Drucksache 17 / 10 824 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Alexander Spies (PIRATEN) vom 06. August 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 09. August 2012) und Antwort „Berliner Joboffensive“ (IV): Evaluation Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Die Kleine Anfrage betrifft in erster Linie Sachver- halte, die die Senatsverwaltung für Arbeit, Inte-gration und Frauen nicht aus eigener Kenntnis beant-worten kann. Sie hat daher die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg (RD) um Stellungnahme gebeten, welche der Beantwortung der Fragen zugrunde liegt. Aufgrund der erforderlichen Einbindung der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg, hat die Beantwortung einen längeren Zeitrahmen in Anspruch genommen. Die RD bittet zu berücksichtigen: „Datenschutzrecht- liche Aspekte sind im Hinblick auf die Sachlage zwingend zu beachten, gemäß § 16 EG der Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen Teil A Abschnitt 2 (§16 EG nach VOL /A) sind Ausschreibungsunterlagen respektive Beurteilungen und ihre Ergebnisse vertraulich zu behandeln . Dies stellt das Recht auf informelle Selbstbestimmung des Auftraggebers dar, der einen Rechtsanspruch darauf hat, dass wettbewerbsrechtliche Tatsachen nicht öffentlich bekannt werden.“ 1. Welches Institut wurde mit der Evaluation der „Berliner Joboffensive“ beauftragt? a. Wer ist der Auftraggeber? b. Wurde diese Dienstleistung ausgeschrieben und wenn nein, warum nicht? c. Wann und wo wurde die Ausschreibung veröf- fentlicht und wie lange lief die Ausschreibung? d. Wie viele Institute hatten sich beworben? e. Nach welchen Kriterien und von wem wurde das evaluierende Institut ausgewählt? f. Wie hoch sind die Kosten für die Evaluation und wer trägt diese Kosten? Zu 1.: a. Beauftragt wurde die ISG GmbH, Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, Barbarossaplatz 2, 50674 Köln. b. Es wurde eine wettbewerbliche Freihändige Vergabe durchgeführt. c. Am 29.06.2011 wurden elf Institute direkt angeschrieben und zur Angebotsabgabe aufgefordert . Der Zuschlag erfolgte am 05.08.2011. d. Von vier Instituten wurde ein Angebot abgegeben. e. Es fand eine Preis-Leistungs-Bewertung statt. Die fachliche Bewertung erfolgte durch den entsprechenden Fachbereich der BA. f. Die Höhe und der Umfang der Kosten kann aus vergaberechtlichen Gründen nicht weitergeleitet werden. Die Kosten für die Evaluation werden aus Mitteln des Bundes bestritten. Das Land Berlin ist finanziell nicht beteiligt 2. Was ist der Forschungsauftrag bzw. -gegenstand der Evaluation (bitte Evaluationsauftrag beilegen/ verlinken)? Zu 2.: Die Implementationsstudie soll das projekt- interne Monitoring ergänzen und vertiefen. Die Studie untersucht, inwieweit die Verbesserung der Betreuungsrelation zu einer qualitativen Verbesserung des Vermittlungsprozesses führt. Sie beleuchtet, inwiefern die Einführung der Berliner Job- Offensive (BJO) zu einer Veränderung der Prozesse in den Jobcentern geführt hat unter Berücksichtigung möglicher Umsetzungsvarianten in den einzelnen Jobcentern. Es wird insbesondere untersucht, welche Auswirkungen die BJO auf den Vermittlungsprozess im Zusammenspiel zwischen Integrationsfachkraft und Klienten hat. Im Kern geht es somit um die Frage, welche Verbesserungen der Vermittlungsprozess durch den höheren Personaleinsatz im Rahmen der BJO erfährt. Diese Frage kann in sechs Teilaspekte gegliedert werden: Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 824 1. Wie wird die erhöhte Kontaktdichte im Sinne einer stärker individualisierten Betreuung und Vermittlung genutzt? Inwiefern verändert sich die Ausrichtung des Betreuungsprozesses? 2. Wie wird die Möglichkeit zur intensiveren Betreuung genutzt? Wie und an welchen Stellen verändert sich die Qualität des Betreuungsprozesses ? 