Drucksache 17 / 10 550 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Alexander J. Herrmann (CDU) vom 30. Mai 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. Juni 2012) und Antwort Tierversuche in Berlin – welche Alternativen bestehen? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. In welchen Institutionen in Berlin werden Tierver- suche angewandt? Zu 1.: Von folgenden Institutionen werden in Berlin Tierversuche und andere Eingriffe sowie Tötungen zu wissenschaftlichen Zwecken durchgeführt: • Aesculap Akademie • Berliner Fortbildungen • Berliner Wasserbetriebe • Beuth Hochschule • BioGenes GmbH • Biotronik Co KG • Boehringer Ingelheim • Bundesamt für Verbraucherschutz u. Lebensmit- telsicherheit • Bundesinstitut für Risikobewertung BFR • Charité • Deutsches Herzzentrum • Deutsches Institut für Ernährungsforschung • Deutsches Rheumaforschungszentrum • Econ AG • Epo-Berlin Buch GmbH • ERDWE-AAK-Diagnostik GmbH • evang. Waldkrankenhaus Spandau • Franz Volhard Klinik • Freie Universität Berlin • Humboldt Universität • IDEA AG • Insect Services • Institut für Gewässerökologie • Invent Pharma GmbH • Institut für Binnenfischerei Potsdam • Institut für Zoo- und Wildtierforschung • Klifovet AG • Klinik für Neurochirurgie • Landesuntersuchungsamt Berlin-Brandenburg • Leibniz-Institut für molekulare Pharmakologie • Lise-Meitner-Schule • Martin-Luther Krankenhaus • MagForce Nanotechnologie • Max-Delbrück-Centrum • Max-Planck-Institut für molekulare Genetik • Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie • Max-Planck Institut für Kolloid- u. Grenz- flächenforschung • Medizinische Hochschule Hannover • Minerva Biolabs GmbH • Novalung GmbH • Preclinics • Robert-Koch-Institut • Schering/Bayer Pharma AG • SIFIN GmbH • Technische Universität • Tierarzt consultant • Umweltbundesamt • Unfallkrankenhaus Berlin • Weltarbeitsgruppe Greifvögel 2. Hat die Zahl der Tierversuche in Berlin in den letzten zehn Jahren zu- oder abgenommen? Zu 2.: Die Zahl der neu beantragten Tierversuche nach § 7 Abs. 1 Tierschutzgesetz hat sich in den letzten 10 Jahren folgendermaßen entwickelt: 2002: 158 2003: 176 2004: 188 2005: 261 2007: 198 2008: 221 2009: 291 2010: 246 2011: 227 Es ist erkennbar, dass sich die Zahl der neu be- antragten Tierversuche tendenziell erhöht hat. 2009 wurde Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 550 mit insgesamt 291 Tierversuchsvorhaben der bisherige Höchstwert erreicht. Seitdem ist ein deutlicher Rückgang festzustellen. 3. Welche Alternativen zu Tierversuchen bestehen aus Sicht des Senates und welche davon werden in Berlin angewandt? Zu 3.: Es gibt zahlreiche Alternativen zu Tierver- suchen, u. a. Simulationen am Computer und in-vitroStudien , bei denen Zellkulturen anstatt lebende Tiere verwendet werden. Alternativmethoden werden bisher vor allem im sicherheitstoxikologischen Bereich eingesetzt. Komplexere Fragestellungen wie in der Grundlagenforschung oder in der angewandten klinischen Forschung erfordern hingegen noch häufig den Einsatz von Tieren. Der Umfang der in Berlin angewandten Alternativen zum Tierversuch ist dem Senat im Detail nicht bekannt. 4. Fördert das Land Berlin die Erforschung von Alternativen zu Tierversuchen und wenn ja, im Rahmen welcher Projekte und in welcher finanziellen Höhe? 5. Ist gegebenenfalls eine Aufstockung der finanziellen Mittel zur Erforschung von Alternativen zu Tierversuchen geplant? Zu 4. und 5.: Der Senat unterstützt die Entwicklung von Alternativmethoden u. a. durch die Ausschreibung eines Forschungspreises für Alternativmethoden. Der mit 15.000,- € dotierte Preis wurde 2011 zum ersten Mal vergeben. Der Preisträger beschäftigt sich mit der Etablierung und Weiterentwicklung eines humanen Lungengewebe-Infektionsmodells zur Reduktion und zum Ersatz von Tierversuchen in Maus-Pneumonie-Modellen. In diesem Jahr ist der Forschungspreis erneut ausgeschrieben . Das Landesamt für Gesundheit und Soziales hat darüber hinaus mit Symposien in den Jahren 2008 und 2010 das Gespräch zwischen Expertinnen und Experten gefördert. Weitere konkrete finanzielle Fördermittel/-projekte sind nicht benannt. 6. Welche Maßnahmen wären nach Auffassung des Senats erforderlich, um die Nutzung von Alternativen zu Tierversuchen zu erleichtern? 7. Für welche Bereiche lassen sich Tierversuche nach Auffassung des Senates durch Computermodelle oder andere Alternativmethoden ersetzen? Zu 6. und 7.: Nähere Informationen zu dieser Frage liegen dem Senat derzeit nicht vor. 8. Plant der Senat, ein Programm zum Ersatz von Tierversuchen im Rahmen von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen aufzulegen? Zu 8.: Nein, nicht zum Ersatz. 9. Welche Position nimmt Berlin nach Auffassung des Senats in Deutschland sowie international in Bezug auf die Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch ein? Zu 9.: Nähere Informationen zu dieser Frage liegen dem Senat derzeit nicht vor. Berlin, den 26. Juni 2012 Thomas Heilmann Senator für Justiz und Verbraucherschutz (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Juli 2012) 2