Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Peter Paul Gantzer SPD vom 27.08.2015 Sprengung von Geldautomaten Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie viele Sprengungen von Bankautomaten wurden in den letzten fünf Jahren jeweils in Bayern gemeldet? 2. Wie viel Geld wurde dabei erbeutet? 3. Wie viele Diebe konnten gefasst werden? 4. Wie ist normalerweise das Vorgehen der Täter? 5. Wie haben sich im gleichen Zeitraum die Zahlen der Banküberfälle in Bayern entwickelt? 6. Welche sonstigen Schäden sind durch das Vorgehen der Täter entstanden? 7. Kann ein organisiertes bandenmäßiges Vorgehen erkannt werden? 8. a) Gibt es in Bayern geografische Tatschwerpunkte? b) Wurden bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet? Antwort des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr vom 26.10.2015 1. Wie viele Sprengungen von Bankautomaten wurden in den letzten fünf Jahren jeweils in Bayern gemeldet? Die Anzahl der gemeldeten Sprengungen von Geldausgabeautomaten (GAA) in Bayern stellt sich wie folgt dar:1 2015 bis dato: ohne 2014: 3 Fälle (1 x Versuch) 2013: 3 Fälle (jeweils Versuch) 2012: ohne 2011: 1 Fall 2010: 3 Fälle (2 x Versuch) 1 Quelle IGVP (Vorgangserfassungssystem der Bayerischen Polizei) Die Fälle „Sprengung von Geldausgabeautomaten“ werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) nicht abgebildet. 2. Wie viel Geld wurde dabei erbeutet? Die Tatbeute aus den vollendeten Fällen betrug insgesamt 271.285 Euro. Bei dem Fall im Jahr 2011 wurde kein Geld erbeutet. 3. Wie viele Diebe konnten gefasst werden? Insgesamt konnten seit dem Jahr 2010 zwölf Tatverdächtige ermittelt beziehungsweise festgenommen werden. Die Ermittlungen ergaben, dass mehrere Tätergruppen überörtlich , auch außerhalb Bayerns, für gleichgelagerte Delikte verantwortlich waren. 4. Wie ist normalerweise das Vorgehen der Täter? Zur Tatbegehung betreten die Täter teilweise unter Nutzung einer EC-, Geld- oder Kreditkarte den Servicebereich einer Bank. In einigen Fällen werden auch frei stehende GAA angegangen . Um eine Sprengung des GAA herbeizuführen, führen die Täter durch eine Öffnung Schläuche und Stromkabel in den GAA ein. Das anschließend eingeleitete Gasgemisch wird daraufhin elektronisch bzw. manuell zur Zündung gebracht und führt so zur Sprengung des GAA. 5. Wie haben sich im gleichen Zeitraum die Zahlen der Banküberfälle in Bayern entwickelt?2 2015 bis dato: 8 Fälle (5 x Versuch) 2014: 19 Fälle (2 x Versuch) 2013: 28 Fälle (11 x Versuch) 2012: 12 Fälle (5 x Versuch) 2011: 43 Fälle (23 x Versuch) 2010: 26 Fälle (12 x Versuch) 2 Quelle PKS (Polizeiliche Kriminalstatistik) 6. Welche sonstigen Schäden sind durch das Vorgehen der Täter entstanden? Der Sachschaden, der durch die Täter bei den Tatausführungen für die Sprengung der Geldautomaten verursacht wurde, betrug insgesamt 290.448,09 Euro. Zu den Beschädigungen an den Geldautomaten wurden teilweise erhebliche Schäden in den Eingangsbereichen der Banken am dortigen Inventar, Türen und Verglasungen verursacht . 7. Kann ein organisiertes bandenmäßiges Vorgehen erkannt werden? Die Tatausführungen und kriminalpolizeilichen Erkenntnisse aus den Ermittlungsverfahren lassen den Schluss zu, dass es sich bei derartigen Delikten, insbesondere bei der zu Frage 4 dargestellten Vorgehensweise der Täter, um ein professionelles , bandenmäßiges Vorgehen handelt. 