Drucksache 17 / 10 143 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 24. Januar 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Januar 2012) und Antwort Berufsorientierung für Jugendliche mit Migrationshintergrund Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Ist dem Senat bekannt, auf welche Hemmnisse und Hürden Jugendliche mit Migrationshintergrund bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder bei der Entscheidung für ein Studium stoßen und wie sich diese von Jugendlichen ohne Migrationshintergrund unterscheiden? Zu 1.: Der in der Frage beschriebene Befund ist dem Senat bekannt. Vergleichsweise häufig finden Jugendliche mit Migra- tionshintergrund keinen Ausbildungs- oder Studienplatz. Gründe hierfür sind oftmals schlechtere oder fehlende Schulabschlüsse und -leistungen, mangelnde deutsche Sprachkenntnisse aber auch Faktoren wie Benachteiligung bei der Lehrstellen – und Studienplatzsuche oder unzureichende Einbindung in soziale Netzwerke. Auch der Berufswunsch spielt eine Rolle. Es ist nach wie vor wesentlich problematischer, Betriebe zu finden, die bereit sind, Jugendliche ausländischer oder anderer ethnischer Herkunft auszubilden. Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen und Gründe z.B.: a) Weniger häufig als Deutsche können Jugendliche mit Migrationshintergrund betriebsinterne Netzwerke für eine Einstellung nutzen. Sie können den betriebsinternen Arbeitsmarkt weniger nutzen, da ihre Eltern aufgrund ihrer betrieblichen Positionen seltener über ein gutes Informationsnetz und Kontakte innerhalb des Betriebs verfügen. b) Negativ wirken sich die in Betrieben verwendeten schriftlichen Testverfahren für die Ausbildungsbeteiligung von ausländischen Jugendlichen aus. c) Ein weiteres Ausbildungshemmnis sind Vorurteile von Personalchefs vor allem gegenüber jungen Menschen türkischer Nationalität, insbesondere gegenüber jungen Frauen: Vor allem Betriebe, die bislang keinen Jugendlichen ausländischer Nationalität ausgebildet haben ‘befürchten’ Schwierigkeiten, sei es mit Sprachproblemen, sei es mit ausländerfeindlichen Vorurteilen von Kunden/innen bzw. Mitarbeiter/innen. d) Schulabgänger/innen ausländischer Herkunft konkurrieren mit deutschen Schulabgänger/innen um qualifizierte betriebliche Ausbildungsplätze. Der seit Jahrzehnten bestehende Mangel an attraktiven Ausbildungsplätzen hat zu einer starken Konkurrenz unter den Jugendlichen und zur Abwertung ihrer Schulabschlüsse geführt – besonders des Hauptschulabschlusses, aber inzwischen auch des mittleren Bildungsabschlusses. Dieser allgemeine Trend wirkt sich auf Jugendliche je nach Geschlecht, sozialer und ethnischer Herkunft, Bildungsgrad der Eltern und Wohnort unterschiedlich aus. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Lebenslagen und den Chancen bzw. Hindernissen auf dem Weg von der Schule in den Beruf. Junge Menschen mit Migrationshintergrund sind in Deutschland sowohl im Dualen System als auch unter Studierenden unterrepräsentiert (Lehmkuhl, Kirsten: 2011, Ausbildung: eine attraktive Zukunftsoption? S. 7. Hrsg. BQN Berlin im Auftrag des Integrationsbeauftragten des Senats; zu den Daten, die den Befund belegen, s. Bundesinstitut für Berufsbildung, Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2010, Bonn. S. 181, 187f.). In Übereinstimmung mit Ergebnissen aus der neueren Forschungsliteratur zeigt sich, dass Jugendliche der zweiten Generation, verglichen mit ihren Altersgenossen ohne Migrationshintergrund, bei gleicher sozialer Herkunft und Nachbarschaft häufiger auf ein Gymnasium gehen (Institut für Sozialforschung Köln und Gesellschaftspolitik und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung: 2011 Zweiter Integrationsindikatorenbericht , erstellt für die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge, S. 171). Aufgrund dieses Befundes hat der Senat in den letzten Jahren seine Initiativen in der Berufsorientierung zugunsten von Schülerinnen und Schülern aus Einwandererfamilien nachhaltig verstärkt. Dies erfolgt durch praktische Maßnahmen (vertiefte Berufsorientierung der Senatsbildungsverwaltung, Berufsorientierung im Rahmen der Kampagne „Berlin braucht dich!“ im Auftrag des Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 Integrationsbeauftragten), die auf Basis von wissenschaftlicher Evaluation und Expertisen umgesetzt werden. Mittlerweile beobachtet der Senat eine Trendwende, die sich an einem stärker werdenden Interesse an einem Eintritt von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in betriebliche Berufsausbildungen festmachen lässt. Eine dauerhafte Öffnung von Berufsausbildungen wird vermutlich jedoch nur dann möglich sein, wenn deren Attraktivität als gleichwertige Option gegenüber Abitur und Studium wächst und wenn dies innerhalb der mehrjährigen Berufsorientierungsphase auch erfahrbar wird (Kruse, Wilfried: 2010, Berlin braucht dich! – über den Öffentlichen Dienst hinaus? Eine Recherche zu Integration und Dualer Ausbildung, S. 5. Hrsg. BQN Berlin im Auftrag des Integrationsbeauftragten des Senats). Unabhängig davon ist aber auch anzumerken (vgl. BIBB-Report 16/11), dass Jugendliche mit Migrationshintergrund eine sehr heterogene Gruppe darstellen, so dass die Zugangschancen in eine Berufsausbildung auch innerhalb der Gruppe der Migranten völlig unterschiedlich sind. Festgestellt