Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Christian Magerl, Martin Stümpfig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 17.06.2015 Entwicklung Emissionen von Treibhausgasen Wir fragen die Staatsregierung: 1. a) Welche Treibhausgase werden in welchen Mengen in Bayern jährlich emittiert (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell je Treibhausgas angeben )? b) Gibt es Treibhausgase, die nicht erfasst werden? Wenn ja, warum nicht? 2. Wie ist die Entwicklung des Anteils der emittierten Treibhausgase Bayerns an den Gesamtemissionen der Bundesrepublik Deutschland (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? 3. a) Wie ist die Entwicklung der einzelnen Sektoren (Umwandlungsbereich , Verarbeitendes Gewerbe, Verkehr, Haushalte – Gewerbe – Handel – Dienstleistungen, übrige Verbraucher) der energiebedingten CO2-Emissionen in den letzten Jahren (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? b) Sind die CO2-Emissionen des Flugverkehrs Teil des Sektors Verkehr und wie haben sich diese Emissionen entwickelt (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? 4. Wie ist die Entwicklung der klimarelevanten Spurengas -Emissionen des Flugverkehrs in den letzten Jahren in Bayern (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? 5. a) Wie ist die Entwicklung der einzelnen Sektoren der Methan-Emissionen in den letzten Jahren (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben )? b) Wie lässt sich die Entwicklung in den einzelnen Sektoren erklären (im Vergleich 1995 zu 2010) und welche Maßnahmen ergreift die Staatsregierung zur Senkung der Emissionen? 6. a) Wie hat sich die Emission von Distickstoffoxid (N2O) in Bayern in den einzelnen Sektoren in den letzten Jahren entwickelt (bitte die absoluten Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben, sowie den prozentuellen Anteil im Vergleich zur bundesweiten N2OEmission )? b) Welche Maßnahmen ergreift die Staatsregierung zur Senkung? 7. Wie hat sich die Emission von diversen Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), diversen Fluorkohlenwasserstoffen FKW/HFKW, Stickstofftrifluorid und Schwefelhexafluorid in Bayern in den letzten Jahren entwickelt (bitte die absoluten Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben, sowie den prozentuellen Anteil im Vergleich zur bundesweiten Emission des jeweiligen Stoffes)? Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 22.07.2015 Die Schriftliche Anfrage wird im Einvernehmen mit dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wie folgt beantwortet: 1. a) Welche Treibhausgase werden in welchen Mengen in Bayern jährlich emittiert (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell je Treibhausgas angeben)? Bei den energiebedingten Emissionen an Kohlendioxid liegen für Bayern Zeitreihen aus der Energiebilanz Bayern vor: Jahr Kohlendioxid [1.000 t] 1995 88.307 2000 88.705 2005 80.541 2010 80.022 2012 77.968 Für die Treibhausgase Methan und Distickstoffmonoxid (Lachgas) gibt es Erhebungen der Arbeitsgruppe Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder (AK UGRdL, http://www.ugrdl.de/index.html), in denen die statistischen Landesämter zusammenarbeiten. Bayern ist dabei durch das Bayerische Landesamt für Statistik vertreten. Jahr Methan [t] Distickstoffmonoxid [t] 1995 568.705 30.791 2000 493.548 32.612 2005 420.467 27.954 2010 386.802 27.055 2011 376.602 28.254 Zu den Treibhausgasen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), Teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW), Teilhalogenierte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (HFCKW), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3) liegen für Bayern keine vergleichbaren Informationen vor. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 11.09.2015 17/7790 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/7790 Für Industrieanlagen in Bayern liegen vereinzelt Erkenntnisse aus den vorliegenden Emissionserklärungen gemäß 11. