Drucksache 17 / 10 146 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Sabine Bangert (GRÜNE) vom 26. Januar 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Januar 2012) und Antwort Berlin - Hauptstadt der prekären Beschäftigung? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Die Kleine Anfrage betrifft zum überwiegenden Teil Sachverhalte, die der Senat nicht aus eigener Kenntnis beantworten kann. Er hat daher die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg (RD BB) der Bundesagentur für Arbeit um Stellungnahme gebeten, die dann dem Senat übermittelt wurde. 1. Wie viele Erwerbstätige gelten in Berlin seit 2005 als prekär (atypisch) beschäftigt, sofern man die Erwerbstätigen mit nicht existenzsichernden Einkommen betrachtet (bitte in absoluten und relativen Zahlen angeben)? 2. Wie hat sich der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 2005 entwickelt (bitte jeweils pro Jahr und geschlechtsdifferenziert aufschlüsseln)? Zu 1. und 2.: Atypische Beschäftigungsformen sind per se nicht als prekär anzusehen. Der Definition nach handelt es sich bei prekärer Beschäftigung weitgehend um ungeschützte Existenzsicherung. Der ergänzende Bezug von Leistungen nach dem SGB II kann nicht grundsätzlich gleichgesetzt werden mit nicht existenzsicherndem Einkommen, da auch ein generell existenzsichernder Lohn bei entsprechender Größe der Bedarfsgemeinschaft unter Umständen nicht ausreichend ist. Als Erwerbstätige mit nicht existenzsicherndem Einkommen können laut RD BB zum einen Erwerbstätige in Single-Haushalten, die ergänzend Leistungen nach dem SGB II erhalten sowie ausschließlich geringfügig Beschäftigte gezählt werden. Die RD BB weist ausdrücklich darauf hin, dass die beiden Gruppen nicht addiert werden können. Zum einen komme es zu Überschneidungen zwischen beiden Zahlen, da geringfügig Beschäftigte ergänzend Leistungen nach dem SGB II beziehen können, aber nicht müssen. Zum anderen sei die Zahl der Alg IIBeziehenden nach dem Wohnortprinzip (in Berlin wohnend, in Berlin und an anderem Ort arbeitend) angegeben , jene der ausschließlich geringfügig Beschäftigten dagegen am Arbeitsort, also in Berlin arbeitend aber z.B. auch in Brandenburg lebend. Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte (ageB) am Arbeitsort Berlin davon (Spalte 1) Männer Frauen Stand 30. Juni Ausschließlich geringfügig Be- schäftigte insgesamt Anteil der ageB an den svB 1) und ageB absolut in % absolut in % 1 2 3 4 2005 133.696 11,7 59.899 44,8 73.797 55,2 2006 141.390 12,1 63.350 44,8 78.040 55,2 2007 142.677 12,0 63.586 44,6 79.091 55,4 2008 143.146 11,7 63.464 44,3 79.682 55,7 2009 146.736 11,7 65.587 44,7 81.149 55,3 2010 149.582 11,8 67.733 45,3 81.849 54,7 2011 147.841 11,4 66.741 45,1 81.100 54,9 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort, Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen der SenAIF Die Zahlen aus der Leistungsstatistik für die Alg II-Beziehenden liegen erst ab 2007 vor. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 2 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Alg II-Beziehende mit Einkommen aus Erwerbstätigkeit (ohne Auszubildende) in Bedarfsgmeinschaften (BG) - Typ Single-BG - davon (Spalte 1) Männer Frauen Sv-pflichtig beschäftigte Alg II-Beziehende insgesamt Anteil der Sv-pflichtigen Alg IIBeziehenden an den SvB 1) absolut in % absolut in % Stand 30. Juni 1 2 3 4 2007 10.560 1,0% 5.778 54,7 4.782 45,3 2008 12.967 1,2% 7.372 56,9 5.595 43,1 2009 13.646 1,2% 7.543 55,3 6.103 44,7 2010 15.268 1,3% 8.691 56,9 6.577 43,1 2011 15.032 1,3% 8.367 55,7 6.665 44,3 darunter Vollzeit 2007 7.122 0,7% 4.238 59,5 2.884 40,5 2008 8.635 0,8% 5.379 62,3 3.256 37,7 2009 8.706 0,8% 5.269 60,5 3.437 39,5 2010 9.456 0,8% 5.853 61,9 3.603 38,1 2011 8.208 0,7% 4.950 60,3 3.258 39,7 1) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort ohne Auszubildende Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen der SenAIF 3. Lässt sich der Umfang prekärer Beschäftigung nach Branchen quantifizieren? Wenn ja, um welche Branchen handelt es sich hauptsächlich? Zu 3.: Am 30.06.2011 arbeiteten mehr als die Hälfte aller ausschließlich geringfügig Beschäftigten in Berlin (58,6 %) in den Wirtschaftsabschnitten Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, dem Gastgewerbe, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen und dem Gesundheits- und Sozialwesen. Zur Verteilung der Alg II-Beziehenden auf Branchen nach Wirtschaftszweigen wird auf die Antwort zu Frage 8 verwiesen. Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte am Arbeitsort Berlin nach ausgewählten Wirtschaftsabschnitten (WZ 2008) WZ 2008 30.06.2007 30.06.2008 30.06.2009 30.06.2010 30.06.2011 Insgesamt 142.677 143.146 146.736 149.582 147.841 darunter A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 136 122 118 112 107 C Verarbeitendes Gewerbe 4.791 4.730 4.703 4.558 4.479 D Energieversorgung 40 38 33 32 45 E WassVers,Abwasser/Abfall,Umweltverschm 255 292 350 278 288 F Baugewerbe 7.056 6.954 6.744 6.618 6.312 G Handel; Instandhalt. u. Rep. v. Kfz 26.171 27.129 28.176 29.252 27.626 H Verkehr und Lagerei 6.288 6.535 5.971 5.887 5.864 I Gastgewerbe 21.842 21.968 23.944 25.093 26.033 J Information und Kommunikation 5.997 4.398 4.106 3.955 3.922 K Finanz- u. Versicherungs-DL 818 786 812 882 844 L Grundstücks- und Wohnungswesen 9.825 9.452 8.771 8.454 8.170 M Freiberufl., wissensch. u. techn. DL 9.625 9.470 9.714 9.804 9.703 N Sonstige wirtschaftliche DL 18.537 19.324 20.216 19.767 18.686 darunter Arbeitnehmerüberlassung 1.656 1.715 1.892 1.990 2.078 O Öffentl.Verwalt.,Verteidigung;Soz.vers. 389 366 385 534 502 P Erziehung und Unterricht 2.796 2.952 3.227 4.009 4.763 Q Gesundheits- und Sozialwesen 13.552 13.817 13.841 14.329 14.357 R Kunst, Unterhaltung und Erholung 4.152 4.263 4.391 4.507 4.569 S Erbringung v. sonstigen Dienstleistungen 7.111 6.934 7.396 7.324 7.192 T Private Haushalte 3.219 3.410 3.761 4.145 4.355 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 4. In welchem Maße sind Frauen, Migranten/innen und ältere Menschen von prekärer Beschäftigung betroffen ? Zu 4.: Bezugnehmend auf die Antwort zu Frage 1 und 2 wird im Folgenden die Entwicklung der Anteile der Frauen, Älteren und Ausländer an den ausschließlich geringfügig Beschäftigten sowie an den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Alg II-Beziehenden dargestellt. Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte am Arbeitsort Berlin nach ausgewählten Personenmerkmalen davon Frauen 55 bis 59 Jahre 60 bis 64 Jahre Ausländer Stand 30. Juni Insgesamt absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % 2005 133.696 73.797 55,2 7.492 5,6 12.226 9,1 16.628 12,4 2006 141.390 78.040 55,2 8.880 6,3 11.238 7,9 18.255 12,9 2007 142.677 79.091 55,4 9.231 6,5 10.438 7,3 19.482 13,7 2008 143.146 79.682 55,7 9.586 6,7 10.196 7,1 20.126 14,1 2009 146.736 81.149 55,3 9.739 6,6 9.924 6,8 22.043 15,0 2010 149.582 81.849 54,7 9.780 6,5 10.290 6,9 23.403 15,6 2011 147.841 81.100 54,9 9.716 6,6 11.399 7,7 24.499 16,6 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen der SenAIF Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Alg II-Beziehende mit Einkommen aus Erwerbstätigkeit (ohne Auszubildende) in Bedarfsgmeinschaften (BG) - Typ Single-BG - nach ausgewählten Personenmerkmalen davon Frauen 55 bis 59 Jahre 60 bis 64 Jahre Ausländer Stand 30. Juni Insgesamt absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % 2007 10.560 4.782 45,3 734 7,0 110 1,0 1.383 13,1 2008 12.967 5.595 43,1 1.106 8,5 162 1,2 1.898 14,6 2009 13.646 6.103 44,7 1.271 9,3 235 1,7 2.038 14,9 2010 15.268 6.577 43,1 1.482 9,7 397 2,6 2.338 15,3 2011 15.032 6.665 44,3 1.420 9,4 465 3,1 2.520 16,8 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen der SenAIF 5. Wie viele der prekär Beschäftigten gehen einer Vollzeitbeschäftigung im Niedriglohnbereich (Grundlage Tarifspiegel Niedrigentgelte für Berlin und Brandenburg - Tarifliche Grundvergütungen bis 1.400 Euro monatlich) nach, wie hoch ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten und der geringfügig Beschäftigten (bitte geschlechtsdifferenziert angeben)? Zu 5.: Als Niedriglöhne werden in der Be- schäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit 2011 für die neuen Bundesländer inklusive Berlin Löhne unter 1.379 Euro im Monat für eine Vollzeittätigkeit bezeichnet (2/3 des Medianentgelts aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten – Niedriglohnschwelle nach OECDDefinition ). Wie viele von diesen in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt waren, weist die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit nicht aus. Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) in Berlin nach Geschlecht mit Angabe zum Entgelt im Niedriglohnsektor bezogen auf die Niedriglohnschwelle für das Bundesgebiet Ost Beschäftigte insgesamt mit Angabe Personen im Niedriglohnbereich (Ost) (1.379 €) Anteil im Niedriglohnbereich (Ost) (1.379 €) Insgesamt 834.878 816.592 129.732 15,9 davon Männer 454.583 445.670 65.672 14,7 Frauen 380.295 370.922 64.060 17,3 Land Berlin, Stichtag: 31.12.2010 (vorläufiger Stand), Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 3 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 6. Wie viele Beschäftigte erhalten derzeit zusätzlich zu ihrem Erwerbseinkommen Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II), und wie hoch sind die finanziellen Mittel, die für diese aufstockenden Leistungen monatlich insgesamt aufgewendet werden (bitte geschlechtsdifferenziert ausweisen und nach Vollzeit , Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung differenzieren )? 