Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Oliver Jörg CSU vom 18.06.2015 Museum Fünf Kontinente – Namensänderung und konzeptionelle Gestaltung Ich frage die Staatsregierung: 1. Zu welchem Zeitpunkt wurde der Landtag von der Staatsregierung über die Änderung des Namens von „Staatliches Museum für Völkerkunde“ in „Museum Fünf Kontinente “ in Kenntnis gesetzt? 2. Welche inhaltlichen und konzeptionellen Veränderungen gingen mit der Namensänderung für das Museum selbst – mit Ausnahme der Sonderflächen – einher? 3. Wie hoch waren die durch die Umbenennung und der damit einhergehenden Überarbeitung und Änderung des Corporate Designs entstandenen Kosten? 4. Welche museumspädagogischen Ansätze liegen der Gestaltung der Ausstellungsinhalte zugrunde und haben die der Ausstellungsgestaltung zugrunde liegenden museumspädagogischen Ansätze mit der Änderung des Namens ebenfalls eine Überarbeitung erfahren? 5. Ist eine Überarbeitung der Präsentation der Ausstellungsobjekte hinsichtlich deren zeitgemäßen und systematischen Aufbereitung sowie deren Beschreibung vorgesehen ? 6. Welche Maßnahmen werden unternommen, um die Ausstellungsinhalte auch Menschen mit Behinderungen, beispielsweise in Leichter Sprache, zugänglich zu machen? 7. Welche Maßnahmen sind zur Aufbereitung der Ausstellungsinhalte für Kinder und zur Entwicklung entsprechender Angebote wie altersgerechte Führungen und Aktionstage – zusätzlich zu den bestehenden Angeboten für Kindergärten und Schulklassen – in Planung? 8. Wie haben sich die Besucherzahlen des Museums seit 2007 – getrennt nach Kernausstellung und Sonderausstellungen – entwickelt? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 22.07.2015 1. Zu welchem Zeitpunkt wurde der Landtag von der Staatsregierung über die Änderung des Namens von „Staatliches Museum für Völkerkunde“ in „Museum Fünf Kontinente“ in Kenntnis gesetzt? Die Umbenennung des früheren staatlichen Museums für Völkerkunde erfolgte auf Initiative der Museumsleitung. Nach Prüfung wurde sie vom Staatsministerium genehmigt. Die Namensgebung des Museums ist in keiner Rechtsschrift geregelt. Die Umbenennung erfolgte daher als reiner Verwaltungsvorgang ohne Beteiligung des Landtags. 2. Welche inhaltlichen und konzeptionellen Veränderungen gingen mit der Namensänderung für das Museum selbst – mit Ausnahme der Sonderflächen – einher? Die konzeptionellen Veränderungen in den Dauerausstellungsräumen sehen unter anderem eine sukzessive Einbindung zeitgenössischer Positionen von Künstlern aus den Herkunftsländern der Sammlungen vor, eine Einbeziehung von indigenen source communities in die kuratorische Praxis bei gleichzeitiger reflexiver Betrachtung der europäischen Sichtweisen sowie die Anbindung des Museums an international gültige Museumsstandards, insbesondere hinsichtlich des Einsatzes von Multimedia-Techniken. Diese Änderungen erfolgen im Rahmen der vorhandenen Stellen und Mittel und werden daher schrittweise umgesetzt, was einen längeren Zeitraum beanspruchen wird. 3. Wie hoch waren die durch die Umbenennung und der damit einhergehenden Überarbeitung und Änderung des Corporate Designs entstandenen Kosten? Die Kosten für den Entwurf und die Umsetzung des neuen Corporate Designs beliefen sich auf ca. 17.000 Euro. Weitere Kosten für die Umbenennung sind nicht angefallen. 4. Welche museumspädagogischen Ansätze liegen der Gestaltung der Ausstellungsinhalte zugrunde und haben die der Ausstellungsgestaltung zugrundeliegenden museumspädagogischen Ansätze mit der Änderung des Namens ebenfalls eine Überarbeitung erfahren? Bei allen Bearbeitungen von Ausstellungskonzepten werden museumspädagogische Ansätze berücksichtigt. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen im nahen und mittleren Osten und der außerordentlich schwierigen Akzeptanz islamischer Religion und Kultur in unserer Gesellschaft wurde z. B. mit der Umgestaltung der Orient-Räume begonnen. Dabei wurden interkulturelle Erfahrungen mit einbezogen. Seit 2012 verfügt das Museum über eine (halbe) Stelle für die Kultur- und Kunstvermittlung. Seit diesem Zeitraum wird Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 11.09.2015 17/7792 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/7792 besonderes Gewicht auf museumspädagogische Aspekte gelegt. 5. Ist eine Überarbeitung der Präsentation der Ausstellungsobjekte hinsichtlich deren zeitgemäßen und systematischen Aufbereitung sowie deren Beschreibung vorgesehen? Eine systematische Überarbeitung der Dauerausstellung wird derzeit vorbereitet. Erste Ansätze wurden in der Orientabteilung umgesetzt, vergleiche hierzu Antwort zu Frage 4. 6. Welche Maßnahmen werden unternommen, um die Ausstellungsinhalte auch Menschen mit Behinderungen , beispielsweise in Leichter Sprache, zugänglich zu machen? Im Zuge der sukzessiven Umgestaltung der Dauerausstellungen wird z. B. besonderer Wert auf die Verständlichkeit der Texte gelegt. Für Menschen mit Sehbehinderungen werden auf Wunsch besondere Führungen und Workshops angeboten. 7. Welche Maßnahmen sind zur Aufbereitung der Ausstellungsinhalte für Kinder und zur Entwicklung entsprechender Angebote wie altersgerechte Führungen und Aktionstage – zusätzlich zu den bestehenden Angeboten für Kindergärten und Schulklassen – in Planung ? Die Anzahl der Führungen und Workshops für Horte, Kindergärten und Schulklassen sowie für Erwachsene konnte von 329 im Jahr 2012 auf 548 im Jahr 2014 gesteigert werden. Mit dieser Zahl sind die Ausstellungs- und Workshop-Räume des Hauses weitgehend ausgelastet, da Führungen und Workshops für Kindergärten und Schulklassen im Schnitt 90 Minuten dauern und vormittags stattfinden müssen. Führungen für Horte und Kindergeburtstage finden bereits an den Nachmittagen und am Wochenende statt. Seit 2013 finden 2 x jährlich sogenannte Themen- und Familientage statt, wie z. B. Dia de los Muertos im November 2014 (ca. 1.800 Besucher) oder Persien-Tag im Mai 2015 (ca. 1.600 Besucher). Der nächste Thementag widmet sich unter dem Motto „Winnetou lebt“ am 29. November den Indianern Nord amerikas. 8. Wie haben sich die Besucherzahlen des Museums seit 2007 – getrennt nach Kernausstellung und Sonderausstellungen – entwickelt? Die entsprechenden Zahlen haben sich wie folgt entwickelt: Besucherzahlen Dauerausstellungen Sonderausstellungen Schulklassen - u. Führungen Summe 2007 24.138 8.787 17.919 50.844 2008 22.566 3.147 19.059 44.772 2009 16.572 4.196 19.990 40.758 2010 20.037 8.193 22.747 50.977 2011 15.619 7.468 22.072 45.159 2012 16.758 9.105 22.089 47.952 2013 16.018 13.668 26.254 55.940 2014 21.844 20.313 18.438 60.595