Drucksache 17 / 11 376 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Alexander J. Herrmann (CDU) vom 19. Dezember 2012 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Dezember 2012) und Antwort Wildtierschutz II – Artenvielfalt in Berlin? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viele der in Berlin vertretenen ca. 20.000 Tierarten stehen auf der Berliner Roten Liste als a. Arten, die in Berlin von der Ausrottung oder vom Aussterben bedroht sind, b. Arten, die in Berlin stark gefährdet sind, c. Arten, die in Berlin gefährdet sind, d. Arten, die in Berlin sehr wahrscheinlich gefährdet sind und für die einzelne Untersuchungen eine Ge- fährdung erkennen lassen? Antwort zu 1 a-d: Großstädte wie Berlin zählen in Eu- ropa einerseits vielfach zu den Hotspots der Biodiversität, andererseits verändern in einer Großstadt auch eine Viel- zahl von Gefährdungsursachen, wie z.B. Grundwasserab- senkung und Überbauung, die Lebensräume von Pflanzen und Tieren schneller und intensiver als im ländlichen Raum. Die Auswirkungen auf Flora und Fauna werden seit 1982 in den verschiedenen Roten Listen Berlins do- kumentiert. Traditionell wird die Erarbeitung der Roten Listen vom Landesbeauftragten für Naturschutz und Land- schaftspflege organisiert und koordiniert. Die Roten Lis- ten der gefährdeten Pflanzen und Tiere von Berlin sind ein Gemeinschaftswerk, an dem rund 50 Personen mitge- wirkt haben. Mit der Fortschreibung der Roten Listen werden auch Gesamtartenlisten für die jeweiligen Orga- nismengruppen erarbeitet. Damit wird nicht nur die Ge- fährdung von Arten dokumentiert, sondern gleichzeitig auch konkrete Grundlagen über die Artenvielfalt zur Ver- fügung gestellt. Beispielsweise ist in dem gerade veröffentlichten Ber- liner Florenatlas die beeindruckende Vielfalt der wild- wachsenden Farn- und Blütenpflanzen erstmalig in Ver- breitungskarten dokumentiert worden. Gleichzeitig wer- den dort Veränderungen und Gefährdungen der Flora in den vergangenen 150 Jahren aufgezeigt und kommentiert. Mit der im Jahr 2012 vom Abgeordnetenhaus be- schlossenen "Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt" wurde ein deutliches Zeichen zur Sicherung der Arten- vielfalt im Land Berlin gesetzt. Ein wichtiger Baustein dieser Strategie ist z.B. das Berliner Florenschutzpro- gramm, mit dem hochgradig gefährdete prioritäre Zielar- ten des Florenschutzes Erhaltungsstrategien und konkrete Maßnahmen erarbeitet werden. Durch die im Floren- schutzprogramm erarbeiteten Zielsetzungen und Maß- nahmen soll das Aussterben von naturschutzfachlich be- sonders wertvollen Pflanzenarten in Berlin verhindert werden. Wenn die Berliner Strategie zum Erhalt der Biologi- schen Vielfalt in den nächsten Jahren umgesetzt wird, ist zu erwarten, dass sich dies auch bei der Fortschreibung der Roten Listen positiv bemerkbar machen wird. Die aktuellen Artenlisten mit den Roten Listen wur- den zuletzt 2005 als CD veröffentlicht und stehen auf den Internetseiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt allgemein zur Verfügung unter http://www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/naturs chutz/artenschutz/de/rote_listen/index.shtml. Darin werden für viele, jedoch nicht alle Artengrup- pen der Artenbestand in Berlin und die jeweilige Gefähr- dung dokumentiert. Insgesamt sind knapp 10.000 Arten bewertet worden. Im Einzelnen stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 376 2 Organismen- Gefährdungskategorien gruppe Artenzahl 0 1 2 3 G R ∑ [%] Algen 27 14 2 3 0 5 0 24 88,9 Brandpilze 95 44 22 0 7 0 0 73 76,8 Flechten 244 59 5 19 27 12 4 126 51,6 Moose 405 113 62 29 37 14 31 286 70,6 Gefäßpflanzen 1.393 203 197 88 103 21 53 665 47,7 Säugetiere 59 4 2 3 8 4 5 26 44,1 Brutvögel 178 30 14 13 10 0 4 71 39,9 Reptilien 7 2 0 0 4 0 1 7 100,0 Amphibien 14 1 2 3 3 0 0 9 64,3 Fische und Neunaugen 36 8 2 4 6 0 0 20 55,6 Schnecken 127 11 9 16 16 7 0 59 46,5 Muscheln 26 3 6 4 3 0 0 16 61,5 Libellen 58 8 6 8 8 0 0 30 51,7 Heuschrecken und Grillen 46 8 8 2 1 3 0 22 47,8 Wanzen 457 46 36 52 3 33 170 37,2 Netzflüglerartige 74 5 0 0 10 2 0 17 23,0 Laufkäfer 288 34 23 23 24 4 6 114 39,6 Wasserkäfer 186 16 19 19 20 12 0 86 46,2 Kurzflügelkäfer 815 30 54 73 90 1 22 270 33,1 Holzbewohnende Käfer 791 51 18 91 135 12 3 310 39,2 Rüsselkäfer 542 85 34 47 46 0 0 212 39,1 Bienen und Wespen 664 98 45 50 50 33 0 276 41,6 Köcherfliegen 114 5 9 7 25 0 0 46 40,4 Schnabelfliegen 5 0 0 0 0 0 0 0 - Raubfliegen 39 7 2 2 4 3 2 20 51,3 Spinnen 537 52 53 23 41 10 10 189 35,2 Weberknechte 24 0 0 0 1 0 1 2 8,3 Die in der Tabelle genannten Gefährdungskategorien bedeuten: 0 = erloschen, 1 = vom Erlöschen bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, G = Gefährdung anzunehmen, R°= extrem selten. Berlin, den 18. Januar 2013 In Vertretung C h r i s t i a n G a e b l e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Jan. 2013)