7. Wie hoch sind in Berlin insgesamt die Ausgaben für Leistungen nach dem SGB II, die seit Einführung dieses Gesetzes im Jahr 2005 an beschäftigte Leistungsbeziehende gezahlt wurden? Zu 6. und 7.: Nach Auskunft der RD BB kann nur die Zahl der Beschäftigten mit ergänzenden Leistungen nach dem SGB II personenscharf dargestellt werden. Für Be- rechnungen von Leistungen nach dem SGB II wird dagegen immer die gesamte Bedarfsgemeinschaft zugrunde gelegt. Deshalb kann die Höhe der Ausgaben nicht auf einzelne beschäftigte Leistungsbeziehende bezogen werden, sondern ausschließlich auf Bedarfsgemeinschaften , in denen mindestens ein Mitglied abhängig erwerbstätig war. Angaben über Ausgaben sind erst ab 2007 verfügbar. Seitdem wurden insgesamt 3.444.720.460 Euro Leistungen nach dem SGB II an Bedarfsgemeinschaften mit mindestens einer/einem abhängig Erwerbstätigen gezahlt. Aktuell verfügbare Daten über die Zahl der Be- schäftigten, die ergänzende Leistungen nach dem SGB II erhalten, gehen aus nachstehender Tabelle hervor: Erwerbstätige Alg II-Beziehende nach Art und Dauer der Erwerbstätigkeit Juni 2011 Juli 2011 August 2011 September 2011 Art der Erwerbstätigkeit absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % erwerbstätige Alg IIBeziehende 125.363 100,0 126.008 100,0 126.943 100,0 128.064 100,0 dar. abhängig erwerbstätig 105.475 84,1 106.146 84,2 107.119 84,4 108.219 84,5 dar. sozialversicherungspfl. … … … … … … in Vollzeit 30.071 28,5 … … … … … … in Teilzeit 21.266 20,2 … … … … … … selbständig erwerbstätige Alg II-Beziehende 21.137 16,9 21.099 16,7 21.086 16,6 21.115 16,5 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Im Juli 2011 wurden folgende Ausgaben für Bedarfsgemeinschaften mit mindestens einer/einem abhängig erwerbstätigen Alg II-Beziehenden getätigt: Bedarfsgemeinschaften (BG) mit mindestens einer/einem abhängig erwerbstätigen Alg II-Beziehende/n1) in Berlin dar. (Sp. 1 und 2) Bedarfsgemeinschaften mit … Insgesamt mindestens einem Mann als abhängig erwerbstätigem Alg II-Empfänger mindestens einer Frau als abhängig erwerbstätiger Alg IIEmpfängerin Anzahl BG Summe Zahlungsansprüche Leistungen Anzahl BG1) Summe Zahlungsansprüche Leistungen1) Anzahl BG1) Summe Zahlungsansprüche Leistungen1) Arbeitszeit 1 2 3 4 5 6 Insgesamt 96.861 74.493.391 54.204 43.570.673 50.183 37.253.333 darunter Vollzeit 28.471 18.042.730 18.551 12.598.330 13.795 8.200.266 Teilzeit 20.950 13.585.539 10.280 7.527.962 13.548 8.143.215 geringfügig 37.183 33.598.298 20.827 19.062.645 20.742 18.645.519 1) Doppelzählungen möglich. In den Teilgruppen Vollzeit, Teilzeit und ausschließlich geringfügig Beschäftigte ohne Alg II-Bezieher mit Erwerbseinkommen, für die keine Beschäftigungsmeldung vorliegt. Land Berlin, Juli 2011, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 8. Wie verteilen sich die BezieherInnen ergänzender Leistungen in Berlin auf Branchen (bitte geschlechtsdifferenziert angeben)? Zu 8.: Die abhängig erwerbstätigen Leistungsbeziehenden verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt: 4 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 5 Abhängig erwerbstätige Alg II-Beziehende nach Wirtschaftszweigen (WZ 2008) und Personenmerkmalen Insgesamt davon WZ 2008 Männer Frauen 50-54 J. 55-64 J. Ausländer Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Insgesamt 52.194 27.297 24.897 3.282 1.071 15.598 darunter Land-, Forstwirtschaft und Fischerei A 67 38 29 7 4 8 Bergbau, Energie- u. Wasserversorg., Entsorg. B, D, E 350 291 59 29 7 50 Verarbeitendes Gewerbe C 1.702 981 721 76 26 558 Baugewerbe F 3.382 3.204 178 114 36 1.629 Handel, Instandhaltung, Rep. von Kfz G 7.377 3.369 4.008 320 83 2.056 Verkehr und Lagerei H 3.223 2.884 339 225 69 1.123 Gastgewerbe I 7.603 4.717 2.886 343 109 3.808 Information und Kommunikation J 647 359 288 28 12 109 Erbr. von Finanz- u. Versicherungsdienstl K 161 56 105 13 * 41 Arbeitnehmerüberlassung 782;783 3.564 2.249 1.315 172 33 482 Wirtschaftl. Dienstleist. (ohne ANÜ) L,M,N 9.666 4.489 5.177 769 208 2.675 Öffentl. Verw., Verteidigung, Soz.-vers., Ext.Orga. O, U 348 146 202 18 7 57 Erziehung und Unterricht P 3.236 1.599 1.637 244 116 759 Gesundheits- und Sozialwesen Q 6.484 1.496 4.988 570 206 1.192 sonst. Dienstleistungen, Private Haushalte R, S, T 4.382 1.418 2.964 354 153 1.050 keine Angabe * * * - - * Ausschließlich geringfügig Beschäftigte Insgesamt 38.393 18.883 19.510 3.384 2.279 11.258 darunter Land-, Forstwirtschaft und Fischerei A 52 24 28 3 4 9 Bergbau, Energie- u. Wasserversorg., Entsorg. B, D, E 87 70 17 9 9 20 Verarbeitendes Gewerbe C 979 468 511 107 64 329 Baugewerbe F 2.332 2.047 285 189 137 662 Handel, Instandhaltung, Rep. von Kfz G 7.203 3.089 4.114 505 313 1.936 Verkehr und Lagerei H 1.775 1.406 369 197 156 281 Gastgewerbe I 10.143 5.221 4.922 650 397 3.991 Information und Kommunikation J 932 530 402 50 41 210 Erbr. von Finanz- u. Versicherungsdienstl K 117 36 81 17 16 17 Arbeitnehmerüberlassung 782;783 606 338 268 42 26 86 Wirtschaftl. Dienstleist. (ohne ANÜ) L,M,N 7.061 3.578 3.483 821 571 1.779 Öffentl. Verw., Verteidigung, Soz.