Drucksache 17 / 10 633 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 19. Juni 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Juni 2012) und Antwort Hochschulreife an Oberstufenzentren nach der Schulstrukturreform Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Oberstufenzentren mit beruflichem Gym- nasium gab es in Berlin vor der Schulstrukturreform, sind seither gegründet worden oder sind noch in Planung? Darstellung bitte nach den Berufsfeldern und den kennzeichnenden Leistungsfächern. Zu 1.: Vor der Schulstrukturreform gab es in Berlin 13 berufliche Gymnasien. Nach der Schulstrukturreform besteht an beruflichen Gymnasien in Kooperation mit Integrierten Sekundarschulen (ISS) auch die Möglichkeit , kein fachrichtungsbezogenes berufliches Leistungskursfach zu wählen. In diesem Fall muss das fachrichtungsbezogene berufliche Fach als Grundkursfach durchgängig belegt und als drittes oder viertes Prüfungsfach oder als fünfte Prüfungskomponente in der Abiturprüfung gewählt werden. Zusätzlich bestehen weitere Beleg- und Einbringverpflichtungen von Kursen fachrichtungsbezogener beruflicher Fächer. Berufliche Gymnasien (BG) in Berlin vor der Schulstrukturreform Berufliche Gymnasien in Berlin nach der Schulstrukturreform Zahl der BG Fachrichtung (Berufsfeld) Leistungskursfach Zahl der BG Fachrichtung Schwerpunkt Leistungskursfach 6 Wirtschaft und Verwaltung Wirtschaft Wirtschaftsinformatik Recht 6 Wirtschaft und Berufliche Informatik Wirtschaft Wirtschaftsinformatik Recht 1 Metall- und Elektrotechnik Metall- und Elektrotechnik 1 Technik und Berufliche Informatik Mechatronik Mechatronik 3 Elektrotechnik Informationstechn. Medientechnik Medizininformatik Techn. Informatik Elektrotechnik Informationstechn. Medientechnik Medizininformatik Techn. Informatik 4 Elektrotechnik Informationstechn. Medientechnik Medizininformatik Techn. Informatik Gestaltungs- und Medientechnik Elektrotechnik Informationstechn. Medientechnik Medizininformatik Techn. Informatik Gestaltungs- und Medientechnik 1 Chemie, Physik, Biologie Chemietechnik, Physiktechnik, Biologietechnik 1 Chemietechnik Biologietechnik Physiktechnik Chemietechnik Biologietechnik Physiktechnik 1 Ernährung und Hauswirtschaft Ernährungslehre Biotechnologie 2 Ernährung und Biotechnologie Ernährung Biotechnologie Wirtschaft 1 Sozialwesen Pädagogik Psychologie 2 Gesundheit u. Soziales Pädagogik/Psychologie Pädagogik Psychologie 1 Gesundheit/Pflege Gesundheit ∑13 ∑17 2. Wie viele Schülerinnen und Schüler erhalten in Berlin ihren Abschluss an beruflichen Gymnasien im Verhältnis zu den allgemein bildenden Gymnasien? Darstellung bitte nach Geschlecht und über einen Zeitraum von 10 Jahren. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 633 Zu 2.: Erwerb der allgemeinen Hochschulreife an beruflichen Gymnasien und an allgemein bildenden Schulen Schülerinnen und Schüler insgesamt Schuljahr davon weiblich An beruflichen Gymnasien erworbene allgemeine Hochschulreife An allgemein bildenden Schulen erworbene allgemeine Hochschulreife Insgesamt 508 11330 2001/02 weiblich 198 6438 Insgesamt 651 11205 2002/03 weiblich 251 6435 Insgesamt 591 11622 2003/04 weiblich 252 6593 Insgesamt 637 12013 2004/05 weiblich 250 6954 Insgesamt 715 12246 2005/06 weiblich 299 6916 Insgesamt 683 12108 2006/07 weiblich 275 6846 Insgesamt 660 12409 2007/08 weiblich 384 6868 Insgesamt 595 12326 2008/09 weiblich 248 6800 Insgesamt 590 11636 2009/10 weiblich 305 6394 Insgesamt 554 