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (11. BImSchV) sowie der Berichterstattung zum Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregister (PRTR, http://www.thru.de/) vor. Die 11. BImSchV bzw. PRTR unterscheiden sich bei der Art und der Anzahl der erfassten Anlagen. Der Anteil der genannten Treibhausgase an den Gesamtemissionen ist sehr gering. Nach der Emissionsübersicht des Umweltbundesamtes (Nationale Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung atmosphärischer Emissionen 1990–2013) lag dieser Anteil im Jahr 2013 bei rd. 1,5 %. b) Gibt es Treibhausgase, die nicht erfasst werden? Wenn ja, warum nicht? Siehe Antwort zu Frage 1 a. 2. Wie ist die Entwicklung des Anteils der emittierten Treibhausgase Bayerns an den Gesamtemissionen der Bundesrepublik Deutschland (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? Bei den energiebedingten Emissionen an Kohlendioxid liegen für Bayern und der Bundesrepublik Deutschland Zeitreihen aus der Energiebilanz Bayern vor. Jahr BRD [1.000 t] BY [1.000 t] Anteil BY [%] 1995 872.157 88.307 10,1 2000 830.246 88.705 10,7 2005 802.408 80.541 10,0 2010 775.462 80.022 10,3 2012 768.037 77.968 10,2 Für die Treibhausgase Methan und Distickstoffmonoxid (Lachgas) gibt es Erhebungen der Arbeitsgruppe Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder: Methan: Jahr BRD [t] BY [t] Anteil BY [%] 1995 4.378.294 568.705 13,0 2000 3.575.145 493.548 13,8 2005 2.822.662 420.467 14,9 2010 2.383.606 386.802 16,2 2011 2.318.951 376.602 16,2 Lachgas: Jahr BRD [t] BY [t] Anteil BY [%] 1995 256.796 30.791 12,0 2000 198.908 32.612 16,4 2005 197.446 27.954 14,2 2010 177.532 27.055 15,2 2011 184.960 28.254 15,3 Zu den weiteren Treibhausgasen siehe Antwort zu Frage 1 a. Der Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen ist gering. 3. a) Wie ist die Entwicklung der einzelnen Sektoren (Umwandlungsbereich, Verarbeitendes Gewerbe, Verkehr, Haushalte – Gewerbe – Handel – Dienstleistungen , übrige Verbraucher) der energiebedingten CO2-Emissionen in den letzten Jahren (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? Zur Entwicklung der energiebedingten Emissionen an Kohlendioxid in den einzelnen Sektoren liegen für Bayern Angaben aus den Erhebungen des Länderarbeitskreises Energiebilanzen (http://www.lak-energiebilanzen.de) vor. Bayern ist dabei durch das Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie sowie das Bayerische Landesamt für Statistik vertreten. Kohlendioxid [1.000 t] 1995 2000 2005 2010 2012 Umwandlungsbereich 16.393 16.775 15.188 15.893 15.456 Verarbeitendes Gewerbe 10.902 10.417 8.658 9.592 9.425 Verkehr 29.844 32.914 30.623 30.091 30.185 Haushalte, GHD1), übrige Verbraucher 31.167 28.599 26.069 24.445 22.902 1) Gewerbe, Handel, Dienstleistungen b) Sind die CO2-Emissionen des Flugverkehrs Teil des Sektors Verkehr und wie haben sich diese Emissionen entwickelt (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? Die unter 3 a angegebenen CO2-Emissionen des Sektors Verkehr berücksichtigen auch den Anteil des Flugverkehrs. Die CO2-Emissionen sind in der folgenden Tabelle dargestellt . Jahr 1995 2000 2005 2010 2012 Flugverkehr: Kohlendioxid [1.000 t] 1.419 2.504 3.945 4.423 4.283 4. Wie ist die Entwicklung der klimarelevanten Spurengas -Emissionen des Flugverkehrs in den letzten Jahren in Bayern (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben)? Hierzu liegen für Bayern keine belastbaren Daten vor. 5. a) Wie ist die Entwicklung der einzelnen Sektoren der Methan-Emissionen in den letzten Jahren (bitte die Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben )? Zur Entwicklung der Emissionen an Methan in den einzelnen Sektoren gibt es für Bayern Erhebungen der Arbeitsgruppe Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder. Methan [t] 1995 2000 2005 2010 2011 Abfallwirtschaft , Abwasserbeseitigung 138.193 87.533 43.488 22.119 20.068 Landwirtschaft (Vieh haltung)1) 394.492 374.274 344.396 330.219 322.199 Verkehr2) 5.824 3.886 2.610 1.619 1.572 Energiegewinnung , -verteilung3) 24.972 21.966 24.407 24.728 25.025 Feuerungsanlagen 4) 5.225 5.890 5.565 8.117 7.738 1) ohne Emissionen aus Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft 2) Straßenverkehr, sonstiger Verkehr (ohne internationalen Luftverkehr), Off-Road-Verkehr 3) einschl. Prozesse – ohne stillgelegte Braunkohlegruben 4) Energiewirtschaft (Kraftwerke der Allgemeinen Versorgung, Heizwerke, sonstige Energieerzeuger usw.), Verarbeitendes Gewerbe, Haushalte und Kleinverbraucher b) Wie lässt sich die Entwicklung in den einzelnen Sektoren erklären (im Vergleich 1995 zu 2010) und welche Maßnahmen ergreift die Staatsregierung zur Senkung der Emissionen? Drucksache 17/7790 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Die Methanemissionen werden hauptsächlich durch landwirtschaftliche Tierhaltung, Abfallablagerung und die Verteilung flüssiger und gasförmiger Brennstoffe verursacht. Die Emissionen konnten seit 1995 um rd. 34 % verringert werden . Dieser Trend ist i. W. auf abfallwirtschaftliche Maßnahmen (Beendigung der Abfallablagerung) zurückzuführen. Weitere Verbesserungen lassen sich auch im Bereich der Landwirtschaft erreichen. Hierzu zählen u. a. der Rückgang der in Bayern gehaltenen Tiere und eine klimaverträgliche Wirtschaftsweise wie optimiertes Fütterungs- und Wirtschaftsdüngermanagement , um die Treibhausgasemissionen in der Nutztierhaltung weiter zu senken. 6. a) Wie hat sich die Emission von Distickstoffoxid (N2O) in Bayern in den einzelnen Sektoren in den letzten Jahren entwickelt (bitte die absoluten Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben, sowie den prozentuellen Anteil im Vergleich zur bundesweiten N2O-Emission)? Jahr 1995 2000 2005 2010 2011 Landwirtschaft 1) 26.690 28.798 24.972 23.860 25.004 Verkehr2) 1.056 876 524 716 762 Prozesse, Produktanwendungen 742 556 234 178 173 Feuerungsanlagen 3) 1.151 1.141 929 996 1.006 Abwasserbeseitigung / Kompostierung 1.151 1.241 1.295 1.305 1.308 1) Viehhaltung, landwirtschaftliche Böden (Mineraldünger, Wirtschaftsdünger, Weidegang, Anbau, organische Böden, Auswaschung und Deposition); für Deutschland einschließlich Emissionen aus Landnutzung, -änderung, Forstwirtschaft 2) Straßenverkehr, sonstiger Verkehr (ohne internationaler Luftverkehr), Off-Road-Verkehr 3) öffentliche Wärmekraftwerke und Fernheizwerke, Industrie, Haushalte und Kleinverbraucher b) Welche Maßnahmen ergreift die Staatsregierung zur Senkung? Die Staatsregierung fördert im Rahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogrammes extensive Bewirtschaftungsverfahren , insbesondere den Verzicht auf den Einsatz von Mineraldünger, die Umwandlung von Ackerland in Grünland, die emissionsarme Wirtschaftsdüngung sowie die Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus. Daneben wird auch die Optimierung der Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft im Rahmen der Verbundberatung sowie von angewandten Forschungsvorhaben unterstützt. 7. Wie hat sich die Emission von diversen Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), diversen Fluorkohlenwasserstoffen FKW/HFKW, Stickstofftrifluorid und Schwefelhexafluorid in Bayern in den letzten Jahren entwickelt (bitte die absoluten Zahlen für 1995, 2000, 2005, 2010 und aktuell angeben, sowie den prozentuellen Anteil im Vergleich zur bundesweiten Emission des jeweiligen Stoffes)? Siehe Antwort auf Frage 1 a. Bundesweit (Nationale Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung atmosphärischer Emissionen 1990–2013) zeigen Daten des Umweltbundesamtes einen Rückgang der Emissionen (1995–2013) von 16,7 Mio. t (CO2-Äqu.) auf 14,8 Mio. t (CO2-Äqu.). Der Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen lag gleichbleibend bei rd. 1,5 %.