Drucksache 17 / 10 220 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Turgut Altug (GRÜNE) vom 13. Februar 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Februar 2012) und Antwort Verpflegung in den Schulen und öffentlichen Einrichtungen ökologisch und regional gestalten Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele öffentliche Einrichtungen und Schulen (total und in Prozent) verfügen in Berlin über ein warmes Mittagsangebot? Wie viele davon auf dem Einrichtungsbzw . Schulgelände und wie viele außerhalb? Wie hoch ist der Anteil an Ausgabekantinen? Zu 1.: Zu der Anzahl öffentlicher Einrichtungen, die über ein Mittagsangebot verfügen, liegen keine Angaben vor. Bezogen auf den Schulbereich gibt es an allen 374 öffentlichen Grundschulen im Land Berlin die Möglichkeit , ein warmes Mittagessen einzunehmen. An vielen Integrierten Sekundarschulen sowie Ganztagsgymnasien ist bereits ein Mittagessen-Angebot vorhanden bzw. werden derzeit die räumlichen Möglichkeiten hierfür geschaffen. Allerdings liegen dazu keine Zahlen vor. 2. Wie viele dieser Mensen bieten Bio-Essen bzw. Produkte aus der Region? 3. Wie viel Prozent beträgt Bio-Essen bzw. Produkte aus der Region? Zu 2. und 3.: Die Organisation der Schulverpflegung obliegt den Bezirken als Schulträgern. Die Bezirke schließen Verträge mit den Essenanbietern, die Verträge beinhalten zu berücksichtigende Qualitätskriterien und Preise. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft empfiehlt einen Bio-Anteil für das Schulmittagessen von 10 %, einige Bezirke erreichen allerdings auch einen Bioanteil von 30 %. 4. Wie hoch sind die erforderlichen Finanzen, um flächendeckend alle Schülerinnen und Schüler mit einem warmen Bio-Essen in Berlin zu versorgen? Zu 4.: Es liegen keine Erkenntnisse über einen realistischen Preis für ein vollständiges Bio-Essen vor, die als Berechnungsgrundlage dienen könnten. Die Be- antwortung dieser Frage setzt eine umfangreiche Recherche bei den Catering-Unternehmen voraus. Dies ist im Rahmen der zur Bearbeitung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 5. Gibt es Planungen, um den Anteil Bio- bzw. regionale Produkte zu erhöhen? Wenn ja, wie sehen diese aus? Zu 5.: Der Senat geht davon aus, dass Qualitäts- kriterien beim Abschluss von Verträgen der Bezirke mit Essensanbietern für Schulen eine wichtige Rolle spielen. Insofern gibt es keine Planungen, um den Anteil an Bioprodukten zu erhöhen. Dies gilt auch für die Frage regionaler Produkte. 6. Wie hat sich die Übergewichtssituation bei Kindern, insbesondere von Schulanfängern in den letzten 10 Jahren entwickelt (total und in Prozent)? Zu 6.: Zur Übergewichtssituation bei Kindern liegen Daten aus den Einschulungsuntersuchungen vor. Aus Körperlänge und Gewicht wird der Body-Mass-Index (BMI) der Kinder berechnet und anhand der alters- und geschlechtsspezifischen Referenzwerttabellen von Kromeyer-Hauschild et al. (2001) beurteilt. Der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder sowie deren Summe bei den Einschulungsuntersuchungen der Jahre 2001 bis 2010 (neuester ausgewerteter Jahrgang ) ist im Anhang in der Tabelle 1 zusammengestellt. Die Anzahlen und Anteile von Kindern mit Übergewicht und Adipositas sind in den letzten zehn Jahren weitgehend unverändert. Lediglich in den letzten zwei Jahren (2009 und 2010) ist ein geringfügiger Rückgang im Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder bei den Einschulungsuntersuchungen zu erkennen. 