11181 2010/11 weiblich 254 6061 3. Hat der Senat eine Prüfung veranlasst, die die gemeinsame Gründung eines beruflichen Gymnasiums durch verschiedene Oberstufenzentren zum Gegenstand hat? Wenn nicht, hat der Senat die Absicht diese Prüfung durchzuführen? Welche rechtlichen, fachlichen, schulorganisatorischen u. ä. Bedenken gibt es gegen ein solches berufliches Verbundgymnasium? Zu 3.: Ja, im Jahr 2011 wurde ein entsprechender Antrag geprüft und aus pädagogischen, rechtlichen und schulorganisatorischen Gründen abgelehnt. Zwei Oberstufenzentren unterschiedlicher Fachrich- tungen beantragten ein gemeinsames berufliches Gymnasium (berufliches Verbundgymnasium). Dabei hätten Schülerinnen und Schüler einer Klasse sowie die dort unterrichtenden Lehrkräfte verschiedenen Oberstufenzentren angehört. Durch den Unterricht an zwei Standorten hätte ein Teil der Schülerinnen und Schüler einer Klasse sowie die Lehrkräfte mehrmals in einer Unterrichtswoche auch während des Schultages den Standort wechseln müssen. Diese beantragte Organisationsform hätte den päda- gogischen Nachteil mit sich gebracht, dass es den Schülerinnen und Schülern erschwert worden wäre, eine stabile Bindung zu ihrer Schule aufzubauen. Im jeweiligen Unterricht wären Zuständigkeitsstrukturen nicht sicher zu erkennen und zu personalisieren gewesen. Organisatorisch und rechtlich wären bei der Wahl der Schülervertretung, Klassenkonferenzen, Abteilungskonferenzen und bei der Bildung von Prüfungsausschüssen Zuständigkeiten nicht sicher zuzuordnen gewesen. Diese Organisationsform wurde deshalb nicht genehmigt. Genehmigt wurde, das berufliche Gymnasium mit unterschiedlichen Fachrichtungen an einem Oberstufenzentrum einzurichten. Alle Schülerinnen und Schüler sowie die Unterrichtenden gehören diesem Oberstufenzentrum an. Die beruflichen Fächer unterschiedlicher Fachrichtungen werden an diesem Oberstufenzentrum auch von abgeordneten Lehrkräften unterrichtet. Die Nutzung von Fachräumen eines anderen Oberstufenzentrums ist möglich. 4. Wie viele Oberstufenzentren mit doppelquali- fizierenden Bildungsgängen (Fachhochschulreife/Allgemeine Hochschulreife sowie Ausbildung) gab es in Berlin vor der Schulstrukturreform, sind seither gegründet worden oder sind noch in Planung? Darstellung bitte nach Ausbildungsberufen. 2 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 633 Zu 4.: An 21 Oberstufenzentren in Berlin werden doppelt qualifizierende Bildungsgänge angeboten. Diese Zahl ist vor und nach der Schulstrukturreform unverändert . Geplant ist ein doppelt qualifizierender Bildungsgang zur Ausbildung zur Immobilienkaufrau mit dem Erwerb der allgemeinen Hochschulreife. Darstellung nach Ausbildungsberufen: Berufsschulen: Informations- und Telekommunikationssystem-Elek- tronikerin/Elektroniker, Fachinformatikerin/Fachinformatiker , Steuerfachangestellte/Steuerfachangestellter, Anlagemechanikerin /Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs - und Klimatechnik, Bäckerin/Bäcker, Fleischerin /Fleischer, Informationselektronikerin/Informationselektroniker , Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin /Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, Kauffrau /Kaufmann für Bürokommunikation, Mechatronikerin /Mechatroniker, Verwaltungsfachangestellte/Verwaltungsfachangestellter der Fachrichtungen Bundesverwaltung , Kommunalverwaltung, Landesverwaltung. Die Einrichtung dieser doppelt qualifizierenden Bildungsgänge ist abhängig von der