Drucksache 17 / 12 066 Kleine Anfrage 17.17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Özcan Mutlu (GRÜNE) vom 13. Mai 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Mai 2013) und Antwort SchülerInnen nichtdeutscher Herkunftssprache in Berliner Gymnasien Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hoch ist aktuell der Anteil der Schüler/-innen nichtdeutscher Herkunftssprache an Berliner Gymnasien? (sortiert nach Schule, Herkunftssprache, Klassenstufe - absolute und prozentuale Angaben) Zu 1.: Im Schuljahr 2012/13 besuchen 15 958 Schüle- rinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache (ndH) die Jahrgangsstufen 5 bis 12 der Berliner Gymnasi- en. Die Verteilung auf die einzelnen Jahrgangsstufen ist Anlage 1 zu entnehmen. Eine Auswertung nach Schul- standort würde den Rahmen einer Kleinen Anfrage über- steigen. Auskünfte zu einzelnen Schulen können jedoch dem jeweiligen Schulporträt auf der Homepage der Se- natsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft entnommen werden. 2. Wie viele SchülerInnen nichtdeutscher-Herkunftssprache haben sich seit der Berliner Schulstruktur- reform an Berliner Gymnasien angemeldet? (sortiert nach Schule, Herkunftssprache, Klassenstufe - absolute und prozentuale Angaben) 3. Wie viele der ndH Schüler/-innen gemäß Frage 2 konnten am Gymnasium verbleiben und wie viele von Ihnen mussten das Gymnasium nach dem Probejahr wie- der verlassen? (sortiert nach Schule, Herkunftssprache, Klassenstufe - absolute und prozentuale Angaben) Zu 2. und 3.: Eine zentrale Erfassung angemeldeter Schülerinnen und Schüler erfolgt nicht. Im Schuljahr 2009/10 sind jedoch 2.277, im Schuljahr 2010/11 2.442 und im Schuljahr 2011/12 3.239 Schüle- rinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache an den Berliner Gymnasien aufgenommen worden. Nach Bestehen der Probezeit verblieben in 2009/10 1.953 (85,8 %), in 2010/11 2.179 (89,2 %) und in 2011/12 2.659 (82,1 %) der aufgenommenen Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien. Für das laufende Schuljahr werden die Ergebnisse zur Probezeit voraussichtlich Ende August 2013 - nach Beendigung der Nachversetzungsverfahren – vorliegen. 4. Wie bewertet der Senat diese Entwicklung und mit welchen konkreten Maßnahmen will der Senat diesem Trend entgegensteuern, damit Schüler/-innen nichtdeut- scher-Herkunftssprache die Lernziele des Gymnasiums erreichen können und nicht von dieser Schulform „entfernt “ werden, wie manche Eltern diesen Trend inzwischen bezeichnen? Zu 4.: Von einem im Sinne der Fragestellung inten- dierten Trend kann nicht gesprochen werden, denn auch bei Schülerinnen und Schülern ohne ndH-Hintergrund zeigt sich der gleiche Verlauf: mit Zunahme der aufge- nommenen Schülerinnen und Schülern an den Gymnasien (2009/10 9.548; 2010/11 10.094; 2011/12 11.757 Schüle- rinnen und Schüler) scheint einher zu gehen, dass die Zahl derjenigen, die die Probezeit nicht bestehen (Bestehens- quote: 2009/10 93,5 %; 2010/11 94,0 %, 2011/12 92,0 %), ebenfalls leicht ansteigt. Dies dürfte der Tatsa- che geschuldet sein, dass sich darunter vermehrt Schülerinnen und Schüler befinden, die zwar keine entsprechen- de Bildungsgang-empfehlung hatten, aber, da sie keinen Platz an der von ihnen gewünschten Integrierten Sekun- darschule erhielten, sich dann für den gymnasialen Bil- dungsgang entschieden, der ggf. aber eine zu große Her- ausforderung darstellt. Hier soll durch gute Beratung der Erziehungsberechtigten im Interesse dieser Schülerinnen und Schüler gegengesteuert werden. Dennoch ist es eine selbstverständliche Aufgabe der Gymnasien, durch geeig- nete Angebote den individuellen Lernprozess aller Schü- lerinnen und Schüler so zu unterstützen und zu begleiten, dass der Anteil an Schülerinnen und Schüler, die die Pro- bezeit nicht bestehen, weiter rückläufig ist und vom Grundsatz her zur Ausnahme wird. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 066 2 5. Wie bewertet der Senat den Umstand, dass an manchen Gymnasien dieser Trend stark und gehäuft auf- tritt? (z.B. Askanisches-Gymnasium) Zu 5.: Dieser Trend kann im Sinne der Frage nicht be- stätigt werden. Auch vom Askanischen Gymnasium wur- de im laufenden Schuljahr nichts darüber bekannt, dass es zu solchen Vorkommnissen gekommen wäre. Die Schule hat im Schuljahr 2012/13 in der 7. Jahrgangsstufe knapp zwei Drittel Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Herkunftssprache. Verlassen Schülerinnen und Schüler nach Ablauf der Probezeit das Gymnasium, wäre statis- tisch gesehen darunter ein höherer Anteil von nichtdeut- schen Schülerinnen und Schülern zu erwarten. 