Drucksache 17 / 10 653 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Canan Bayram (GRÜNE) vom 21. Juni 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. Juni 2012) und Antwort Diskriminierung verhindern: Bildungsbenachteiligung abbauen! Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Schülerinnen und Schüler mit und ohne ndH, die eine Gymnasialempfehlung erhalten haben? (Bitte nach Bezirken getrennt für die letzten zehn Jahre auflisten.) Zu 1.: Die entsprechende Übersicht ist als Anlage 1 beigefügt. Das Merkmal „nichtdeutscher Herkunftssprache - ndH“ wird erst seit dem Schuljahr 2005/06 erhoben. 2. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Schülerinnen und Schüler mit und ohne ndH, die das Pro-bejahr am Gymnasium nicht bestanden haben? (Bitte nach Bezirken, Schulen und Geschlecht getrennt auf-listen.) 3. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Schülerinnen und Schüler mit und ohne ndH, die bereits das Gymnasium im Laufe des Schuljahres verlassen haben? (Bitte nach Bezirken, Schulen und Geschlecht ge-trennt auflisten). Zu 2. und 3.: Diese Sachverhalte werden im Rahmen der statistischen Erhebung „Schülerbewegung im Schuljahr 2011/12“ erhoben. Die Auswertung liegt voraussichtlich Mitte November 2012 vor. 4. Welche Maßnahmen wie - Förderklassen - Fördergruppen - Lernförderung (im BuT) wurden an den Gymnasien, an denen Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache das Probejahr nicht bestanden haben, durchgeführt? (Bitte aufgeschlüsselt nach Schulen und für das erste und zweite Schulhalbjahr getrennt.) Zu 4.: Diese Maßnahmen werden nicht zentral erfasst, jedoch in der Verantwortung der zuständigen Schulaufsicht für die jeweilige Schule begleitet. Zu den üblichen Fördermaßnahmen gehört insbesondere das Erstellen individueller Bildungspläne. Je nach Bedarf war die Einrichtung von Sprachförderkursen, zusätzlichen Mathematik- oder Englischkursen oder von Hausaufgabenbetreuung erforderlich. Die Möglichkeiten des Bildungs- und Teilhabepakets wurden genutzt. 5. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Schülerinnen und Schüler mit und ohne ndH, die die Hoch-schulreife erlangt haben? (Bitte nach Bezirken getrennt für die letzten zehn Jahre im Vergleich zum Bevöl-kerungsanteil auflisten.) Zu 5.: In Anlage 2 findet sich eine Aufstellung über den prozentualen Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten sortiert nach Bezirk und ab 2005/06 auch nach dem Merkmal deutsche bzw. nichtdeutsche Herkunftssprache. Die detaillierte Auswertung der Zahlen für das Abitur 2012 liegt noch nicht vor. Daten zum Bevölkerungsanteil aus den Bezirken liegen nicht vor, deren Erhebung würde den zeitlichen Rahmen, der für die Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung steht, übersteigen. 6. Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Schülerinnen und Schüler mit und ohne ndH, die keinen Schulabschluss erlangt haben? (Bitte nach Bezirken getrennt für die letzten zehn Jahre im Vergleich zum Bevölkerungsanteil auflisten.) Zu 6.: In Anlage 3 findet sich eine Aufstellung über den prozentualen Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Schulabschluss sortiert nach Bezirk und ab Schuljahr 2005/06 auch nach dem Merkmal deutscher bzw. nichtdeutscher Herkunftssprache . Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10653 Daten zum Bevölkerungsanteil aus den Bezirken liegen nicht vor, deren Erhebung würde den zeitlichen Rahmen, der für die Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung steht, übersteigen. 