Drucksache 17 / 10 945 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Özcan Mutlu (GRÜNE) vom 10. September 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. September 2012) und Antwort Probejahr und RückläuferInnenzahlen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele SchülerInnen haben im vergangenen Schuljahr ein Probejahr an Berliner Gymnasien insgesamt absolviert? Zu 1.: In den 7. Jahrgang der Gymnasien sind insge- samt 11.757 Schülerinnen und Schüler eingetreten. 2. Welche Schulartempfehlungen und Grundschulempfehlungen war diesen SchülerInnen im Vorfeld von der Grundschule jeweils ausgesprochen worden? (sortiert nach Bezirk und Herkunftssprache) 3. Wie viele der SchülerInnen haben das Probejahr tatsächlich nicht bestanden und mussten die Schule zum Schuljahresende wechseln? (sortiert nach Bezirken) Zu 2. und 3.: Zwei Übersichten sortiert nach Bezirk, Bildungsgangempfehlung der Grundschule, Herkunfts- sprache und erfolgreiches Absolvieren der Probezeit sind als Anlage 1 und 2 beigefügt. Sofern Interesse daran be- steht, wie viele Schülerinnen und Schüler die Probezeit bestanden haben, so sind dies 92 %. Entgegen der Förder- prognose verbleiben 1118 Schülerinnen und Schüler am Gymnasium. 4. Wie viele SchülerInnen haben das Gymnasium im letzten Schuljahr freiwillig verlassen? (sortiert nach Be- zirken) Zu 4.: 98 Schülerinnen und Schüler haben das Gym- nasium aus den unterschiedlichsten Gründen während der Probezeit verlassen. Die Sortierung nach Bezirken ist ebenfalls der Übersicht zu entnehmen. 5. Zu welchen Schulen haben die SchülerInnen jeweils gewechselt? Zu 5.: Hierüber liegen keine Erkenntnisse vor. 6. Wie viele SchülerInnen haben an einer „Nachprüfung “ teilgenommen und wie viele dieser haben die „Nachprüfung“ bestanden und durften am Gymnasium bleiben? Zu 6.: Wie viele Schülerinnen und Schüler an der Nachversetzungsprüfung teilgenommen haben, wurde nicht erhoben. Es liegt nur die Zahl derer vor, die die Nachversetzungsprüfung bestanden haben, insgesamt sind dies 53 Schülerinnen und Schüler. 7. Nach welchen zentralen oder dezentralen Kriterien erfolgen diese „Nachprüfungen“? Zu 7.: Die Kriterien für die Nachprüfungen sind in § 24 Sekundarstufen I - Verordnung festgelegt. 8. Welche Festlegungen bezüglich der Klassenfrequenz existieren insgesamt und welche Klassenfrequenz sind für die jeweiligen Klassenstufen vorgegeben? Zu 8.: Eine Festlegung hinsichtlich „Klassenfrequenzen “ gibt es nicht. Ich gehe davon aus, es ist nach den Zumessungsfrequenzen gefragt. Gemäß den Zumessungs- richtlinien 2012/2013 beträgt diese für die Gymnasien in der Jahrgangsstufen 7 bis 10 29, für die Integrierten Se- kundarschulen in der 7. bis 10. Jahrgangsstufe 25 Schüle- rinnen und Schüler. 9. Gibt es festgelegte Höchstfrequenzen für die Anzahl SchülerInnen in einer Klasse? Wenn ja, wie lauten diese? (sortiert nach Schultyp und Klassenstufe) Zu 9.: Eine Höchstfrequenz ist für die Integrierte Se- kundarschule (ISS) in den Jahrgangstufen 7 und 8 fest- gelegt, sie liegt bei 26 Schülerinnen und Schülern. Für Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 945 2 die Gymnasien liegt die Höchstfrequenz bei 32 Schüle- rinnen und Schülern in der Jahrgangsstufe 7. 10. Hat der Senat Kenntnis darüber, wie viele Schulen diese Klassenhöchstfrequenz überschreiten mussten? Zu 10.: Diese Erkenntnisse liegen mit der Veröffent- lichung der Schulstatistik im November 2012 vor. 11. Wie viele „RückläuferInnenklassen“ mussten im laufenden Schuljahr eröffnet werden? (sortiert nach Schu- le und Bezirk) Zu 11.: Dem Senat liegen dazu keine Angaben aus den Bezirken vor. 12. Welche besonderen pädagogischen Maßnahmen werden ergriffen, um den „RückläuferInnen“ den Einstieg in die neuen Schulen zu erleichtern? Zu 12.: Die Integrierten Sekundarschulen arbeiten aufgrund ihrer heterogenen Schülerschaft mit individuel- len Lernangeboten und differenzierenden Maßnahmen. Das erleichtert auch den Umsteigerinnen und Umsteigern den Neueinstieg und kann an den tatsächlichen Leistungs- stand dieser Schülerinnen und Schüler anknüpfen. Eine Kennenlernphase oder eine positive Willkommenskultur für alle neu aufgenommenen Schülerinnen und Schüler im Jahrgang 8 kann den Übergang als Chance für einen Neu- anfang gestalten. Die im Ganztagsbetrieb tätigen Erziehe- rinnen und Erzieher können diese Schülergruppe im Übergang ebenfalls begleiten. 