wurde auch, dass die Chancen auf eine qualifizierende Ausbildung stark von den erreichten Schulabschlüssen und den Schulnoten abhängen. Dabei sind die Unterschiede in der schulischen Qualifikation zwischen Ausbildungsplatzbewerbern/innen mit Migrationshintergrund und denen ohne Migrationshintergrund relativ groß. Allerdings unterscheiden sich auch die Einmündungsquoten zwischen den Migrantengruppen deutlich (vgl. BIBB-Report 16/11, S. 9). Bei Auswahlprozessen durch Ausbildungsbetriebe wird in der Regel ein höherer Schulabschluss mit höherer Leistungsbereitschaft und höherem Leistungsvermögen verknüpft, was auch zu einem größeren Anteil an Einmündungen führt. Allerdings besteht zu Struktur und Inhalt dieser Selektionsprozesse noch weitergehender Forschungsbedarf um herauszufinden, ob es tatsächlich die Entscheidungslogiken von Personalverantwortlichen sind, die für den geringeren Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei der Auswahl der Auszubildenden verantwortlich sind. Wie bei jungen Menschen ohne Migrationshinter- grund, hängt sowohl die Entscheidung für ein Studium aber auch für einen bestimmten Studiengang grundsätzlich stark vom sozialen Hintergrund des jungen Menschen ab. Die Berliner Regionalauswertung der 19. Sozialerhebung (Umfrage) zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden des Deutschen Studentenwerks aus dem Jahr 2009 stellt fest, dass „bezogen auf die soziale Herkunft sich die Studierenden mit Migrationshintergrund folgendermaßen zusammensetzen: Knapp ein Viertel (24 %) stammt aus der Herkunftsgruppe „niedrig“. 36 % der Studierenden mit Migrationshintergrund sind der Herkunftsgruppe „hoch“ zuzuordnen. Insgesamt gehören in Berlin fast zwei Drittel der Studierenden mit Migrationshintergrund (63 %) den Herkunftsgruppen „hoch“ oder „gehoben“ an. Im Hinblick auf die soziale Herkunft der Studierenden mit Migrationshintergrund weicht das Land Berlin deutlich vom Bundesdurchschnitt ab. Bundesweit stammen die Studierenden im Erststudium mit Migrationshintergrund deutlich häufiger aus der Herkunftsgruppe „niedrig“ (34 % gegenüber 24 %) oder der Herkunftsgruppe „mittel“ (22 % gegenüber 13 %). Folglich gehören sie auch seltener der Herkunftsgruppen „hoch“ oder „gehoben“ an als dies in Berlin der Fall ist. Bundesweit stammen insgesamt 44 % aus einer dieser beiden Herkunftsgruppen , in Berlin sind dies 63 %.“ 2. Welche Berufe wählen Jugendliche mit Migrations- hintergrund (bitte eine Darstellung nach Anteil der Jugendlichen in männlich und weiblich)? Zu 2.: Diese Zahlen liegen der IHK und der Hand- werkskammer Berlin nicht vor. Beide Kammern erfassen nicht den Migrationshintergrund, sondern nur die Staatsangehörigkeit der Auszubildenden. Gesonderte Erhebungen zur Frage des Migrationshintergrundes erfolgen nicht. In der Anlage 1 erhalten Sie eine Übersicht über ausländische Auszubildende in den Berufen der Handwerkskammer. Erfahrung ist, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Berufswahl eher nach der traditionellen Rollenverteilung entscheiden. Dies bedeutet, dass die Bewerber eher die technisch/gewerblichen Berufe (speziell KFZ) und Bewerberinnen eher die Handwerksberufe im Dienstleistungsbereich Friseur/in und Kosmetiker/in wählen. 3. Welche Studiengänge wählen Jugendliche mit Migrationshintergrund (bitte eine Darstellung nach Anteil der Jugendlichen in männlich und weiblich)? Zu 3.: Die Berliner Regionalauswertung der 19. Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden des Deutschen Studentenwerks aus dem Jahr 2009 stellt fest, „…knapp ein Viertel (23 %) der Studierenden mit Migrationshintergrund im Erststudium hat ein Fach aus der Fächergruppe „Sozialwissenschaften , Sozialwesen, Pädagogik, Psychologie“ gewählt. Danach folgen mit 21 % die Fächergruppe Mathematik/ Naturwissenschaften sowie die Sprach- und Kulturwissenschaften mit 18 % der Studierenden. Jeweils 15 % sind in den Ingenieurwissenschaften bzw. der Fächergruppe Rechts- und Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben . Die verbleibenden 8 % der Studierenden mit Migrationshintergrund studieren ein Fach aus der Gruppe Medizin/ Gesundheitswissenschaften. Gegenüber dem Bundesdurchschnitt zeigen sich bei der Fächerstruktur vor allem zwei Besonderheiten: In Studiengängen der Fächergruppe Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sind in Berlin 15 % der Studierenden mit Migrationshintergrund eingeschrieben – und somit 12 Prozentpunkte weniger als im Bundesdurchschnitt (27 %). Zugleich ist in Berlin der Anteil Studierender in der Fächergruppe „Sozialwissenschaften, Sozialwesen, Pädagogik, Psychologie“ deutlich höher als 2 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 3 Von den Studierenden mit Migrationshintergrund in Berlin sind 46 % weiblich.“ Eine weitere Unterscheidung der Umfrageergebnisse nach Geschlecht ist nicht vorgenommen worden. im Bundesdurchschnitt (23 % gegenüber 13 %). Hier spiegeln sich nicht zuletzt die besonderen Angebotsbedingungen der Berliner Hochschulen wider, die zu einer vom Bundesdurchschnitt abweichenden Fächerstruktur führen. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 4. Welche Konzepte der Berufsorientierung an den Schulen und durch entsprechende Träger oder durch die Agentur für Arbeit speziell für Jugendliche mit Migrationshintergrund sind dem Senat bekannt? Zu 4.: Konzepte zur Berufsorientierung werden in erster Linie durch die Agentur für Arbeit und das Land Berlin umgesetzt. In geringem Umfang wird auch durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Rahmen des Programms zur „Förderung von Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Bildungsstätten (BOP)“ Berufsorientierung angeboten. 1. Berufsorientierung der Bundesagentur für Arbeit Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat gem. § 33 SGB III den gesetzlichen Auftrag, zur Vorbereitung der Jugendlichen und Erwachsenen auf die Berufswahl die Berufsorientierung (BO) zu betreiben. Sie ist flächendeckend an jeder Schule mit einem Berufsorientierungsangebot vertreten und setzt ihren Auftrag durch vielfältige adressatengerechte Aktivitäten um. a) Personale Angebote Personale Angebote der BA sind vor allem Berufs- orientierungsveranstaltungen der Beratungsfachkräfte (Berufsberater/innen) in der Schule, im Berufsinformationszentrum (BiZ), in Elternveranstaltungen und in Gruppenorientierungsveranstaltungen, ergänzt durch die persönliche Beratung der Jugendlichen in der Schule und/oder in der Agentur für Arbeit. Bei diesen Angeboten werden auch die Belange der Jugendlichen mit Migrationshintergrund und deren Eltern berücksichtigt, ohne dass immer spezielle Veranstaltungen durchgeführt werden. Ferner ist es möglich, dass bei Bedarf zielgruppenspezifische Veranstaltungen für Jugendliche mit Migrationshintergrund organisiert werden. So wurde z.B. im Jahr 2010 eine Beratungsaktion im türkischen Generalkonsulat durchgeführt. Die persönliche Beratung, auf Wunsch in Begleitung der Eltern, ist eine individuelle Dienstleistung und richtet sich nach dem Beratungsbedarf des/der einzelnen Ratsuchenden . Migrationsspezifische Besonderheiten werden dabei berücksichtigt. b) Mediale Angebote Das Medienportfolio der BA wurde entsprechend dem Mediennutzungsverhalten der Hauptzielgruppen entwickelt. Die Online-Portale, wie z.B. www.planet-beruf.de, www.berufenet.de, www. berufetv.de und www.abi.de fungieren als Leitmedien und werden durch weitere Printmedien ergänzt. Speziell für Eltern mit türkischem oder russischem Migrationshintergrund gibt es Planet-beruf-Elternmagazine in türkischer und in russischer Sprache, welche die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agenturen für Arbeit unter anderem für Elternabende nutzen. Unter nachfolgenden Links werden beispielhaft Unterlagen dargestellt, die Verwendung bei der Beratung Verwendung finden. http://www.planetberuf .de/fileadmin/assets/PDF/Hefte/Meslek_seciminde_ destek_11_12.pdf http://www.planetberuf.de/fileadmin/assets/PDF/PDF_Ch ecklisten/berufswahlfahrplan_russ_einzelseiten.pdf Weiterhin steht der Berufswahlfahrplan in türkischer und russischer Sprache zur Verfügung und wird bei Bedarf z.B. in Berufsorientierungsveranstaltungen in der Schule eingesetzt. http://www.planetberuf .de/fileadmin/assets/PDF/PDF_Checklisten/berufsw ahlfahrplan_tuerk.pdf http://www.planetberuf .de/fileadmin/assets/PDF/PDF_Checklisten/berufsw ahlfahrplan_russ.pdf 2. Berufsorientierung durch das Land Berlin Ähnlich wie die Agentur für Arbeit werden keine Berufsorientierungskonzepte ausschließlich für Jugendliche mit Migrationshintergrund aufgelegt. Das Programm „Berliner vertiefte Berufsorientierung (BVBO)“ (Kooperation der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft sowie der Agentur für Arbeit) berücksichtigt im Rahmen der schulspezifischen Konzepte auch die berufliche Orientierung für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus werden durch das BQN Berlin (Berufliches Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten in Berlin) in den Programmen „Berlin braucht dich“ und „LISA – Lokale Initiativen zur Integration junger Migranten/innen in Ausbildung und Beruf“ Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund bei der Berufsorientierung unterstützt. Zudem unterstützt das Programm „Start“ (Kooperation der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und der Hertie-Stiftung) Jugendliche mit Migrationshintergrund durch Seminare und Workshops zur beruflichen Orientierung. 5. Welche Projekte in Berlin unterstützen Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Berufsorientierung bei der Berufsfindung? Zu 5.: Entsprechende Projekte werden ebenfalls in erster Linie durch die Agentur für Arbeit und das Land Berlin angeboten. 4 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 1. Projekte der BA 1.1. (Erweiterte) vertiefte Berufsorientierung Die Maßnahmen der erweiterten vertieften Berufs- orientierung ergänzen die unter Frage 4 beschriebenen personalen und medialen Angebote. Die Agenturen für Arbeit setzen gemeinsam mit dem Land Berlin die Projekte „Berliner Programm vertiefte Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler“ (BVBO) und „Komm auf Tour“ (in Beteiligung der BzgA) um. Bei der Durchführung der Maßnahmen werden auch die spezifischen Bedürfnisse der Jugendlichen mit Migrationshintergrund berücksichtigt. Das Berliner Netzwerk für Ausbildung (BNA) wird ebenfalls gemeinsam mit dem Land Berlin umgesetzt und unterstützt die Jugendlichen bei der Berufsorientierung und der Suche nach einer Ausbildungsstelle. 