-vers., Ext.Orga. O, U 29 18 11 4 4 5 Erziehung und Unterricht P 538 167 371 53 37 87 Gesundheits- und Sozialwesen Q 2.273 553 1.720 307 205 554 sonst. Dienstleistungen, Private Haushalte R, S, T 4.265 1.337 2.928 430 299 1.292 keine Angabe * * - - - * Land Berlin, Juli 2011, Datenstand Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 9. Wie viele Beschäftigte arbeiten in Berlin im Be- reich ArbeitnehmerInnenüberlassung, wie hoch ist der Niedriglohnanteil in dieser Branche (bitte geschlechtsdifferenziert angeben)? Zu 9.: Laut RD BB arbeiteten in Berlin am 31.12.2010 insgesamt 27.246 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 2.042 ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte in der Branche Arbeitnehmerüberlassung. Dabei handelt es sich ausschließlich um Betriebe, deren Schwerpunkt auf der Arbeitnehmerüberlassung liegt, da nur für diese im Rahmen der Beschäftigtenstatistik der konkrete Lohn ausgewertet werden kann. Neben den Arbeitskräften, die „überlassen“ werden, zählt zu den Beschäftigten auch das Stammpersonal der Betriebe . 22.660 der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiteten in Vollzeit. 54,6 % der Vollzeitbeschäftigten erhielten weniger als 1.379 Euro Lohn im Monat. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 6 Abhängig Beschäftigte (ohne Auszubildende) am Arbeitsort (AO) im Bereich der Überlassung von Arbeitskräften (Wirtschaftsgruppen 78.2 und 78.3) nach Geschlecht und Arbeitszeit Sv-pflichtig Beschäftigte dar. (Spalte 1) Geschlecht abhängig Beschäftigte insgesamt Vollzeit Teilzeit ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte 1 2 3 4 5 Insgesamt 29.288 27.246 22.660 4.586 2.042 davon Männer 18.978 18.009 15.843 2.166 969 Frauen 10.310 9.237 6.817 2.420 1.073 Land Berlin, Stichtag: 31.12.2010 (vorläufiger Stand), Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) mit Angabe zum Entgelt im Niedriglohnsektor bezogen auf die Niedriglohnschwelle für Ostdeutschland im Bereich der Überlassung von Arbeitskräften (Wirtschaftsgruppen 78.2 und 78.3) nach Geschlecht Beschäftigte insgesamt mit Angabe Personen im Niedriglohnbereich (Ost) (1.379 €) Anteil im Niedriglohnbereich (Ost) (1379 €) Insgesamt 22.660 21.929 11.968 54,6 davon Männer 15.843 15.380 8.431 54,8 Frauen 6.817 6.549 3.537 54,0 Land Berlin, Stichtag: 31.12.2010 (vorläufiger Stand), Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 10. Wie hat sich seit 2005 in Berlin die Zahl der Be- triebe entwickelt, die LeiharbeiterInnen beschäftigen (bitte getrennt nach Jahren aufführen)? Zu 10.: Nach den vorliegenden Daten der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit ist die Anzahl der Arbeitnehmerüberlassung betreibenden Betriebsstätten kontinuierlich leicht gestiegen. Jeweils zum Jahresende waren für Berlin statistisch erfasst: Betriebe und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SvB) am Arbeitsort (AO) Wirtschaftsunterklasse (WZ 2003): Überlassung von Arbeitskräften 74502 oder Wirtschaftsgruppen (WZ 2008): Überlassung von Arbeitskräften (78.2 und 78.3) Stand 31. Dezember Betriebsstätten Sv-pflichtig Beschäftigte 2005 278 15.575 2006 300 20.624 2007 345 23.675 2008 370 24.616 2009 373 23.452 2010 382 27.542 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Wie viele Betriebe Leiharbeitskräfte entleihen und in ihrem Betrieb beschäftigen, ist der RD BB nicht bekannt. 11. Wie ist der Ausbildungs- und Qualifikationsgrad der im Niedriglohnbereich Beschäftigten und wie hat er sich in Berlin seit dem Jahr 2005 verändert (bitte getrennt nach Jahren und Geschlecht aufführen)? Zu 11.: Differenzierte Auswertungen für die in den Jahren geltenden Niedriglohngrenzen für die neuen Bun- desländer einschl. Berlin sind nicht möglich. Wie in der Antwort zu Frage 5 bereits dargelegt, lag 2011 die Niedriglohngrenze (Ost) bei 1.379 Euro. In den Vorjahren war die Niedriglohngrenze niedriger (2007 bspw. 1.331 Euro). Da die Niedriglohngrenzen innerhalb der statistisch erfassten Kategorie zwischen 1.300 und 1.400 Euro liegen, ist davon auszugehen, dass die Zahl der erfassten Personen in den Jahren 2005 bis 2010 überzeichnet ist. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 7 Sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) am Arbeitsort mit einem monatlichen Bruttoarbeitsentgelt von weniger als 1.400 € nach Geschlecht und Ausbildung davon nach Ausbildung (Spalte 1) darunter (Spalte 4) ohne Ausbildung mit Ausbildung FHS/ Uni/HS Ausbildung unbekannt Stand 31. Dez. Insgesamt absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % 1 2 3 4 5 6 7 8 9 2005 126.189 15.683 12,4 47.049 37,3 4.910 3,9 63.457 50,3 dav. Männer 60.689 8.493 14,0 20.056 33,0 2.225 3,7 32.140 53,0 Frauen 65.500 7.190 11,0 26.993 41,2 2.685 4,1 31.317 47,8 2006 137.151 16.762 12,2 51.109 37,3 5.159 3,8 69.280 50,5 dav. Männer 68.090 9.374 13,8 23.239 34,1 2.288 3,4 35.477 52,1 Frauen 69.061 7.388 10,7 27.870 40,4 2.871 4,2 33.803 48,9 2007 139.694 16.282 11,7 51.052 36,5 5.155 3,7 72.360 51,8 dav. Männer 69.486 9.214 13,3 23.053 38,2 2.263 3,3 37.219 53,6 Frauen 70.208 7.068 10,1 27.999 39,9 2.892 4,1 35.141 50,1 2008 141.657 16.146 11,4 51.107 36,1 5.555 3,9 74.404 52,5 dav. Männer 71.013 9.158 12,9 23.189 32,7 2.408 3,5 38.666 54,4 Frauen 70.644 6.988 9,9 27.918 39,5 3.147 4,5 35.738 50,6 2009 136.534 15.553 11,4 48.142 35,3 5.421 4,0 72.839 53,3 dav. Männer 68.625 8.689 12,7 21.828 31,8 2.270 3,3 38.108 55,5 Frauen 67.909 6.864 10,1 26.314 38,7 3.151 4,6 34.731 51,1 2010 135.188 16.305 12,1 46.869 34,7 5.810 4,3 72.014 53,3 dav. Männer 68.517 9.256 13,5 21.234 31,0 2.444 3,6 38.027 55,5 Frauen 66.671 7.049 10,6 25.635 38,5 3.366 5,0 33.987 51,0 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen der SenAIF 12. Welche Auswirkung hat nach Auffassung des Senats die Zahlung von Niedriglöhnen in Bezug auf Altersarmut? Zu 12.: Niedriglöhne stellen ein großes Problem in Bezug auf den Erwerb von Rentenanwartschaftsansprüchen dar. Niedriglohnbezieherinnen und -bezieher sind auch vor dem Hintergrund des sinkenden Rentenniveaus einem besonderen Risiko der Altersarmut ausgesetzt . Wer jahrelang einen Niedriglohn gezahlt bekommt , erzielt bereits bei einer Vollzeitbeschäftigung nur ein unterdurchschnittliches Bruttomonatsentgelt. Dies führt beim Erwerb von Entgeltpunkten in der gesetzlichen Rentenversicherung zu einem unterdurchschnittlichen Erwerb derselben und im Alter zu unterdurchschnittlichen Rentenansprüchen. Der Aufbau einer privaten Altersvorsorge ist für Niedriglohnempfangende oftmals nur stark eingeschränkt möglich. Soweit nicht andere Einkünfte erzielt werden können, ist Altersarmut vorprogrammiert. 13. Wie haben sich die Löhne und Gehälter im Niedriglohnbereich (absolut und prozentual) seit 2005 entwickelt (bitte jeweils getrennt nach Jahren und geschlechtsdifferenziert angeben)? Zu 13.: Der Niedriglohnspiegel des Gemeinsamen Tarifregisters Berlin und Brandenburg (http://www.berlin.de/imperia/md/content/senarbeit /tarifregister/niedriglohn_1400.pdf?start&ts=132637 6915&file=niedriglohn_1400.pdf) weist derzeit 80 Branchen aus. Die Tarifentwicklung für diese 80 Branchen seit 2005 zu ermitteln, übersteigt den Rahmen der Beantwortung einer Kleinen Anfrage. Deutschlandweiten Untersuchungen zufolge (DIW Wochenbericht Nr. 45.2011, S. 3 „Schwache Lohnentwicklung im letzten Jahrzehnt“), hat sich für die Gruppe der zehn Prozent der Beschäftigten mit dem niedrigsten Stundenentgelt der Bruttostundenlohn (Mittlerer Lohn) von 5,16 Euro im Jahr 2005 auf 5,03 Euro im Jahr 2010 verringert. Dies entspricht einer Verringerung um 2,5%. Für die Gruppe der zehn Prozent der Beschäftigten mit dem zweitniedrigsten Stundenentgelt hat sich der Bruttostundenlohn von 7,74 Euro im Jahr 2005 auf 7,34 Euro im Jahr 2010 verringert. Dies entspricht einer Verringerung von 5,2%. Der Senat geht davon aus, dass sich in Berlin die kaufkraftbereinigten Löhne und Gehälter im Niedriglohnbereich seit dem Jahr 2005 in ähnlicher Weise wie im gesamten Bundesgebiet leicht rückläufig entwickelt haben. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 Im Rahmen der Beschäftigtenstatistik der Bundes- agentur für Arbeit kann die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnbereich nur näherungsweise beziffert werden. Siehe hierzu auch die Antwort zu Frage 11. Die nachfolgende Tabelle gibt dementsprechend Auskunft über sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte mit Löhnen bis 1.000 Euro sowie zwischen 1.000 und 1.300 und 1.000 und 1.400 Euro: Sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) nach Klassen monatlicher Bruttoarbeitsentgelte und Geschlecht darunter (Spalte 1) davon (Spalte 2) darunter (Spalte 3) insgesamt mit Angaben zum Entgelt bis 1000 € 1 - 400 € ü. 400-800 € ü. 1000-1300 € ü. 1000-1400 € Stand 31. Dez 1 2 3 4 5 6 7 2005 764.263 732.449 60.384 13.293 23.882 47.469 65.805 dav. Männer 411.278 397.681 29.779 6.906 11.715 22.339 30.910 Frauen 352.985 334.768 30.605 6.387 12.167 25.130 34.895 2006 776.662 752.941 65.691 13.115 25.116 51.789 71.460 dav. Männer 421.063 409.892 32.983 6.648 12.485 25.356 35.107 Frauen 355.599 343.049 32.708 6.467 12.631 26.433 36.353 2007 791.583 772.470 64.334 11.731 25.813 53.847 75.360 dav. Männer 429.955 420.167 32.327 5.891 13.077 26.475 37.159 Frauen 361.628 352.303 32.007 5.840 12.736 27.372 38.201 2008 814.638 791.871 64.521 12.102 25.931 55.510 77.136 dav. Männer 442.872 430.907 32.769 6.106 13.324 27.596 38.244 Frauen 371.766 360.964 31.752 5.996 12.607 27.914 38.892 2009 819.795 794.213 58.632 11.577 24.057 53.492 77.902 dav. Männer 445.028 431.539 29.551 5.877 12.360 26.753 39.074 Frauen 374.767 362.674 29.081 5.700 11.697 26.739 38.828 2010 