Drucksache 17 / 10 475 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Klaus Lederer (LINKE) vom 04. Mai 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Mai 2012) und Antwort Sexuelle Vielfalt in der pädagogischen Hochschulausbildung Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche Angebote gibt es im Land Berlin, um Pädagogik-Lehrkräfte von Hochschulen, Fachhochschulen und Fachschulen im Bereich Diversity und sexuelle Vielfalt fortzubilden? In welchem Umfang wird dieses Angebot angenommen? Zu 1.: Im Rahmen der Initiative Sexuelle Vielfalt können Pädagogik-Lehrkräfte der Fachhochschulen und Fachschulen sowie Lehrende der Universitäten Fortbildungsangebote zu geschlechtersensibler Erziehung, Sexismus , Homo- und Transphobie nutzen. Ein im Jahr 2011 durch GLADT e.V. entwickeltes Fortbildungsangebot wird in den Jahren 2012 und 2013 aufgrund der hohen Nachfrage erneut angeboten werden. Geplant sind 4 Fortbildungskurse für 60 Teilnehmer/-innen. Regelmäßig und seit vielen Jahren bietet das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (SFBB) unter dem Titel „Vielfalt von Lebenswelten gestalten“ Fortbildungen zum Themenkreis an, die auch von Lehrkräften besucht werden können. 2. Gab bzw. gibt es inzwischen die in der Mitteilung – zur Kenntnisnahme – vom 22. Februar 2011 (Drs. 16/3903) angekündigte Beratung für die Berliner Hochschulen , Fachhochschulen und Fachschulen zur Implementierung von Diversity und sexueller Vielfalt in die Ausbildungspläne? Wenn ja, von wem wurden die genannten Einrichtungen beraten, wann und in welchem Umfang haben diese Beratungen stattgefunden und welche Ergebnisse dieser Beratungen gibt es? 3. Wurden die Studien- und Prüfungsordnungen von Bachelor- und Master-Lehramtsstudiengängen inzwischen , wie in der Mitteilung – zur Kenntnisnahme – vom 22. Februar 2011 (Drs. 16/3903) angekündigt, gesichtet in Hinblick auf den pädagogischen Umgang mit sexueller Vielfalt und Diversity? Wenn ja, wer hat diese Evaluation durchgeführt und zu welchem Ergebnis ist die Evaluation gekommen? Zu 2. und 3.: Die Zuständigkeit für Bachelor- und Masterstudiengänge liegt bei den Universitäten. Derzeit befindet sich die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft mit den Hochschulen noch in den Beratungen zur Implementation der Themen Diversity und sexuelle Vielfalt in die Lehrerausbildung. Mit der Sichtung der Angebote der Universitäten zu den Themen Diversity und sexuelle Vielfalt wurde die Freie Universität (FU) beauftragt. Folgende Ergebnisse sind festzuhalten: Eine verpflichtende Verankerung der Sexualerziehung fehlt an allen Berliner Universitäten in der Lehramtsausbildung. Weder die Fachwissenschaften noch die Erziehungswissenschaften und Fachdidaktiken integrieren die Sexualerziehung im Bachelor- und Masterstudiengang . Die Fachdidaktik Biologie der FU und der Humboldt-Universität (HU) lehrt Sexualerziehung im Wahlpflichtbereich. Die Studienordnung für den Bachelorstudiengang Grundschulpädagogik der FU greift das Thema Sexualität als Qualifikationsziel auf und bindet dieses in das inhaltliche Konzept von Diversity ein. Gender-Aspekte sind in der Lehramtsausbildung an der FU in den hochschulinternen Vorgaben systematisch verankert. Während die Technische Universität Berlin (TUB) in einzelnen Fachbereichen die Gender-Thematik aufgreift, fehlen bei der HU explizite Hinweise zur Einbringung der Gender-Thematik in die Modulbeschreibungen der Bachelor- und Masterstudiengänge mit Lehramtsoption . 4. Welche konkreten Konsequenzen zur Imple- mentierung von Diversity und sexueller Vielfalt in die Ausbildungspläne will der Senat aus den Ergebnissen der Evaluation ziehen und wie sieht der Zeitplan für deren Umsetzung aus? Wird es in der ersten Phase der Lehrer*innenausbildung Pflichtmodule zum Themen- Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 475 komplex Diversity und LSBTI-Lebensweisen geben (vgl. MzK vom 22. Februar 2011, Drs. 16/3903)? Zu 4.: Regelungen hierzu sind im Rahmen der Reform der Lehrerbildung festzulegen. Ergebnisse liegen noch nicht vor. 5. Haben inzwischen alle Leiter*innen der Schul- praktischen Seminare an einer Qualifizierung zu Diversity und sexueller Vielfalt teilgenommen? In welchem Umfang fanden und finden 2011 und 2012 Fortbildungen für die Fachseminarleiter*innen zu diesem Thema statt? Wie wird für die Teilnahme an diesen Fortbildungen geworben ? Wie viele Fachseminarleiter*innen haben bereits an einer solchen Fortbildung teilgenommen? Zu 5.: Die Hälfte der Leitungen der Schulpraktischen Seminare hat im Jahr 2011 an den Qualifizierungen teilgenommen . Veranstaltungen für Fachseminarleitungen sind in Planung und werden ab Dezember 2012 angeboten werden. Berlin, den 01. Juni 2012 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. Juni 2012) 2