Drucksache 17 / 10 761 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Simon Weiß und Simon Kowalewski (PIRATEN) vom 13. Juli 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Juli 2012) und Antwort Wirkstoffgehalt in Cannabisprodukten Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich die Menge sichergestellter CannabisProdukte (Blüte, Kraut und Harz) durch das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg und der Berliner Polizei seit 1990 in der Region entwickelt (bitte Einzelaufschlüsselung nach Jahren)? Zu 1.: Das Zollfahndungsamt ist eine Bundesbehörde. Auskünfte zu dort vorliegenden Erkenntnissen können von Seiten des Senats nicht erteilt werden. Daten zu sichergestellten Cannabis-Produkten liegen bei der Berliner Polizei lediglich rückwirkend seit dem Jahr 1994 vor. Zwischen Blütenständen der Cannabispflanze und Cannabiskraut wird bei der Erfassung der Sicherstellungsmengen nicht unterschieden. Die Daten für Blütenstände und Kraut sind unter „Marihuana“, die Daten für so genanntes Cannabisharz unter „Haschisch“ zusammengefasst . In den Jahren seit 1994 wurden folgende Mengen an Cannabis-Produkten durch die Berliner Polizei sichergestellt: Jahr Marihuana (Angabe in Kilogramm) Haschisch (Angabe in Kilogramm) 1994 4,23 85,15 1995 24,19 115,22 1996 16,45 60,41 1997 83,66 108,52 1998 97,21 189,67 1999 57,00 103,32 2000 158,00 405,78 2001 126,82 439,88 2002 168,141 309,319 2003 266,913 247,964 2004 130,529 314,402 2005 102,077 33,510 2006 210,359 124,902 2007 305,485 36,619 2008 170,198 135,676 2009 230,815 161,405 2010 279,478 216,323 2011 280,046 95,730 2012 (bis 30.06) 259,521 169,981 2. Wie hat sich seit 1990 der durchschnittliche Wirk- stoffgehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) in sichergestellten Cannabis-Produkten entwickelt (bitte differenzierte Einzelaufschlüsselung nach Rohpflanze und handelsüblichem Endprodukt angeben)? Zu 2.: Die Einzelaufschlüsselung in der erbetenen Form ist lediglich rückwirkend zum Jahr 2003 möglich. Zudem werden grundsätzlich nur die sichergestellten Cannabis-Produkte bezüglich des Wirkstoffgehalts untersucht , welche nicht unter den § 31 a des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) und unter die Gemeinsame Allgemeine Verfügung zur Umsetzung des § 31 a BtMG vom 20.05.2010 fallen. Seit Beginn des Jahres 2003 hat sich der durchschnittliche Wirkstoffgehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) in den sichergestellten CannabisProdukten , die kriminaltechnisch untersucht wurden, wie in der folgenden Tabelle dargestellt entwickelt. Jahr Haschisch Blütenstände von Cannabispflanzen Cannabiskraut 2003 10,05 % 12,30 % 3,01 % 2004 10,72 % 13,34 % 3,89 % 2005 9,74 % 11,73 % 4,04 % 2006 8,35 % 11,73 % 6,04 % 2007 9,51 % 10,30 % 6,16 % 2008 9.31 % 12,68 % 6,00 % 2009 9,85 % 13,74 % 6,65 % 2010 9,73 % 13,65 % 6,43 % 2011 8,15 % 12,78 % 2,93 % Quelle: Landeskriminalamt Berlin, Kriminaltechnik (LKA KT) Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 761 3. Wie hat sich die Verbreitung von Streckmitteln in handelsüblichen Cannabis-Endprodukten im selben Zeitraum verändert? Wie hat sich das Konsummuster von Cannabis-Konsument/innen in Berlin seit den 1980er Jahren gewandelt? Zu 3.: Dem Senat liegen dazu keine aktuellen Erkenntnisse vor. Während in den achtziger Jahren Cannabis noch eher in bestimmten Subkulturen (Szenen) konsumiert wurde, ist der Konsum heute weit verbreitet. Epidemiologische Untersuchungen belegen, dass der Cannabiskonsum in der Großstadt Berlin höher ist als in anderen Bundesländern (The European School Project on alcohol and other drugs, ESPAD-Studie, Suchtsurvey 2006). Allerdings ist der Konsum in den letzten Jahren leicht rückläufig. 4. Wie viele Indoor-Plantagen wurden seit 1990 im Land Berlin durch Behörden entdeckt (bitte Einzelaufschlüsselung nach Jahren und Größe der Plantagen)? Zu 4.: Bei der Erfassung der bekannt gewordenen Indoor-Plantagen wird nicht nach der Art ihrer Entdeckung unterschieden, so dass die Frage nach der Anzahl der speziell durch Behörden entdeckten Indoor-Plantagen nicht beantwortet werden kann. Es kann lediglich eine Aussage darüber getroffen werden, wie viele Indoor-Plantagen seit 2002 insgesamt im Land Berlin bekannt geworden sind. Die Einzelaufschlüsselung ist der folgenden Tabelle zu entnehmen. Dabei gilt folgende Kategorisierung: Als Kleinplantagen gelten Anlagen mittlerer Anbaumengen mit 20-100 Pflanzen. Als Groß-Plantagen gelten Anlagen großer Anbaumengen von mehr als 100 bis 1.000 Pflanzen. Als Profi-Plantagen gelten in professioneller Weise betriebene Anlagen ab ca. 1.000 Pflanzen. Jahr Klein- Plantagen Groß-Plantagen Profi-Plantagen Gesamt 2002 29 7 0 36 2003 25 6 1 32 2004 26 10 1 37 2005 26 5 1 32 2006 28 18 4 50 2007 41 13 1 55 2008 33 16 1 50 2009 29 16 3 48 2010 25 15 4 44 2011 44 23 2 69 2012 (1. Halbjahr) 24 7 2 33 Zeitraum 2002 bis 1. Halbjahr 2012 330 136 20 486 5. Aufgrund welcher Datensätze bzw. Unterlagen wurden vorstehende Fragen beantwortet und inwieweit wäre es möglich, diese (ggf. in aufbereiteter Form) auf dem Berliner Open-Data-Portal einzustellen und fortlaufend zu aktualisieren? Zu 5.: Die in der Antwort zu Frage 1 genannten Daten stammen aus der polizeilichen „Falldatei Rauschgift“ sowie aus archivierten Jahresberichten des Landeskriminalamtes (LKA). Die in der Antwort zu Frage 2 genannten Daten basieren auf den Jahresberichten des LKA sowie auf Erhebungen des LKA KT. Sie fließen bereits in die Polizeiliche Kriminalstatistik ein, die jährlich veröffentlicht wird. Eine Einstellung dieser Daten in das Open-Data-Portal des Landes Berlin wird derzeit nicht erwogen. Berlin, den 26. Juli 2012 Frank Henkel Senator für Inneres und Sport (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Sep. 2012) 2