7. Haben Schülerinnen und Schüler nicht deutscher Herkunftssprache gleiche Bildungsmöglichkeiten ? Wenn ja, wie erklärt der Senat die differierenden Prozentwerte? Zu 7.: Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache haben die gleichen Bildungsmöglichkeiten wie die deutschsprachiger Herkunft. Um diese zu realisieren, bietet die Berliner Schule seit Jahren zusätzliche Sprachförderung an. Das Konzept der „Durchgängigen Sprachförderung“, das mit Abschluss eines länderübergreifenden Modellprojektes seit dem Jahr 2009 in Berlin implementiert wird, fördert den Spracherwerb sowohl entlang der Bildungsbiographie – von der Kindertagesstätte bis zur Beruflichen Bildung – als auch auf unterrichtlicher, schulischer und außerschulischer Ebene. Das Konzept umfasst auch die Gestaltung der Übergänge zwischen den Bildungseinrichtungen und die Einbeziehung von Eltern und Kooperationspartnern für den Ganztag und Ferienangebote in den Sprachbildungsprozess. Mit dem Qualitätspaket für Kita und Schule vom Herbst 2011 wurde die Erstellung eines schuleigenen Sprachbildungskonzepts für alle Schulen, die zusätzliche Personalmittel für Sprachförderung erhalten, verbindlich. Darüber hinaus wurden an diesen Schulen Sprachbildungskoordinatorinnen und Sprachbildungskoordinatoren benannt, die das Kollegium in seiner Aufgabe, jede Unterrichtsstunde zur Sprachförderung zu nutzen, beraten. Derzeit werden freiwillig eingereichte Sprachbildungskonzepte von der Freien Universität Berlin geprüft, die Schulen erhalten individuelle Rückmeldungen, die bei der Weiterentwicklung der Konzepte hilfreich sind. Schulen mit mehr als 40 % Schülerinnen und Schüler ndH erhalten pro Schülerin und Schüler 0,10 bis 0,22 zusätzliche Lehrerstunden zur Förderung. Die genannten Maßnahmen beziehen sich auf die zentrale Ursache für die unterschiedlichen Prozentwerte der Schulabgängerinnen und Schulabgänger: auf die Beherrschung der deutschen Sprache. In der Schule ist Sprache Lerngegenstand, Lernmedium und Lernvoraussetzung. Alle Fächer stellen hohe sprachliche Anforderungen, die weit über die Alltagssprache hinausgehen und die auch von Kindern und Jugendlichen, die einsprachig Deutsch aufgewachsen sind, nicht immer bewältigt werden. Das START-Stipendienprogramm fördert begabte Jugendliche mit Bildungsgeld und Bildungsangeboten, um auch im außerschulischen Bereich gleiche Chancen zu ermöglichen. Regelmäßig finden für Lehrkräfte und pädagogisches Personal bedarfsorientierte Angebote der Regionalen Fortbildung statt. Im Bereich der Sprachbildung stehen sowohl Angebote für Grundschulen als auch für weiterführende Schulen zur Verfügung. Für Sprachbildungskoordinatorinnen und Sprachbildungskoordinatoren finden halbjährlich beginnende einjährige Weiterbildungskurse statt, die mit Zertifikat abgeschlossen werden. Für jede einzelne Schule wird ein passgerechtes Qualifizierungs- und Fortbildungskonzept mit Unterstützung der Schulentwicklungsberaterinnen und Schulentwicklungsberater konzipiert. Darüber hinaus trägt kulturelle Bildung zur Integration generell und in das schulische Leben in besonderem Maße bei. Deshalb ist einer der Schwerpunkte des Rahmenkonzepts „Kulturelle Bildung“ die Verbesserung der Bedingungen zur Erlangung kultureller Bildung insbesondere für Kinder und Jugendliche mit einer Bildungsbenachteiligung. Zu der Frage nach differierenden Prozentwerten im Abitur wird auf die Antwort zu 5. verwiesen. Berlin, den 23. Juli 2012 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 31. Juli 2012) 2 SenBildJugWiss I C 2.3 Kleine Anfrage - Drucksache 17/10 653 zu Frage 5 Prozentualer Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit allgemeiner