Drucksache 17 / 10 478 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Joschka Langenbrinck (SPD) vom 27. April 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Mai 2012) und Antwort „Tag des offenen Unternehmens“ für Schülerinnen und Schüler berlinweit ausrichten Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie bewertet der Senat den „Tag des offenen Unternehmens“, den das Unternehmensnetzwerk Neukölln -Südring kürzlich unter dem Motto „Neuköllner Unternehmen für Neuköllner Schüler“ ausgerichtet hat? Zu 1.: Mit einer Auftaktveranstaltung im Berufsin- formationszentrum der Agentur für Arbeit Berlin Süd wurde der erste „Tag des offenen Unternehmens“ in Neukölln durchgeführt. Diese gemeinsame Initiative Neuköllner Unternehmen und Neuköllner Schulen wurde vom Unternehmensnetzwerk Neukölln-Südring e.V. organisiert und stand unter dem Motto „Neuköllner Unternehmen für Neuköllner Schüler“. Dadurch wurde Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klassen aus sechs Neuköllner Schulen die Gelegenheit geboten, sich mit einem Unternehmensbesuch über die Ausbildungsmöglichkeiten in der unmittelbaren Nachbarschaft zu informieren. Die teilnehmenden zwanzig Neuköllner Unterneh- men stellten sich und ihr Lehrstellenangebot gezielt vor und konnten so in Zeiten des Fachkräftemangels frühzeitig Beziehungen mit potentiellen Auszubildenden aus dem Bezirk aufbauen. Diese Initiative ist eine zielführende Aktivität, um Schülerinnen und Schüler mit Unternehmen und umgekehrt, Unternehmen mit potentiellen Auszubildenden in Kontakt zu bringen. Sie reiht sich damit in eine Vielzahl von anderen Aktivitäten in der Stadt ein, die dem Ziel einer frühzeitigen und umfassenden Berufsorientierung und –information dienen. 2. Wie bewertet der Senat hierbei die Besonder- heit, dass den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern nicht im Rahmen einer Ausbildungsmesse Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten geboten , sondern durch einen praxisorientierten und anschaulichen Besuch eines Unternehmens ihrer Wahl vor Ort im Umkreis ihrer Schule konkrete Ausbildungsperspektiven aufgezeigt werden? Zu 2.: Ausbildungsmessen ermöglichen in der Regel mehreren Ausstellern ihre Angebote zu präsentieren , so dass Jugendliche eine Vielzahl von Ausbildungsmöglichkeiten innerhalb einer Region oder darüber hinaus kennen lernen können. Der Besuch eines Ausbildungsunternehmens im Umkreis der Schule bietet den Schülerinnen und Schülern über das Kennenlernen der Ausbildungsinhalte und -anforderungen hinaus die Möglichkeit, vor Ort im Ausbildungsbetrieb ihre Kenntnisse und Kontakte zu vertiefen. Ein praxisorientierter Besuch ist eine sinnvolle Ergänzung der Informationen über einen Ausbildungsplatz und macht das Interesse der/des Ausbildungsplatzsuchenden deutlich, die/der aktiv werden muss, um den Ausbildungsplatz kennen zu lernen. 3. Welche ähnlichen Projekte zur Information über Ausbildungsmöglichkeiten und zum Aufzeigen von Perspektiven in anderen Bezirken bzw. für alle Berliner Schülerinnen und Schüler zugänglichen Projekte sind dem Senat bekannt? Zu 3.: Eine zentrale Erfassung der Angebote in den Bezirken bzw. der überbezirklichen Angebote liegt nicht vor, so dass im Folgenden exemplarisch ähnliche Projekte zur Information über Ausbildungsmöglichkeiten benannt werden. Der „Girls´Day/Boys´Day“ bietet alljährlich an jedem vierten Donnerstag im April Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 5 – 10 die Möglichkeit, die Arbeitswelt kennen zu lernen und einen Einblick in die verschiedenen Berufe zu gewinnen. Unternehmen laden Schülerinnen und Schüler zu sich ein, um ihnen die Ausbildungsmöglichkeiten darzustellen. Bei der „Langen Nacht der Industrie“ präsentieren Berliner Unternehmen unterschiedlichster Branchen anschaulich ihren Standort und zeigen sich als attraktive Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Touren erleben kostenfrei spannende Einblicke hinter die Kulissen der Industrie und bekommen viele exklusive Informationen . Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 478 2 Am „Tag der Technik“ öffnen jedes Jahr im Juni Unternehmen ihre Tore, um Jugendliche für Technik und technische Berufe zu begeistern. Die Initiative ist ein Zusammenschluss von namhaften Unternehmen, Verbänden und Vereinen, die sich dem gemeinsamen Ziel der Nachwuchsförderung verschrieben haben. Im Rahmen des Netzwerkes der regionalen Verbünde (NRAV) fanden in 2011 und 2012 in allen Berliner Bezirken Ausbildungstage, Bewerbertage, Jugendkonferenzen oder Fachmessen statt. In 2011 wurden insgesamt 16 Veranstaltungen durchgeführt, darunter auch Veranstaltungen, die über die Grenzen des jeweiligen Bezirks Aufmerksamkeit fanden wie „Volltreffer Ausbildung“ am Berliner Olympiastadion, die Aktionstage für Arbeit und Ausbildung in Marzahn-Hellersdorf im Eastgate oder der Tag der Chancen im Schlosspark Theater Berlin. In 2012 fanden bereits 9 Veranstaltungen statt. Dabei war der Regionale Ausbildungsverbund (RAV) Neukölln, der auch Mitglied im Netzwerk Neukölln Südring ist, aktiv am Tag es offenen Unternehmens beteiligt. 4. Welche Unternehmensnetzwerke gibt es in den einzelnen Bezirken? Zu 4.: In Berlin gibt es laut Auflistung der In- dustrie- und Handelskammer Berlin derzeit über 100 Standortkooperationen, in denen zahlreiche Händler, Gastronomen, Dienstleistungsunternehmen, Forschungsund Entwicklungseinrichtungen sowie Industriebetriebe in lokalen oder bezirksübergreifenden Netzwerken zusammenarbeiten (vgl. Anlage 1). In allen Bezirken existieren bezirkliche Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit (BBWA), die Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten verbessern und regionale Wirtschaftsstrukturen stärken wollen (vgl. Anlage 2). 5. Teilt der Senat die Auffassung, dass es sinnvoll ist, den „Tag des offenen Unternehmens“ mit seiner Besonderheit des anschaulichen Praxisbezugs im Unternehmen berlinweit auszurichten, um die Zusammenarbeit zwischen Schule und lokaler Wirtschaft zu fördern und den Schülerinnen und Schülern durch das Aufzeigen konkreter Ausbildungsperspektiven in den Betrieben vor Ort zu einem Schulabschluss zu motivieren? Zu 5.: Veranstaltungen, bei denen Schülerinnen und Schüler in direkten Kontakt mit Unternehmen kommen , die Ausbildungsplätze anbieten und ihnen damit berufliche Perspektiven aufzeigen, tragen dazu bei, dass Schülerinnen und Schülern Motivation und Leistungsbereitschaft für das Erlangen von schulischen Abschlüssen entwickeln. Ein berlinweit angebotener "Tag des offenen Unternehmens“ könnte eine sinnvolle Ergänzung zu bereits stattfindenden Aktivitäten sein, wie sie in der Antwort zur Frage 3 dargestellt wurden. 