Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Oliver Jörg CSU vom 19.10.2015 Internationalisierung bayerischer Hochschulen Auf Beschluss des Bayerischen Landtags vom 11. März 2015 (Drs. 17/5689) hat die Staatsregierung über die Ergeb nisse ihres Internationalisierungsprogramms an den baye rischen Hochschulen berichtet. Dazu frage ich die Staatsregierung: 1. a) Worin begründet sich das besondere Interesse an den Zielregionen der bestehenden sechs Hochschulzent ren (China, Indien, Lateinamerika, Kalifornien, Frank reich, Mittel/Ost/Südosteuropa)? b) Sieht die Staatsregierung Bedarf für weitere Hoch schulzentren (Nord/West/Südeuropa, USA, Afrika, Naher/Mittlerer Osten)? 2. a) Wie bewertet die Staatsregierung die OutgoingQuo te, soweit sie sich aus den Zahlen der Akademischen Auslandsämter/International Offices für 2014 ergibt (12.908 Studierende, die einen zeitlich begrenzten studienbezogenen Aufenthalt im Ausland durchführten im Verhältnis zur Gesamtstudierendenzahl)? b) Welche Outgoings werden über die gewählte Methode der Datenerhebung ggf. nicht erfasst? c) Wie werden die Outgoings künftig erfasst? 3. a) Wie bewertet die Staatsregierung die Entwicklung des Anteils ausländischer Studierender in Bayern, inso weit die Zahl der ausländischen Studierenden in den vergangenen zehn Jahren zwar nominal gestiegen ist, die Quote gemessen an der Gesamtstudierendenzahl aber bei etwa zehn Prozent stagniert? b) Erwartet die Staatsregierung im weiteren Verlauf ihres Internationalisierungsprogramms eine Steigerung des Anteils ausländischer Studierender? c) Verfolgt die Staatsregierung das Ziel einer bestimmten IncomingQuote? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 23.11.2015 1. a) Worin begründet sich das besondere Interesse an den Zielregionen der bestehenden sechs Hochschulzentren (China, Indien, Lateinamerika, Kalifornien , Frankreich, Mittel-/Ost-/Südosteuropa)? Die Hochschulzentren sind Dienstleister für die bayerischen Hochschulen. Aufgrund ihrer unterstützenden Funktion ist die Auswahl ihrer Zielregionen an dem konkreten Unter stützungsbedarf der Hochschulen bei der Etablierung wis senschaftlicher Netzwerke mit der Zielregion ausgerichtet. Hierbei sind sowohl das Knowhow der Hochschulen bzgl. der Zielregion als auch mögliche sonstige Unterstützungs angebote (z. B. der Bundesebene) sowie die sich bietenden wissenschaftlichen Chancen in der Zielregion zu berück sichtigen. Die Finanzierung der Hochschulzentren erfolgt aus Mit teln der Internationalisierung der staatlichen bayerischen Hochschulen (Kap 1506 TG 81) und somit aus Mitteln, die den Hochschulen ansonsten unmittelbar zufließen würden. Nur wenn durch ein Hochschulzentrum ein hinreichender Mehrwert für alle Hochschulen entsteht, rechtfertigt dies die entsprechende Mittelverwendung. Die Hochschulzentren wurden in den Jahren 1997 bis 2008 gegründet. Der Auswahl der Zielregionen ging da bei die Diskussion mit den Hochschulen voraus. Während die Region Mittel/Ost/Südosteuropa (BayHOST) gerade nach dem Zusammenbruch des „Eisernen Vorhangs“ we gen der traditionell engen Verbindung dieser Länder nach Deutschland erhebliche Chancen für die wissenschaftliche Kooperation bei gleichzeitigem hohen Dienstleistungsbedarf aufzeigte, bot Frankreich BayerischFranzösisches Hoch schulzentrum (BFHZ) als starke Forschungsnation in Europa besonders viele und vielversprechende Anknüpfungspunkte für eine erfolgreiche Vertiefung der Hochschulkontakte. Die Zentren für China, Indien und Lateinamerika folgten später in Reaktion auf die qualitativ und quantitativ sehr rasche Ent wicklung der dortigen Wissenschaftssysteme. Eine Sonderstellung nimmt das BayerischKalifornischen Hochschulzentrum (BaCaTeC) ein, das im Anschluss an eine Reise des damaligen Ministerpräsidenten Dr. Stoiber nach Kalifornien ins Leben gerufen wurde. Anders als die anderen Hochschulzentren ist es eine reine Förderorganisa tion für bestimmte Kooperationsformate (Anbahnungshilfen, Sommerschulen) und hat personell und finanziell einen ent sprechend kleineren Zuschnitt. b) Sieht die Staatsregierung Bedarf für weitere Hochschulzentren (Nord-/West-/Südeuropa, USA, Afrika , Naher/Mittlerer Osten)? Da die Hochschulzentren als Instrument der Internationa lisierung der Hochschulen eingerichtet sind, wird die Ein Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 15.01.2016 17/9205 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/9205 richtung möglicher neuer Zentren mit den Hochschulen abgestimmt. Nur wenn die kritische Masse an möglicher Dienstleistungsnachfrage der Hochschulen gegeben ist, lohnt sich die Bindung entsprechender Internationalisie rungsmittel. Vor diesem Hintergrund wurde eine mögliche Erweiterung der Zentren immer wieder diskutiert, zuletzt mit Blick auf Nordamerika im Juli 2015 im Lenkungsausschuss Internati onalisierung, in dem sich das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (StMBW) mit Vertretern der Hochschulen regelmäßig abstimmt. Dabei wurde im Er gebnis bisher kein Bedarf an einem neuen Hochschulzent rum gesehen. 