13. Hat der Senat Kenntnisse über psychologische und/oder soziale Schäden, die die SchülerInnen erleiden, wenn sie bereits nach einem Jahr erneut die Schule wech- seln müssen? Zu 13.: Es liegen dazu weder Erkenntnisse noch ent- sprechende Hinweise vor. 14. Wie beurteilt der Senat die Eröffnung einer „Rückläuferschule“ im Bezirk Tempelhof-Schöneberg? Zu 14.: Die Konzentration in einer Schule wird vom Senat kritisch gesehen und kann in der Zusammensetzung nur eine temporäre Lösung sein. Die Versorgung der Schülerinnen und Schüler liegt in der Verantwortung der Bezirksämter, deren Entscheidung vom Senat zu akzeptieren ist. Grundsätzlich sollte eine Schülermischung an der neuen Schule angestrebt werden. 15. Welche Maßnahmen will der Senat ergreifen, um solche Rückläuferklassen- und Rückläuferschulen in Zu- kunft zu vermeiden? Zu 15.: Insgesamt geht das Bestreben dahin, die Zahl derer, die das Probejahr nicht bestehen, deutlich zu redu- zieren. Eine der Maßnahmen ist eine ausführlichere und individuellere Beratung der Eltern vor der Anmeldung an einer weiterführenden Schule, sowie die konsequente Formulierung und Umsetzung von Bildungsvereinbarun- gen an den Gymnasien. 16. Wie beurteilen Sie insgesamt das Probejahr und die RückläuferInnenklassen? Zu 16.: Es ist von zwei Prämissen auszugehen. In Ber- lin gilt der Elternwille und zugleich ist das vorrangige Ziel der Schulart Gymnasium die Studierfähigkeit. Durch die Probezeit wird angestrebt am Gymnasium die Schüle- rinnen und Schüler, die den Anforderungen entsprechen, leistungsstark und eigenverantwortlich arbeiten und Durchhaltevermögen zeigen, zu identifizieren und dann gezielt in Richtung Studierfähigkeit zu fördern. Der Wechsel derjenigen, die diesen Anforderungen nicht entsprechen können, auf eine ISS bietet diesen die Chance, dort ihren Begabungen, Kompetenzen und ihrem Lerntempo entsprechend gefördert zu werden. An der ISS erfahren sie eine gezielte Vorbereitung auf alle Abschlüs- se, auch auf das Abitur, das dort in der Regel nach 13 Jahren abgelegt wird. Die Probezeit wurde von einem halben Jahr auf ein Jahr verlängert, damit alle Schülerinnen und jeder Schüler hinreichend Zeit erhalten, ihre Lernpotentiale zu entfalten und ihre Kompetenzen zu entwickeln. Die Lehrkräfte können die Entscheidung über Bestehen oder Nichtbeste- hen auf der Basis einer längeren Beobachtungszeit des individuellen Entwicklungsprozess sicher fällen. 17. Wann ist mit dem Abschluss der Evaluation zum Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe I zu rechnen? Zu 17.: Auf Grundlage des Beschlusses des Abgeord- netenhauses Berlin vom 25. Juni 2011 zur Weiterentwick- lung der Berliner Schulstruktur hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft eine wissenschaft- liche Untersuchung in Auftrag gegeben, die die Auswir- kungen der Schulstrukturreform und des neuen Über- gangsverfahrens von der Grundschule zu den weiterfüh- renden allgemein bildenden Schulen in Berlin evaluieren soll. Dabei soll die Schulstrukturreform auf die folgenden Ziele hin evaluiert werden: a) alle Kinder und Jugendlichen zu höchstmöglichen schulischen Erfolgen und die übergroße Mehrheit zum mittleren Schulabschluss am Ende der 10. Jahrgangsstufe zu führen b) den Anteil derjenigen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, deutlich zu verringern, c) die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft deutlich zu verringern, d) die Abiturientenquote innerhalb der nächsten zehn Jahre deutlich zu erhöhen. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 945 3 Um Antworten hinsichtlich der Ziele a) bis c) geben zu können, wurde die Untersuchung unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Baumert (Max-Planck-Institut für Bildungs-forschung, Berlin) so angelegt, dass die Schüle- rinnen und Schüler der Stichprobe vom Ende der 6. Jahr- gangsstufe (2010/11) bis zum Abschluss der 10. Jahr- gangsstufe (2014/15) begleitet werden. Die ersten Erfahrungen mit dem seit dem Schuljahr 2010/11 geltenden neuen Aufnahmeverfahren werden derzeit in einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe aus- gewertet. Die Ergebnisse werden spätestens November 2012 vorliegen. Insgesamt ist festzuhalten, dass das Prinzip der Durch- lässigkeit und des Elternwillens systematisch dazu führen, dass es „Umsteiger“ geben wird. Ziel muss eine Minimierung dieser Gruppe sein. Berlin, den 19. November 2012 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. Nov. 2012) Insgesamt Ver- bleib am Gymnasium Insgesamt Abgänge auf die ISS 2) Bezirk Gymnasium oder ISS davon mit Förderprognose Schülerinnen und Schüler, die mit Beginn des Schuljahres erstmalig nach Verlassen der Grundschule am Gymnasium aufgenommen wurden sonstige Abgänge während und am Ende der Probezeit Integrierte Sekundarschule Insgesamt Verbleib am Gymnasium sonstige Abgänge während und am Ende der Probezeit Ergebnis der Probezeit in der 07. Jahrgangsstufe an öffentlichen Gymnasien 1) Schülerinnen und Schüler insgesamt Schuljahr 2011/12 Abgänge auf die ISS 2) Anlage 1 Mitte 899 621 562 59 - 278 173 101 4 FriedrichshainKreuzberg 762 634 612 21 1 128 81 42 5 Pankow 1210 1116 1096 13 7 94 81 12 1 CharlottenburgWilmersdorf 1394 1220 1174 27 19 174 121 48 5 Spandau 707 537 476 59 2 170 112 57 1 SteglitzZehlendorf 1408 1259 1225 23 11 149 115 28 6 TempelhofSchöneberg 1180 1020 975 41 4 160 102 55 3 Neukölln 868 691 637 48 6 177 102 74 1 TreptowKöpenick 970 884 858 18 8 86 72 8 6 MarzahnHellersdorf 637 577 562 15 - 60 44 16 - Lichtenberg 570 545 535 9 1 25 20 5 - Reinickendorf 1152 1034 982 45 7 118 95 23 - insgesamt 11757 10138 9694 378 66 1619 1118 469 32 1) ohne Klassen der 08Y02 - Albert-Schweitzer-Schule (Gymnasium) 2) Stichtag nach Beendigung der Nachversetzungsverfahren ISS = Integrierte Sekundarschule Insgesamt Ver- bleib am Gymnasium Insgesamt Abgänge auf die ISS 2) Bezirk Gymnasium oder ISS davon mit Förderprognose Schülerinnen und Schüler, die mit Beginn des Schuljahres erstmalig nach Verlassen der Grundschule am Gymnasium aufgenommen wurden sonstige Abgänge während und am Ende der Probezeit Integrierte Sekundarschule Insgesamt Verbleib am Gymnasium Abgänge auf die ISS 2) sonstige Abgänge während und am Ende der Probezeit Ergebnis der Probezeit in der 07. Jahrgangsstufe an öffentlichen Gymnasien Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache Schuljahr 2011/12 Anlage 2 Mitte 583 390 343 47 - 193 107 85 1 FriedrichshainKreuzberg 377 259 238 20 1 118 72 42 4 Pankow 52 42 42 - - 10 6 4 - CharlottenburgWilmersdorf 399 301 286 10 5 98 67 30 1 Spandau 285 189 162 27 - 96 55 41 - SteglitzZehlendorf 160 120 107 12 1 40 26 11 3 TempelhofSchöneberg 369 263 241 21 1 106 53 50 3 Neukölln 527 377 336 38 3 150 81 68 1 TreptowKöpenick 55 44 43 1 - 11 8 3 - MarzahnHellersdorf 90 66 60 6 - 24 17 7 - Lichtenberg 87 75 73 2 - 12 8 4 - Reinickendorf 255 202 186 16 - 53 42 11 - insgesamt 3239 2328 2117 200 11 911 542 356 13 1) ohne Klassen der 08Y02 - Albert-Schweitzer-Schule (Gymnasium) ISS = Integrierte Sekundarschule ka17-10945 ka17-10945Anl1 ka17-10945Anl2