Nachfrage. Mehrjährige Berufsfachschulen: Technische (Techn.) Assistentin/Assistent für Me- dientechnik, Techn. Assistentin/ Assistent für Datenverarbeitung im Bauwesen, Assistentin/Assistent für Unternehmenssoftware , Bürokauffrau/Bürokaufmann, Bühnentänzerin /Bühnentänzer, Artistin/Artist, Techn. Assistentin /Assistent für Produktdesign, Kaufmännische/r (Kaufm.) Medienassistentin/ Medienassistent, Kaufm. Assistentin /Assistent, Kaufm. Assistentin/Assistent – Fachrichtung Informationsverarbeitung, Techn. Assistentin /Assistent für regenerative Energien, Techn. Assistentin /Assistent für Automatisierungs- und Computertechnik, Techn. Assistentin/Assistent für Denkmalpflege, Bürokauffrau /Bürokaufmann, Techn. Assistentin/Assistent für Gestaltungstechnik, Chemisch-Techn. Assistentin/Assistent , Biologisch-Techn. Assistentin/Assistent, Physikalisch -Techn. Assisten-tin/Assistent, Informationstechn. Assistentin/Assistent - Schwerpunkt Technische Redaktion , Techn. Assistentin/Assistent für medizinische Gerätetechnik , Techn. Assistentin/Assistent für Informations - und Telekommunikationstechnische Systeme, Techn. Assistentin/Assistent für Elektronik und Datentechnik , Techn. Assistentin/Assistent für Gebäudetechnik, Techn.-Kaufm. Assistentin/Assistent für Gebäudeservice, Techn. Assistentin/Assistent – Schwerpunkt Mechatronik , Diätassistentin/Diätassistent, Techn. Assistentin /Assistent für Geovisualisierung Fachschule: Erzieherin/Erzieher 5. Wie viele Schülerinnen und Schüler erhalten in Berlin ihren Abschluss über einen doppelqualifizierenden Bildungsgang? Darstellung bitte nach Geschlecht und über einen Zeitraum von 10 Jahren. Zu 5.: In doppelt qualifizierenden Bildungsgängen erworbene Abschlüsse an öffentlichen und privaten beruflichen Schulen 6. Teilt der Senat die Auffassung, dass der Weg zum Abitur über einen doppelqualifizierenden Bildungsgang die Schülerinnen und Schüler auf besondere Weise für die Anforderungen des Studien- und/oder Arbeitslebens qualifiziert? Zu 6.: Ja. 7. Welche Maßnahmen ergreift der Senat, um die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in doppelqualifizierenden Bildungsgängen zu erhöhen und die Attraktivität dieses Bildungsganges zu verstärken? Zu 7.: Durch die Kooperation der Oberstufenzentren (OSZ) mit den ISS sind den Schülerinnen und Schülern die doppelt qualifizierenden Bildungsgänge bekannt. Die Schullaufbahnberaterinnen und -berater an den OSZ informieren alle interessierten Schülerinnen und Schüler auch über diese Bildungsgänge. In den Internetauftritten der Oberstufenzentren wird werbend auf diese Bildungsgänge aufmerksam gemacht. Den ISS und Gymnasien steht die jährlich aktualisierte Broschüre „Berufliche Bildung in Berlin“ zur Verfügung, die in einer Schülerinnen und Schüler insgesamt Schuljahr davon weiblich Zahl der Schülerinnen und Schüler Insgesamt 167 2001/02 weiblich 33 Insgesamt 261 2002/03 weiblich 48 Insgesamt 327 2003/04 weiblich 51 Insgesamt 393 2004/05 weiblich 73 Insgesamt 457 2005/06 weiblich 115 Insgesamt 558 2006/07 weiblich 152 Insgesamt 574 2007/08 weiblich 157 Insgesamt 562 2008/09 weiblich 161 Insgesamt 602 2009/10 weiblich 196 Insgesamt 741 2010/11 weiblich 213 3 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 633 Auflage von 30.000 Exemplaren erscheint. In ihr werden die doppelt qualifizierenden Bildungsgänge ausführlich beschrieben. Berlin, den 06. Juli 2012 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Juli 2012) 4