Drucksache 17 / 11 570 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriele Hiller (LINKE) vom 13. Februar 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Februar 2013) und Antwort Sport im Alter – welche Schwerpunkte setzt der Senat? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Menschen im Seniorenalter sind in den gemeinnützigen Sportorganisationen des Landes Berlin z.Z. organisiert und welche Sportarten werden dabei be- vorzugt betrieben (bitte getrennt nach Geschlechtern an- geben)? Zu 1.: Der Landessportbund Berlin definiert die Al- tersgruppe 50+ als Menschen im Seniorenalter. Gemäß dieser Definition gibt es 158.996 Mitgliedschaften von Menschen im Seniorenalter in den Mitgliedsorganisatio- nen des Landessportbund Berlin (LSB), davon 91.074 männliche und 67.922 weibliche Mitgliedschaften. (vgl. Verbandsstatistik des LSB unter http://www.lsb-berlin .net/uploads/media/003 _Verbandsstatistik_Alter_ Ge- schlecht_zum_01.01.2012_01.pdf vom 04.03.2013). Welche Sportarten bevorzugt betrieben werden, kann mit Hilfe der vorliegenden LSB-Statistiken nicht beantwortet wer- den. Rückschlüsse hierzu können jedoch durch die Mit- gliedschaften in den einzelnen Verbänden abgeleitet wer- den. Zu den Verbänden mit den meisten Mitgliedschaften von Menschen im Seniorenalter zählen 1. der Berliner Turn- und Freizeitsport-Bund (34.000 gesamt / 10.731 männlich / 23.269 weiblich), 2. der Berliner Fußball-Ver- band (16.590 / 14.563 / 2.027), 3. der Behinderten-Sport- verband Berlin (14.000 / 4.606 / 9.394), 4. der Tennis- Verband Berlin Brandenburg (13.028 / 7.950 / 5078), 5. Betriebssportverband Berlin-Brandenburg (10.320 / 6.997 / 3.323) (vgl. ebenfalls Verbandsstatistik des LSB unter http://www.lsb-berlin.net/uploads/media/003 _Verbandsstatistik Alter Geschlecht zum_ 01.01.2012_01.pdf vom 04.03.2013) 2. Welche Grundsatzpositionen vertritt der Senat im Hinblick auf den Seniorensport und wie unterstützt er das wachsende Interesse von Menschen im Seniorenalter, Sport im Verein zu treiben? Zu 2.: Der Senat setzt sich dafür ein, dass das vielfäl- tige Sportangebot für ältere Menschen bedarfsgerecht weiterentwickelt wird, um möglichst vielen Menschen eine aktive Teilhabe am Sport bis ins hohe Alter zu er- möglichen. Bewegung, Spiel und Sport älteren Berlinerinnen und Berlinern zugänglich zu machen, ist seit Anfang der neunziger Jahre Ziel der Berliner Sportpolitik. 3. Welche speziellen Anforderungen ergeben sich nach Kenntnis des Senats für den Sport im Seniorenalter und wie stellen sich die Bedingungen in der Realität dar, unter denen Menschen im Seniorenalter Sport treiben? Zu 3.: Verschiedene wissenschaftliche Untersuchun- gen belegen, dass regelmäßige körperliche Aktivität eine wesentliche Verbesserung der Gesundheit bewirkt und damit einen Beitrag zum Erhalt der Selbständigkeit bei älteren Menschen leisten kann. Auch mit fortgeschritte- nem Lebensalter kann bei „Untrainierten“ dieser positive Effekt durch den Einstieg in ein aktives Bewegungs- bzw. Sportverhalten erzielt werden. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, den älteren Menschen ein breites Ange- botsspektrum zu bieten. Diese spannt sich z.B. von der „Sitzgymnastik“ bis hin zu Wettkämpfen - und der gezielten Vorbereitung dafür - in den Seniorenaltersklassen. Anbieter sind neben den Sportvereinen u.a. freie Träger bzw. Senioreneinrichtungen. Daraus ergeben sich auch vielfältige Anforderungen an die Räumlichkeiten und die personelle Betreuung der Angebote. Auch bei dieser Altersgruppe können die Angebote nur als Aufforderung zu mehr Bewegung und Sport sein, grundsätzlich bedarf es eines Mindestmaßes an Eigenini- tiative, die Angebote wahrzunehmen. Aus Sicht der Se- natsverwaltung für Inneres und Sport gibt es in Berlin ein sehr gutes Sport – und Bewegungsangebot für ältere Menschen . Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 570 2 4. Welche Angebote zur Ausbildung von Übungslei- ter/-innen mit speziellen Kenntnissen zum Seniorensport gibt es und wie werden sie angenommen? Zu 4.: Die Sportschule des LSB bietet im Rahmen ih- rer Ausbildung zum Erwerb der C-Lizenz (Deutscher Olympischer Sportbund) 1. Lizenzstufe das Profilseminar „Seniorensport“ an. Laut Informationen der Sportschule wird diese Ausbildung wie folgt angenommen: Im Jahre 2012 nahmen 41 Personen an dieser Ausbildung teil. Au- ßerdem wurden im Jahre 2012 36 dieser Übungsleiterli- zenzen durch die Sportschule verliehen. Darüber hinaus bietet die Sportschule in 2013 zum Thema Seniorensport die Themenwoche „Gesund und aktiv älter werden“ an, im Rahmen derer verschiedene Fortbildungen zum Sport mit Seniorinnen und Senioren durchgeführt werden. Wei- tere Veranstaltungen im Bereich Übungsleiterausbildung zum Thema Sport mit Senioren sind darüber hinaus Veranstaltungen des LSB in Kooperation mit dem ev. Geriatriezentrum und dem Arbeitskreis Berliner Senioren, in 2013 zu folgenden Themen: „Osteoporose … Ernährung und Bewegung“, „Füße… sind das zweite Herz“ und „Krebs … Bewegung und Sport“. 5. Wie stellt sich die Turnhallensituation für Senio- rensportgruppen dar bzw. welche Möglichkeiten des Sporttreibens ergeben sich außerhalb von Sportanlagen? Wie schätzt der Senat die Versorgungssituation ein? Zu 5.: Die Vergabe der öffentlichen Sportanlagen liegt in der Verantwortung der Bezirke. Die Beantragung der Hallenzeiten erfolgt durch die Vereine. Die Angebote für Seniorinnen und Senioren stehen damit in der Konkurrenz zu Angeboten für andere Altersgruppen. Nach Kenntnis der Senatsverwaltung für Inneres und Sport gibt es bei der Vergabe keine spezifischen Probleme, die sich auf die Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren beziehen. Ein Teil der Sport- und Bewegungsangebote wird au- ßerhalb von öffentlichen Sportanlagen umgesetzt, z.B. in Mehrzweckräumen von Senioreneinrichtungen. Darüber hinaus setzt sich der Landessportbund Berlin bereits seit mehreren Jahren für die Einrichtung der sog. „Senioren Aktivplätze“ ein. Diese Plätze liegen in der Regel in öffentlichen Grünanlagen und sind mit Geräten ausgestattet, mit deren Hilfe Menschen im Seniorenalter zum Sport motiviert werden sollen. Gegenwärtig gibt es 17 Plätze, verteilt auf 9 Bezirke, in Spandau befindet sich eine An- lage im Bau. Lediglich in Treptow-Köpenick, Pankow und Marzahn-Hellersdorf gibt es noch keinen dieser Plät- ze. Die Versorgungssituation wird im Allgemeinen als aus- reichend bis gut eingeschätzt. Allerdings muss nach der Berliner Bevölkerungsprognose bis 2030 von einer Zu- nahme der Altersgruppe 65 – 80 Jahre von rund 14% ausgegangen werden. Dies gilt es bei der Sportstättenplanung zu berücksichtigen. 6. Welche Formen der Zusammenarbeit mit Kranken- kassen gibt es in Berlin, um Sport für Seniorinnen und Senioren zu fördern und welchen Handlungsbedarf sieht der Senat diesbezüglich? Zu 6.: Nach Kenntnis der Senatsverwaltung für Inne- res und Sport gibt es keine altersspezifische Kooperation für Seniorinnen und Senioren zwischen dem Sport und Krankenkassen. Die verschiedenen Kooperationen und auch (anteiligen) Kostenübernahmen basieren auf medizi- nischen bzw. präventiven Aspekten. Da Lebensalter an sich keine Erkrankung ist, kann dieses Verfahren der Krankenkassen aus Sicht der Senatssportverwaltung nach- vollzogen werden. 7. Wie werden die Landesseniorenvertretung des Landes Berlin und der Landesseniorenbeirat in die Erar- beitung und Umsetzung der sportpolitischen Positionen des Senats und des Landessportbundes zum Seniorensport einbezogen? Zu 7.: In grundsätzlichen Fragestellungen den Senio- rensport betreffend ist der Landesseniorenbeirat Berlin (LSBB) als Interessenvertretung älterer Menschen auf Landesebene für die Senatsverwaltung für Inneres und Sport ein wichtiger Ansprechpartner. Beispielsweise wur- den die Anregungen des LSBB im Rahmen der Bearbei- tung der "Leitlinien der Seniorenpolitik - Kapitel Sport und Bewegung" " geprüft und inhaltlich übernommen. Darüber hinaus ist der Landessportbund Berlin Mitglied im Landeseniorenbeirat. Berlin, den 13. März 2012 Frank Henkel Senator für Inneres und Sport (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 02. Apr. 2013)