Drucksache 17 / 11 829 Kleine Anfrage 17.17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Özcan Mutlu (GRÜNE) vom 23. März 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. März 2013) und Antwort Unterrichtsausfall 2013 Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hoch war der Unterrichtsausfall im letzten Schuljahr und wie hoch ist der Unterrichtsausfall aktuell? (sortiert nach Bezirk, Schultyp und prozentual sowie An- zahl der ausgefallenen Stunden) Zu 1.: Die Unterrichtsausfallstatistik zum aktuellen Schuljahr ist noch nicht verfügbar. Im Schuljahr 2011/12 lag der Ausfall bei 2,1 % an öffentlichen allgemein bil- denden Schulen. Die Ausfallquote hat sich bei den Grundschulen, Sekundarschulen und Gymnasien gegen- über den vorherigen Schuljahren verbessert. Ausgedrückt in absoluten Zahlen fielen während des gesamten Schul- jahres 2011/2012 im Durchschnitt pro Woche von gut 503.000 Unterrichtsstunden insgesamt 52.900 Stunden zur Vertretung an. Davon wurden in der Regel 42.300 Unterrichtsstunden vertreten, bei 10.600 Unterrichtsstun- den war dies nicht möglich. 2. Wie verteilt sich der Unterrichtsausfall auf die je- weiligen Jahrgangsstufen und auf die jeweiligen Unter- richtsfächer? (prozentual und in absoluten Zahlen) 3. Wie stellt sich die Lage für die sogenannten Man- gelfächer da (einschließlich Musik)? Zu 2. und 3.: Angaben zum Vertretungsanfall und so- mit auch zum Unterrichtsausfall werden nicht diffe- renziert nach Unterrichtsfächern und Jahrgangsstufen erhoben. Eine derartig feine Differenzierung würde die Schulen in hohem Maße zusätzlich belasten. Ich verweise hier auf die Antworten zu Fragen Ihrer Kleinen Anfragen Nr. 17/10400; 17/10083; 16/14093; 16/14034; 16/12512; 16/12141; 16/11251 und 16/10635. 4. Wie hoch war der Unterrichtsausfall in den Schul- jahren 2009/10, 2010/11 und 2011/12? (sortiert nach Bezirk, Schultyp und prozentual sowie Anzahl der ausgefallenen Stunden) Zu 4.: In der Anlage sind die vorliegenden Auswer- tungen zum Unterrichtsausfall nach Bezirk und Schulart der letzten drei Schuljahre enthalten. 5. Wie viele LehrerInnen sind aktuell als „dauerkrank “ eingestuft und stehen den Schulen als Langzeiterkrankte nicht für die Unterrichtsversorgung zur Verfü- gung? (sortiert nach Dauer der Krankheit, Schwanger- schaftsurlaub, Schultyp und Unterrichtsfach) Zu 5.: Am 28.02.2013 waren 1377 Lehrerinnen und Lehrer als langzeitkrank gemeldet. Diese Zahl teilt sich wie folgt auf die einzelnen Schul- formen auf: Schulform Anzahl langzeiterkrank- ter Lehrkräfte (Lk) Anzahl Lehrkräfte im Mutter- schutz/Beschäftigungsverbot Berufliche und zentral verwaltete Schu- len 152 10 Grundschulen 570 64 Gymnasien, Zweiter Bildungsweg 197 34 Sonderschulen 97 14 Integrierte Sekundarschulen 361 44 gesamt 1377 166 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 829 2 728 Lehrkräfte hatten am 28.02.2013 bereits eine Verweildauer in der Langzeiterkrankung von bis zu 12 Monaten, 649 Lehrkräfte über 12 Monate. 166 Lehrkräfte befanden sich am 28.02.2013 im Mut- terschutz. Eine Aussage zu den Unterrichtsfächern ist auf Grund der vorliegenden Datenlage nicht möglich. 