6. Die Gymnasien sind laut Schulgesetz angehalten Schüler/-innen, bei denen der Verbleib am Gymnasium als gefährdet angesehen wird, mit gezielter Förderung und Bildungsvereinbarungen u.ä., zu unterstützen damit das Klassenziel der 7. Klassenstufe erreicht werden kann. Welche konkreten Maßnahmen sind das und bei wie vie- len Schüler/-innen hatten diese Maßnahmen in den ver- gangenen beiden Schuljahren Erfolg (sortiert nach Schule und Herkunftssprache) Zu 6.: Die zu ergreifenden Maßnahmen werden schü- lerbezogen festgelegt, um eine möglichst optimale Pas- sung in Hinblick auf die individuellen Förder- und Unter- stützungsbedarfe zu gewährleisten. In der Regel beziehen sich diese auf den Bereich der (Fach-)Kenntnisse und der auf Unterrichtsfächer bezogenen Kompetenzen sowie auf die Lern- und Arbeitshaltung. Darüber hinaus können Maßnahmen zur Sicherung des Schulbesuches sowie zur Einbeziehung professioneller außerschulischer Lernhilfen festgelegt bzw. mit den Erziehungsberechtigten vereinbart werden. Diese Maßnahmen werden in der Verantwortung der einzelnen Schule festgelegt; eine zentrale Erfassung erfolgt nicht. 7. Ist dem Senat bekannt, wie sich die ndH- Schülerschaft an den Gymnasien innerhalb eines Jahr- gangs verteilen? (sortiert nach Schule, Jahrgang und Her- kunftssprache) Zu 7.: Eine Übersicht zum Anteil der Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache pro Jahr- gangsstufe ist der zu 1. beigefügten Anlage zu entnehmen. Im Übrigen wird auf die Antwort zu 1. verwiesen. 8. Ist dem Senat bekannt, dass mehrere Berliner Gymnasien WEITERHIN bewusst und gezielt ndH- Schüler/-innen pro Jahrgang in einer Klasse zusammen- fassen und somit Klassen mit extrem hohen ndH-Anteil und Klassen mit extrem niedrigen ndH-Anteil innerhalb eines Jahrgangs schaffen? 9. Wie bewertet der Senat die Maßnahmen und welche pädagogische Konzeption steht hinter einer derartigen Trennung der Schülerschaft? 10. Was hat der Senat seit dem Bekanntwerden dieser Art von Schülertrennung, gemäß der Fragen 7 und 8 unternommen und wie gedenkt der Senat mit den be- troffenen Schulen umzugehen, die eine derartige Tren- nung der Schülerschaft vornehmen? 11. Welche Maßnahmen haben die örtlichen Schulaufsichten und die jeweiligen Schulträger unternommen, um Schritte die eine Segregation der Schülerschaft be- zwecken, zu unterbinden? Zu 8. bis 11.: Auch diese Aussage kann so nicht bestä- tigt werden. Im laufenden Schuljahr gibt es an den öffent- lichen Gymnasien insgesamt 56 Jahrgangsstufen mit ei- nem ndH-Anteil von mehr als 60 % (107 mit mehr als 40 %). Diese Gymnasien kommen nicht umhin, in einzel- nen Jahrgangsstufen Klassen zu bilden, in denen sich ggf. überwiegend Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache befinden. Grundsätzlich kann die in der Frage dargestellte Auf- teilung aber kein Organisationsprinzip sein; sofern er- kennbar ist, dass eine Schule entsprechend verfahren würde, würde die regionale Schulaufsicht tätig werden und die Schule hinsichtlich ihrer Organisation beraten. 12. Wie viele Schüler/-innen nichtdeutscherHerkunftssprache haben sich für das kommende Schuljahr für das Gymnasium angemeldet (sortiert nach Schule, Herkunftssprache - absolute und prozentuale Angaben) 13. Wie viele der Schüler/-innen gemäß Frage 12, a.) konnten nicht am Wunschgymnasium unterge- bracht werden? b.) haben per Losglück einen Platz am Gymnasium erhalten? c.) einen Platz in einer Sekundarschule zugewiesen bekommen? Zu 12. und 13.: Da das Kriterium nichtdeutsche Herkunftssprache im Anmeldeverfahren nicht erfasst wird, kann erst zu Beginn des Schuljahres darüber eine Aussage gemacht werden, wie viele der in den Gymnasien aufge- nommenen Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Her- kunftssprache sind. Berlin, den 27. Mai 2013 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Juni 2013) I C 23.05.2013 Anlage 1 Anzahl der Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache an öffentlichen Gymnasien Schuljahr Jahrgangsstufen Anzahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache (absolut) Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache (in Prozent) Jahrgangsstufe 05 1757 330 18,8 Jahrgangsstufe 06 1677 222 13,2 Jahrgangsstufe 07 11007 2906 26,4 Jahrgangsstufe 08 12634 3250 25,7 Jahrgangsstufe 09 11479 2754 24 Jahrgangsstufe 10 10581 2451 23,2 E-Phase 131 88 67,2 1. Kurshalbjahr 10583 2105 19,9 2. Kurshalbjahr 78 1 1,3 3. Kurshalbjahr 8801 1851 21 68728 15958 23,2 2012/2013 ka17-12066 K1712066-Anlage-1