Drucksache 17 / 11 668 Kleine Anfrage 17.17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Özcan Mutlu und Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 04. März 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. März 2013) und Antwort Grundschule III – Profilbetonte Grundschule Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich die Zahl der Übertritte aus den 4. Klassen der öffentlichen Grundschulen in 5. Klassen der öffentlichen Gymnasien bzw. 5. Klassen von freien Schu- len (Privatschulen) in absoluten und relativen Zahlen (Be- zugsgröße = Jahrgangsstärke der 4. Klassen) in den letz- ten drei Schuljahren entwickelt? Zu 1.: Die gewünschten Angaben sind der folgenden Übersicht zu entnehmen: Schülerinnen und Schüler an Grundschulen in Jahrgangsstufe 4 und Schülerinnen und Schüler an Gymnasien in Jahrgangsstufe 5 Schulen in öffentlicher Trägerschaft Schuljahr Schülerinnen und Schüler an Grundschulen in Jahrgangs- stufe 4 Schuljahr Schülerinnen und Schüler an Gymnasien in Jahr- gangsstufe 5 in % 2009/10 23.092 2010/11 1.686 7,3 2010/11 21.108 2011/12 1.668 7,9 2011/12 21.374 2012/13 1.757 8,2 Schulen in privater Trägerschaft Schuljahr Schülerinnen und Schüler an Grundschulen in Jahrgangs- stufe 4 Schuljahr Schülerinnen und Schüler an Gymnasien in Jahr- gangsstufe 5 in % 2009/10 1.703 2010/11 438 25,7 2010/11 1.826 2011/12 469 25,7 2011/12 1.746 2012/13 464 26,6 2. Wie bewertet der Senat diese Zahlen? Zu 2.: Im Schuljahr 2012/13 besuchen insgesamt 9,6 % des Jahrgangs eine 5. Klasse eines Gymnasiums an öffentlicher bzw. privater Trägerschaft. Der geringe An- stieg der Zahlen lässt keinen Trend erkennen, vielmehr zeigt sich, dass die 6-jährige Grundschule in Berlin kon- stant eine breite Akzeptanz erzielt. Da alle Gymnasien, die mit Jahrgangsstufe 5 beginnen, besondere Profile vor- halten, zeigt die Wahl auch dieser Schulen, dass das viel- fältige Angebot in der Berliner Schule bedarfsbezogen ist und von den Eltern angenommen wird. Die Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen und in den grundständigen Gymnasial- klassen verläuft - so zeigte eine Re-Analyse von Prof. Baumert zur Studie ELEMENT von Prof. Lehmann im Jahr 2009 - insgesamt parallel. Die betrifft auch und ge- rade die leistungsstärksten Bereiche. Der 6-jährigen Grundschule sprach Prof. Baumert seinerzeit ausdrücklich ein „Kompliment“ aus, denn ihr gelingt es, die Leistungen schwacher Schülerinnen und Schüler anzuheben, ohne die starken zu vernachlässigen. Dies bestärkt den Senat darin, an der 6-jährigen Grundschule als ein bewährtes Modell festzuhalten. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 668 2 3. Mit welchen Kosten wäre es verbunden gewesen, wenn in diesem Schuljahr jede Grundschule ein zusätzli- ches Budget von 5.000 Euro für die Durchführung von speziellen AGs am Nachmittag für besonders interessierte Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen erhalten hätte? Zu 3.: Im Schuljahr 2012/13 gibt es 362 Grundschulen in öffentlicher Trägerschaft. Somit wären Kosten in Höhe von 1,81 Mio. Euro entstanden. 4. Mit welchen Kosten wäre es verbunden gewesen, wenn diese Regelung nur für Grundschulen in sogenann- ten sozialen Brennpunktgebieten gegolten hätte? Zu 4.: Einen definierten Indikator für den Begriff „Brennpunktgebiete“ gibt es nicht (vgl. auch Antwort auf die KA 17/11666.) Eine Kostenermittlung ist daher nicht möglich. 