6. Wie viele dieser langzeiterkrankte LehrerInnen ha- ben bisher Interesse an einem Einsatz in außerunterricht- lichen Bereichen gezeigt und wie viele haben derartiges beantragt? Zu 6.: Bis zum 27.03.2013 sind 110 Dienstkräfte in das Projekt der beruflichen Neuorientierung für Le- hrkräfte aufgenommen worden. Voraussetzung für die Aufnahme in das Projekt sind einerseits die amtsärztlich festgestellte dauernde Diens- tunfähigkeit als Lehrkraft bei gleichzeitiger gesundhei- tlicher Eignung für Tätigkeiten außerhalb des Schul- dienstes und andererseits die freiwillige Bereitschaft für einen solchen Einsatz. Eine wesentlich höhere Anzahl an Personen hat sich in diesem Zeitraum im Rahmen des Projektes beraten lassen, also ebenfalls Interesse an einem außerunterrichtlichen Einsatz gezeigt, erfüllte aber die Voraussetzungen nicht oder hat nach Beratung wieder Abstand von einer Betreuung und eventuellen Ver- mittlung genommen. Über die genaue Anzahl liegen keine Erhebungen vor. 7. Wie viele langzeiterkrankte LehrerInnen haben tat- sächlich von der Möglichkeit des Einsatzes in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes Gebrauch gemacht und konnten anderweitig eingesetzt werden? (sortiert nach Jahr und Einsatzort) Zu 7.: Von den aufgenommenen 110 Personen konnten bisher 44 in eine neue Tätigkeit vermittelt wer- den. Dies geschah in 39 Fällen im Rahmen einer Abordnung und in 5 Fällen durch Versetzung auf eine andere Stelle. In 11 Fällen wurde im Laufe der Betreuung eine Zurruhesetzung auf Wunsch der Betroffenen ein- geleitet, in 37 Fällen konnte eine Tätigkeit nicht vermittelt werden, da sich im Laufe der Betreuung herausstellte, dass die gesundheitlichen Beeinträchtigungen sich stärker als zunächst eingeschätzt auswirkten. Für diesen Per- sonenkreis wurde ebenfalls das Zurruhesetzungsverfahren eingeleitet. Die Einsatzorte für die anderweitige Beschäftigung dienstunfähiger Lehrkräfte liegen zum überwiegenden Teil innerhalb der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Häufig sind die Lehrkräfte mit Aufga- ben in der Schulverwaltung, beispielsweise der Umset- zung von neuen sowie der Unterstützung und Fortführung bestehender Projekte beauftragt. Andere Lehrkräfte unter- stützen die Außenstellen der Schulaufsicht, der Schulpsy- chologischen Beratungsstellen oder die Schulpraktischen Seminare, oder sind als Koordinatoren für Gesundheit und Arbeitsschutz in den Regionen und im Bereich der beruf- lichen Schulen eingesetzt. Ein kleiner Teil der vermittelten Lehrkräfte ist in an- dere Behörden, beispielsweise andere Senatsverwaltungen oder Bezirksämter abgeordnet. In der Regel geschieht dies auf der Basis von Personalkostenerstattung. Aus datenschutzrechtlichen Gründen bitte ich um Ver- ständnis, dass ich detailliertere Angaben nicht machen kann, da andernfalls Rückschlüsse auf Einzelpersonen möglich wären. 