3. Wie wird die Orientierung auf den ersten Arbeitsmarkt gestärkt? Verändern sich Strategien und Vorgehensweisen bei der Arbeitsvermittlung? 4. Welche Wirkungen hat die Erhöhung der Kontaktdichte an sich, und welche Wirkung wird durch qualitative Verbesserungen des Vermittlungsprozesses erreicht? 5. Welche Vorgehensweisen sind besonders erfolgreich ? Welche Klientengruppen profitieren, welche eher nicht? 6. Welche Teile der BJO sind inwieweit auf das Bundesgebiet übertragbar, ggf. unter welchen Bedingungen? Zur Beantwortung dieser Fragen wird die Implemen- tation der BJO sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene umfassend untersucht. Der Forschungsauftrag ist aus der beigefügten Leistungsbeschreibung ersichtlich . 3. Welche weiteren Auftragsbeziehungen gab und gibt es zwischen dem oben genannten Institut und dem Auftraggeber seit 2005? Zu 3.: Aus datenschutzrechtlichen Gründen können dazu keine Angaben gemacht werden. 4. Auf welche Datenbasis greift das beauftragte Institut für die Evaluation der „Berliner Joboffensive“ zurück? Zu 4.: Die Informationen werden auf folgender Basis gewonnen: • Auswertung von BA- Prozessdaten Zur Erfassung der Ausgangslage erfolgte eine Auswertung der BA-Prozessdaten (integrierte Erwerbsbiografien) aller marktnahen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten zum 31. März 2011. • Online- Befragungen Standardisierte Erhebung der Erwartungen und des (Zwischen-)Fazits der Integrationsfachkräfte in den BJO-Projekt- und Basisteams durch eine zweimalige Online-Befragung. • Dokumentenanalysen Systematische Auswertung aller für die BJO relevanten Dokumente im Zeitraum von April 2011 bis Juni 2013 • Leitfadengestützte Interviews Dreimalige leitfadengestützte Interviews mit der BA-Zentrale und Regionaldirektion, den Vorsitzenden der Geschäftsführung der drei Berliner Agentu- ren für Arbeit, der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, den Geschäftsführungen aller zwölf Berliner Jobcenter, den BJO-Projektleitungen in allen zwölf Berliner Jobcentern. Sowie in drei ausgewählten Jobcentern (Tempelhof-Schöneberg , Reinickendorf, Friedrichshain-Kreuzberg) eine dreimalige leitfadengestützte Befragung von jeweils 4 Integrationsfachkräften, von jeweils 16 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten pro Jobcenter sowie eine einmalige Befragung von jeweils drei Arbeitgebern bzw. Arbeitgeberinnen. • Gruppendiskussion Einmalig mit Beschäftigten im ArbeitgeberService . 5. Mit welchen Methoden wird die „Berliner Joboffensive“ evaluiert? Zu 5.: Bei der Implementationsstudie handelt es sich um eine rein qualitative Evaluationsstudie. Im Mittelpunkt stehen einerseits die mit Hilfe inhaltsanalytischer Methoden ausgewerteten Fallberichte aus den 12 Berliner Jobcentern auf Basis der Gespräche mit der Leitungsebene sowie andererseits die ebenfalls inhaltsanalytisch ausgewerteten Protokolle der Interviews mit Integrationsfachkräften und erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in den drei ausgewählten Jobcentern. Diese werden ergänzt um deskriptiv-statistische Auswertungen der standardisierten Onlinebefragungen der Integrationsfachkräfte in allen 12 Berliner Jobcentern, wobei eine Hochrechnung der Ergebnisse erfolgt. 6. Welche zusätzlichen Daten werden im Rahmen der Evaluation der „Berliner Joboffensive“ erfasst (Datenerfassungsbogen und Anwenderhinweise bitte beilegen)? Zu 6.: Im Rahmen der zweimaligen Onlinebefragung werden zu zwei Zeitpunkten Angaben der Integraionsfachkräfte in den BJO-Projektteams und den Basisteams zu ihrer Arbeit im Jobcenter sowie zur BJO erhoben (siehe auch unter 2. sowie Anlage 2 die Kopie des Fragebogens ). Berlin, den 21. September 2012 In Vertretung Farhad Dilmaghani Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Okt. 2012) 2 ka17-10824 ka17-10824_Anlage1_und_2