834.878 816.592 58.516 11.895 23.766 51.689 76.672 dav. Männer 454.583 445.670 29.854 5.950 12.522 25.636 38.663 Frauen 380.295 370.922 28.662 5.945 11.244 26.053 38.009 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 14. In welchen Branchen und mit welcher Lohn- höhe gibt es in Berlin Tarifverträge mit Tarifstufen unterhalb von 8,50 €? Wie viele Personen sind in diesen Branchen beschäftigt? Wie viele davon in Vollzeit - und wie viele in Teilzeitbeschäftigung (bitte geschlechtsdifferenziert angeben)? Zu 14.: In folgenden Bereichen gibt es in Berlin Tarifverträge mit Tarifstufen unterhalb von 8.50 Euro: Abbruch- und Abwrackgewerbe, Architektur-, Ingenieur- und Planungsbüros, Augenoptikerhandwerk, Bäcker- und Konditorenhandwerk, Baumschulbetriebe, Bekleidungsindustrie, Betonsteingewerbe, Bewachungsgewerbe , Binnenschifffahrt, Blumen- und Zierpflanzenbau, Buchbindehandwerk, Dachdeckerhandwerk , Dienstleistungsunternehmen, Elektrohandwerk , feinkeramische Industrie/Fliesenindustrie, Film und Fernsehen, technischer Betrieb sowie Filmtheater, Floristfachbetriebe, Foto- und Bildbe- und -verarbeitung inkl. Fotogeschäfte, -laboratorien und Kopierbetriebe , Friedhofsgärtnereien, Friseurhandwerk, - Garagen- und Tankstellengewerbe, Autopflegebetriebe, Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau inkl. Erwerbsgartenbau , Glasindustrie, Heizung, Klima, Sanitär, Hotel und Gaststättengewerbe, Systemgastronomie , Kautschukindustrie, Kunststoff verarbeitende Industrie, Lampenschirmindustrie, Wohnraumleuchtenund Zubehörindustrie, Land- und Forstwirtschaft, Landmaschinenmechanikerhandwerk, Maler- und Lackiererhandwerk, Metallhandwerk, Mühlenwirtschaft , Obst- und Gemüse verarbeitende Industrie inkl. Essig- und Senfindustrie, Omnibus-Unternehmer, Papier erzeugende Industrie, Pelzbekleidungsindustrie, private Hauswirtschaft, Dienstleistungszentren, Raiffeisenwarengenossenschaft, ländliche Dienstleistung , Rechtsanwalts- und Notariatskanzleien, Sand, Kies, Mörtel und Transportbetongewerbe, Schuhindustrie , Speditionsgewerbe und gewerbliche Lagerei, Schifffahrt, Hafenumschlag, Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk , Stricker- und Stickerhandwerk, Taxigewerbe , Textilindustrie, Textilreinigerhandwerk, Tiefkühlhäuser und angeschlossene Logistikbetriebe, Vermessungsingenieure, Wäschereigewerbe, Zahnarzthelferinnen , Zahnmedizinische Fachangestellte, 8 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 Stomatologische Schwestern, Zeitarbeit und Zigarrenindustrie . (Quelle: Tarifspiegel Niedrigentgelte für Berlin und Brandenburg) Allerdings kann daraus nicht abgeleitet werden, dass alle in diesen Branchen Beschäftigten tatsächlich zu einem Lohn unter 8,50 Euro pro Stunde arbeiten, da die oben erwähnten Tarifverträge mit Tarifstufen unterhalb von 8,50 Euro oftmals nur für einen kleinen Anteil der Beschäftigten in diesen Branchen gelten. So erhalten oftmals jugendliche Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung, Helfer sowie kaufmännische Angestellte in Handwerksbranchen oder Beschäftigte in den ersten Jahren nach Abschluss der Ausbildung einen Tarif unter 8,50 Euro Stundenlohn, während die übrigen Beschäftigten höhere Stundenlöhne verdienen. Weitere Angaben zu den in diesen Branchen Beschäftigten und deren geschlechterdifferenzierter Vollzeit - und Teilzeitbeschäftigung sind dem Senat im Rahmen der Beantwortung einer Kleinen Anfrage nicht möglich. Bezüglich der geschlechterspezifischen Verteilung der Beschäftigten im Niedriglohnbereich auf die einzelnen Wirtschaftszweige wird auf die Antwort zu Frage 16 verwiesen. 15. Wie hoch ist der Anteil der Vollzeit- beschäftigten, die einen Lohn unterhalb von 8,50 € beziehen (bitte geschlechtsdifferenziert angeben)? Zu 15.: Diese Frage kann nicht beantwortet werden. Entsprechende Daten liegen in der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit nicht vor, da sich aus den statistisch erfassten Monatsbruttoentgelten wegen fehlender Angaben über die Zahl der Arbeitsstunden bei Vollzeitbeschäftigen kein individueller Stundenlohn errechnen lässt. 16. Sind dem Senat Fälle bekannt, in denen sittenwidrige Löhne (AN-Brutto weniger als 1058 Euro monatlich Vollzeit) gezahlt wurden? Wenn ja, wie viele, in welchen Branchen, zu welchen Löhnen und wie viele Personen waren davon betroffen (bitte für die Jahre 2010-2011 und geschlechtsdifferenziert ausweisen )? Zu 16.: Sittenwidrige Löhne werden nach einem Beschluss der 55. Kammer des Sozialgerichts Berlin vom 19. September 2011 (Aktenzeichen S 55 AS 24521/11 ER) bei einem Bruttoentgelt von weniger als 1.058 Euro in 2011 bei Vollzeittätigkeit angenommen. Der Senat weist jedoch darauf hin, dass es sich bei dieser Entscheidung um die Einzelauffassung einer Kammer handelt, nicht jedoch um gängige Rechtsprechung des Sozialgerichts Berlin. Die Rechtsauffassung der 55. Kammer des Sozialgerichts Berlin ist bisher von höheren Instanzen nicht bestätigt worden. Die ermittelte Lohngrenze von 1.058 Euro liegt innerhalb der statistisch erfassten Kategorie von Entgelten zwischen 1.000 und 1.100 Euro. Insofern kann die Zahl der Beschäftigten mit Vergütungen unterhalb dieser Grenze nur näherungsweise geschätzt werden. Die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit weist zum Stichtag 31.12.2010 für Berlin 17.986 sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte mit Löhnen bis 500 Euro, 40.530 mit Löhnen zwischen 500 und 1000 Euro sowie 14.903 mit Löhnen zwischen 1.000 und 1.100 aus. Der Senat geht daher davon aus, dass in Berlin schätzungsweise 65.