Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Michael Brückner, Heinrich Rudrof CSU vom 13.08.2015 Bioversuchsanlage in Bamberg Der Freistaat Bayern unternimmt große Anstrengungen, die Produktion im Bioanbau annähernd dem Verbrauchsniveau bei den Konsumenten anzugleichen. Hierbei ist es wichtig, dass es ein Versuchs- und Forschungswesen gibt, bei dem die Praktiker sich mit neuesten Erkenntnissen versorgen können. Für den Biogemüsebau ist dies die Versuchsanlage der LWG in Bamberg. Wir fragen die Staatsregierung: 1. Nachdem im Bioanbau für den Vertrieb der gleiche Qualitätsstandard wie im konventionellen Anbau vorgeschrieben ist und hierzu zwingend Pflanzenschutz auch im Bioanbau eine wichtige Voraussetzung ist, fragen wir, ob die LWG Bamberg die Aufgabe hat, Versuche im Bereich Pflanzenschutz durchzuführen? Wenn nein, wer macht diese, und wie könnte dies in Bamberg als Zentrale des Biogemüsebaus zusammengeführt werden? 2. Nachdem im Bioanbau auch ein besonderes Augenmerk auf Technikeinsatz zu legen ist und hier durch den Verzicht auf zum Beispiel chemische Unkrautbekämpfung die Anforderungen an die Automatisierung besonders hoch sind, fragen wir, ob die LWG Bamberg die Aufgabe hat, neue Techniken in die Praxis umzusetzen? Wenn nein, wer hat diese und wie könnte man dies auf die Versuchsanlage Bamberg übertragen? 3. Nachdem im Anbau von Fruchtgemüsen die F1-Hybride heute die gängige Zuchtform ist, in der Versuchsanlage Bamberg jedoch zurzeit bei einigen Kulturen vorwiegend samenfeste Sorten angebaut werden, fragen wir, wer aus welchen Gründen diese Vorgaben macht? 4. Nachdem es erfahrungsgemäß sehr wichtig ist, dass in den Versuchsbeiräten Praktiker, also Anbauer, die selbst Betriebe leiten, dabei sind, fragen wir, wie sich der Versuchsbeirat Biogemüsebau zusammensetzt und wie dieser zusammengestellt wird? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 05.10.2015 1. Nachdem im Bioanbau für den Vertrieb der gleiche Qualitätsstandard wie im konventionellen Anbau vorgeschrieben ist und hierzu zwingend Pflanzenschutz auch im Bioanbau eine wichtige Voraussetzung ist, fragen wir, ob die LWG Bamberg die Aufgabe hat, Versuche im Bereich Pflanzenschutz durchzuführen? Wenn nein, wer macht diese, und wie könnte dies in Bamberg als Zentrale des Biogemüsebaus zusammengeführt werden? Die Zuständigkeit für den Pflanzenschutz im Gartenbau in Bayern liegt beim Institut für Pflanzenschutz (IPS) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising. Pflanzenschutzversuche können grundsätzlich an jedem dafür geeigneten Ort von Mitarbeitern des IPS durchgeführt werden. Der Einsatz von Arbeitsressourcen ist dabei jedoch ökonomisch zu gestalten. Es besteht deshalb keine zwingende Notwendigkeit, Pflanzenschutzversuche im ökologischen Bereich ausschließlich oder überwiegend auf Bamberg zu konzentrieren. Bereits seit März 2004 besteht eine Übereinkunft zur Zusammenarbeit zwischen dem IPS und der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) im Bereich Pflanzenschutz im Gartenbau. Darin ist u. a. festgelegt, dass das IPS Pflanzenschutzverträglichkeitsversuche an einem breiten Sortenspektrum an die LWG delegieren kann. Die LWG führt diese Versuche im Auftrag des IPS durch. Somit können notwendige Pflanzenschutzversuche im ökologischen Gemüsebau am Standort Bamberg der LWG jederzeit durchgeführt werden. 