2. a) Wie bewertet die Staatsregierung die Outgoing- Quote, soweit sie sich aus den Zahlen der Akademischen Auslandsämter/International Offices für 2014 ergibt (12.908 Studierende, die einen zeitlich begrenzten studienbezogenen Aufenthalt im Ausland durchführten im Verhältnis zur Gesamtstudierendenzahl )? Die genannten Zahlen sind aus statistischen Gründen nur bedingt aussagekräftig (vgl. Antwort zu Frage 2 b). Unab hängig von der statistischen Erfassbarkeit der Outgoing Studierenden ist es das Ziel, möglichst vielen Studierenden einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen. Entsprechende Möglichkeiten zu eröffnen (z. B. durch gemeinsame Doppel studienprogramme mit ausländischen Partnerhochschulen) ist zunächst Aufgabe der Hochschulen. Die Staatsregierung unterstützt die Hochschulen, indem sie Stipendienmittel für Studierendenmobilität zur Verfügung stellt. Zudem wird der zeit – in gemeinsamer Förderung mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. – eine Plattform für Praktika im Ausland für alle bayerischen Studierenden aufgebaut, um die OutgoingAktivität im Praktikumsbereich zu steigern. b) Welche Outgoings werden über die gewählte Methode der Datenerhebung ggf. nicht erfasst? Um eine Vergleichbarkeit der Daten herzustellen, werden im Rahmen des Integrierten Berichtswesens diejenigen Out goings gemeldet, die von den Akademischen Auslandsäm tern/International Offices der Hochschulen offiziell erfasst werden. Dementsprechend werden nur die Outgoings nicht erfasst, die ohne Kenntnis der Akademischen Auslandsäm ter/International Offices einen Auslandsaufenthalt absolvie ren. c) Wie werden die Outgoings künftig erfasst? Diejenigen Outgoings, die ohne Kenntnis der Akademischen Auslandsämter/International Offices einen Auslandsaufent halt absolvieren, können auch zukünftig aufgrund der beste henden Datenlage nicht erfasst werden. Im Rahmen der sich derzeit im Gesetzgebungsverfahren befindlichen Novellierung des Hochschulstatistikgesetzes wird auf Bundesebene vor dem Hintergrund der zunehmen den Bedeutung der Mobilität im Hochschulbereich diskutiert, neue Merkmale zur Auslandsmobilität von Studierenden in den Erhebungskatalog aufzunehmen. 3. a) Wie bewertet die Staatsregierung die Entwicklung des Anteils ausländischer Studierender in Bayern, insoweit die Zahl der ausländischen Studierenden in den vergangenen zehn Jahren zwar nominal gestiegen ist, die Quote gemessen an der Gesamtstudierendenzahl aber bei etwa zehn Prozent stagniert ? Die Entwicklung der Studierendenzahlen aus dem Ausland bewertet die Staatsregierung positiv. Der Anstieg von rd. 20.000 immatrikulierten Bildungsausländern auf rd. 30.000 immatrikulierte Bildungsausländer zwischen den Winterse mestern 2008/09 und 2014/15 ist Nachweis der Attraktivität der bayerischen Hochschulen für ausländische Studierende. Bzgl. rein quantitativer Entwicklungen sollte zugleich be rücksichtigt werden, dass diese im Hinblick auf die Interna tionalisierung der Hochschulen nicht im Vordergrund stehen und teils auch durch statistische Effekte mitverursacht sein können (z. B. Wegfall der Studienbeiträge). Die Internationa lität muss immer der Verwirklichung der Ziele der Hochschu len in Forschung und Lehre dienen und ist rein quantitativ für sich genommen kein Qualitätsmerkmal. Dementsprechend besteht auch keine quantitative Zielvorgabe für die Zahl aus ländischer Studierender an den bayerischen Hochschulen. b) Erwartet die Staatsregierung im weiteren Verlauf ihres Internationalisierungsprogramms eine Steigerung des Anteils ausländischer Studierender? Die Nachfrage ausländischer Studierender nach einem Stu dium in Bayern und Deutschland ist in den letzten Jahren stark angestiegen und hält ungebrochen stark an, sodass ein weiterer Anstieg der Studierendenzahlen aus dem Aus land auch in Bayern wahrscheinlich ist. c) Verfolgt die Staatsregierung das Ziel einer bestimmten Incoming-Quote? Deutschlands Attraktivität für ausländische Studierende ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Inzwischen ist Deutschland nach den USA und Großbritannien das Land mit den meisten ausländischen Studierenden weltweit. Diese Entwicklung wurde durch erhebliche qualitative Internationalisierungsanstrengungen und ohne feste Quo tenvorgaben erzielt. Von diesen möchte die Staatsregierung auch zukünftig gegenüber den bayerischen Hochschulen absehen und setzt weiter auf eine die qualitative und die Bedürfnisse der einzelnen Hochschulen berücksichtigen de Entwicklung der Internationalisierung an den einzelnen Standorten.