Hochschulreife an den Schulabgängerinnen und Schulabgängern an öffentlichen allgemein bildenden Schulen a) Schulabgängerinnen und Schulabgänger insgesamt 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 Mitte 28,7 25,0 24,5 24,3 26,3 29,5 28,4 28,4 29,8 33,1 31,6 Friedrichshain-Kreuzberg 27,7 26,0 26,0 28,2 31,3 30,9 29,3 29,7 31,1 33,1 33,7 Pankow 36,2 33,1 32,3 34,1 38,5 39,6 44,4 48,1 50,0 46,6 41,2 Charlottenburg-Wilmersdorf 45,1 35,3 36,4 39,2 41,5 41,0 41,5 44,2 46,1 46,8 52,3 Spandau 29,8 26,9 27,7 26,6 25,5 29,6 29,4 30,9 32,2 32,8 35,5 Steglitz-Zehlendorf 52,3 48,2 44,8 47,8 52,0 51,4 51,4 49,3 52,5 51,1 57,0 Tempelhof-Schöneberg 35,9 32,1 32,9 33,5 33,5 35,4 33,1 35,9 37,8 39,2 42,5 Neukölln 25,4 20,7 21,3 21,0 20,5 25,0 22,4 27,0 27,3 28,6 30,7 Treptow-Köpenick 36,9 28,0 28,7 30,5 31,5 36,3 40,2 45,4 47,5 48,9 38,5 Marzahn-Hellersdorf 29,6 26,0 26,3 26,9 29,0 30,8 36,0 43,6 46,4 41,8 37,0 Lichtenberg 32,1 31,3 31,5 33,4 35,2 38,8 40,8 39,3 43,3 40,9 36,3 Reinickendorf 37,0 32,6 31,0 30,8 35,8 37,0 36,3 37,1 36,4 39,4 42,1 Berlin insgesamt 34,5 30,4 30,2 31,3 33,4 35,6 36,4 38,5 40,1 40,1 40,4 Anmerkung: Im Schuljahr 2000/01 ohne Schulartwechsler, ab Schuljahr 2001/02 einschl. Schulartwechsler beim Übergang in die gymnasiale Oberstufe. 04.07.2012 Bezirk Schuljahr SenBildJugWiss I C 2.3 Kleine Anfrage - Drucksache 17/10 653 zu Frage 5 Prozentualer Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit allgemeiner Hochschulreife an den Schulabgängerinnen und Schulabgängern an öffentlichen allgemein bildenden Schulen b) Schulabgängerinnen und Schulabgänger nichtdeutscher Herkunftssprache 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 Mitte 15,4 16,0 16,9 17,2 21,5 22,4 Friedrichshain-Kreuzberg 12,8 13,2 17,0 17,1 21,5 21,2 Pankow 14,8 *) 17,4 20,3 9,2 13,6 Charlottenburg-Wilmersdorf 21,6 16,2 29,6 34,2 26,4 33,5 Spandau 19,1 10,3 14,0 19,3 20,7 23,4 Steglitz-Zehlendorf 40,7 23,8 30,5 32,8 23,6 22,9 Tempelhof-Schöneberg 17,0 13,6 18,4 16,9 19,1 25,1 Neukölln 12,8 12,7 15,9 16,5 20,0 21,7 Treptow-Köpenick 20,4 11,1 83,7 20,7 17,8 21,5 Marzahn-Hellersdorf 15,4 19,8 26,8 20,2 27,6 26,3 Lichtenberg 23,6 22,0 19,9 23,4 29,8 36,1 Reinickendorf 22,0 18,4 18,8 15,7 22,9 19,5 Berlin insgesamt 17,9 15,1 21,8 20,2 22,0 24,0 Anmerkung: Das Merkmal "nichtdeutsche Herkunftssprache" wurde in den Schuljahren 2000/01 bis 2004/05 noch nicht erhoben. *) es liegen keine Daten vor 04.07.2012 Bezirk Schuljahr SenBildJugWiss I C 2.3 Kleine Anfrage - Drucksache 17/10 653 zu Frage 5 Prozentualer Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit allgemeiner Hochschulreife an den Schulabgängerinnen und Schulabgängern an öffentlichen allgemein bildenden Schulen c) Schulabgängerinnen und Schulabgänger deutscher Herkunftssprache 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 Mitte 43,1 42,8 42,9 49,7 51,9 51,5 Friedrichshain-Kreuzberg 42,5 42,4 43,0 46,0 47,7 52,1 Pankow 40,8 43,7 49,8 51,7 49,1 44,0 Charlottenburg-Wilmersdorf 48,2 50,3 49,9 53,1 57,8 61,9 Spandau 32,5 35,0 36,1 36,4 37,7 40,0 Steglitz-Zehlendorf 53,2 55,8 52,5 55,3 56,6 62,3 Tempelhof-Schöneberg 42,4 41,7 42,7 47,1 49,6 51,0 Neukölln 34,3 31,0 37,0 38,7 39,1 42,5 Treptow-Köpenick 36,6 40,9 38,8 48,7 50,7 39,8 Marzahn-Hellersdorf 31,3 36,8 45,0 48,5 43,2 38,5 Lichtenberg 39,8 42,4 41,7 46,5 43,4 36,4 Reinickendorf 39,8 39,3 41,1 41,9 44,2 48,5 Berlin insgesamt 39,8 42,0 43,9 47,4 47,8 47,9 Anmerkung: Das Merkmal "nichtdeutsche Herkunftssprache" wurde in den Schuljahren 2000/01 bis 2004/05 noch nicht erhoben. 04.07.2012 Bezirk Schuljahr ka17-10653.pdf K1710653- Anlage 1-3