6. Welchen Auftrag verfolgt die „Servicestelle Duales Lernen“ und wie viele Berliner Unternehmen und wie viele Berliner Schulen machen in den jeweiligen Bezirken Gebrauch von der Servicestelle? Zu 6.: Die Servicestelle für Duales Lernen wurde von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und dem Verein zur Förderung der beruflichen Bildung e.V. (vfbb) eingerichtet, um Schulen, Verbänden und Unternehmen, die bei der Umsetzung des Dualen Lernens Beratung, Informationen und Fortbildungsangebote erhalten möchten, zu unterstützen. Mitglieder des vfbb sind die Industrieund Handelskammer Berlin, die Handwerkskammer Berlin, der Verband der Freien Berufe in Berlin e.V. und die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. Die Servicestelle ist der Koordinierungsstelle Partner:Schule-Wirtschaft (P:SW ) zugeordnet und eine Lehrerin ist im Rahmen einer Abordnung in der Servicestelle tätig. Die Aufgabe besteht darin, für Lehrkräfte und Unternehmensvertreter /innen eine Plattform zu schaffen, damit diese Informationen zum Dualen Lernen erhalten und in Kontakt miteinander kommen können. Arbeitsschwerpunkte der Servicestelle Duales Lernen liegen unter anderem in der Aktualisierung und Pflege der Webseite www.duales-lernen.de sowie der Planung und Durchführung von Veranstaltungen und Workshops im Rahmen von SCHULEAKTIV –Veranstaltungen , die unter anderem von Berliner Unternehmen für Lehrkräfte durchgeführt werden (Angebote sind unter www.psw-berlin.de unter SchuleAktiv-Termine zu finden). Außerdem werden die überregional tätigen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für Unterrichtsentwicklung Duales Lernen/WAT, die in den einzelnen Stadtbezirken für die Integrierten Sekundarschulen tätig sind, durch die Servicestelle unterstützt. Die Berliner Unternehmen und Schulen, die mit der Servicestelle Duales Lernen zusammengearbeitet haben, werden nicht nach Bezirken erfasst, da die Angebote überbezirklich sind. In 2012 (Januar bis Mitte Mai) wurden bisher mit 22 Unternehmen SchuleAktivVeranstaltungen realisiert sowie Workshops zu besonderen Organisationsformen des Dualen Lernens ab der 9. Jahrgangstufe durchgeführt. Insgesamt nahmen Lehrkräfte aus 35 Schulen an den Veranstaltungen teil. 7. Ist dem Senat bekannt, ob in der Vergangenheit bereits Schülerinnen und Schüler nach einem solchen Praxistag wie dem „Tag des offenen Unternehmens“ Praktika im entsprechenden Unternehmen oder eine Ausbildung dort absolviert haben? Zu 7.: Nein, diese Daten werden nicht zentral erfasst. Beispielhaft sei aber auf das im Rahmen des Programm PEB (Partnerschaft, Entwicklung, Beschäftigung ) geförderte Projekt „Ringpraktikum“ verwiesen, dass aus Mitteln des ESF mit einer erheblichen Kofinanzierung aus eigenen Mitteln des Bezirks Tempelhof-Schöneberg finanziert wird. Die Durchführung erfolgt über das Unternehmensnetzwerk Großbeerenstraße e.V. Es handelt sich hierbei um einen Praktikumsverbund verschiedener Unternehmen, die mehrere branchenspezifische Praktikumsstationen pro Schülerin und Schüler anbieten. Durch die planmäßige Zusam- Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 478 3 menarbeit von Schulen und lokalen Unternehmen werden Schülerinnen und Schüler gezielt auf eine spätere Ausbildung vorbereitet. Dabei haben sie im Ringpraktikum die Möglichkeit, gleich mehrere Ausbildungsbetriebe kennenzulernen. Die Praktikumszeit wird in der Schule und mit den Unternehmen vorund nachbereitet. Durch ein betriebliches Mentoringsystem wird der Kontakt zu den Jugendlichen auch nach der Praktikumszeit aufrechterhalten. Die Unternehmen können sich so strategisch und nachhaltig die Auszubildenden und somit die Fachkräfte der Zukunft sichern. Dies gewinnt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels immer mehr an Bedeutung. Die Ausweitung des Projektes auch über das Netzwerk Großbeerenstraße hinaus in andere Netzwerke des Bezirks ist beabsichtigt. Berlin, den 11. Juni 2012 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 19. Juni 2012) ka17-10478 ka17-10478-Anlage1 ka17-10478-Anlage2