8. Wie gedenkt der Senat das anhaltende Problem des Unterrichtsausfalls nachhaltig zu lösen und welche kurz- fristigen, mittelfristigen und langfristigen Maßnahmen sind geplant? Zu 8.: Folgende Maßnahmen zur Gesunderhaltung und zur Reduzierung der langzeiterkrankten Lehrkräfte wurden ergriffen: - Es wurden Fortbildungsangebote für Lehrkräfte zur Suchtprophylaxe und Gewaltprävention sowie zur Organisations- und Schulentwicklung angeboten. Die Unfallkasse Berlin bietet darüber hinaus eine Vielzahl von Seminaren konkret für pädagogische Dienstkräfte an Schulen zum Arbeitsschutz in der Schule sowie zum Gesundheitsmanagement an. Themenbereiche sind hier zum Beispiel die Reduzie- rung von Belastungen im Schulalltag und Lärmprä- vention. - Für Führungskräfte in der Berliner Schule werden zielgerichtet zweitägige Workshops mit der Vermitt- lung von Kompetenzen auf den Gebieten des Stress-, Zeit- und Konfliktmanagements sowie der Ver- besserung von Kommunikationsfähigkeiten angebo- ten. - Durch den Einsatz von sogenannten Gesundheitsko- ordinatorinnen und Gesundheitskoordinatoren in den regionalen Außenstellen der Schulaufsicht wird die Ausweitung des Gesundheitsmanagements auch per- sonell abgesichert. Über die beschriebenen Aufga- benbereiche hinaus werden dort Gesundheitstage oder andere regionale Maßnahmen für einzelne Schulen umgesetzt. 9. Mit welchen weiteren Maßnahmen will der Senat die Abwanderung Berliner Lehrkräfte in andere Bundes- länder aufhalten und welche konkreten Schritte sind ge- plant, um in Berlin ausgebildete LehrerInnen in der Stadt zu halten? 10. Welche konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, des Arbeitsumfelds und der Ar- beitszeiten sowie der Belastungen der LehrerInnen plant Senat, um den Einsatz in der Berliner Schule attraktiv zu machen? Zu 9. und 10.: Zur Verbesserung der Konkurrenzfä- higkeit mit anderen Ländern und der Situation der ange- stellten Lehrkräfte hat der Senat bereits zahlreiche Maß- nahmen ergriffen, um ausgebildete Lehrerinnen und Leh- rer in der Stadt zu halten: Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 11 829 3 - Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen ; Laufbahnbewerberinnen und -bewerbern wird von Beginn der Tätigkeit die Erfahrungsstufe 5 in der jeweiligen Entgeltgruppe gemäß TV-L gewährt. - Frühzeitige Durchführung der Auswahlverfahren, - Frühzeitige Einstellungsgarantien für künftige Ab- solventen und Absolventinnen des landeseigenen Vorbereitungsdienstes in Mangelfächern wie Lehrkräfte an Sonderschulen und in den Fächern Mathematik, Physik, Informatik und Chemie, - Frühzeitige Angebote auf unbefristete Weiterbeschäftigung an befristet beschäftigte Lehrkräfte, - Einführung der Berufseingangsphase (BEP) für neu eingestellte Lehrkräfte um einen begleiteten Einstieg in die Anforderungen des Berufs als Lehrkraft zu gewährleisten, - Verbesserung der Ausbildungsbedingungen für den Lehrernachwuchs durch die Erhöhung von Referendariatsplätzen auf 2.200 Plätze sowie die - Ausweitung der Studienplatzkapazität um 150 Studienplätze für die lehramtsbezogenen Fächer. Hier bleiben weitere Abstimmungen innerhalb des Se- nats abzuwarten, welche Maßnahmen zukünftig realisiert werden können. Berlin, den 16. April 2013 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Apr. 2013) Anlage zu Frage 4 Nach Bezirk absolut absolut