Drucksache 17 / 10 585 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. der Abgeordneten Claudia Hämmerling (GRÜNE) vom 07. Juni 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. Juni 2012) und Antwort Zukunftskonzept für den Tierpark: Chance oder Placebo Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Die Fragen 2 bis 6 und 10 betreffen Sachverhalte, die der Senat nicht aus eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, dass Sie eine Antwort auf Ihre Anfrage erhalten, und hat daher den Direktor des Tierparks Berlin-Friedrichsfelde um eine Stellungnahme gebeten, die der Beantwortung zugrunde gelegt wurde. 1. Wie will der Senat dafür sorgen, dass das im ver- gangenen Jahr vorgestellte Zukunftskonzept des Tierparks tatsächlich umgesetzt und das strukturelle Defizit des Tierparks abgebaut werden kann? Zu 1.: Der Senat erhält von der Tierpark Berlin- Friedrichsfelde GmbH (Tierpark GmbH) regelmäßig Monats- und Quartalsberichte, in denen auch über den Stand der Umsetzung des Konzeptes berichtet wird. Der Senat unterstützt die Tierpark GmbH im Rahmen seiner Möglichkeiten. 2. Vor dem Hintergrund, dass das im Juni 2011 ein- gereichte Zukunftskonzept keine Aussagen über die Einbeziehung bestehender Tierbestände trifft, frage ich, welche Tierarten und Individuen werden in das Zukunftskonzept einbezogen und welche Haltungs- und Finanzierungspläne gibt es für die nicht von dem Zukunftskonzept tangierten Tierarten und Individuen? Zu 2.:Über die Tierarten, die in Zoo und Tierpark präsentiert werden, entscheidet die Zoodirektion bzw. die Geschäftsführung des Tierparks. 3. Wie bewertet der Senat die Chancen des Zukunfts- konzeptes für die Beseitigung des strukturellen Defizits, wenn die bestehenden Tierbestände und die Tierhaltungen nicht zum Bestandteil dieses Konzeptes gemacht werden? 4. Welche Strukturveränderungen der bisherigen Tierbestände sind in dem Zukunftskonzept für den Tierpark geplant? Zu 3. und 4.: Ein strukturelles Defizit in Zoo oder Tierpark wird nicht gesehen. Die Dubletten in Zoo und Tierpark wurden bereits auf ein geringes Maß reduziert. Die konzeptionellen Überlegungen der Geschäftsführung des Tierparks berücksichtigen vordergründig die vorhandenen Tierbestände. 5. Welche Kooperation gibt es mit Zoos wie z. B. dem Zoo Rostock, der ein Evolutions-Bildungs-Konzept wie der Tierpark nicht nur plant sondern bereits umsetzt? Zu 5.: Zu allen zoologischen Gärten in Deutschland, den meisten in Europa und der ganzen Welt haben Zoo und Tierpark eine sehr gute Beziehung, so auch zum Zoo Rostock, mit dem regelmäßig ein Austausch von Tierarten stattfindet. 6. Wie bewertet der Senat die Auffassung, dass die Qualität der Zootierhaltung nicht allein durch Gehegegrößen sondern auch von der Gehegestruktur und den Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten, die den Tieren geboten werden, bestimmt wird und wie bewertet er vor diesem Hintergrund die Entwicklungspotenziale exemplarisch der Tierhaltungen von Großkatzen, Bären, Elefanten, Nashörnern, Zebras, Steinadlern, Harpyen etc. im Tierpark? Zu 6.: Gerade bei den aufgeführten Tiergruppen ist der Tierpark in der Zucht besonders erfolgreich. Das trifft sowohl für Großkatzen als auch für Bären, Elefanten, Nashörner, Zebras und Steinadler zu, die gerade wieder 2 Küken aufziehen. Die Gehege sind weder unstrukturiert noch sind die Tiere beschäftigungslos. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 585 7. Weshalb ist der Senat im Falle des Tierparks nicht in der Lage, Fragen zur Bewertung der Arbeit des Zuwendungsempfängers selbst zu beantworten sondern überlässt ausschließlich dem Zuwendungsempfänger die Bewertung? Zu 7.: Die Tierpark GmbH ist keine landeseigene Ge- sellschaft, sondern ein Tochterunternehmen der Zoologischer Garten Berlin AG. Der Senat übt die Fachaufsicht aus und fungiert als Zuwendungsgeber. Im Rahmen dieser Funktionen ist es nicht die Aufgabe des Senats, eine Bewertung der Arbeit der Tierpark GmbH vorzunehmen . 8. Erfolgt die Bewertung der Arbeit anderer Zu- wendungsempfänger auch durch die Zuwendungsempfänger selbst? Zu 8.: Nach Nr.10 AV zu § 44 der Landeshaushalts- ordnung haben Zuwendungsempfänger einen Verwendungsnachweis vorzulegen, der vom Senat geprüft wird. Im Falle der Tierpark GmbH wird dieser Verwendungsnachweis sogar von einem/ einer unabhängigen Wirtschaftsprüfer/-in erstellt. Der Senat prüft bei allen Zuwendungsempfängern, ob die bewilligten Mittel für den Zuwendungszweck eingesetzt wurden. Eine Bewertung der Arbeit sieht das Zuwendungsrecht nicht vor. 9. Wie bewertet der Senat die Auffassung, dass das strukturelle Defizit des Tierparks zu großem Teil der fehlenden Durchsetzungskraft und fehlenden unabhängigen Bewertung durch den Senat geschuldet ist? Zu 9.: Der Senat teilt diese Auffassung nicht. 10. Wie bewertet der Senat, dass der Tierpark vor dem Hintergrund seines strukturellen Defizits die Tierbestandszahlen von 7.461 Tieren im Jahr 2010 auf 7629 Tiere im Jahr 2011 (darunter eine Zunahme der Säugetiere von 1403 auf 1436) gesteigert hat? 11. Wie bewertet der Senat vor diesem Hintergrund das Tierparkmanagement, insbesondere die Qualität der Wahrnehmung der kaufmännischen Verantwortung und der Verantwortung für die Wahrnehmung für Zucht und Bestandsentwicklung? Zu 10 und 11.: Bei den Tierbestandszahlen des jeweiligen Jahresberichtes sind sowohl die Anzahl der Individuen als auch die Artenzahl zu berücksichtigen. 2011 ist der Individuenbestand durch Zuchterfolge, vor allem auch im Bereich der Wirbellosen und Fische gestiegen , während der Artenbestand gesunken ist. Die leichte Steigerung bei den Säugetieren ergibt sich auch hier aus Zuchterfolgen, die zum Jahresende noch im Bestand waren, etwa bei den Paarhufern oder den Nagetieren . Dies sind ganz normale Bestandsschwankungen. Der Senat ist davon überzeugt, dass die Geschäftsführung des Tierparks ihre Verantwortung in jeder Hinsicht wahrnimmt . 12. Ist dem Senat bewusst, dass er den TierparkbesucherInnen , den Beschäftigten, den Zootieren und letztlich dem Ansehen der Stadt einen Bärendienst mit seinem Desinteresse an der inhaltlich konzeptionellen Aufstellung des Tierparks erweist? Zu 12.: Der Senat hat ein großes Interesse am Konzept der Tierpark GmbH. Berlin, den 20 . Juni 2012 In Vertretung Dr. Margaretha Sudhof Senatsverwaltung für Finanzen (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Juni 2012) 2 Zukunftskonzept für den Tierpark: Chance oder Placebo