Drucksache 17 / 11 039 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Ole Kreins (SPD) vom 27. September 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 01. Oktober 2012) und Antwort Rummelsburger See – Stand der ökologischen Sanierung Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie wird der ökologische Zustand des Rummelsburger Sees durch die Senatsverwaltung für Umwelt eingeschätzt? Antwort zu 1: Der Rummelsburger See zählt limno- logisch zu den durchflossenen Flachseen mit großem Einzugsgebiet . Daraus ergibt sich ein schwach eutropher Referenzzustand mit wasserpflanzenreichem klarem Wasser bzw. mäßiger Phytoplanktonentwicklung. Über die nährstoffreiche Dahme wurden jahrzehntelang massenhaft Phytoplankton und Nährstoffe in den Rummelsburger See eingetragen. Der noch heute zu hohe Nährstoffeintrag durch die Gesamtheit der Zuflüsse und durch wahrscheinliche Rücklösungen der nährstoffreichen Sedimenten induzieren besonders in warmen Sommern mit geringem Abfluss Phytoplanktonblüten, die jedoch seit 10 Jahren rückläufig sind. Sogenannte Aufrahmungen von potentiell giftigen Cyanobacterien aus dem SpreeDahme -System werden in warmen Sommern von der temporären Spundwand abgelenkt und verbleiben im Stromstrich der Spree. Während der vergleichsweise hohen Durchflüsse der letzten zwei Jahre traten keine Massenentwicklungen von Phytoplankton auf, Cyanobacterien spielten eine untergeordnete Rolle. Der Rummelsburger See zeigt trotz seiner geringen Tiefe einen angespannten Sauerstoffhaushalt. Besonders nach Regenereignissen gehen die Sauerstoffwerte im nördlichen und zentralen Teil des Rummelsburger Sees zurück. Auf Grund der nach wie vor bestehenden Belastung mit Schadstoffen weist das Seesediment nach diesjährigen Untersuchungen im Vergleich zu den Spreeufern eine sehr geringe Besiedlungsdichte durch die wirbellose Fauna auf. Die mit Schilf naturnah gestalteten Seeufer bieten einer größeren, wenn auch nicht ausreichenden Artenvielfalt Lebensraum. Der Seewasserkörper kann insgesamt als stabil eingeschätzt werden. Er befindet sich bei den einzelnen Biokomponenten in der Zustandsklasse 3-4, jedoch nicht im guten ökologischen Zustand gemäß der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU. Bakteriologisch weist der See keine Badewasserqualität auf. Er ist nicht als Badegewässer gemäß der Badegewässerverordnung ausgewiesen . Zur ökologischen Bewertung der angrenzenden Siedlungsräume können in dem zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen keine Angaben gemacht werden. Frage 2: Ist die vertiefte Untersuchung des öko- logischen Status des Rummelsburger Sees, wie in der Beantwortung der Kleinen Anfrage Drucksache 16/14402 der Kollegin Birgit Monteiro in Aussicht gestellt, bereits erfolgt? Wenn ja, welche Erkenntnisse liegen vor? Wenn nein, welche Gründe für den Verzicht liegen vor? Antwort zu 2: Mit den vertieften Untersuchungen ist 2011 begonnen worden. Es wird schrittweise vorgegangen . Auf der Grundlage einer detaillierten Sedimentkartierung wurden Messstellen für umfassende biologische , chemische und ökotoxikologische Untersuchungen ausgewählt. 2012 wurden in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde die Sedimente untersucht. Neben der chemischen Zusammensetzung spielten toxikologische Fragestellungen eine Rolle. Die Untersuchungen sind weitestgehend abgeschlossen. Derzeit laufen die Auswertungen. Ein zusammenfassender Ergebnisbericht wird Ende des Jahres vorliegen. Maßgebliche Ergebnisse werden auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt veröffentlicht . Ökologische Erhebungen wurden mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Monitoring gemäß WRRL verknüpft und werden zu Beginn des nächsten Jahres gemeinsam ausgewertet, um Synergieeffekte nutzen zu können. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 039 2 Frage 3: Gibt es signifikante Veränderungen der Wasserqualität der Spree insbesondere in Hinsicht auf Plankton- und Nährstoffgehalt, die die mechanischen Anlagen (Spundwand und Umwälzpumpe) obsolet machen? Antwort zu 3: In den letzten Jahren konnten in der Spree keine signifikanten Veränderungen der Wasserqualität festgestellt werden. Die Anlagen zur ökologischen Stabilisierung werden noch benötigt. Derzeit erfolgt unter Berücksichtigung der vorhandenen Anlagen die Erarbeitung eines integrativen Maßnahmenkonzeptes, mit dem mittel- bis langfristig die gesetzten Entwicklungsziele erreicht werden sollen. Insofern kann über den Weiterbetrieb der Destratifikationsanlage sowie den Verbleib der Spundwand nach Auslaufen der wasserbehördlichen Genehmigung heute keine Aussage getroffen werden. Frage 4: Wie hoch sind die Belastungen des Rummelsburger Sees durch Einträge des Ruschegrabens? Werden die Belastungen periodisch untersucht? Antwort zu 4: Sonderuntersuchungen der Berliner Wasserbetriebe haben gezeigt, dass