absolut absolut absolut absolut absolut absolut absolut in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden Mitte 10,1 4.960 8,2 4.030 1,9 930 10,6 5.100 8,7 4.200 1,9 900 10,3 5.060 8,3 4.060 2,0 1.000 Friedrichshain-Kreuzberg 10,9 4.360 8,7 3.470 2,2 890 11,7 4.600 9,0 3.550 2,7 1.050 11,6 4.730 9,5 3.850 2,1 880 Pankow 10,9 4.690 9,0 3.890 1,9 800 11,1 4.710 9,1 3.880 2,0 830 10,6 4.450 8,9 3.750 1,7 700 Charlottenburg-Wilmersdorf 9,4 4.150 7,0 3.080 2,4 1.070 10,8 4.580 7,8 3.290 3,0 1.290 10,0 4.240 7,2 3.050 2,8 1.190 Spandau 11,3 4.020 8,6 3.080 2,7 940 12,3 4.250 9,2 3.180 3,1 1.070 11,5 4.110 8,7 3.100 2,8 1.010 Steglitz-Zehlendorf 8,9 4.170 7,0 3.300 1,9 870 9,5 4.390 7,5 3.480 2,0 910 9,5 4.400 7,7 3.570 1,8 830 Tempelhof-Schöneberg 10,1 4.820 7,4 3.550 2,7 1.270 10,1 4.700 7,6 3.540 2,5 1.160 10,9 5.210 8,4 4.020 2,5 1.190 Neukölln 12,8 6.400 10,5 5.260 2,3 1.140 12,7 6.260 10,1 4.990 2,6 1.270 12,5 6.260 10,1 5.060 2,4 1.200 Treptow-Köpenick 9,5 2.840 7,6 2.260 1,9 580 10,7 3.020 8,9 2.520 1,8 500 10,5 2.930 8,7 2.420 1,8 510 Marzahn-Hellersdorf 11,5 3.900 9,8 3.320 1,7 580 11,5 3.890 9,7 3.290 1,8 600 10,8 3.760 9,0 3.130 1,8 630 Lichtenberg 10,1 3.350 8,6 2.840 1,5 510 10,9 3.520 9,4 3.050 1,5 470 10,1 3.330 8,4 2.770 1,7 560 Reinickendorf 10,7 4.650 8,6 3.730 2,1 920 11,1 4.680 8,6 3.630 2,5 1.050 11,0 4.770 8,4 3.650 2,6 1.120 Zentralverwaltete Schulen 8,4 590 6,9 490 1,5 100 8,2 600 6,8 500 1,4 100 8,8 550 7,5 470 1,3 80 Nach Schulart absolut absolut absolut absolut absolut absolut absolut absolut absolut in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden in Wochenstunden Grundschule 11,5 24.230 9,8 20.710 1,7 3.520 11,8 24.900 10,0 20.980 1,8 3.920 11,7 25.400 9,9 21.400 1,8 4.000 Integrierte Sekundarschule 1) 10,4 13.750 7,7 10170 2,7 3.580 10,9 13.500 8,0 9820 2,9 3.680 x x x x x x Gymnasium 8,3 9.200 5,9 6.540 2,4 2.660 9,0 9.520 6,4 6.750 2,6 2.770 8,9 9.250 6,3 6.550 2,6 2.700 Hauptschule x x x x x x x x x x x x 12,2 3.010 9,7 2.400 2,5 610 Realschule x x x x x x x x x x x x 12,1 3.130 9,2 2.380 2,9 750 Verbundene Haupt- und Realschule x x x x x x x x x x x x 11,7 630 8,2 440 3,5 190 Gesamtschule x x x x x x x x x x x x 9,3 6.480 6,7 4.690 2,6 1.790 Schulen mit sonderpäd. Schwerpunkt 12,4 5.280 10,8 4.590 1,6 690 13,4 5.910 12,0 5.280 1,4 630 11,9 5.500 10,4 4.820 1,5 680 Zweiter Bildungsweg 6,9 440 4,5 290 2,4 150 7,4 470 4,4 270 3,0 200 6,4 400 3,6 220 2,8 180 Vertretungsanfall, Vertretungsunterricht und Unterrichtsausfall an öffentlichen allgemein bildenden Schulen nach Bezirk und nach Schulart in den vergangenen drei Schuljahren in Prozent und absolut Bezirk Ausfall Ausfall in % in % in % in % Schuljahr 2011/12 1) 2010/2011 Neu - Schulstrukturreform; einschl. der Spätstarter (Real-/Gesamtschulen) Schulart Ausfall Ausfall in % in % Schuljahr 2009/10Schuljahr 2010/11 in % in % Vertretung in % Schuljahr 2011/12 Schuljahr 2010/11 Anfall VertretungAnfall in % in % in % Anfall Vertretung Anfall Vertretung Anfall Vertretung in % in % in % Schuljahr 2009/10 Anfall Vertretung Ausfall Ausfall in % in % in % ka17-11829 K1711829-Anl