7. In wie vielen der Schulen mit warmem Mittags- angebot werden SchülerInnen und/oder Eltern in die Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 220 g. gt. Planung und/oder Zubereitung des Angebots mit einbezogen (total und in Prozent)? Zu 7.: Hierzu liegen keine Zahlen vor. In der Regel schließen Hygienegründe eine Beteiligung an der Zubereitung der Mittagsmahlzeit aus, da es sich in den meisten Fällen um Ausgabeküchen und keine Lehr- oder Übungsküchen handelt. 8. An wie vielen Schulen wird die Schulernährung durch ein entsprechendes Unterrichtsfach, Projektarbeit o.ä. unterstützt? Zu 8.: „Gesunde Ernährung“ wird in der Grundschule in den Fächern Sachkunde und Biologie als fachspezifischer Inhalt vermittelt. Ein spezielles Unterrichtsfach „Schulernährung“ gibt es nicht. Stattdessen unterstützt die Vernetzungsstelle Schulverpflegung e.V. in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Lehrkräfte und Erzieher/innen bei der Erarbeitung und Umsetzung einer fächerübergreifenden Ernährungs- und Verbraucherbildung und eines schulinternen Curriculums. Folgende Projekte werden von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft gefördert: ƒ Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung e.V. ist von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft mit der Wahrnehmung eines Projektes im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Ernährung und Bewegung „InForm“ beauftragt und unterstützt Schulen zu Themen der Ernährungs- und Verbraucherbildun ƒ Das Landesprogramm „Gute gesunde Schule für Berlin“ unterstützt über 130 Programmschulen in Berlin mit gesundheitsförderlichen Angeboten, u.a. auch mit dem Schwerpunkt „Gesunde Schulernährung“. ƒ Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft empfiehlt allen Berliner Grundschulen das Projekt „5 am Tag“, das von der Berliner Krebsgesellschaft initiiert und personell begleitet wird. Mit Hilfe dieses Projektes soll der Verzehr von Obst und Gemüse bei Kindern gesteigert werden. ƒ Zum Beginn jeden Schuljahres findet die „BioBrot -Box-Aktion“ an allen Grundschulen für die Erstklässler statt. Dabei erhalten die Kinder eine Frühstücksbox, die ein beispielhaftes gesundes Pausenbrot enthält. Die Eltern werden aufgefordert , die Brot-Box täglich mit entsprechendem Inhalt wieder zu befüllen. So soll eine regelmäßige und gesundheitsförderliche Pausenversorgung für Kinder sichergestellt werden. 9. Falls keine ausreichenden Daten zu den oben genannten Fragen vorhanden sein sollten, wann werden diese Daten erhoben? Zu 9.: Es ist nicht beabsichtigt, Daten zu erheben, da die Durchführung entsprechender Projekte in der Eigenverantwortung der Schulen lie Berlin, den 06. März 2012 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. Mrz. 2012) 2 Tabelle 1: Jahr Anzahl Anteil [%] Anzahl Anteil [%] Anzahl Anteil [%] 2001 20.092 20.011 1.317 6,6 990 4,9 2.307 11,5 2002 20.917 20.822 1.394 6,7 999 4,8 2.393 11,5 2003 21.845 21.743 1.488 6,8 1.111 5,1 2.599 12,0 2004 21.816 21.729 1.488 6,8 1.155 5,3 2.643 12,2 20051 27.684 27.589 1.904 6,9 1.379 5,0 3.283 11,9 2006 27.400 27.257 1.792 6,6 1.312 4,8 3.104 11,4 2007 26.309 26.182 1.771 6,8 1.262 4,8 3.033 11,6 2008 26.390 26.258 1.805 6,9 1.173 4,5 2.978 11,3 2009 26.796 26.609 1.519 5,7 1.103 4,1 2.622 9,9 2010 27.577 27.310 1.568 5,7 1.189 4,4 2.757 10,1 1 Seit 2005 erfolgt die Berechnung monatsgenau. Höhere Fallzahlen ab 2005 erklären sich durch Abschaffung der Vorschule. (Datenquelle: SenGesSoz Berlin / Berechnung und Darstellung: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin - I A -) darunter Zeitreihe Übergewicht bei Einschüler/innen in Berlin (Referenzsystem nach Kromeyer-Hauschild) 2001 bis 2010 übergewichtig + adipös (>90. Perzentil) adipös (>97. Perzentil) übergewichtig (>90. bis 97. Perzentil) untersuchte Kinder gesamt Kinder mit gültigen Angaben zum Körpergewicht ka17-10220 K1710220-Anlage Tabelle1