Drucksache 17 / 11 075 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 09. Oktober 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 15. Oktober 2012) und Antwort Berufliche Schulen als Steuerungsakteure im Bildungssystem Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. An welchen der derzeit laufenden Forschungspro- jekte des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsschwerpunktes „Steuerung im Bildungssystem“ ist das Land Berlin beteiligt? Wann ist bei den einzelnen Vorhaben mit Zwischen- bzw. Endergebnissen zu rechnen? Zu 1.: Im Bereich der allgemeinbildenden Schulen ist Berlin an folgenden Verbundprojekten bzw. Einzelprojekten des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsschwerpunktes „Steuerung im Bildungssystem“ (SteBis) beteiligt : − Schulen als Steuerungsakteure im Bildungssystem (StaBil), − Schulleitungshandeln zwischen erweiterten Rech- ten und Pflichten (SHaRP), − Nichtintendierte Effekte neuer Steuerung im Schulsystem - theoretische Konzeptualisierung und Instrumentenentwicklung zur empirischen Erfassung , − Realisierung testbasierter Schulreform in der Mehrebenenstruktur des Schulsystems. Die Berliner Hochschulen sind an drei der insgesamt zehn Forschungsprojekte beteiligt: Ein Teilvorhaben des Projektes „Die Realisierung test- basierter Schulreform in der Mehrebenenstruktur des Schulsystems“ wird seit 01.05.2010 an der Freien Universität Berlin durchgeführt. Ziel des Projektes ist eine mehrebenenanalytische Betrachtung der Wahrnehmung von Verantwortung im Rahmen gestiegener Schulautonomie . Untersucht wird hierzu besonders das Verhältnis der wahrgenommenen Verantwortung zur zentralen Administration von Tests, Bildungsstandards, Rückmeldeverfahren und begleitenden Regel- bzw. Unterstützungsstrukturen der Schulaufsicht. Erste Zwischenergebnisse liegen vor. Des Weiteren sind beide Teilvorhaben des Verbundprojektes „Schulen als Steuerungsakteure im Bildungssystem “ an Berliner Universitäten angesiedelt: Seit 01.07.2010 wird ebenfalls an der Freien Universität Berlin das Projekt „Bedingungen und Effekte der Entwicklung evaluativer Potenziale“ durchgeführt. Hierbei wird mittels einer flächendeckenden Befragung Berliner und Brandenburger Schulleiterinnen und Schulleiter und Funktionsinhaberinnen und Funktionsinhaber eine Bestandsaufnahme der schulischen Evaluationspolitik und -praxis einschließlich ihrer organisationalen Bedingungen erarbeitet. Zudem werden Fallstudien an systematisch ausgewählten Schulen durchgeführt, um eine differenzierte Beschreibung von Widerständen und Erfolgsbedingungen einer Nutzung evaluativen Wissens zu erhalten. Auch hier liegen erste Zwischenergebnisse vor. Das zweite Teilprojekt des Forschungsprojekts „Schulen als Steuerungsakteure im Bildungssystem“ wird an der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt. Am 01.10.2010 startete das Projekt „Optimale Rückmeldeformate zur Unterstützung evaluativer Potenziale in Schulen“. Hierbei geht es darum, auf Basis identifizierter Nutzungsprofile Varianten elektronischer Rückmeldeformate zu entwickeln, zu evaluieren und die Effekte unterschiedlicher schulischer Evaluationspraxen auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler zu untersuchen. Mit der Veröffentlichung der ersten Teilergebnisse ist in Kürze zu rechnen. Mit den Endergebnissen der Projekte wird im Frühherbst 2013 gerechnet. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 075 2 2. Inwieweit sind berufsbildende Schulen in eines dieser Forschungsprojekte einbezogen bzw. hat sich der Senat vor dem Hintergrund des schulgesetzlichen Auftrags der Weiterentwicklung der Berliner berufsbildenden Schulen bzw. Oberstufenzentren zu Kompetenzzentren dafür eingesetzt, diesen Schultyp in die Untersuchungen mit ein zu beziehen? Zu 2.: Die beruflichen Schulen sind in die genannten Projekte nicht direkt einbezogen. 3. Inwiefern erhofft sich der Senat aufgrund welcher Vergleichbarkeiten im Hinblick auf Fragen des Schulleitungshandelns , der Organisations- und Unterrichtsentwicklung , der (Selbst-)Evaluationskultur etc. eine Übertragbarkeit der Ergebnisse der Studien auf die berufsbildenden Schulen auch ohne, dass sie in die empirischen Datenerhebungen mit einbezogen waren? Zu 3.: Der „Handlungsrahmen Schulqualität in Berlin - Qualitätsbereiche und Qualitätsmerkmale guter Schule“ enthält die Qualitätsbereiche und Qualitätsmerkmale für die öffentlichen Schulen Berlins. Er ist eine normative, für alle öffentlichen Schulen geltende Vorgabe und insofern auch für die beruflichen Schulen Berlins relevant. 4. Welche anderen Institutionen und Mittel stehen für Bildungsforschung an beruflichen Schulen derzeit ansonsten noch bereit bzw. welche Forschungsprojekte sind hier mit Beteiligung des Landes Berlin bzw. Berliner (Hoch-)Schulen derzeit in Arbeit? Zu 4.: Als ein zentrales Institut, das bundesweit Berufsbildungsforschung betreibt, ist das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zu nennen. Diesem obliegen folgende Aufgaben: Grundlagen der Berufsbildung zu klären, inländische, europäische und internationale Entwicklungen zu beobachten , Anforderungen an Ziele und Inhalte der Berufsbildung zu ermitteln, eine Weiterentwicklung der Berufsbildung in Hinblick auf gewandelte Erfordernisse vorzubereiten sowie Instrumente und Verfahren der Vermittlung von Berufsbildung sowie den Wissens- und Technologietransfer zu fördern. In diesem Zusammenhang erfolgen auch im Raum Berlin/Brandenburg regelmäßig Erhebungen, sowohl in Kooperation mit den Hochschulen als auch mit Trägern und Einrichtungen der beruflichen Bildung. Zusätzlich gibt es an der Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik, immer wieder Forschungsprojekte zur Berufsbildung im Rahmen der Arbeitsschwerpunkte „Empirische Berufsbildungsforschung “, „Internationaler Vergleich im Bereich Integration Jugendlicher in die berufliche (Erst-)Ausbildung bzw. in das Erwerbsleben“ und „Qualität von Institutionen der (wirtschafts-)beruflichen Ausbildung /Qualifikation“. An der Technischen Universität Berlin wird Berufsbildungsforschung hauptsächlich am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre betrieben. Zudem werden auch am Institut für Erziehungswissenschaft - Fachgebiet Schul- und Berufspädagogik - einzelne Projekte realisiert. Berlin, den 05. November 2012 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Nov. 2012)