1.2. Berufseinstiegsbegleitung Maßnahmen der Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) dienen der individuellen Begleitung und Unterstützung förderungsbedürftiger Jugendlicher durch Berufseinstiegsbegleiter , um die Eingliederung des Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erreichen. Zur Zielgruppe gehören Jugendliche, die voraussichtlich Schwierigkeiten haben werden, den Abschluss der allgemeinbildenden Schule zu erreichen und den Übergang in eine berufliche Ausbildung zu bewältigen. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund werden in besonderem Maße berücksichtigt. Bei 75 Prozent der teilnehmenden Schulen in Berlin beträgt der Anteil von Schülerinnen und Schülern nicht deutscher Herkunftssprache mindestens 50 %. 2. Projekte des Landes Berlin 2.1. Berlin braucht Dich Das Berufliche Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten - BQN Berlin – betreibt im Rahmen der Kampagne Berlin braucht dich! die Website www.berlin-braucht-dich.de. Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund finden Informationen zur Ausbildung beim Land Berlin, u.a. Ausschreibungen von Ausbildungsplätzen. Ergänzt wird das Angebot auf www.facebook.com/Berlin.braucht.dich. BQN Berlin fördert Zugänge von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund in die Berufsausbildung. Das Netzwerk zielt auf eine Reform der Förderstrukturen, um Migrantinnen und Migranten neue Chancen zur Teilhabe an Qualifizierung und Beschäftigung zu erschließen. BQN Berlin wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. 2.2. Neue Ausbildungsplätze in arabisch- und türkischstämmigen Unternehmen Darüber hinaus sollen z.B. im Rahmen des Projekts "Neue Ausbildungsplätze in arabisch- und türkischstämmigen Unternehmen" des Bildungswerks Berlin Kreuzberg (BWK) 40 bis 60 zusätzliche Ausbildungs- plätze in arabischstämmigen und 100 bis 120 zusätzliche Ausbildungsplätze in türkisch-stämmigen Unternehmen - in der Region Berlin gewonnen und mit geeigneten Jugendlichen passgenau besetzt werden. 2.3. Berufsinformations- und -orientierungskurse Mit dem Ziel, die beruflichen Integrationsbemühungen für Migrantinnen zu unterstützen, werden im Rahmen des Frauenförderprogramms Berufsinformationsund orientierungskurse angeboten. Die Kurse sind auf die spezifische Situation von Frauen nicht-deutscher Herkunftssprache zugeschnittene Beratungs- und Bildungsangebote . Zu nennen sind hier: TIO e. V. bereitet Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund auf die externe Prüfung zum Erlangen des erweiterten Hauptschul- bzw. Realschulabschluss vor. Die Prüfungsvorbereitungsphase wird genutzt um individuelle beruflichen Vorstellungen und Perspektiven zu vermitteln. Angestrebt wird das Ziel, die Teilnehmerinnen in Ausbildungsplätze oder an weiterführende Schulen zu vermitteln, bzw. sie in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern. Vorbereitungskurs für jugendliche Migrantinnen mit mittleren Bildungsabschlüssen auf eine Ausbildung im öffentlichen Dienst „Interkulturelle Öffnung der Berliner Verwaltung“ . Zusätzlich werden in der Förderwerkstatt Nachhilfeunterricht und Bewerbungstraining für Schülerinnen mit Migrationshintergrund angeboten. Der Kurdistan Kultur- und Hilfsverein e.V. bietet Bildungsangebote für Flüchtlingsfrauen zur Berufsvorbereitung auf Berufe im sozialen, medizinischen und bürokommunikativen Bereich. Das Projekt Meslek Evi erteilt ausbildungsbegleitenden Förderunterricht in kaufmännischen, pflegerischen , sozialen und medizinischen Berufsbereichen und richtet sich an Auszubildende nicht-deutscher Herkunftssprache . Unterstützung und Begleitung vor und während der Ausbildungsphasen. Frauenzukunft e.V. bietet HASA-Kurse mit leistungsdifferenzierten Unterrichtsgruppen zur Vorbereitung auf die Externenprüfung des Hauptschulabschluss und erweiterten Hauptschulabschluss für junge (überwiegend ) Migrantinnen an. Nach erfolgreicher Prüfung werden die Teilnehmerinnen über Bewerbungstraining und in der beruflichen Bildungsentwicklung beraten und für eine berufliche Qualifizierung begleitet. JOB Werkstatt Mädchen bietet Berufsorientierung für Mädchen und junge Frauen in technischen Berufen, IT-u. Medienbereiche an. Beratung, Begleitung und vor allem praktische Vorbereitungs- und Übungsmöglichkeiten . Mädchen mit/ohne Migrationshintergrund partizipieren von den Angeboten des Trägers. 2.4. Berufsorientierung in den Schulen Im Rahmen der Schulstrukturreform hat die frühzeitige Berufsorientierung in den Jahrgängen 7 bis 10 eine besondere Bedeutung erhalten. In den Integrierten Sekundarschulen wird das Duale Lernen als eine Form, 5 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 die praxisbezogenes Lernen, Aktivitäten zur Berufs- und Studienorientierung und die Vermittlung von Praxisplätzen an geeigneten Lernorten für Schülerinnen verknüpft, angeboten. Das Fach Wirtschaft, Arbeit, Technik ist an den Integrierten Sekundarschulen das Leitfach für das Duale Lernen und wird in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 im Pflichtunterricht angeboten. Darüber hinaus wird Duales Lernen fachübergreifend bzw. fächerverbindend durchgeführt und nachbereitet. Besondere Organisationsformen des Dualen Lernens sind ab der 9. Jahrgangsstufe möglich, die eine Auflösung der schulischen Stundentafel ermöglichen und daher eine andere Gestaltung der Stundentafel insgesamt nach sich ziehen. Damit Duales Lernen an möglichst vielen Praxisorten realisiert werden kann, unterstützen Betriebe, Unternehmen, Kammern und Verbände die Schulen. Migrantinnen und Migranten sind keine besondere Zielgruppe, nehmen aber selbstverständlich an den Angeboten teil. Für die Gymnasien steht ab dem Schuljahr 2011/12 für die Oberstufe der Ergänzungskurs „Studium und Beruf“ als Angebot zur Verfügung. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sollen bei der Studien- und Berufswahl unterstützt werden. Das projektorientierte Lernkonzept lehnt sich an das Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) an. Hier steht eine Kooperation von Schulen mit Universitäten und Wirtschaft im Mittelpunkt 2.5. Girls' Day Der Girls' Day bietet alljährlich Schülerinnen der Klassenstufe 5 bis 10 die Möglichkeit, die Arbeitswelt kennen zu lernen und einen Einblick in die verschiedenen Berufe im naturwissenschaftlich- technischen Bereich zu gewinnen. In Berlin werden Mädchen mit Migrationshintergrund seit einigen Jahren als eine Zielgruppe in die Aktivitäten einbezogen. Auf Bundesebene stehen sie 2012 erstmals in einem besonderen Fokus. Für die Eltern aus unterschiedlichen Herkunftsländern stehen Elternbriefe in 14 verschiedenen Sprachen zur Verfügung. 2.6. Mehr Migranten werden Lehrer 2011 wurde auf Initiative und mit Unterstützung der Zeit- und der Hertie-Stiftung erstmalig das Projekt „Schülercampus: Mehr Migranten werden Lehrer“ durchgeführt. Hierbei werden ausgewählte OberstufenSchülerinnen und -schüler mit Migrationshintergrund in einem mehrtägigen Seminarformat intensiv mit den Voraussetzungen und Chancen des Lehrerberufes vertraut gemacht. Eine Ergänzung erfährt dieses Programm durch zwei aufeinander abgestimmte Projekte namens „Migramentor“, die an der Freien Universität Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt und von der EU als ESF-Projekt mit rund 500.000 Euro gefördert werden. Ziel ist es hier, junge Studierende auf die Berufsoption Lehramt aufmerksam zu machen und sie im Prozess der Berufswahlfindung zu unterstützen. 6. Wie werden die Eltern der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in die Berufsorientierung einbezogen ? Zu 6.: In der Phase der Berufsorientierung können Eltern mit Migrationshintergrund oft weniger Unterstützung leisten aufgrund fehlender sprachlicher Kenntnisse und Erfahrungen über die zu Verfügung stehenden beruflichen Möglichkeiten für ihre Kinder. Insbesondere bei Mädchen mit Migrationshintergrund werden die Berufsfindungsprozesse aufgrund familiärer Verpflichtungen und Vorstellungen stärker eingeschränkt als bei Jungen mit Migrationshintergrund. Insbesondere bei Elternveranstaltungen in den Schu- len gehen die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agenturen für Arbeit gezielt auf die Fragen und Bedürfnisse der Eltern ein. Für Eltern mit Migrationshintergrund stehen bei Bedarf Elternhefte in türkischer und russischer Sprache zur Verfügung. Im Rahmen ihres Bildungs- und Erziehungsauftrags gestaltet jede Schule den Unterricht und seine zweckmäßige Organisation selbstständig und eigenverantwortlich . Dabei werden die Erziehungsberechtigten beteiligt. (§ 4 Abs. 6 Schulgesetz) Voraussetzung für die Teilnahme an den Programmen „BVBO“ und „Start“ ist u.a. die Zustimmung der Erziehungsberechtigten. In diesem Zusammenhang erhalten die Erziehungsberechtigten z.B. mehrsprachige Informationen. Im Rahmen des Programms „Komm auf Tour“ (Kooperation der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft sowie der Agentur für Arbeit) wird darüber hinaus mit einigen Schulen eine Initiative geplant, um die Elternbeteiligung zu erhöhen. Die Beratungs- und Vermittlungseinrichtung KUMULUS unterstützt Jugendliche mit Migrationshintergrund u.a. in Schulen durch Qualifizierungsberatung, berufliche Information und Berufsorientierung. Darüber hinaus bieten die Handwerkskammer Berlin und die Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) berufsorientierende Angebote. Über die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Berlin können sich Eltern jederzeit tagesaktuell über offene Lehrstellen im Handwerk für ihre Kinder informieren. Das Projekt BOB gibt Schülerinnen und Schülern Einblick in über 100 Ausbildungsberufe im Handwerk und ebnet ihnen mit Bewerbungstrainings und Beratung den Weg in die berufliche Zukunft. Ausbildungsplatzbörse Die Ausbildungsplatzbörse ist ein Online-Service der IHK Berlin. Sie ermöglicht eine gezielte Suche nach passenden Praktikanten/innen oder Auszubildenden, bzw. freien Praktikumsstellen und Ausbildungsplätzen. Das stets aktuelle Angebot der Unternehmen kann nach Berufen, aber auch nach Betrieben abgerufen werden. Tag der Technik Berliner Unternehmen öffnen jedes Jahr zum „Tag der Technik“ im Juni ihre Tore, um Jugendliche für Technik und technische Berufe zu begeistern. Die Initiative ist ein Zusammenschluss von namhaften Unternehmen, Verbänden und Vereinen, die sich einem gemeinsamen Ziel verschrieben haben: der Nachwuchsförderung. Die Kluft 6 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 zwischen offenen Stellen im technisch-wissenschaftlichen Bereich und der Zahl an gut ausgebildeten Fachleuten bedroht den Technikstandort Deutschland. Der Tag der Technik fördert daher das Technikverständnis und die Faszination an der Technik, damit sich mehr Jugendliche für technisch-wissenschaftliche