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte ein Entgelt unterhalb der vorstehend genannten Entgeltgrenze erhalten . Daten für 2011 liegen noch nicht vor. Die geschlechtsspezifische Verteilung der Beschäftigten auf die einzelnen Branchen ergibt sich aus folgender Tabelle: Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) nach dem Geschlecht in wirtschaftsfachlicher Gliederung (WZ 2008) darunter (Spalte 1) davon (Spalte 2) WZ 2008 Insgesamt mit Angaben zum Entgelt 1 - 500 €1) ü. 500 - 1000 € ü. 1000 - 1100 € 1 2 3 4 5 Männer Insgesamt 454.583 445.670 9.241 20.613 7.364 davon A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 159 151 x x x B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 202 200 - x - C Verarbeitendes Gewerbe 68.793 68.251 302 618 237 D Energieversorgung 5.616 5.547 11 10 7 E WassVers,Abwasser/Abfall,Umweltverschmutzung 8.545 8.450 38 138 105 F Baugewerbe 37.218 36.207 803 1.411 296 G Handel; Instandhalt. u. Rep. v. Kfz 49.673 48.666 1.386 1.869 651 H Verkehr und Lagerei 37.955 37.140 1.226 3.802 559 I Gastgewerbe 17.623 16.912 2.140 2.840 797 J Information und Kommunikation 31.064 30.251 246 540 126 K Erbringung von Finanz- u. Versicherungs-DL 12.556 12.403 76 102 20 L Grundstücks- und Wohnungswesen 9.772 9.603 235 359 124 M Erbringung von Freiberufl., wissensch. u. techn. DL 37.912 36.966 597 899 271 N Erbringung von s Sonstigen wirtschaftlichen DL 48.265 46.973 742 3.234 2.715 O Öffentl.Verwalt.,Verteidigung;Soz.vers. 23.104 22.956 9 670 46 P Erziehung und Unterricht 14.441 14.172 153 1.107 484 Q Gesundheits- und Sozialwesen 28.494 28.066 588 1.272 414 9 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 R Kunst, Unterhaltung und Erholung 7.231 7.075 173 306 83 S Erbringung v. sonstigen Dienstleistungen 15.118 14.868 485 1.357 401 T Private Haushalte 135 128 x x x U Exterritoriale Organisationen und Körperschaften 699 678 x x x 9 Keine Zuordnung möglich 8 7 - - - Frauen Insgesamt 380.295 370.922 8.745 19.917 7.539 davon A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 113 110 x x x B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 56 56 - x x C Verarbeitendes Gewerbe 24.954 24.592 250 575 323 D Energieversorgung 1.730 1.689 5 28 15 E WassVers,Abwasser/Abfall,Umweltverschmutzung 1.718 1.686 8 19 12 F Baugewerbe 5.022 4.902 314 398 121 G Handel; Instandhalt. u. Rep. v. Kfz 40.079 38.863 1.297 2.439 962 H Verkehr und Lagerei 9.432 9.222 178 360 105 I Gastgewerbe 15.115 14.523 1.540 2.063 643 J Information und Kommunikation 16.275 15.664 314 506 140 K Erbringung von Finanz- u. Versicherungs-DL 14.944 14.430 192 179 51 L Grundstücks- und Wohnungswesen 10.475 10.293 280 449 121 M Erbringung von Freiberufl., wissensch. u. techn. DL 40.389 39.274 825 1.506 438 N Erbringung von s Sonstigen wirtschaftlichen DL 25.638 24.707 623 2.848 1,.580 O Öffentl.Verwalt.,Verteidigung;Soz.vers. 40.460 39.850 14 765 73 P Erziehung und Unterricht 26.258 25.770 222 963 432 Q Gesundheits- und Sozialwesen 76.981 75.371 1.265 2.964 1.480 R Kunst, Unterhaltung und Erholung 5.937 5.801 239 303 110 S Erbringung v. sonstigen Dienstleistungen 23.365 22.824 1.083 3.397 900 T Private Haushalte 589 551 x x x U Exterritoriale Organisationen und Körperschaften 762 742 x x x 9 Keine Zuordnung möglich 3 * x - - Land Berlin, Stichtag: 31.12.2010 (vorläufiger Stand), Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 1) Hinweis: In der Kategorie bis 500 Euro können unter anderem ggf. Vollzeitbeschäftigte enthalten sein, wenn die betriebsübliche Arbeitszeit gering ist und von den Arbeit- gebern als „Vollzeit“ gemeldet wird. Es ist davon auszugehen, dass keine Personen enthalten sind, die für eine 40-Stunden-Vollzeitbeschäftigung weniger als 500 Euro monatlich bekommen. 17. Wie hat sich in Berlin die Anzahl von gering- fügigen Beschäftigungsverhältnissen (Mini-Jobs) seit der gesetzlichen Änderung 2003 verändert? (bitte jeweils jahresdurchschnittlich angeben)? 