5. Gibt es neben musik- und sportbetonten Grund- schulen auch speziell MINT-betonte Grundschulen in Berlin? a.) Wenn ja, welche Grundschulen sind es und worin drückt sich deren Profil aus? b.) Wenn nein: Warum nicht? Zu 5. a): Ca. 70 von 362 öffentlichen Grundschulen nehmen – zum Teil mit mehreren Fachbereichen – am SINUS-Programm (SINUS - Steigerung der Effizienz des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts) zur Stärkung und zur Qualitätsentwicklung des mathema- tisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts teil. In diesen MINT-betonten (MINT – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft , Technik) Schulen haben sich in der Re- gel Teams gebildet, die in einzelnen Jahrgängen ihren Unterricht weiterentwickeln und ausgewählte Module des Programms umsetzen. Im Fach Mathematik liegt der Programmschwerpunkt in der Förderung des „individuellen Lernens in heterogenen Gruppen“. In den naturwissenschaftlichen Fächern liegt der Schwerpunkt in der konzeptionellen Weiterent- wicklung des Unterrichts. Dazu gehören die verstärkte Individualisierung des Lernens unter Berücksichtigung der Binnendifferenzierung, vielfältige Best-Practice-Bei- spiele zur Verknüpfung von Inhalt und Methode und die Erweiterung der Sprach- und Lesekompetenz der Schüle- rinnen und Schüler im Hinblick auf die Fachsprache in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Außerdem nehmen 65 Grundschulen an dem von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft finanziell unterstützten Programm TuWaS! (Technik und Wissenschaft an Schulen) teil, die nach verpflichtenden Lehrerfortbildungen an der Freien Universität Berlin Ex- perimentierkästen zu etlichen Themen des Sachunterrichts und des Faches Naturwissenschaften ausleihen. Schulen, die am SINUS-Programm und an TuWas teilnehmen, verpflichten sich, die im jeweiligen Pro- gramm festgelegten Module umzusetzen. Sie profilieren sich damit in der Verbesserung ihres Unterrichts in den MINT-Fächern und der individuellen Förderung aller Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Lerngruppen. Dieses Profil unterscheidet sich vom Profil der musikbe- tonten und sportbetonten Schulen, wo die individuelle Förderung von leistungsstarken Schülerinnen und Schülen im Vordergrund steht. 6. Wie viele der musik-, sport- und evtl. MINT- betonten Grundschulen liegen in sozialen sogenannten Brennpunktgebieten und welche sind es? (bitte nach den Profilen und Bezirk/Region getrennt aufführen) Zu 6.: In diesem Zusammenhang wird auf die Antwort zur Frage 4 verwiesen. Eine entsprechende Auswahl lässt sich daher nicht darstellen. 7. Ist die Anmeldesituation an solchen Profil-beton- ten Grundschulen in sogenannten sozialen Brennpunktge- bieten erkennbar anders als in den jeweils umliegenden Grundschulen? Zu 7.: Aus der Schulforschung ist bekannt, dass sich Eltern von Grundschulkindern bei der Auswahl der Wunschschule - neben dem Schulweg - eher an dem An- gebot, wie zum Beispiel an dem Profil der Schule, als an anderen Gesichtspunkten orientieren (vgl. Clausen, Mar- ten, 2006: Warum wählen Sie genau diese Schule? Eine inhaltsanalytische Untersuchung elterlicher Begründun- gen der Wahl der Einzelschule innerhalb eines Bildungs- gangs. Zeitschrift für Pädagogik Vol. 52. S. 69 - 90). Die Zuständigkeit für das Aufnahmeverfahren in die Grundschulen liegt beim Schulträger - also beim jeweili- gen Bezirk. Schulanmeldungen werden durch die bezirk- lichen Schulämter bearbeitet. Zur Anmeldesituation und den Anmeldezahlen an einzelnen Grundschulen liegen in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissen- schaft keine Angaben vor. Berlin, den 05. April 2013 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. Apr. 2013)