Drucksache 17 / 10 292 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Wolfgang Albers (LINKE) vom 08. März 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. März 2012) und Antwort Studentisches Wohnen in Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hoch ist der Anteil der Studierenden in Berlin, die eine Unterkunft in einem Berliner Studentenwohnheim gefunden haben, an den in Berlin Studierenden insgesamt und an den, gegebenenfalls geschätzt, einen Wohnheimplatz oder eine Wohnung nachfragenden Studierenden? Zu 1.: Zum Stichtag 01.11.2011 haben 9343 Studierende in einem Studentenwohnheim des Studentenwerks Berlin gewohnt. Dies sind 132 Studierende weniger, als Plätze zur Verfügung stehen. Die Plätze standen sanierungsbedingt leer. Zum gleichen Stichtag studierten 142 227 Studierende an den staatlichen Hochschulen und Hochschulen, die eine Kooperationsvereinbarung mit dem Studentenwerk Berlin haben. Auf der Warteliste hatten sich ca. 800 Studierende eingetragen. 2. Wie haben sich das Angebot an Wohnheim- plätzen und die Nachfrage nach Wohnheimplätzen in Berlin seit 2005 entwickelt? Zu 2.: 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Plätze1 10 464 10 492 10 470 9 847 9 731 9 694 9475 9475 Warte- liste2 ca. 8003 2944 1 einschließlich der Plätze im Internationalen Studienzentrum (ISB) und im Studentenwohnheim und -hotel Hubertusallee. 2 Wartende Bewerber/innen können erst seit dem 01.07.2011, seit Einführung der Online-Bewerbungssoftware, ausgewertet werden. 3 zum Beginn des Wintersemesters 2011/2012 4 Studierende, die bis zum Sommersemester 2012 einziehen möchten. Stand: 14.03.2012 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 292 2 3. Wie viele der angebotenen Wohnheimplätze befinden sich in Einzelappartements, wie viele in Zweibett - und Mehrbettzimmern? Zu 3.: In den angebotenen Wohnheimplätzen be- finden sich 3162 Einzelappartements, 177 Doppelzimmer und keine Mehrbettzimmer. 4. Welche Anstrengungen unternimmt der Senat zur Bereitstellung studentischen Wohnraums angesichts der Tatsache, dass es derzeit nahezu keine freien Wohnheimplätze beim Studentenwerk Berlin mehr gibt und Wartezeiten auf einen Wohnheimplatz zum Teil bis zu 12 Monate betragen? Zu 4.: Die Versorgungsquote (Wohnheimplätze zu Studierenden) des Studentenwerks liegt im deutschlandweiten Vergleich im Mittelfeld (2010: 31. Platz von 57 Studentenwerken). Die Höhe der Miete pro Wohnplatz ist beim Studentenwerk Berlin im deutschlandweiten Vergleich unterdurchschnittlich (46. Platz von 57). Mit der Zustimmung des Senats investiert das Studentenwerk Berlin in den Jahren 2010 – 2015 fast 50 Mio. Euro vor allem in qualitative Verbesserungen des Wohnheimbestandes. Darüber hinaus strebt der Senat an, den Anteil an studentischen Wohnheimplätzen zu erhöhen, zum Beispiel in Kooperation mit landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften . 5. Wie bewertet der Senat die Angebote für studentisches Wohnen auf dem Berliner Wohnungsmarkt und welche Angebote gibt es hierbei insbesondere von den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften ? Zu 5.: Aus bisherigen Sozialerhebungen des Deut- schen Studentenwerks geht auch für Berlin hervor, dass der seit vielen Jahren vorrangig geäußerte Wohnungswunsch von Studierenden „eine Wohnung für sich allein “ ist. Die meisten angehenden Studierenden suchen also zunächst eine Wohnmöglichkeit auf dem Wohnungsmarkt , möglichst in der Nähe ihrer Studieneinrichtungen . Finden sie keine eigene geeignete und bezahlbare kleine Wohnung, ist auch Wohnraum innerhalb von Wohngemeinschaften in großen Wohnungen gefragt. Die studentische Nachfrage richtet sich also vorrangig auf kleine preisgünstige Wohnungen, die gleichzeitig auch mit anderen Bedarfsgruppen konkurriert , z. B. Berliner 1-und 2-Personen-Haushalte (80 % aller Haushalte), darunter Wohnungslose, von Wohnungslosigkeit bedrohte, Alleinerziehende und Transferleistungsempfänger /innen. Darüber hinaus hat sich seit Jahren ein eigener Wohnungsmarkt von Wohngemeinschaften herausgebildet, der den hohen Anteil großer Berliner Wohnungen nutzt, die infolge der abnehmenden Anzahl großer Haushalte (s.o.) zunehmend verfügbar und durch mehrere Nutzer/innen auch finanzierbar sind. Der deutliche Anstieg der Studienanfängerinnen und -anfänger in Berlin und die begrenzten Angebote in studentischen Wohnheimen verstärken die Konkurrenz mit anderen Nachfragergruppen um dieselben preisgünstigen kleinen Wohnungen. Die Wohnungsbaugesellschaften gehen mit der Problematik unterschiedlich um. Die HOWOGE hält keine gesonderten Wohnungen für Studierende vor. Studierende werden jedoch in die Vermietungstätigkeit mit einbezogen. Insbesondere der Anteil an kleinen Wohnungen der HOWOGE ist für die Gruppe der Studierenden interessant. Die Gesellschaft DeGeWo hat zum Beispiel feste Angebote für Studierende. Folgende Programme werden angeboten: 1. Aktion "2 Semester 1/2 Miete", jeweils recht- zeitig vor Beginn des Wintersemesters: Wohnungen für Studierende und Auszubildende. Mietrabatt 50 % auf die Gesamtmiete für 1 Jahr, danach geringerer Mietnachlass für weitere 1-2 Jahre im Ermessen des Kundenzentrums. Alle Kundenzentren sind beteiligt. Die Durchführung im Jahre 2012 ist zwar noch nicht beschlossen, aber doch wahrscheinlich. Vermietungen in der Studentenaktion: 2009: 137, 2010: 139, 2011: 75. 2. Mietnachlass des Kundenzentrums Köpenick für HTW-Studierende (HTW – Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin) für ausgewählte Wohnungen : 30 % Nachlass auf die Nettokaltmiete im ersten Jahr, 20 % im zweiten Jahr, 10 % im dritten Jahr. 3. Angebot des Kundenzentrums Nord für Woh- nungen im "Seniorenwohnhaus" (eigentlich jetzt "Mehrgenerationenhaus") Swinemünder Straße im Brunnenviertel. Vor 4 Jahren ist das Seniorenhaus für Studierende eröffnet und dort erfolgreich generationsübergreifendes Wohnen eingerichtet worden. Derzeit sind 44 von 103 Bewohnern/innen Studierende, dieses Angebot gilt weiterhin: die DeGeWo hat angefangen, es auf das Seniorenhaus Ackerstraße im Brunnenviertel auszuweiten. Berlin, den 20. März 2012 In Vertretung Dr. Knut Nevermann Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 2. April 2012)