Drucksache 17 / 10 708 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz (GRÜNE) vom 01. Juli 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Juli 2012) und Antwort Deutsch-Russischer Jugendaustausch I Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche Ziele hat der vom Land Berlin geförderte Deutsch-Russische Jugendaustausch? Zu 1.: Die internationale Jugendarbeit ist integraler Bestandteil von Jugendarbeit und Eigenständiger Jugendpolitik auf Grundlage des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII). Internationale Jugendbegegnungen fördern Verständigung durch Austausch; ermöglichen interkulturelles Lernen und Partizipation. Die Begegnungen leisten wichtige Beiträge zu Toleranz, gesellschaftlichem Engagement, Solidarität, aber auch zu Kritikfähigkeit und Selbstständigkeit. Im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Moskau wurde im November 2011 eine „Gemeinsame Absichtserklärung zur weiteren Zusammenarbeit im Bereich Jugend und Familie“ durch die jeweiligen Leitungsebenen der zuständigen Verwaltung unterzeichnet. Diese nimmt Bezug auf die bereits im Jahr 1993 bzw. 2004 getroffenen Vereinbarungen und soll die gemeinsamen Aktivitäten stärken. Im Mittelpunkt der Partnerschaft für den Bereich Jugend und Familie stehen gemäß der Absichtserklärung nachfolgende Ziele: • Förderung und Ausbau von Kontakten zwischen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Moskau und Berlin, • Durchführung von Weiterbildungsseminaren und - trainings für beteiligte Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, • Unterstützung junger Menschen im Bereich Berufsorientierung und Arbeitsvermittlung, • Förderung des Zugangs zu Informationen und der Medienkompetenz junger Menschen, • Unterstützung junger Menschen im Bereich der außerschulischen Bildung, wie z.B. der kulturellen , naturwissenschaftlichen, sportlichen, gesundheitsfördernden Bildung, • Förderung des ehrenamtlichen Engagements junger Menschen sowie jugendlicher Partizipationsformen . Anlässlich der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Moskau im Mai 2011 startete der gemeinsame Blog: www.berlin-moskau.de. Er wird sowohl von Berliner als auch Moskauer Seite genutzt, begleitet die gemeinsamen Projekte und stellt sie der Öffentlichkeit vor. Neben den Aktivitäten, die zwischen Moskau und Berlin stattfinden, besteht für öffentliche und freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe auch die Möglichkeit, sich mit Maßnahmen zur internationalen Jugendarbeit in Russland zu engagieren. Ein Großteil der deutsch-russischen Projekte wird von der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch bezuschusst. 2. Wie viele Berliner und russische Jugendliche konnten an diesem Austausch in den Jahren 2008 - 2012 partizipieren? Zu 2.: In Berlin trafen sich in den Jahren 2008 - 2011 insgesamt 354 Berliner Jugendliche mit 385 russischen Jugendlichen; nach Russland reisten 213 Berliner Jugendliche , die dort mit ca. 200 Jugendlichen aus Russland gemeinsam an Begegnungen teilnahmen. Für das Jahr 2012 sind in Berlin Begegnungen von 100 russischen Jugendlichen mit 100 Berliner Jugendlichen geplant; 60 Berliner Jugendliche haben sich für Austauschmaßnahmen in Russland angemeldet. Das Land Berlin lädt darüber hinaus jährlich bis zu 10 Jugendliche aus Moskau zum „JugendFORUM“, einer Initiative des Landesprogramms „respectABel“, nach Berlin ein. Darüber hinaus können Berliner Jugendliche auch an anderweitigen deutsch-russischen Aktivitäten (wie z.B. im Rahmen der Teilnahme am deutsch-russischen Jugendparlament im Herbst 2012 in Kasan, oder über deutschlandweit durch die Jugendverbände organisierten Begegnungen) teilnehmen. Hierzu liegen dem Senat von Berlin jedoch keine konkreten Informationen vor. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 708 3. Wie erfolgt die Auswahl der Jugendlichen, die an dem Austausch teilnehmen? Zu 3.: Die Auswahl erfolgt über die jeweiligen Träger, die den Austausch organisieren und durchführen. 4. Welche Partnerorganisationen werden durch Berlin gefördert (sowohl auf deutscher, als auch russischer Seite)? Zu 4.: Grundsätzlich besteht für jeden Berliner Träger der Kinder- und Jugendhilfe die Möglichkeit, sich im Deutsch-Russischen Austausch zu engagieren. Bei Interesse an Begegnungen erhalten sie Informationen über mögliche Förderungen. Im Bereich der Städtepartnerschaften erfolgt jährlich eine Abstimmung zu den geplanten Maßnahmen mit der für Jugend und Familie zuständigen Moskauer Verwaltung. Dabei wird von Berliner Seite darauf Wert gelegt, eine möglichst große Bandbreite an Organisationen in den Austausch einzubeziehen. Eine direkte Förderung von Partnerorganisationen findet nicht statt. Die für Jugend und Familie zuständige Senatsverwaltung lässt sich in Fragen der Städtepartnerschaft mit Moskau vom Deutsch-Russischen Austausch e.V. beraten. 5. Wie wird sicher gestellt, dass Berliner Jugendliche aus allen sozialen Schichten erreicht werden? Zu 5.: Bei der Antragstellung müssen die Träger Aus- kunft geben, wie sie insbesondere Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien und/oder Jugendliche mit Migrationshintergrund erreichen. Berlin legt Wert darauf, dass bei internationalen Jugendbegegnungen besonders Jugendliche gefördert werden, die sonst kaum Gelegenheit haben, an Maßnahmen zur Förderung der grenzüberschreitenden Mobilität teilzuhaben. In den letzten Jahren haben beispielsweise am Austausch mit Moskauer Jugendlichen auch Kinder und Jugendliche aus Berliner Jugendhilfeeinrichtungen teilgenommen. 6. Wie wird sicher gestellt, dass Berliner Jugendliche sich auch kritisch vor Ort in Russland mit den politischen Verhältnissen in Russland auseinandersetzen können? Zu 6.: Die Information über die politische Situation und die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen erfolgt im Rahmen der Vorbereitung und pädagogischen Begleitung der Begegnungen. Sie ist immanenter Bestandteil jeder geförderten Maßnahme. Aus den Sachberichten und den Verwendungsnachweisen, den Materialen und den durchgeführten Tagesprogrammen wird ersichtlich, dass eine Reflexion mit den politischen Verhältnissen vor Ort stattfindet. Die Begegnungen werden von den Jugendlichen nachbereitet und ausgewertet. Berlin, den 18. Juli 2012 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Juli 2012) 2