18. Wie viele der geringfügig entlohnten Be- schäftigten sind ausschließlich und wie viele im Nebenjob in Mini-Jobs beschäftigt? Wie groß ist jeweils der Anteil von Frauen und wie viele davon gelten als alleinerziehend? Zu 17. und 18.: Jahresdurchschnittszahlen liegen für die Anzahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten in der Beschäftigtenstatistik der Bundes- Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Berlin agentur für Arbeit nicht vor. Vom Stichtag 30.06.2003 bis zum 30.06.2011 ist die Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten (sogenannte Mini-Jobber) um 75.848 bzw. 54,15 % auf 215.912 gestiegen. Die größten Anstiege gab es bei den im Nebenjob geringfügig entlohnt Beschäftigten: ihre Zahl hat sich von 27.966 auf 68.071 mehr als verdoppelt. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten nahm im selben Zeitraum um 31,89 % auf 68.071 zu. Der Frauenanteil an dieser Beschäftigungsform überwiegt nach wie vor. Ende Juni 2011 waren 55,41 % der geringfügig entlohnt beschäftigten Personen in Berlin weiblich, 54,86 % der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten und 56,63 % der im Nebenjob geringfügig entlohnt Beschäftigten. Eine Auswertung in der Kategorie „alleinerziehend“ ist nicht möglich. Beschäftigte davon (Spalte 1) Geringfügig entlohnte ausschließlich geringfügig entlohnt beschäftigt im Nebenjob geringfügig entlohnt beschäftigt darunter (Spalte 1) darunter (Spalte 4) darunter (Spalte 7) Insgesamt Frauen in % (Sp.2/Sp.1) Insgesamt Frauen in % (Sp.5/Sp.4) Insgesamt Frauen in % (Sp.8/ Sp.7) Stand 30. Juni 1 2 3 4 5 6 7 8 9 2003 140.064 79.228 56,6 112.098 63.490 56,6 27.966 15.738 56,3 2004 179.595 98.261 54,7 135.879 74.054 54,5 43.716 24.207 55,4 2005 179.697 99.841 55,6 133.696 73.797 55,2 46.001 26.044 56,6 2006 192.172 106.947 55,7 141.390 78.040 55,2 50.782 28.907 56,9 2007 197.450 110.369 55,9 142.677 79.091 55,4 54.773 31.278 57,1 2008 201.653 113.072 56,1 143.146 79.682 55,7 58.507 33.390 57,1 2009 209.434 117.165 55,9 146.736 81.149 55,3 62.698 36.016 57,4 2010 214.886 119.127 55,4 149.582 81.849 54,7 65.304 37.278 57,1 2011 215.912 119.645 55,4 147.841 81.100 54,9 68.071 38.545 56,6 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 10 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 146 19. Wie hat sich die Anzahl der Midi-Jobs in Berlin seit der gesetzlichen Änderung 2003 verändert (bitte jeweils jahresdurchschnittlich angeben)? Zu 19.: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten im Midi-Job in Berlin hat sich seit der gesetzlichen Änderung im Jahr 2003 mehr als verdoppelt. Lagen die prozentualen Zuwächse anfangs noch im zweistelligen Bereich, wurden hingegen seit 2008 nur noch einstellige Zuwachsraten erzielt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Midi-Job in Berlin Veränderung geg. Vorjahr Insgesamt absolut in % Stand 31. Dez. 1 2 3 2003 29.600 - - 2004 37.896 8.296 28,0 2005 51.328 13.432 35,4 2006 60.822 9.494 18,5 2007 67.003 6.181 10,2 2008 70.100 3.097 4,6 2009 70.712 612 0,9 2010 71.994 1.282 1,8 Land Berlin, Datenstand: Januar 2012; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 20. Wie hat sich die Zahl der Beschäftigten ohne Voll- erwerbstätigkeit mit zwei oder mehr Mini- bzw. MidiJobs seit 2003 in Berlin entwickelt? Wie groß ist der Anteil von Frauen? Zu 20.: Diese Frage kann nicht beantwortet werden. Entsprechende Daten liegen in der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit nicht vor, da ausschließlich die Kategorien „geringfügig beschäftigt“ und „ausschließlich geringfügig beschäftigt“ erhoben werden. Das Aufeinandertreffen mehrerer geringfügiger Beschäftigungen wird nicht erhoben. 21. Wie hat sich die Zahl der Erwerbstätigen ohne Krankenversicherungsschutz nach Inkrafttreten des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes (GKV-WSG) seit April 2007 entwickelt? Wie viele Personen waren und sind davon selbständig und wie viele geringfügig beschäftigt ? (bitte getrennt nach Jahren und geschlechtsdifferenziert aufführen)? Zu 21.: Angaben zur Krankenversicherung werden im Mikrozensus 4-jährlich erhoben. Nach Auskunft des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg liegen noch keine aufbereiteten Daten der Erhebung aus dem Jahr 2011 vor. Nach dem Mikrozensus 2007 hatten von der erwerbstätigen Bevölkerung (1.504.000) 0,2 % keinen Krankenversicherungsschutz . Da die absolute Zahl hochgerechnet unter 5000 Fällen liegt, ist eine belastbare Aussage nicht möglich. Berlin, den 05. März 2012 Dilek K o l a t ___________________ Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Mrz. 2012) 11 Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte (ageB) am Arbeitsort Berlin Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte am Arbeitsort Berlin nach ausgewählten Personenmerkmalen Erwerbstätige Alg II-Beziehende nach Art und Dauer der Erwerbstätigkeit Abhängig erwerbstätige Alg II-Beziehende nach Wirtschaftszweigen (WZ 2008) und Personenmerkmalen Wirtschaftsunterklasse (WZ 2003): Überlassung von Arbeitskräften 74502 oder WZ 2008 Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Berlin