Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Rosi Steinberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 16.07.2015 Neubau der Haunerschen Kinderklinik Medienberichten zufolge soll die Haunersche Kinderklinik der Ludwig-Maximilianeums-Universität (LMU) München in der Münchner Innenstadt geschlossen und auf dem Campus der LMU in Großhadern für ca. 145 Millionen Euro neu gebaut werden. Ich frage die Staatsregierung: 1. Beinhaltet der Neubau ein Tierversuchslabor bzw. tierexperimentelle Forschungsbereiche? 2. Falls ja bei Frage 1: Welche Kapazitäten für welche Tierarten sind vorgesehen? 3. Falls ja bei Frage 1: Welche Forschungen sollen an den Tieren durchgeführt werden? 4. Falls ja bei Frage 1: Welcher Anteil der veranschlagten Kosten des Neubaus (bitte auch Betrag der Gesamtkosten und des Anteils angeben) entfällt auf das Tierversuchslabor ? 5. Falls ja bei Frage 1: Aus welchen Mitteln wird das Tierversuchslabor bzw. werden die tierexperimentellen Forschungsbereiche finanziert? 6. Wie viele Tierversuchslabore bzw. tierexperimentellen Forschungsbereiche in welchen Einrichtungen mit welchen Forschungsschwerpunkten und mit jeweils welchen und wie vielen Tieren sind in Großhadern geplant, im Bau oder bereits vorhanden? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 21.08.2015 Die Schriftliche Anfrage der Frau Abgeordneten Rosi Steinberger vom 16.07.2015 betreffend den Neubau der Haunerschen Kinderklinik kann auf Grundlage einer Stellungnahme der Ludwig-Maximilians-Universität München wie folgt beantwortet werden: Zu 1.: Nein. Zu 2.–5.: Die Fragen 2–5 sind aufgrund der Antwort bei Frage 1 nicht zu beantworten; aus diesem Grund wird ausnahmsweise auf die Wiederholung der Fragestellungen verzichtet. Zu 6.: Tierversuchslabore bzw. tierexperimentelle Forschungsbereiche sind an folgenden staatlichen Forschungseinrichtungen am Standort Großhadern/Martinsried vorhanden bzw. geplant: Die Ludwig-Maximilians-Universität München und das dazugehörige Universitätsklinikum nutzen derzeit am Standort Großhadern insgesamt 11 Versuchstierhaltungen. Eine weitere wird aktuell fast ausschließlich vom Helmholtz-Zentrum genutzt. Zwei Vorhaben befinden sich derzeit in der baulichen Endphase. Hierbei handelt es sich jedoch allein um neue Gebäude für bereits seit Jahren tätige Lehrstühle und nicht um Neugründungen. Deshalb wird die Anzahl an jährlich durchgeführten Versuchen insgesamt nicht steigen. Diese Neubauten dienen auch dazu, Tierbestände aus am Campus existierenden Einrichtungen künftig aufzunehmen, sodass dann eine Tierhaltung komplett, eine andere teilweise aufgelöst werden kann. Nach der Fertigstellung sollen die Neubauten über folgende, tierartbezogene, maximale Haltungskapazitäten verfügen: Mäuse: 42.500 Tiere, Ratten: 150 Tiere, Kaninchen: 40 Tiere, Frösche: 2.500 Tiere, Fische: 50.000 Tiere Die aktuell in Betrieb befindlichen Tierhaltungen verfügen gemeinsam über tierartbezogene, maximale Haltungskapazitäten folgender Größenordnung: Mäuse: 30.200 Tiere, Ratten: 625 Tiere, Kaninchen: 30 Tiere, Schweine: 15 Tiere, Schafe: 10 Tiere, Primaten: 4 Tiere , Frösche: 380 Tiere Da Tierversuche allerdings nur in den unerlässlichen Fällen durchgeführt werden, liegt die Anzahl der pro Jahr durchgeführten Tierexperimente deutlich unter den genannten Haltungskapazitäten. Die Forschungsschwerpunkte der genannten Einrichtungen und der klinischen Gastgruppen, die ihre Forschungsvorhaben zum Teil in diesen Einrichtungen durchführen, Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 16.11.2015 17/7999 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/7999 orientieren sich in der Hauptsache an den im klinischen Alltag relevantesten Krankheitskomplexen. Die Forschungsschwerpunkte im Einzelnen lauten: Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems: Herzinfarkt, myokardiale Ischämie, postischämische Kardio protektion, Herztransplantation, Gefäßneubildung, Herz klappenersatz, Herzmuskelentzündung, myokardiale Fibrosierung, Aneurysmaforschung, Endothelfunktion, Venenthrombose, Blutgerinnung, Hämostase Tumorerkrankungen: Pankreaskarzinom, Leberkarzinom, Blasenkarzinome, Kolonkarzinom , Tumore des Gehirns, Therapie neuroendokriner Tumore, embryonale Hirntumore, Tumorstammzellen, Tumorimmunologie, Tumortherapie mittels Liposomen, mittels Na-Jodid-Symporter, mittels zyklischer Peptide Erkrankungen des (zentralen) Nervensystems: Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfall, sekundärer Hirnschaden, post-Schlaganfall-Demenz, Behandlung von ZNS Lymphomen, frontotemporale Demenzen, Prionkrankheiten (Creutzfeldt- Jakob-Krankheit), Enzephalitis, Meningitis, Neurodegeneration, traumatische Querschnittslähmung , Spinalparalysen, Muskeldystrophien, Ataxien, vestibuläre Erkrankungen, Amyotrophe Lateralsklerose Weitere Forschungsschwerpunkte: Leber: Leberfibrose, portale Hypertension, hepatobiliäre Erkrankungen Pankreas: Diabetes, Insulinresistenz, Adipositas, Pankreatitis Knochenstoffwechsel: Osteoporose Auge: degenerative Erkrankungen des Auges Immunologie: Sepsis, akute Phaseproteine, Chemokinrezeptoren, Stammzellen Embryologie: Organogenese Organ-/Gewebeersatz: Lungentransplantation, Xenotransplantation , Implantate (HNO), Endoprothesen (Orthopädie) Diagnostik: Pharmakokinetik neuer Radiopharmaka Umweltforschung: Nanopartikel