? 5.1 Im Bereich des zeitlichen Ablaufs. Nach Abschluss der Mängelbeseitigung werden im Juli 2015 die Erfolgskontrollmessungen und Abschlussbegehungen durchgeführt. Im Anschluss folgen die rund zweimonatigen Vorbereitungen für den sukzessiven Bezug des Gebäudes durch die FAU. 5.2 Im Bereich der Kosten. Der bisher genehmigte Kostenrahmen von 91,4 Mio. € ist noch nicht ausgeschöpft. Es kann jedoch aufgrund bestehender Kostenrisiken, wie zum Beispiel Schadensersatzansprüche Dritter oder zu erwartender Rechtsstreitigkeiten, nicht ausgeschlossen werden, dass Mehrkosten entstehen, die die genehmigten Gesamtbaukosten überschreiten.