2. Nachdem im Bioanbau auch ein besonderes Augenmerk auf Technikeinsatz zu legen ist und hier durch den Verzicht auf zum Beispiel chemische Unkrautbekämpfung die Anforderungen an die Automatisierung besonders hoch sind, fragen wir, ob die LWG Bamberg die Aufgabe hat, neue Techniken in die Praxis umzusetzen? Wenn nein, wer hat diese und wie könnte man dies auf die Versuchsanlage Bamberg übertragen ? Ein eigenständiges Arbeitsgebiet „Technik im Gartenbau“ besteht aufgrund früherer Umstrukturierungen und der bestehenden Personalabbauverpflichtungen an der LWG derzeit nicht. Im Rahmen der Bearbeitung von Anbauversuchen werden jedoch auch Fragestellungen des Technikeinsatzes nach Möglichkeit mit betrachtet. Über Forschungsprojekte werden von der LWG auch Fragen zur Mechanisierung bearbeitet. Aktuell wird das Thema „Beikrautregulierung in Ökobetrieben mit Gemüsekulturen unter besonderer Betrachtung von moderner RTK(Real Time Kinematic)-, Steuerungs-, Ultraschall- und Kameratechnik“ Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 12.11.2015 17/8251 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/8251 bearbeitet. Aus organisatorischen Gründen wird dieses Projekt jedoch nicht am Standort Bamberg, sondern zusammen mit Praxisbetrieben im Raum Unterfranken durchgeführt. Im Rahmen einzelner Forschungsvorhaben besteht zudem zwischen der LWG und der LfL (Institut für Landtechnik und Tierhaltung) eine langjährige enge Zusammenarbeit bei technischen Fragestellungen. Derzeit strebt die LWG an, ein eigenständiges Arbeitsgebiet für „Technik im Gartenbau“ wieder einzurichten und personell zu besetzen. Dadurch würde sich die Möglichkeit ergeben, technische Fragestellungen – auch am Standort Bamberg – verstärkt zu bearbeiten. 3. Nachdem im Anbau von Fruchtgemüsen die F1-Hybride heute die gängige Zuchtform ist, in der Versuchsanlage Bamberg jedoch zurzeit bei einigen Kulturen vorwiegend samenfeste Sorten angebaut werden, fragen wir, wer aus welchen Gründen diese Vorgaben macht? Die Erzeugungsrichtlinien verschiedener Verbände des ökologischen Landbaus präferieren häufig samenfeste Sorten gegenüber Hybrid-Saatgut. Der Einsatz samenfester Sorten ist in der gärtnerischen Praxis – auch bei Öko-Betrieben – jedoch durchaus umstritten, da diese in der Regel deutlich niedrigere Erträge liefern. Im Jahr 2015 wurde dem Wunsch der Verbände des ökologischen Landbaus und und des Versuchsbeirates nachgekommen und insbesondere bei Tomaten ein Versuchsschwerpunkt auf samenfeste Sorten gelegt. Die Sorten im Versuch, es handelt sich dabei zu einem großen Teil um neue Zuchtlinien, stehen im direkten Vergleich mit praxisüblichen F1-Hybriden. Die erzielten Ergebnisse dienen den Erzeugern als Datengrundlage bei der Sortenwahl. 4. Nachdem es erfahrungsgemäß sehr wichtig ist, dass in den Versuchsbeiräten Praktiker, also Anbauer, die selbst Betriebe leiten, dabei sind, fragen wir, wie sich der Versuchsbeirat Biogemüsebau zusammensetzt und wie dieser zusammengestellt wird? Grundsätzlich wird die Zusammensetzung aller Versuchsbeiräte der LWG mit den jeweiligen Verbänden abgestimmt. Beim Versuchsbeirat Ökogemüse ist dies mit der Landesvereinigung für Ökologischen Landbau (LVÖ) erfolgt. Im Versuchsbeirat sollen die gärtnerische Berufspraxis, die Verbundberatung sowie kooperierende Forschungseinrichtungen und Dienststellen vertreten sein. Die Besonderheit des Versuchsbeirates Ökogemüsebau ist, dass seitens des Vertreters der LVÖ und der in der Vergangenheit angefragten Unternehmer des ökologischen Anbaus bisher die Meinung vertreten wurde, dass die gärtnerische Praxis durch die Verbundberatung ausreichend vertreten ist. Die LWG hat sich jedoch zum Ziel gesetzt, künftig auch Produzenten aus dem Öko-Gemüsebau für den Versuchsbeirat zu gewinnen. Der 2015 eingeladene Personenkreis ist in nachfolgender Tabelle aufgelistet: Name Organisation Dietrich Pax (LVÖ Bayern), Gärtnerhof Callenberg Gini Schneider Naturland Fachberatung Alexander Pfleghaar Naturland Fachberatung Olivia Ruhtenberg Bioland Fachberatung Michael Stumpenhausen Bioland Fachberatung Raphael Hartmann Demeter Bayern Anton Offenberger Gemüseerzeugerring Knoblauchsland Günther Semmler Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen Dr. Michael Beck Hochschule WeihenstephanTriesdorf Dr. Klaus Wiesinger LfL Katrin Boockmann LfL Bernhard Schwab Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg Andreas Schmitt AELF Fürth Angela Vaas AELF Landshut Franziska Haitzmann AELF Landshut Rainer Eberl AELF Landshut