Drucksache 17 / 10 883 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Becker (SPD) vom 13. Juli 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. August 2012) und Antwort Nutzung der Potenziale der Industriekultur in Berlin II Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Maßnahmen zur Verzahnung der einzelnen Politikfelder mit dem Ziel der Stärkung der Industriekultur unternimmt der Senat? Antwort zu 1.: Berlin verfügt wie kaum eine ver- gleichbare Metropole über zahlreiche Zeugnisse der Industriekultur, die großes Potenzial für die Zukunft der Stadt in sich bergen. Um dieses Potential zu nutzen, ist eine Verzahnung von Interessen und Lösungsoptionen einzelner Politikfelder wie Wirtschaft und Tourismus, Denkmalschutz und kultureller Zielstellungen erforderlich . Eine wichtige Maßnahme zur Verzahnung der einzel- nen Politikfelder ist die Einrichtung eines zunächst auf drei Jahre angelegten Berliner Zentrums für Industriekultur (BZI) bei der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Der Senat fördert dieses Projekt, das die Hochschule gemeinsam mit der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin durchführt, aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Programm "Förderung des Innovationspotentials in der Kultur". Ziel des BZI ist es insbesondere, die industriekulturell (und industriekulturtouristisch) relevanten Akteure in der Stadt, die verschiedene Aspekte des Themas bearbeiten, zusammenzuführen und dauerhaft zu vernetzen. Dazu gehören auch private Unternehmen und visitBerlin für das touristische Marketing. Darüber hinaus soll das BZI gemeinsame exemplarische Aktivitäten entwickeln, um das industriekulturelle Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu stärken. In diesem Punkt ist die HTW bereits seit langem engagiert, wie u.a. die im Februar 2010 durchgeführte Tagung „Industrie, Kultur, Erinnerung“ zeigte. Ein Leitsektor des Industriestandortes Berlin sind die Stätten der Elektrizitätserzeugung und -verteilung sowie der Elektrifizierung des städtischen Lebens, von daher sind historische Kraftwerke, Umspannwerke, U-Bahn- strecken, Beleuchtung und Werbung als herausragende Zeugnisse der Industriekultur unter dem Begriff „Elektropolis “ wichtiger Bestandteil des BZI-Projekts. Weitere Ziele des BZI-Projektes sind Anstrengungen zur kulturtouristischen Vermarktung und die Prüfung einer Anknüpfung an überregionale und internationale Netzwerke wie die Europäische Route der Industriekultur (ERIH). Das BZI hat nach Bewilligung der Förderung im Spätherbst 2011 seine Arbeit nunmehr voll aufgenommen . Einzelheiten sind auf der vom BZI eingerichteten Webseite http://www.industrie-kultur-berlin.de/ zu erfahren . Eine weitere Maßnahme ist der durch den Berliner Senat im Juni 2010 beschlossene ‚Masterplan Industriestadt Berlin 2010 - 2020’. Der Masterplan ist das Ergebnis einer neuen Industriepolitik und steht für eine dialogorientierte , zukunftsfähige, moderne und saubere Industriestandortentwicklung Berlin. Die Prozesssteuerung obliegt dem Netzwerk Industriepolitik unter Leitung der Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung und wird durch die Geschäftsstelle Masterplan Industriestadt Berlin koordiniert. Frage 2: Wie beurteilt der Senat die Forderung nach einem zentralen berlinweit agierenden Koordinator oder einer Koordinatorin zur Stärkung der Potenziale der Industriekultur? Antwort zu 2.: Für die Umsetzung industriepolitischer Strategien mit dem Ziel, den Industriestandort Berlin erfolgreich zu entwickeln, ist eine Bündelung von allen wichtigen im Zusammenhang stehenden Aktivitäten und Akteuren durch eine zentrale berlinweit agierende Koordination unerlässlich. Frage 3: Inwiefern beabsichtigt der Senat, in der nächsten EU-Förderperiode die Förderung der Industriekultur in den operationellen Programmen von EFRE und ESF zu verankern? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 883 Antwort zu 3: Der Senat beabsichtigt, auch in der kommenden Förderperiode u.a. im Bereich der Innovationsförderung exemplarische Initiativen im Bereich von Kultur und Kreativität aus dem EFRE zu fördern. Dazu können auch Initiativen zur weiteren Erschließung des immensen touristischen und damit wirtschaftlichen Potentials der Industriekultur Berlins gehören, der ehemals größten Industriestadt Deutschlands. Frage 4: Inwiefern hält es der Senat für erforderlich, zur Stärkung der Industriekultur die Abstimmung mit den Bezirken zu suchen? Antwort zu 4.: Es wird auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen. Frage 5: Welche konkreten Schritte hat der Senat unternommen, um - wie in Drucksache 17/10076 beschrieben - eine stärkere Vernetzung der Industriekultur mit dem touristischen Marketing zu unterstützen? Antwort zu 5.: Als Tourismusmarketinggesellschaft des Landes Berlin steht visitBerlin im Austausch mit dem Berliner Zentrum für Industriekultur (BZI). Der Kulturbeauftragte von visitBerlin nimmt z.B. am nächsten Workshop-Berliner Industriekultur am 10.10.2012 in der ufa-Fabrik teil. Im Kern geht es um ein Treffen mit touristischen Anbietern, die die Berliner Industriekultur bereits im Programm haben (StattReisen Berlin, Berliner Unterwelten, Büro für Industriekultur und einige weitere), sowie mit ausgewählten Netzwerkpartnern (Industriesalon Schöneweide, ufaFabrik Tempelhof, Malzfabrik etc.). In diesem Zusammenhang sollen Ideen für Themenrouten diskutiert werden. VisitBerlin bewirbt zudem dieses Themenspektrum . Im Rahmen des Oberthemas ‚Architektur’ soll das Thema ‚Industriekultur’ auf www.visitBerlin.de kontinuierlich ausgebaut werden. visitBerlin ist im stetigen Kontakt und Austausch mit beBerlin und Berlin Partner. Berlin Partner setzt die erfolgreiche Industriekampagne „ich bin ein berliner“ fort. Frage 6: Der Senat hat auf meine Anfrage in der Drucksache 17/10076 mitgeteilt, dass er eine Abstimmung mit dem Land Brandenburg auch zum Thema Industriekultur für sinnvoll halte. Der Fortschrittsbericht 2009-2011 greife dieses Thema auf. Mit welchen Aussagen im Fortschrittsbericht wird nach Ansicht des Senats das Thema Industriekultur aufgegriffen? Welche aktuellen Aktivitäten zur Abstimmung mit dem Land Brandenburg sind seit der Verabschiedung des Fortschrittsberichts zu verzeichnen? Antwort zu 6: Das BZI sucht schon aus eigenem Interesse den Kontakt zu Akteuren in Brandenburg. Dementsprechend wurden bereits in der Konzeptionsphase diverse Partner aus Brandenburg beteiligt (z.B. das Institut für Neue Industriekultur INIK in Cottbus) Frage 7: Die Anzahl der in der Berliner Denkmalliste eingetragenen „Objekte der Industrie, der Technik und des Verkehrs“ ist eine wichtige Grundgesamtheit möglicher Stätten der Industriekultur. In zwei Drucksachen (17/10076 und 17/10479) macht der Senat unterschiedliche Angaben zur Zahl der eingetragenen Objekte (ca. 400 bzw. 1.204). Wie erklärt sich diese Differenz? Welche Zahl ist zutreffend? Antwort zu 7: Die in der Drucksache 17/10076 ange- gebenen ca. 400 denkmalgeschützten Objekte bezogen sich nur auf Industrie- und Gewerbebauten. In der Drucksache 17/10479 sind mit 1204 darüber hinaus auch die denkmalgeschützten Bauten und Anlagen des Verkehrs und der Technik (Stadttechnik zur Gas, Wasser- und Stromversorgung) erfasst. Berlin, den 11. Oktober 2012 In Vertretung Regula Lüscher ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Okt. 2012) 2