Drucksache 17 / 11 234 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Danny Freymark (CDU) vom 21. November 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. November 2012) und Antwort Prüfungsergebnisse der Berliner Medizinstudenten Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hoch war die Bestehensquote der Studenten der Humanmedizin an der Berliner Charité bei den Prüfungen im ersten und zweiten Staatsexamen in den letzten sechs Semestern? Zu 1.: Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung - Be- stehensquote Schriftl. Mündlich März 2010: 81,2 % 93,6 % August 2010: 82,1 % 92,9 % März 2011: 85,4 % 95,5 % August 2011: 78,7 % 95,2 % März 2012: 77,5 % 91,1 % August 2012: 47,8 % 84,4 % Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung - Beste- hensquote Schriftl. Mündlich April 2010: 87,5 % 99,4 % Oktober 2010: 93,5 % 99,5 % April 2011: 90,6 % 100 % Oktober 2011: 97,5 % 99,4 % April 2012: 96,3 % 99,5 % Oktober 2012: 96,7 % offen 2. Inwieweit trifft es zu, dass bei den letzten Prüfun- gen zum 1. Staatsexamen (Physikum) 61 % der Studenten durchgefallen sind, auf welche Ursachen führt der Senat dies zurück und welche Konsequenzen zieht der Senat daraus? Zu 2.: Bei den schriftlichen Prüfungen des Ersten Ab- schnitts der Ärztlichen Prüfung („Physikum“) haben 52, 1 % der Studierenden die Prüfung nicht bestanden. Die Ursache hierfür ist die Tatsache, dass es sich um dramatisch leistungsschwächere Prüflinge gehandelt hat, die sich entweder bereits in der ersten oder zweiten Wie- derholungsprüfung befunden haben (61,5 %), also bereits eine oder zwei schriftliche Prüfungen erfolglos absolviert hatten. Überdies gehörten nur 6,5 % der Prüflinge in Ber- lin der sog. Referenzgruppe an (das sind die Prüflinge, die im 4. Fachsemester innerhalb der vorgesehenen Mindest- studienzeit zur Prüfung zugelassen werden), die bundes- weit aus naheliegenden Gründen überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielen. Die Prüflinge der Referenz- gruppe in Berlin befanden sich auch nur deswegen (noch) im 4. Fachsemester, weil sie mehrere Urlaubssemester genommen hatten. Hintergrund für die „Leistungsschwäche“ der Prüfungskohorte in Berlin ist die Tatsache, dass seit dem Wintersemester 2010 der Modellstudiengang an der Cha- rité eingeführt und der Regelstudiengang für Erstsemester aufgelöst wurde. Da für Modellstudierende kein Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung vorgesehen ist, melden sich für den Ersten Abschnitt ausschließlich noch Studie- rende des Regelstudienganges an. Dies sind nunmehr aus- schließlich Studierende, die bereits vor sechs oder mehr Semestern immatrikuliert wurden und sich erst jetzt, weil sie früher, innerhalb der Regelstudienzeit, notwendige Leistungsnachweise für die Zulassung nicht erfolgreich erwerben konnten, zum „1. Staatsexamen“ angemeldet haben. Entsprechend ist die derzeitige Situation in Berlin nicht vergleichbar mit der in anderen Bundesländern bzw. mit Prüfungskohorten anderer Hochschulen. Vielmehr werden auch die zukünftigen Prüfungen des Ersten Ab- schnitts in Berlin dadurch gekennzeichnet sein, dass eine einzigartig hohe Anzahl an Wiederholerinnen bzw. Wie- derholern neben einer einzigartig hohen Anzahl an hoch- semestrigen Prüflingen die Prüfungskohorte und damit auch deren Leistungsstärke prägt. Entsprechend handelt es sich bei der niedrigen Bestehensquote bzw. der hohen Durchfallquote um das Ergebnis einer berlinspezifischen Ausnahmesituation infolge der Einstellung des Regelstu- Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 234 2 dienganges zum Wintersemester (WS) 2010. Es muss davon ausgegangen werden, dass auch in der nächsten Prüfung die Ergebnisse ähnlich schlecht oder noch schlechter ausfallen werden. 3. Wie stellt sich diese Berliner Situation im Vergleich zu anderen Hochschulen im Bundesgebiet dar und wie bewertet der Senat die Situation an der Berliner Charité in diesem Zusammenhang? Zu 3.: Die Ergebnisse im Ersten Abschnitt der Ärztli- chen Prüfung lagen im Mittel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den letzten sechs Semestern, im Frühjahr jeweils über dem Bundesdurchschnitt und im Herbst je- weils unter dem Bundesdurchschnitt. Diese Schwankung ist mit der semesterweisen Immatrikulation in nur noch 8 von 36 Fakultäten (28 Fakultäten immatrikulieren einmalig jährlich im Herbst) und einer somit unterschiedlichen Vergleichsgruppe in Frühjahr- und Herbstprüfungen zu erklären. Bei Betrachtung der Referenzgruppenteilnehme- rinnen und -teilnehmer (Erstteilnehmerinnen und -teil- nehmer innerhalb der Mindeststudienzeit) lagen die Er- gebnisse nahe um den Bundesdurchschnitt. Die Ergebnisse im Zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung lagen im Mittel aller Teilnehmerinnen und Teil- nehmer in den letzten sechs Semestern jeweils nahe um den Bundesdurchschnitt. Bei Vergleich der Referenz- gruppenteilnehmerinnen und -teilnehmer (Erstteilnehmerinnen und -teilnehmer innerhalb der Mindeststudienzeit) lagen die Ergebnisse jeweils im oder über dem Bundes- durchschnitt. Wie bereits in der Antwort zu 2. dargelegt, ist davon auszugehen, dass die durchschnittlichen Ergebnisse aus- schließlich bezogen auf Studierende mit hohen Semester- zahlen und auf Wiederholerinnen bzw. Wiederholer nicht besser ausfallen. Die guten bzw. besseren Ergebnisse an- derer Hochschulen basieren im Wesentlichen auf den gu- ten Ergebnissen der Referenzgruppe, die i.d.R. zwischen 70 und 90 % der Prüfungskohorte ausmacht, die in Berlin aber aus den dargelegten Gründen gegen 0 tendiert. Berlin, den 10. Dezember 2012 In Vertretung Dr. Knut Nevermann Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Jan. 2013)