Drucksache 17 / 10 271 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Thomas Birk (GRÜNE) vom 02. März 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. März 2012) und Antwort Wie würdigt Berlin Alan Turing? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Plant der Senat Veranstaltungen im Rahmen des internationalen „Alan-Turing-Jahres“ 2012 anlässlich des 100. Geburtstags von Alan Turing, einer der großen Pioniere der Computertechnik, der nach einer Verurteilung wegen seiner Homosexualität zu einer Östrogentherapie gezwungen wurde und im Alter von 41 Jahren wahrscheinlich durch Selbstmord verstarb? 2. Falls ja, welche Veranstaltungen sind zu Alan Tu- ring konkret geplant, in welchem Rahmen finden sie statt und welche Akteure werden beteiligt? Falls nein, wie passt das zur Strategie des Senats, Berlin zum „Silicon Valley Deutschlands“ machen zu wollen? Zu 1. und 2.: Das „Alan-Turing-Jahr“ 2012 geht auf eine Initiative der internationalen Wissenschaftsgemeinde zurück und wird aus diesem Grund bundesweit und weltweit in unterschiedlicher Form in wissenschaftlichen Einrichtungen und Institutionen begangen. Die Ehrung des herausragenden Forschers Alan Turing steht insofern in einem primär wissenschaftlichen – und nicht wirtschaftspolitischen – Kontext. Die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin beab- sichtigt aus Anlass des 100. Geburtstags von Alan Turing verschiedene Aktivitäten. In der März-Ausgabe des Magazins von Museum und Förderverein "Freunde und Förderer des Deutschen Technikmuseums Berlin" erscheint ein Artikel über Alan Turing und die Entschlüsselung der Chiffriermaschine Enigma. Außerdem wird sich, voraussichtlich im November dieses Jahres, ein international besetztes Podium im Deutschen Technikmuseum Berlin der Frage "Code-Knacker und Computer-Visionär - was bleibt von Alan Turing?" widmen. 3. Ist dem Senat bekannt, ob die Berliner Universitä- ten oder andere wissenschaftliche oder kulturelle Einrichtungen entsprechende Veranstaltungen, Seminare, Ausstellungen o. ä. planen, und wenn ja welche? Zu 3.: Die Freie Universität Berlin und die Technische Universität Berlin planen derzeit nach eigener Auskunft keine Veranstaltungen zu Alan Turing. Die HumboldtUniversität zu Berlin (HU) hat bereits im Dezember 2004, anlässlich des 50. Todestags von Alan Turing, eine Tagung mit dem Titel „The Universal Machine: Alan M. Turing 1912 – 1954“ durchgeführt. Zum 100. Geburtstag in diesem Jahr ist keine in diesem Maße auf Alan Turing fokussierte Veranstaltung geplant. Die Leistungen Alan Turings werden aber – mit Bezug auf das Alan TuringJahr – im Rahmen der Tagung des Fachbereichs 8 „Informatik und Gesellschaft“ der Gesellschaft für Informatik , die im Herbst 2012 in der HU ausgerichtet wird, gewürdigt . Auch die für den 4. und 5. Oktober 2012 angekündigte Tagung zur „Geschichte des Internets“ wird sich u.a. mit Alan Turing befassen. 4. Vor dem Hintergrund, dass die Demonstration zum Christopher-Street-Day in Berlin am 23. Juni 2012 (an Alan Turings 100. Geburtstag) dieses Jahr zum Thema Wissenschaft unter dem Motto „Wissen schafft Akzeptanz “ stattfindet mit dem expliziten Bezug zu Alan Turing und seiner Lebensgeschichte, hält der Senat diesen Anlass für geeignet, sich selbst mit Bezug zu Alan Turing in geeigneter Form im Vorfeld z. B. im Rahmen der sogenannten „Pride weeks“ des CSD einzubringen? Zu 4.: Der Senat von Berlin begrüßt das Thema Wis- senschaft mit dem Motto „Wissen schafft Akzeptanz“ des diesjährigen Christopher-Street-Day ausdrücklich. Zu diesem Anlass wird mit Alan Turing auf einem Großereignis der LSBTI-Community in Berlin ein Mensch geehrt , der sich als Wissenschaftler international außerordentlich verdient gemacht hat und der aufgrund seiner Homosexualität tiefes Unrecht erlitt. Über zentrale Anlässe wie den CSD hinaus gehört es zu den Grundlinien des Senats, für diejenigen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und diskriminiert werden, einzutreten und die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen , trans- und intergeschlechtlichen Menschen weiter voranzutreiben. Die Initiative „Berlin tritt ein für Selbst- Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10271 bestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt!“ ist Ausdruck dessen und wird vom Senat auch zukünftig fortgeführt und weiterentwickelt werden. Die Umsetzung der Initiative beinhaltet, das Lebens- werk lesbischer, schwuler, bisexueller, trans- und intergeschlechtlicher Personen in der Öffentlichkeit auf verschiedene Weise zu ehren und stärker anzuerkennen. Bereits im September 2011 hat das Land Berlin – gemeinsam mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – den schwulen Juristen jüdischer Herkunft, Dr. Fritz Flato, einer herausragenden Berliner Persönlichkeit, die sich für die Rechte von LSBTI-Personen engagiert hat und auf Grund ihrer Herkunft zur Emigration gezwungen war, im öffentlichen Raum durch die Errichtung einer Gedenktafel und deren feierlichen Enthüllung gedacht. Die Ergebnisse einer von der Landessstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung beauftragten Expertise werden Anlass für weitere Initiativen zur Heraushebung und Anerkennung von LSBTI-Personen im öffentlichen Raum sein. Berlin, den 30. März 2012 Dilek K o l a t _____________________ Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. April 2012) 2