Berufe begeistern. Mit Einblicken in Produktion und Forschung setzen die Veranstaltungen auf eine Mischung aus Information und Unterhaltung. Technik und Spaß kommen zusammen und wecken das Interesse die Zukunft mitzugestalten. Tecnopedia Tecnopedia ist eine Bildungsinitiative, die das spielerische Entdecken von Technik und Naturwissenschaft zum Ziel hat. Schülerinnen und Schüler erfahren einen praxisnahen und lebendigen Unterricht. Tecnopedia ist ein Mitmach-Angebot der IHK für Unternehmer/innen, Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Praktikanten Börse Praktikant 24 ist eine kostenlose Service-Plattform der Industrie- und Handelskammern Deutschlands. Der Kern von Praktikant 24 ist eine Praktikumsbörse für junge Menschen, die die Praxis der Arbeitswelt kennenlernen wollen. Hier finden sich auch wichtige Informationen über Praktika, Ausbildung und Studieren mit Unternehmen. Messe "Tage der Berufsausbildung" Deutschlands größte Ausbildungsmesse, die „Tage der Berufsausbildung“, bietet Unternehmen die Möglichkeit sich zu präsentieren und so die Jugendlichen für die Bandbreite an Ausbildungsberufen zu sensibilisieren. Die Messe trägt zu einer verbesserten Berufsorientierung bei und ermöglicht eine frühzeitige und gezielte Knüpfung von Kontakten. Darüber hinaus gibt die Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg mehrsprachig die Broschüre "planet-beruf.de MEIN START IN DIE AUSBILDUNG (Eltern)" heraus, die im Besonderen Informationen zur Berufsorientierung enthält und sowohl im Internet (http://www.planetberuf .de/Eltern) als auch in den Berufsinformationszentren erhältlich ist. 7. Ist dem Senat bekannt, mit welchen Maßnahmen die Kammern für die Vergabe von Ausbildungsplätzen an Jugendliche mit Migrationshintergrund werben? Zu 7.: Die IHK setzt in vier Bereichen an, um das Angebot an Ausbildungsplätzen für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Unter dem Motto "Berlins Wirtschaft braucht dich" haben IHK, Handwerkskammer und Berliner Unternehmen seit 2010 eine Initiative gestartet, um den Anteil von Auszubildenden mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Die IHK Berlin betreibt das Projekt „Passgenaue Vermittlung“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird. Die „Passgenaue Vermittlung“ hat einen Schwerpunkt in der Vermittlung Ausbildungsplatzsuchender mit Migrationshintergrund. Im Rahmen des Projektes „Partnerschaft SchuleBetrieb “ ist eine Zusammenarbeit mit ausgewählten Schulen und Betrieben eine erfolgreiche Maßnahme, um den Anteil an Ausbildungsplätzen für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Die IHK Berlin hat zusammen mit der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg türkische Vereine besucht und dort den Jugendlichen und deren Eltern das System der dualen Berufsausbildung erläutert. Eine Informationsveranstaltung fand ebenfalls bei der Vereinigung der Vietnamesen in Berlin & Brandenburg e.V. statt. In diesem Jahr werden die arabischen Vereine zu diesem Thema besucht. Folgende Maßnahmen werden von der Handwerks- kammer benannt: Maßnahmen für Politik und Öffentlichkeit • Unterzeichnung der Charta der Vielfalt gemeinsam mit dem Land Berlin (als erstes Bundesland) in 2007 • Kampagne „Berlins Wirtschaft braucht Dich!“ gemeinsam mit dem Land Berlin und der IHK zu Berlin (Start: Mai 2010) Berufsorientierung/-vorbereitung und Vermittlung • Regelmäßige Infoveranstaltungen in Schulen und Migrantenorganisationen bzw. Medien der Communities • Regelmäßige Telefon-Hotlines für Jugendliche und Eltern • Passgenaue Vermittlung: Beratung und Vermittlung insbesondere für Jugendliche und Betriebsinhaber /innen mit Migrationshintergrund Berufsausbildung: • Projekt „Mittendrin“: Maßnahmen zur Verringe- rung von Ausbildungsabbrüchen bei Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund (Oktober 2010 – Dezember 2011) • Einsatz Berlin Ein Projekt zusammen mit der Feuerwehr Berlin und der Berliner Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (BGZ) Gewinnung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund für die Ausbildung bei der Berliner Feuerwehr. Regelmäßige Berichterstattung von best practice in der Mitgliedszeitschrift der Handwerkskammer Berlin (Berlin- Brandenburgisches Handwerk) Fort- und Weiterbildung • Regelmäßige Werbung für Fort- und Weiterbil- dungsangebote der Bildungszentren der Handwerkskammer in Migrantenorganisationen bzw. Medien der Communities • Besondere Kurse für Betriebsinhaber/innen: AEVO-Qualifizierungskurs zur Erlangung der Ausbildereignung für zukünftige Ausbilder/innen mit Migrationshintergrund (2010 und 2011) 7 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 • Informationsveranstaltungen in den Migranten- vereinen zu relevanten Themen (z.B. Vergaberecht ), die insbesondere an den Bedürfnissen der Betriebe mit Migrationshintergrund ausgerichtet sind. 8. Wie hoch ist der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst in Berlin seit 2005 (bitte Darstellung nach Ausbildungsberufen und nach männlich oder weiblich)? Zu 8.: Die Ausbildungsstatistik des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg weist Teilnehmer/innen nur nach Staatsangehörigkeit aus. Insofern liegen dem Senat keine vollständigen Datensätze über die Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an Ausbildungsgängen