Drucksache 17 / 10 205 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Nicole Ludwig (GRÜNE) vom 13. Februar 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Februar 2012) und Antwort Kongresszentren in Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. An welchem zentralen Innenstadt-Standort plant die Messe Berlin das angekündigte neue Kongresscenter? 2. Welches Investitionsvolumen ist für dieses Projekt geplant und welcher Finanz- und Wirtschaftsplan liegt diesem zugrunde? 3. Wer ist der Co-Investor des neuen Kongresscenters und welchen Anteil an den Gesamtkosten übernimmt dieser? Zu 1. bis 3.: Der Eigentümer eines der größten Tagungs- und Kongresshotels in Berlin mit über 500 Zimmern im 4-Sterne-Bereich plant, ein neues Kongresszentrum mit direkter Anbindung zum Hotel zu entwickeln . Dazu sollen auf dem Grundstück bereits vorhandene , denkmalgeschützte Gebäude saniert und für eine Event- und Kongressnutzung umgebaut sowie moderne Zusatzbauten errichtet werden. Bereits jetzt stehen dort rd. 3.800 m² Konferenzfläche in mehreren kombinierbaren Tagungsräumen sowie ein Ballsaal zur Verfügung. Zusätzlich sollen nun rd. 10.000 m² vermietbare Kongressfläche mit der Erweiterung zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt plant der Investor mit einem Investitionsvolumen von rd. 40 Mio. €. Der Bau des Kongresszentrums wird ausschließlich und vollständig durch den Investor finanziert. Der Investor hat der Messe Berlin die Betreibung des neuen Kongresszentrums angeboten. Hierzu soll eine Betreibergesellschaft gegründet werden, an der die Messe Berlin bzw. eine ihrer Beteiligungen mit 90,1% die Mehrheit übernehmen soll. Die restlichen 9,9% sollen von dem Investor gehalten werden. Konkretere Angaben zu dem Investor, dem geplanten Standort für das neue Kongresszentrum und der Businessplanung sind dem Senat zurzeit nicht möglich, weil der Investor um Vertraulichkeit gebeten hat, und es sich im Fall der Businessplanung um vertrauliche Unternehmensdaten handelt. 4. Welche Kongresskapazitäten soll dieses neue Center abdecken und welchen der bisher im ICC durchgeführten Veranstaltungen entspricht dieses (Beispiele)? 5. Mit welcher Auslastung und jährlichen Kongressteilnehmerzahlen plant die Messe? 6. Welche Auswirkungen hat der neue zusätzliche Standort auf den Kongressstandort ICC bzw. seinen Ersatzstandort während der Sanierung des ICC? Zu 4. bis 6.: Dem geplanten Joint-Venture zwischen der Messe Berlin und dem Investor liegt ein gemeinsam entwickelter Businessplan zugrunde, wonach bereits im ersten Jahr der Geschäftstätigkeit ein positives Jahresergebnis erreicht werden soll. Der Return on Investment soll gemäß der Businessplanung nach drei Jahren erreicht werden. Die vorgelegte Businessplanung basiert auf einem Veranstaltungsportfolio, das von wissenschaftlichen Kongressen, Tagungen, Corporate Veranstaltungen, Messen und Events mit Teilnehmerzahlen von 750 bis 2.000 Personen geprägt sein wird. Negative Auswirkungen auf das originäre Kongressgeschäft der Messe Berlin sind nach Auffassung der Geschäftsführung des Unternehmens nicht zu erwarten, weil es keine Überschneidungen zwischen der geplanten Tätigkeit des neuen Kongresszentrums und dem derzeitigen Kongressgeschäft der Messe Berlin (ICC Berlin) geben und die für das geplante Kongresszentrum vorgesehene Anzahl der Veranstaltungen in ihrer Größe (bis 2.000 Personen) unterhalb der Kapazität des ICC Berlin (ab 2.000 Personen) liegen soll. Das geplante Joint-Venture ist noch nicht abschließend verhandelt. 7. Zusätzlich zum ICC entstehen bereits Kongress- zentren in Schönefeld (Messe Berlin), am Hauptbahnhof (privat) sowie am Südkreuz (privat). Nun plant die Messe ein weiteres Kongresszentrum, würde dann selbst also drei Standorte betreiben. Mit welchen jährlichen Steigerungsraten im Kongresstourismus insgesamt rechnet der Senat, damit alle Standorte langfristig tragfähig Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 205 wirtschaften können? Zu 7.: Die Messe Berlin plant in Schönefeld kein Kongresszentrum, sondern entwickelt westlich des neuen Flughafens Berlin Brandenburg in der Gemeinde Schönefeld , Ortsteil Selchow, ein neues Messe- und Ausstellungszentrum (Berlin ExpoCenter Airport), damit dort ab 2012 die Internationale Luftfahrtausstellung und weitere Messeveranstaltungen durchgeführt werden können . Aufgrund des in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsenen Tagungs- und Kongressgeschäfts, das sowohl bei der Anzahl der Veranstaltungen als auch bei der Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den letzten zehn Jahren ein Wachstum von rund 80 % verzeichnen konnte, kann ein stetiges Wachstum auch in den Folgejahren unterstellt werden. Nach vorläufigen Schätzungen wird für 2012 eine Zunahme bei den Kongressveranstaltungen auf 117.000 (2011: 115.700) erwartet. Da die weitere positive Entwicklung von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie z.B. der Entwicklung des am 03.06.2012 in Betrieb gehenden neuen Großflughafens Berlin Brandenburg, können genauere Voraussagen allerdings nicht getroffen werden. Insgesamt ist es aus Sicht des Senats zu begrüßen, dass Investoren bereit sind, sich finanziell in der Stadt zu engagieren und ein entsprechendes unternehmerisches Risiko einzugehen. Berlin, den 14. März 2012 Sybille v o n O b e r n i t z .......................................... Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. Mrz. 2012) 2