Drucksache 17 / 11 370 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Turgut Altug (GRÜNE) vom 18. Dezember 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 19. Dezember 2012) und Antwort Natur erleben - auch in der Innenstadt! Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Frage:1.: Wann ist mit einer Veröffentlichung des Ab- schlussberichts der Voruntersuchung zum Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Naturerfahrungsräume in Großstädten am Beispiel Berlin“ zu rechnen? Antwort zu 1: Nach Auskunft des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) vom 08.01.2013 wird die Veröffentli- chung derzeit vorbereitet. Man rechnet mit der Veröffent- lichung zu Ende Februar bzw. Anfang März 2013 in den BfN-Skripten als Druckerzeugnis und als PDF-Dokument auf der website des Bundesamtes für Naturschutz. Frage 2.: Wurden auf den im o.g. Abschlussbericht empfohlenen Flächen inzwischen Naturerfahrungsräume realisiert? Wenn nein, warum nicht? Antwort zu 2: Die Stiftung Naturschutz Berlin hat von 2011 bis 2012 den ersten Teil eines Entwicklungs- und Erprobungsvorhabens „Naturerfahrungsräume in Großstädten am Beispiel Berlin“, finanziert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- cherheit, durchgeführt und mit einem Bericht zur Vorun- tersuchung abgeschlossen. Diese Voruntersuchung diente u.a. der Flächenauswahl und Gewinnung potentieller Trä- ger. Im Ergebnis empfiehlt die Vorstudie, im Rahmen eines zweiten Projektteils (Hauptuntersuchung) 5 Naturer- fahrungsräume zu schaffen und mindestens über 3 Jahre zu betreiben. Die Hauptuntersuchung, die zu 66% vom Bundesmi- nisterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit finanziert werden würde, konnte wegen ungeklärter Mo- dalitäten der Kofinanzierung durch das Land Berlin noch nicht beantragt werden. Frage 3.: Welche Maßnahmen hat der Senat ergriffen, um die zur Finanzierung des geplanten Hauptvorhabens erforderlichen (Dritt-)Mittel zu beschaffen bzw. bereit zu stellen? Antwort zu 3: In den Haushaltsplanungen der Jahre 2013 bis 2015 sind von der Senatsverwaltung für Stadt- entwicklung und Umwelt 180.000,- € und vom Landesbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege 45.000,- € für die Hauptuntersuchung vorgesehen. Es bleibt bei dreijähriger Projektlaufzeit eine Finanzierungs- lücke an Mitteln des Landes Berlin von rund 700.000,- €. Da hierfür bisher keine Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, bemüht sich der Senat um das Einwerben dieser Mittel bei Stiftungen. Am 08.01.2013 wurde vom Bundesamt für Natur- schutz bestätigt, dass der für die Hauptstudie erforderliche Finanzierungsanteil des Bundes in der Haushaltsplanung 2013 berücksichtigt worden ist. Frage 4.: Wann ist mit der Durchführung des Haupt- vorhabens zu rechnen? Antwort zu 4: Sobald die Kofinanzierung sicherge- stellt ist. Frage 5.: Wie beurteilt der Senat die Bedeutung von Naturerfahrungsräumen, insbesondere für die Umwelt- und Naturschutzbildung, die Lebensqualität sowie die Persönlichkeits- und Sozialentwicklung von Kindern in den stark verdichteten Innenstadtbezirken? Antwort zu 5: Naturerfahrungsräume (NER) sind na- turbestimmte Flächen, die ohne größere Infrastruktur ins- besondere Kindern ein weitgehend selbstbestimmtes Na- turerleben ermöglichen sollen. Durch eine wohnungsnahe Lage sollen NER Alltagserfahrungen mit naturhaften Elementen auch für solche Kinder ermöglichen, die in verdichteten Stadtgebieten in einem sozialen Umfeld le- Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 370 2 ben, das nur wenig an bewusster Förderung von Natur- kontakten bietet. Mit dieser Zielsetzung ergänzen NER bewährte Einrichtungen (z.B. Waldschulen) in einem wichtigen Bereich der Daseinsfürsorge. NER entsprechen wichtigen kindlichen Grundbedürfnissen und unterstützen das Verständnis von Heranwachsenden als Teil der Natur. Kinder brauchen zu ihrer gesunden Entwicklung den Umgang mit natürlichen Elementen und besonders mit anderen Lebewesen, also mit Boden, Wasser, Pflanzen und Tieren, und dies möglichst in direkter Wohnumge- bung, um alltäglich diese Erfahrungen machen zu können. Aus vielen Untersuchungen ist bekannt, dass solche All- tagserfahrungen mit Naturelementen emotionale Bindun- gen zur Natur, aber auch zu Menschen stärken und sich positiv auf Kreativität, Wahrnehmungs- und Konzentrati- onsfähigkeit sowie Empathie auswirken. Naturerfahrungs- räume tragen darüber hinaus auch innerhalb der Stadt zur Lebensqualität von Familien mit Kindern bei und können somit einen Beitrag zur Begrenzung weiterer Suburbani- sierung leisten. Naturerfahrungsräume, deren Etablierung auch innerhalb bestehender Grünanlagen möglich ist, können daher ein innovatives Instrument zur Verbindung sozialer, gesundheits- und naturschutzbezogener Ziele in urbanen Lebensräumen werden. Sie erhöhen die Nach- haltigkeit unserer Gesellschaft, indem sie Lebendigkeit und verkörperte Identität stärken. Bislang sind sie aller- dings noch nicht ausreichend unter innerstädtischen Be- dingungen Berlins erprobt worden. Berlin, den 29. Januar 2013 In Vertretung Gaebler ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Feb. 2013)