im Öffentlichen Dienst vor. Im Rahmen der Kampagne Berlin braucht dich! erfasst das Berufsqualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten (BQN) Berlin die Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in ausgewählten Behörden des Berliner öffentlichen Dienstes. Die Daten werden nicht nach Ausbildungsberufen und Geschlecht erhoben. Datenquelle sind die Angaben der Ausbildungsbehörden oder durch BQN Berlin ausgewertete Fragebögen. Der Erfassung des Migrationshintergrunds liegt die Definition zugrunde, die von der Integrationsministerkonferenz festgelegt wurde (analog Mikrozensus ). Die Angaben erfolgen anonym und freiwillig. Wenngleich die Erfassung daher nicht vollständig sein kann, zeigen die Daten einen Trend der verstärkten Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an Ausbildungsgängen im Öffentlichen Dienst für die Jahre 2006 bis 2010 auf (Tabelle 1). Zudem wird seit 2009 von den Behörden ein Fragebogen für Auszubildende und Studierende in dualen Studiengängen eingesetzt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 dokumentiert. 9. Wie unterstützt der Senat die Erarbeitung inter- kultureller Kompetenz der Ausbilder im öffentlichen Dienst und in den Wirtschaftsbetrieben, die Jugendliche mit Migrationshintergrund ausbilden? Zu 9.: Für den Bereich des öffentlichen Dienstes unterstützt die Verwaltungsakademie Berlin (Vak) als zuständige Stelle nach dem Berufs- bildungsgesetz den Erwerb und die Weiterentwicklung der interkulturellen Kompetenz der Ausbilderinnen und Ausbilder im Rahmen des Lehrganges 'Ausbildung der Ausbilder'. Darüber hinaus hat das Berufsqualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten (BQN) im Jahr 2011 gemeinsam mit der Vak und engagierten Ausbilderinnen und Ausbildern zielgruppenspezifische interkulturelle Trainings für den Bereich des öffentlichen Dienstes konzipiert und in Pilotveranstaltungen erprobt. Im Rahmen der Erteilung der Ausbildungsberechtigung für Unternehmen prüft die IHK, ob die Ausbilderinnen bzw. die Ausbilder fachlich geeignet sind. In diesem Zusammenhang müssen sie nachwiesen, dass sie die berufs- und arbeitspädagogischen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen (AEVO-Prüfung). Das AEVO-Ausbildungsmodul „interkulturelle Kompetenz “ ist seit 2009 Bestandteil des Rahmenlehrplanes für die Ablegung der Ausbildereignungsprüfung. Die IHK legt großen Wert darauf, dass dieser Teil der Ausbildung in den Lehrgängen einen gebührenden Raum bekommt. Die Handwerkskammer verweist dazu auf folgende Maßnahmen: Im Rahmenplan der AEVO (aus dem Jahr 2009) wurde unter dem Punkt 3.9. interkulturelle Kompetenzen zu fördern speziell in der Ausbildung der Ausbilder/innen das Thema kulturelle Kompetenz aufgenommen und entsprechend in den Kursen zur Vorbereitung auf die AEVO Prüfung vermittelt. In den Jahren 2010-2011 wurden spezielle AEVO Kurse für künftige Ausbilder/innen mit Migrationshintergrund angeboten. Es erfolgen regelmäßige Informationen zum Thema Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Mitgliedszeitschrift der Handwerkskammer (Berlin-Brandenburgisches Handwerk) und regelmäßige Schulungen der Ausbildungsberater/innen zum Thema interkulturelle Kompetenz und Mediation im Bereich der interkulturellen Kompetenz. 10. Wie hoch sind die Zahlen der Ausbildungs- abbrechenden in Berlin (Bitte aufschlüsseln nach Branchen, Geschlecht, Migrationshintergrund)? Zu 10.: Entsprechende Auswertungen, die zu Vertragslösungen von Auszubildenden Auskunft geben, unterscheiden nicht nach Personen mit Migrationshintergrund und Personen ohne Migrationshintergrund, sondern nur nach Ausländern/innen und nicht Ausländern /innen. Auch gibt es keine Auswertung nach Branchen, sondern nach Ausbildungsbereichen (hier aber nicht nach Ausländern/innen). Tabelle 3 im Anhang enthält eine Statistik zu vorzeitigen Ausbildungsvertragslösungen nach Geschlecht , Ausbildungsbereich und Nationalität 2010 in Berlin. Die Daten basieren auf einer Sonderauswertung des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg von 2012. Die Statistik weist Teilnehmer/innen nur nach Staatsangehörigkeit aus. Insofern liegen dem Senat keine Datensätze über die Ausbildungsvertragslösungen nach Migrationshintergrund vor. Näheres zu den Branchen ist der nachfolgenden Tabelle entnehmen. Aktuellere Informationen als von 2010 sind gegenwärtig noch nicht verfügbar. 8 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 143 9 Ausbildungsbereiche Abbrüche 1. Aus- bildungsjahr männlich weiblich Ausländer/ Ausländerinnen Industrie und Handel 3670 2247 2045 1625 X Handwerk 1409 732 916 493 X Landwirtschaft 108 45 89 19 X Öffentlicher Dienst 44 16 17 27 X Freie Berufe 618 433 57 561 X Hauswirtschaft 53 25 4 49 X Gesamt 5902 3498 3128 2774 438 Berlin, den 12. März 2012 Dilek Kolat _____________________ Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Mrz. 2012) Ausländische Auszubildende zum 31.12.2011 - Handwerkskammer Berlin männlich weiblich Änderungsschneider/in 9 0 9 Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik 76 76 0 Augenoptiker/in 4 0 4 Ausbaufacharbeiter/in 2 2 0 Automobilkaufmann/frau 1 1 0 Bäcker/in 15 13 2 Bauten- und Objektbeschichter/in 4 4 0 Beton- und Stahlbetonbauer/in 7 7 0 Bodenleger/in 4 4 0 Bootsbauer/in (ab 1.8.2011) 1 0 1 Bürokaufmann/frau 6 1 5 Dachdecker/in 