8. a) Gibt es in Bayern geografische Tatschwerpunkte? Die Verteilung der Tatorte bei den Sprengungen von Geldausgabeautomaten aufgeschlüsselt nach Polizeipräsidien ist aus nachfolgender Tabelle ersichtlich: Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 03.12.2015 17/8742 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/8742 Aufgrund der geringen Fallzahlen ist eine regionale Schwerpunktsetzung nicht feststellbar. Insgesamt sind die meisten Fälle im nordbayerischen Raum zu verzeichnen. Die Verteilung der Tatorte der Banküberfälle aufgeschlüsselt nach Polizeipräsidien ist aus folgender Tabelle zu entnehmen : Bei den Banküberfällen kann in den vergangenen fünf Jahren eine Häufung der Taten im südbayerischen Raum sowie in den Ballungsräumen festgestellt werden. Die Häufung der Fallzahlen in Niederbayern lässt sich auf eine Serie aus dem Jahr 2011 zurückführen. b) Wurden bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet? Im Rahmen der Sonderauswertung „Operation HERKULES“ wertet das Bundeskriminalamt, Referat SO 17, Sprengungen von Geldausgabeautomaten zur Erlangung von Bargeld deutschlandweit aus. Hierdurch wird sichergestellt, dass alle Sprengungen von Geldautomaten dem BKA gemeldet werden, um überörtlich agierende Tätergruppen zu identifizieren . Durch den Informationsaustausch der Polizeibehörden konnten überregional handelnde Tätergruppen gemeinschaftlich ermittelt und festgenommen werden. In Bayern erfolgt die Informationssteuerung bei Sprengungen von Geldausgabeautomaten im Rahmen der allgemeinen meldedienstlichen Verpflichtungen und der täglichen Lagearbeit. Insoweit ist auch von bayerischer Seite aus ein länderübergreifender Informationsaustausch sichergestellt. Darüber hinaus waren in Bayern – angesichts der geringen Fallzahlen – keine ermittlungskoordinierenden Maßnahmen (bspw. Einrichtung einer Ermittlungsgruppe) erforderlich. Hinsichtlich geeigneter technischer Sicherungsmaßnahmen von Geldausgabeautomaten findet ein Informationsaustausch zwischen Polizei und Banken, insbesondere auf Ebene der regionalen kriminalpolizeilichen Fachberater statt. Sprengung von Geldausgabeautomaten aufgeteilt auf die Polizeipräsidien im Zeitraum von 2010–2014 und im Zeitraum von Januar bis 9. Oktober 2015 Präsidien 2010 2011 2012 2013 2014 Januar 9. Oktober erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche Oberbayern Süd 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Oberbayern Nord 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 Niederbayern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Oberpfalz 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 Oberfranken 1 1 0 0 0 0 1 1 2 2 0 0 Mittelfranken 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Unterfranken 1 1 0 0 0 0 1 1 1 0 0 0 Schwaben Süd/West 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Schwaben Nord 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 München 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Banküberfälle (Deliktschl. 211100) aufgeteilt auf die Polizeipräsidien im Zeitraum von 2010–2014 und im Zeitraum von Januar bis September 2015 Präsidien 2010 2011 2012 2013 2014 Januar 9. Oktober erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche erfasste Fälle davon Versuche Oberbayern Süd 1 1 1 0 3 2 5 4 0 0 1 0 Oberbayern Nord 1 0 3 1 1 0 1 0 3 1 0 0 Niederbayern 3 3 16 13 0 0 9 4 2 0 2 1 Oberpfalz 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 Oberfranken 3 2 3 1 0 0 0 0 2 0 0 0 Mittelfranken 3 2 6 2 0 0 2 0 5 1 2 2 Unterfranken 6 3 0 0 1 0 1 0 0 0 1 1 Schwaben Süd/West 2 0 3 0 1 1 0 0 4 0 2 1 Schwaben Nord 0 0 4 2 2 1 3 0 0 0 0 0 München 6 1 7 4 3 1 7 3 3 0 0 0