über den Ruschegraben relevante Einträge an Schwermetallen und anderen Schadstoffen in den Rummelsburger See erfolgen. Regelmäßige Untersuchungen werden nicht durchgeführt. Frage 5: Welche Maßnahmen sind möglich, um die Nährstoffeinträge durch den Marzahn-Hohenschönhauser Grenzgraben zu reduzieren? Liegen Machbarkeitsuntersuchungen für eine Regenwasserreinigungsanlage vor? Antwort zu 5: Im Jahr 2011 wurden Vorunter- suchungen für eine Regenwasserbehandlung am Marzahn-Hohenschönhausener Grenzgraben beauftragt. Zur Bestimmung maßgeblicher Kenngrößen wurde ein einjähriges Messprogramm aufgelegt. Das Untersuchungsprogramm läuft noch. Die Ergebnisse werden Ende des Jahres vorliegen. Nach der Auswertung wird über die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit einer Behandlungsanlage entschieden. Frage 6: Wie ist der Stand der Entschlammung? Wird eine vollständige Entfernung der hochkontaminierten Schlämme im Bereich des nördlichen Ufers angestrebt? Werden alternative Ansätze zur Abdeckung der belasteten Sedimente verfolgt? Antwort zu 6: Bis 2001 wurden 60.000 m³ Nass- schlamm am westlichen Ende des Rummelsburger Sees entnommen. Die Entnahmefläche war mindestens 5 bis 10 m von der Uferlinie entfernt. In den Jahren 2011 und 2012 wurden Uferwände im westlichen Bereich des Sees vor dem Paul-und-PaulaUfer erneuert. Zwischen der alten teilabgebrochenen und der erneuerten Uferwand sowie wasserseitig der erneuerten Uferwand wurde das belastete Sediment bis 2 m unter dem Mittelwasserspiegel auf einer Breite von ca. 10 m entfernt. Das entspricht 500 t Sediment mit einer Belastung kleiner Z2 (Zuordnungswert) und 2.000 t Sediment mit einem Zuordnungswert größer Z2. Der künftige Umgang mit dem Sedimentproblem soll nicht losgelöst von dem integrativen Maßnahmenkonzept für den Rummelsburger See erfolgen. Erste Planungen gehen dahin, zur Sanierung des Flachufers am westlichen Ende des Rummelsburger Sees etwa 30.000 m³ besonders stark belastete Sedimente zu entfernen. Der Entnahmestreifen könnte landseitig der vorhandenen Uferlinie beginnen und sich bis zu 30 m in den See hinein erstrecken , wobei einzelne landschaftsprägende Uferbäume zu schützen wären. Unterwasserböschungen könnten durch mineralische Auffüllungen wiederhergestellt werden. Unter den Auffüllungen verbleiben Sedimente, die als nicht bedenklich bewertet werden. Das Abdecken verbleibender, nicht tragfähiger Sedimente durch mineralische Auffüllungen ist technisch für die vorhandenen Verhältnisse nicht erprobt. Ein temporäres Versuchsfeld (B/L 13 m/20 m) wurde daher wasserseitig vor der erneuerten Uferwand auf AltStralauer Seite hergestellt und wird beobachtet. Frage 7: Wie entwickeln sich die Indikatoren des mit polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen, Alkylphenolen , Mineralölkohlenwasserstoffen und monozyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen belasteten Grundstücks in der Straße Alt-Stralau im Rahmen des Grundwassermonitorings? Antwort zu 7: Die aktuellen Monitoringergebnisse zeigen gegenüber den Vorjahren den grundsätzlichen Fortbestand der Belastungssituation im zentralen Grundstücksbereich an. In den ufernahen Bereichen hat sich die Situation dagegen deutlich verbessert. Aufgrund der weiterhin vorhandenen Belastungen im zentralen Grundstücksbereich (ehemaliger Flaschenturm) wird das Grundwassermonitoring fortgesetzt. Frage 8: Wie weit ist die Umsetzung der Sanierung des Grundstücks in der Kynaststraße vorangeschritten? Wie hoch ist am Nordufer die Gefahr von Sickerungseinträgen solcher Altlasten? Antwort zu 8: Im Zeitraum Februar bis Juni 2012 wurde auf dem Grundstück eine Bodensanierung mittels Bodenaustausch durchgeführt. Im Ergebnis der Sanierung wurden ca. 4.100 t Boden und Bauschutt vom Grundstück entfernt und durch unbelasteten Boden (Z0-Qualität) ersetzt . Die Bodensanierung wurde durch eine lokale Grundwasserfassung unterstützt. Nach heute vorliegendem Erkenntnisstand sind die durchgeführten Maßnahmen in Bezug auf die aktuelle Nutzung ausreichend, um den Menschen und die Umwelt vor weiteren Gefahren zu schützen. Eine abschließende Beurteilung kann erst nach Vorliegen der Ergebnisse aus dem nachsorgenden Monitoring erfolgen. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 039 3 Frage 9: Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus den Belastungen des Rummelsburger Sees und den Grundstücken an der Rummelsburger Bucht in Bezug auf die Entwicklung des Gebietes als Wohngebiet im Rahmen des Bebauungsplan XVII-4 An der Mole? Antwort zu 9: Die Belastungen des Rummelsburger Sees haben nach gegenwärtigen Erkenntnissen keine Auswirkungen auf die Entwicklung der im Geltungsbereich des Bebauungsplanes XVII-4 geplanten Wohngebiete . Berlin, den 26. Oktober 2012 In Vertretung C h r i s t i a n G a e b l e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. Nov. 2012)