6 6 0 Elektroniker für Automatisierungstechnik 1 1 0 Elektroniker/in FR Energie- und Gebäudetechnik 41 40 1 Elektroniker/in für Informations- und Telekommunikationstechnik 1 1 0 Fachverkäufer/in im Lebensmitelhandwerk SP Bäckerei 22 5 17 Fachverkäufer/in im Lebensmitelhandwerk SP Fleischerei 6 4 2 Fachverkäufer/in im Lebensmitelhandwerk SP Konditorei 14 6 8 Fahrradmonteur/in 1 1 0 Fahrzeuglackierer/in 13 13 0 Feinwerkmechaniker/in 1 1 0 Fleischer/in 3 2 1 Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/in 2 2 0 Fotograf/in 1 1 0 Fotomedienfachmann/frau 1 1 0 Friseur/in 249 67 182 Gebäudereiniger/in 21 20 1 Glaser/in 7 7 0 Goldschmied/in 2 1 1 Holzbearbeiter/in 2 2 0 Industriemechaniker/in 1 1 0 Informationselektroniker/in 1 1 0 Ausbildungsberuf zusammen davon: Stand: 10.02.2012 Pi Ausländische Auszubildende zum 31.12.2011 - Handwerkskammer Berlin männlich weiblichAusbildungsberuf zusammen davon: Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/in 5 5 0 Kaufmann/frau für Bürokommunikation 2 0 2 Klavier- und Cembalobauer/in 1 0 1 Konditor/in 11 4 7 Kosmetiker/in 24 1 23 Kraftfahrzeugmechatroniker/in 51 51 0 Kraftfahrzeug-Servicehelfer/in 2 2 0 Kraftfahrzeugservicemechaniker/in 31 31 0 Maler/in und Lackierer/in 30 29 1 Maßschneider/in 6 0 6 Maurer/in 9 9 0 Mechaniker/in für Karosserieinstandhaltungstechnik 2 2 0 Mechatroniker/in 2 2 0 Mechatroniker/in für Kältetechnik 2 2 0 Metallbauer/in 18 18 0 Orgel- und Harmoniumbauer/in 1 0 1 Raumausstatter/in 2 1 1 Rohrleitungsbauer/in 1 1 0 Sattler/in 2 1 1 Schilder- und Lichtreklamehersteller/in 1 1 0 Straßenbauer/in 3 3 0 Textilreiniger/in 1 1 0 Tiefbaufacharbeiter/in 2 2 0 Tischler/in 13 12 1 Trockenbaumonteur/in 1 1 0 Zahntechniker/in 17 7 10 Zerspanungsmechaniker/in 4 4 0 Zimmerer/Zimmerin 3 3 0 Zweiradmechaniker/in 3 3 0 Insgesamt 775 487 288 Stand: 10.02.2012 Pi BQN Berlin 24.03.2011 BQN Berlin     Erfassung der neuen Auszubildenden und Studierenden mit Migrationshintergrund im Öffentlichen Dienst Berlins A. Tabellen Tabelle 1: Ergebnisse der Befragung der neuen Auszubildenden im Öffentlichen Dienst 2006-2010 nach Ausbildungsbehörden und Migrationshintergrund (MH) Ausbildungsbehörde Zahl der Antworten 2006 davon mit MH Zahl der Antworten 2007 davon mit MH Zahl der Antworten 2008 davon mit MH Zahl der Antworten 2009* davon mit MH Zahl der Antworten 2010* davon mit MH Senatsverwaltung für Inneres und Sport 56 K.A. 50 12 51 11 58 14 56 14 Freie Universität Berlin K.A. K.A. 45 5 32 3 32 2 32 3 Technische Universität Berlin K.A. K.A. 52 4 K.A. K.A. K.A. K.A. K.A. K.A. Humboldt Universität zu Berlin 25 1 25 1 27 1 27 4 25 2 BA Charlottenburg-Wilmersdorf 44 1 23 1 43 4 24 2 49 5 BA Friedrichshain-Kreuzberg 14 5 14 5 14 6 23 12 32 12 BA Lichtenberg 31 8 22 4 18 5 13 2 28 3 BA Marzahn-Hellersdorf 19 0 21 2 22 3 21 1 21 2 BA Mitte 62 1 63 2 37 5 40 7 38 4 BA Neukölln 31 11 43 15 31 10 29 7 32 12 BA Pankow 27 1 27 0 18 1 16 4 28 4 BA Reinickendorf 16 6 14 6 34 8 15 5 3 1 BA Spandau K.A. K.A. 20 4 17 3 22 3 10 3 BA Steglitz-Zehlendorf 15 2 23 5 19 1 7 1 9 3 BA Tempelhof-Schöneberg 10 1 9 0 19 6 17 5 10 2 BA Treptow-Köpenick 18 1 26 2 22 1 22 2 11 4 Der Polizeipräsident in Berlin 300 20 196 23 281 30 279 55 234 44 Gesamt (Teilnehmende der Befragung 2006-2010) 668 58 673 91 685 98 645 126 618 118 in Prozent 8,7% 13,5% 14,3% 19,5% 19,1% Quelle: Angaben der Behörden; BA = Bezirksamt * Anzahl der befragten Auszubildenden. Quelle: Angaben der Behörden (BA = Bezirksamt) oder durch BQN Berlin ausgewertete Fragebögen, die seit 2009 von den Behörden zur Erfassung des Migrationshintergrunds eingesetzt werden.   2   BQN Berlin Tabelle 2: Ergebnisse der Befragung den neuen Studierenden im Öffentlichen Dienst 2010 nach Ausbildungsbehörden und nach Migrationshintergrund Ausbildungsbehörde Neuabschlüsse gesamt Zahl der Antworten* davon mit MH absolut davon mit MH in Prozent Der Polizeipräsident in Berlin 240 56 6 10,7 Senatsverwaltung für Finanzen 139 126 10 7,9% Senatsverwaltung für Justiz (Justizvollzug) 0 0 0 0 Senatsverwaltung für Justiz (Kammergericht) 60 K.A. K.A. Ausbildungsbehörden gesamt 439 182 16 8,8% Quelle: Angaben der Behörden * Quelle: Angaben der Behörden oder durch BQN Berlin ausgewertete Fragebögen, die seit 2009 von den Behörden zur Erfassung des Migrationshintergrunds eingesetzt werden.  Tabelle 3 Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge 2010 nach Ausbildungsbereichen in Berlin Land Insgesamt Davon im Ausbildungsbereich dar. von Ausländern Industrie und Handel 1) Handwerk Landwirt-schaft Öffentlicher Dienst 2) Freie Berufe 2) Hauswirtschaft Männer 3128 2045 916 89 17 57 4 236 Frauen 2774 1625 493 19 27 561 49 203 Insgesamt 5902 3670 1409 108 44 618 53 439 Von Ausländern vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge 2010 nach Ausbildungsbereichen in Berlin Männer 236 166 64 2 1 3 0 Frauen 203 95 41 0 0 65 2 Insgesamt 439 261 105 2 1 68 2 Quelle: Sonderauswertung des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg 2012 1) Einschließlich Banken, Versicherungen, Gast- und Verkehrsgewerbe. 2) Ohne Ausbildungsverträge, die nach dem Berufsbildungsgesetz bei anderen zuständigen Stellen (Kammern) außerhalb dieses Ausbildungsbereichs registriert werden. ka17-10143 ka17-10143Anl1 ka17-10143Anl2 ka17-10143Anl3 Insgesamt Deutsche Ausländer Zusammenstellung